Veröffentlicht am 2015-01-10 In Solidarisches Bündnis

In der Nacht, als sie nach Lampedusa kamen…

SCHWEIZ, Melanie und Ulrich Grauert. „Flüchtlinge, im Meer umgekommen, in den Booten, die anstatt ein Weg der Hoffnung zu sein ein Weg des Todes wurden. So lauten etliche Schlagzeilen in den Zeitungen! Als ich vor einigen Wochen die Nachricht bekommen habe, die sich leider noch einige Male wiederholt hat, wurde das Denken daran mir zu einem Stachel im Herzen, der Leiden bringt. Und ich wusste, dass ich hierher kommen muss, um zu beten, um ein Zeichen der Nähe zu setzen, aber auch um unsere Gewissen zu wecken, so dass sich das, was passiert ist, nicht wiederholt. Nie wieder!“ So Papst Franziskus bei seinem Besuch am 8. Juli 2013 auf Lampedusa, in der Predigt, die viele „Enzyklika von Lampedusa“ nennen. Ein Stachel im Herzen auch für viele aus der Schönstatt-Bewegung – das Schicksal von Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, fliehen müssen, fliehen wollen … Vor Weihnachten sind im alten Hotel in Ebikon Asylanten eingezogen. Die ersten von 50 oder 60 …

Das wurde mit gemischten Gefühlen in der Bevölkerung aufgenommen. Es hat uns keine Ruhe gelassen. Keiner wusste genau Bescheid. So sind wir zweimal hingegangen.

Alles war verschlossen und keiner zu sehen beim ersten Mal. Beim zweiten Mal war Ulli dabei, der gab nicht so schnell auf und hat laut „Hallo – Haaaalloooo“ gerufen. Es war auch ein Fenster offen, an dem schließlich eine Frau erschien.

Sie ließ uns dann durch die Hintertüre herein, wir konnten unsere Kuchen und Schokolade abgeben und wurden mit Kaffee und Tee verwöhnt. Kultur der Begegnung …

Eritrean Coffee

Am 26. kamen wir dann mit zwei unserer Töchter wieder und brachten noch Kleider vorbei. Die Mädchen blieben noch und haben den jungen Frauen – es sind 11 Frauen aus Eritrea dort – noch den Rotsee gezeigt. Für den 27. abends wurden wir dann zum Essen eingeladen. Das war richtig spannend. Wir kamen zu sechst und haben herrliche Gerichte bekommen und zugesehen, wie auf einem Zimmergaskocher traditioneller Kaffee geröstet, gemahlen und gekocht wurde. Zwei sprachen ganz gut Englisch, so konnten wir uns einigermaßen verständigen. Es war ein fröhlicher Abend, der auch nachdenklich machte.

Die meisten sind mit Booten über Lampedusa gekommen, haben Familie hier, die seit Jahren hier leben, warten auf Bescheid und werden innerhalb des Kantons immer wieder von einem Heim ins nächste verfrachtet. In der Nacht als sie mit dem Boot ankamen, waren es circa 1000 Menschen, die gleichzeitig auch ankamen in drei Booten.

Einige Tage später waren unsere Töchter dann in Zug in einer Ausstellung über irakische Flüchtlinge – fisherman fm hatte die Ausstellung organisiert und noch einen Kriegsjournalisten eingeladen, der dieses Jahr in der Schweiz zum Journalisten des Jahres gewählt wurde. Er hat über die ganze Entwicklung in Syrien erzählt und einen selbstgedrehten und -geschnittenen Film gezeigt.

Es war ein ganz besonderes Weihnachten…


IMG 7640 from schoenstatt org on Vimeo.

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