Veröffentlicht am 2020-05-20 In Solidarisches Liebesbündnis in Zeiten von Coronavirus

Wir können die Menschen doch nicht auf der Brücke schlafen lassen

PARAGUAY, María Fischer im Gespräch mit Juan Vicente Ramírez  •

„Wir sind schon bei den letzten Essenslieferungen angelangt“, kommentierte Juan Vicente Ramírez, Vizepräsident der Handelskammer von Ciudad del Este, Mitglied der Internationalen Gemeinschaft der Schönstatt-Unternehmer und Führungskräfte (CIEES). „Wir haben noch 4.500 Essenspakete für diesen Monat übrig, und das war’s.“ Sie enden nicht, weil er und die anderen Unternehmer keine Lust mehr haben, solidarisch zu handeln, sondern weil sie ihren Auftrag bereits erfüllt haben. „Jetzt sind staatliche Hilfsprogramme für die Bedürftigsten angekommen“. Als ich bemerke, dass sie in diesen fast zwei Monaten, bis die staatliche Hilfe eintraf, Tausende von Familien in Ciudad del Este gerettet haben, sagte er fast beschämt, dass sie einfach das taten, was man tun muss, wenn man eine Not sieht, und dass sie bereits mit einer anderen Notlage beschäftigt sind.

Puente Internacional de la Amistad zwischen Ciudad del Este und Foz de Iguazu.  Quelle: Wikipedia. De Ekem, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2915114

Die Situation aufgrund der COVID-19-Pandemie und der daraus resultierenden Schutzmassnahmen ist überall auf der Welt schwierig, besonders aber in den ärmsten Ländern wie Paraguay und für Familien, die von einer Arbeit leben, die sie nicht mehr ausüben können. Paraguay hat eine sanitäre Quarantäne verhängt und hält die Schließung seiner Grenzen zu Brasilien, Argentinien und Bolivien aufrecht, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. In Ciudad del Este, das an der „Dreiländergrenze“ zwischen Paraguay, Brasilien und Argentinien liegt, lebt jedoch fast jeder vom Warenfluss über die Grenzen und deren Schließung, erklärte Juan V. Ramírez, beduetet das Aus für die Unternehmen in der Region. Er sagte, es gebe keine unmittelbaren Alternativen, um die Situation zu retten, aber die Einführung einer virtuellen Verkaufsplattform werde derzeit analysiert.

Deshalb war die Initiative, Nahrungsmittel an diejenigen zu verteilen, die über Nacht ihr Einkommen verloren haben, so dringend. „In der Wohnsiedlung, in der ich wohne, haben wir in den zwei Monaten 2.000 Kits verteilt, und in der Handelskammer insgesamt waren es insgesamt 15.000 Kits.“ Jetzt, erklärt er, gebe die Regierung mehr als 1,2 Millionen Menschen 90 Dollar und Angestellten eine einmalige Arbeitslosenunterstützung von 180 Dollar, und nun werde man sehen, ob man eine zweite Unterstützungsrunde einleiten könne. Die Erfahrung, die Juan Ramírez am meisten beeindruckt hat, ist die, dass sich Hunderte von Geschäftsleuten, die selbst um das Überleben ihrer Unternehmen kämpfen, zusammengetan haben, um den Bedürftigen zu helfen.

Nun ist dieser Teil der Solidaritätskampagne, die Verteilung von Lebensmitteln, beendet. Aber die Solidaritätsaktion ist nicht vorbei.

Auf der Suche nach Unterkünften

Nach der Schließung der Grenzen versuchten rund 3.000 aus dem Ausland zurückgekehrte Bürger nach Paraguay einzureisen, zumeist aus Brasilien, wurden allerdings gezwungen, die sanitäre Quarantäne in Notunterkünften einzuhalten. Die es aber nicht gab. Die Brücke der Freundschaft, die Ciudad del Este (Paraguay) mit Foz de Iguazú (Brasilien) über den Fluss Paraná verbindet, füllte sich täglich mit Menschen, die auf paraguayisches Gebiet zurückkehren wollen. Sie entkommen der gefährlichen Ausbreitung des Virus in Brasilien, wo mehr als 14.000 Menschen starben und 200.000 infiziert wurden, vor allem im Bundesstaat Sao Paulo (54.329), wo Hunderte von Paraguayern arbeiten und leben.

Von den weniger als 800 Infizierten in Paraguay kommen 80% aus Brasilien, insbesondere aus São Paulo, wo viele Paraguayer durch die Pandemie arbeitslos geworden sind und nun versuchen, in ihr Land zurückzukehren, aber nicht einreisen dürfen. Juan Ramírez bemerkte, dass viele Menschen an der Brücke der Freundschaft, die Brasilien und Paraguay verbindet und jetzt trennt, hängen bleiben und dort unter freiem Himmel, bei Regen und niedrigen Temperaturen übernachten.

Und so reicht die große Solidaritätskampagne der Handelskammer diesen Menschen „von der Brücke“ die Hand, oder konkret, eine Bleibe. In einer gemeinsamen Anstrengungrichteten sie ein lerstehendes Lager mit Matratzen, Tischen, Duschen, Lebensmitteln und allem, was sonst noch benötigt wurde, ein, damit mehr als 200 Menschen für die zwei Wochen der Quarantäne dort bleiben konnten. Am nächsten Tag erlebte man dasselbe Szenario auf der Brücke, und so richteten sie die libanesische Schule als Zufluchtsort für 80 Frauen und ihre Kinder ein. Da einige Menschen gesundheitliche Probleme wie Diabetes haben, sammelten sie auch Medikamente für sie. „Wir tun alles, was wir können, damit wir alle zusammen aus dieser Pandemie herauskommen können, die jetzt über uns als Stadt hereinbricht“, sagt er. Und fügt fast lapidar an: „Wenn ich andere soziale Unternehmungen habe, werde ich es Sie wissen lassen.“

„Vom Heiligtum aus zu den Armen“, sagte ein Joao Pozzobon. Juan Ramirez macht das einfach.

Original: Spanisch.Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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