Madrugadores

Veröffentlicht am 2020-11-06 In Madrugadores

Wenn die Kirchen brennen…

CHILE, Octavio Galarce mit der Gemeinschaft der Madrugadores von Monte Schoenstatt•

Nach etwas mehr als einem Jahr feierte Pfr. Pedro Narvona, ein Schönstatt-Diözesanpriester, zusammen mit der Gemeinschaft der Madrugadores von Monte Schoenstatt eine Eucharistiefeier in der Kirche der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Santiago, nachdem sie am vergangenen 18. Oktober praktisch völlig zerstört worden war. In Wahrheit gab es zwei Angriffe auf diese Kirche, einen im Jahr zuvor und diesen letzten, der sie schließlich fast vollständig zerstörte. Ein wunderschönes Bild der Gottesmutter, das zu diesem Anlass geschenkt wurde, war die materielle Geste in diesem liturgischen Akt der Buße, der inmitten der Ruine der Pfarrkirche gefeiert wurde, die überfallen, verbrannt, zerstört wurde… —

Am 18. Oktober wurde das Gotteshaus, das sich einige Häuserblocks südlich der Plaza Baquedano befindet, von Randalierern angegriffen, die im Rahmen des ersten Jahrestages der sozialen Unruhen in Chile bei Zwischenfällen in diesem Sektor die hölzerne Tür in Brand setzten. Das Feuer griff auf den Innenrum über, und die Kirche brannte völlig aus. Am 8. November 2019 verwüsteten und plünderten vermummte Männer diese Pfarrkirche bereits und zerstörten Jesus- und Heiligenstatuten auf der Straße. Dieses Mal nun sorgte der Überfall für die endgültige Zestörung der hübschen alten Kirche.

Auch wir sind schuld

Zu Beginn der Messe sagte ein Vertreter der Madrugadores:

„In diesem kommenden Monat werden 144 Jahre seit der Gründung dieser Kirche vergangen sein. Heute sehen wir mit Erstaunen und Schmerz, wie sie zerstört wurde.

Während die Vermummten tanzten und ihre große Leistung feierten, indem sie den letzten Ort des Friedens am sogenannten „Ground Zero“, verbrannten, die zu Ehren der Himmelfahrt unserer Mutter Maria errichtete Kirche, die sie mitsamt ihren Bildern und Symbolen dem Erdboden gleichgemacht haben. Viele beteten bestürzt und untröstlich für dieses Vergehen, andere versuchten, das Unverständliche zu verstehen, und einige wollten zur Verteidigung rennen. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, sagt Jesus von Nazareth, der von der Spitze des Kreuzes herabblickt. Er erinnert sich an seine Apostel und Freunde, die ihn im Stich gelassen haben, an die Soldaten, die ihn verspottet, ausgepeitscht und gefoltert haben. Heute erinnert er sich an die Gleichgültigkeit, den Hass, die Wut, die seine Kirche unschuldig bezahlt.

Die Schuld liegt bei denen, die sie zerstört haben, aber auch und vor allem bei uns, die als Gesellschaft es ermöglicht haben, dass die Chilenen, unsere Brüder und Schwestern, in der Lage waren, das zu tun, was sie getan haben. Unsere Plünderer und Vandalen sind die Frucht eines Landes, das die Familie verunglimpft, die Kultur verarmt und das soziale Gefüge geschwächt hat. Wir haben mehr als 700.000 Ni-Nis (die weder studieren noch arbeiten), junge Menschen ohne Ausbildung, ohne Arbeit und viele ohne Familie, die in Drogen und Alkohol getaucht sind. Wir rechtfertigen sie nicht, aber was für ein Leben mussten sie führen, um eine solche Brutalität zu tun, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.“

Lebendige Steine

Wie traurig, sie halten dich nicht für eine Mutter… so viele Hassgefühle verdunkeln dein Licht und sie verstehen nur Feuer und Zerstörung. Heute ist der Lärm des Schmerzes so stark, dass sie das Lied der Liebe, das aus deinem heiligen Herzen fließt, nicht hören. Wir sind hier, weil wir als Madrugadores von Monte Schoenstatt uns dir, unserer Kirche, verpflichtet fühlen.

Unsere Kirche wurde ohne eigenes Verschulden zerstört, sie wurde lahmgelegt, ohne einen Kampf anzubieten, sie wurde aufgegeben, ohne Rache zu schwören. Pfarrer Pedro Narbona lehrt uns: „Die Kirche wird nicht so sehr mit dem Material, mit etwas Physischem gebaut, sondern mit den lebenden Steinen, die jeder einzelne von uns ist. Wir sind ein lebender Stein, und das ist das Wesentliche. Wir dürfen nicht in den Kreis des Hasses fallen, der unsere Seelen vergiften kann“.

An Sie, lieber Pfarrer Pedro und die Gemeindemitglieder der Pfarrei Mariä Himmelfahrt: als Madrugadores die zum Teil hier anwesend sind, unsere Nähe und Solidarität in Ihrem Schmerz. Wir werden uns nicht vom Bösen überwältigen lassen, wir werden das Böse mit dem Guten überwinden, weil wir Jünger dessen sind, der für seine Feinde gestorben ist. Sie mögen diese Kirche und andere verbrennen, aber nicht unseren Glauben. Heute bitten wir zusammen mit der Jungfrau Maria mit mehr Eifer denn je den guten Vater Gott, uns zu Werkzeugen seines Friedens zu machen.

Wir sind hier, als Gemeinschaft von Gläubigen, um einen Akt der Sühne und Wiedergutmachung zu vollbringen. Unsere eigene Schuld in dem Bereich, der uns entspricht, zu übernehmen und um Vergebung zu bitten.“

Original: Spanisch, 28.10.2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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