Veröffentlicht am 2013-09-01 In Solidarisches Bündnis

Gebet, das berührt: Solidarisches Bündnis mit den Menschen in Ägypten und Syrien

Sarah-Leah Pimentel. Unmöglich, Nachrichten zu schauen und nicht bewegt zu sein von den Bildern, die wir aus Ägypten und aus Syrien sehen. Die Kameras verschonen uns nicht vor dem Anschlag auf die Sinne, wenn wir Blut durch die Straßen fließen sehen, unzählige Leichen kleiner Kinder und Schuttberge von dem, was einmal irgendjemandes Zuhause war.

Glaube zum Anfassen

Und doch war das Bild, das mich am meisten bewegt hat eines von gelebter Hoffnung und handfestem Glauben an einem Ort, wo es so schwer ist, überhaupt noch Glauben oder Hoffnung zu haben. Letzte Woche wurde ein Bild aus Ägypten in den sozialen Netzwerken zum Selbstläufer. Eine Gruppe muslimischer Männer bildete einen Kreis um eine katholische Kirche, um die Gemeinde darin bei der heiligen Messe vor einem möglichen Überfall zu schützen. Eine gefährliche Geste von Liebe und Einheit, da viele christliche Kirchen bei dem jüngsten gewalttätigen Aufruhr in Ägypten überfallen worden sind. Es ist wie eine direkte Antwort auf einen ähnlichen Akt im Jahr 2011, als christliche Männer einen Ring um protestierende Moslems auf dem Tahir-Platz bildeten, um sie während des Gebetes vor dem Zugriff der Regierungstruppen zu schützen. In beiden Fällen machte sich die Gruppe, die Schutz anbot, angreifbar, damit die andere Gruppe beten konnte. Das ist ein sehr konkreter Weg, wie Glaube Leben stärken kann, selbst wenn dieses Leben am seidenen Faden hängt.

Antwort auf den Ruf des Heiligen Vaters im solidarischen Bündnis

Diese Bilder von Einheit, von religiöser Solidarität – trotz der riesigen ideologischen Unterschiede – lassen mich an das denken, was wir in Schönstatt seit gut zwei Jahren als „solidarisches Bündnis“ kennen. In unserem Liebesbündnis sind wir auch gerufen, aus dem Heiligtum hinauszugehen und „der Mutter Herrlichkeiten von dort … in die Welt (zu) verbreiten, um Liebesströme zu ergießen, dass sie durch kalte Herzen fließen“ (Morgenweihe, Himmelwärts).

Papst Franziskus hat uns aufgerufen, Christus auf die Straße zu bringen. Das bedeutet, unseren christlichen Glauben über die Grenzen unserer Kirchen und unserer kleinen Gemeinschaften hinaus zu tragen. Dieser Glaube aber kann keine abstrakte Idee sein, sondern muss etwas sein, das die Herzen der Menschen berührt, denen wir begegnen, auch wenn sie an solch weit entfernten Orten wie Syrien leben und wir nichts anderes tun können, um ihnen zu helfen.

Aber wie können die Menschen dort erfahren, dass jemand für sie betet?

Wir beten so oft in der Messe bei den Fürbitten für die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Erde. Das ist gut. Aber im Licht dessen, wozu der Heilige Vater uns aufruft, müssen wir vielleicht noch einen Schritt weitergehen.

Wie oft hat jemand uns gebeten, für ihn zu beten? Und während wir vielleicht innig beten, hat der Mensch, für den wir beten, keine Ahnung davon. Manchmal ist eine SMS, eine Mail oder ein Telefonanruf genauso wertvoll wie das Gebet selbst.

Das gilt auch für die Menschen, die in von Krieg und Bürgerkrieg zerrissenen Ländern wie Ägypten oder Syrien leben. Wir beten für sie, doch wie können sie davon erfahren? Während sie jeden Tag in der Angst vor einem neuen Angriff oder dem Verlust eines Angehörigen leben, haben viele das Gefühl, dass die Welt zuschaut und nichts tut, um ihnen in ihrer Not zu helfen.

Und vielleicht kommt hier unser solidarisches Bündnis ins Spiel. Stellen wir uns einmal vor, was es für die Menschen dort bedeuten würde, wenn wir eine Möglichkeit fänden, dass unsere Gebete sie in einer berührbaren, konkreten Form erreichten. Ich war sehr bewegt von der Aktion „Ich habe diesen Rosenkranz für dich gebetet“ beim Weltjugendtag in Rio. Menschen aus der ganzen Welt hatten einen Rosenkranz gebetet für irgendeinen Jugendlichen und diesen nach Rio geschickt. Wer den Rosenkranz bekam, wusste, dass jemand konkret für ihn oder sie gebetet hatte.

Ich habe für dich gebetet …

Könnten wir nicht dasselbe für die Menschen in Syrien oder Ägypten tun? Ob sie nun Christen sind oder Moslems oder so viel Elend erlebt haben, dass sie an gar nichts mehr glauben, könnten wir uns auf einfache Weise mit ihnen verbinden. Wir könnten etwa ein Symbol schicken – vielleicht das Bild einer Friedenstaube oder irgendein anderes Bild, das nicht eine spezifische Religion symbolisiert -, das wir in der Hand hatten, während wir für einen Menschen in dieser Region gebetet haben, mit einem einfachen Satz: Ich habe für dich gebetet. Stellen wir uns vor, was das für einen Menschen bedeutet, wenn wir diese Karten mit irgendeiner Hilfsorganisation, die dort aktiv ist, schicken könnten? Stellen wir uns vor, was es für einen Menschen bedeutet, der schwer verletzt ist, sein Haus verloren hat, den Tod eines Angehörigen oder Freundes betrauert, wenn er diese Karte in der Hand hält und weiß, dass irgendwo da draußen in der Welt jemand an ihn gedacht und für ihn gebetet hat.

Dieser schlichte Akt der Bündnissolidarität könnte eine Quelle der Kraft und Hoffnung sein für jemanden, der am Ende aller Kraft ist. Es könnte unsere Art sein, die Gnaden des Heiligtums mit Menschen zu teilen, die keine einzige andere Möglichkeit haben, in diesem Moment aus der Gnadenquelle zu schöpfen.

Ja, das ist eine verrückte Idee, aber wir können es möglich machen, wir können das den Menschen in unseren Pfarreien, unseren Schulen, unseren Familien sagen … und die Kraft des Gebetes könnte sich dieser Welle des Bösen entgegenstellen, die diese beiden Länder eisern im Griff hat.

Video

Text des Angelusgebetes vom 1. September

Twitter: #IprayforyouinSyria – Einfach Name und Stadt/Land dazu schreiben und weitertwittern.


 

 

 

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