Abhängigkeit

Veröffentlicht am 2023-05-12 In Projekte

Durch viele Abhängigkeiten hindurch Gott begegnen

DEUTSCHLAND, Peter Hagmann •

An diesem zweiten Abend der Männerwerkstatt-Trilogie „Lebenskrise, die zum Glauben führte“ erzählt Milan von seinem Weg: Als Kroate in Bosnien ist er zwar christlich erzogen worden, aber in seinem Umfeld hatte der christliche Glaube keine große Bedeutung und so war es auch lange Zeit für ihn. —

Durch das schlechte Umfeld gerät sein Leben aus den Fugen. Er macht Erfahrungen mit allen möglichen Drogen, die ihn geradewegs in die Sucht führen: Von Haschisch über Heroin bis hin zu Designerdrogen und Alkohol.

Immer wieder versucht er den Ausstieg, unterzieht sich Therapien, doch nichts hilft. Auch seine Heirat und eine gemeinsame Tochter werden von seiner Frau und Mutter als Wendepunkte erhofft, doch Milan schafft den Absprung nicht. An einem neuerlichen Tiefpunkt teilt ihm seine Frau die Trennung mit und dass sie den Kontakt der Tochter zu ihm unterbinden will. Das drückt Milan noch weiter nach unten.

Ein Kreuz annehmen

„Ich wusste nicht, dass man ohne die Heilige Messe eine leichte Beute für die Dunkelheit ist“, sagt er, „vor allem, wenn man zu Depressionen neigt, was bei mir der Fall war, weil ich von Geburt an sehr unter meiner Fußbehinderung litt, mit der ich auf die Welt kam. Gott wollte, dass ich am linken Fuß keine Zehen habe, und erst seit drei Jahren bin ich sehr dankbar dafür, denn diese Anomalie ist mein Kreuz. Aber ich habe 42 Jahre gebraucht, um es zu verstehen, um zu begreifen, dass es ein Geschenk Gottes ist. Davor habe ich sehr darunter gelitten. Ich wollte es nicht annehmen, und wer sein Kreuz nicht tragen will, der kann Jesus nicht nachfolgen, und so ist man verschlossen für die Gnade Gottes, aber offen für die Sünde. Und ich habe viel gesündigt.“

Wendepunkt

Am absoluten Tiefpunkt und nach mehreren Selbstmordversuchen ruft er Jesus an, fleht ihn an, ihm zu helfen, wenn es ihn gäbe, aber schon nach wenigen Tagen ist er davon überzeugt, dass es Gott nicht gibt und auch Jesus eine Erfindung von Menschen ist. So kommt er wieder in Kontakt mit Drogen, und an einem solchen Abend bei einem Freund ist es, als hätte sich plötzlich etwas in seinem Gehirn verändert, er erlebt Ängste, aber auch eine Klarheit, dass er umkehren und sich mit Jesus auf den Weg machen muss.

Dieses Erlebnis ist für ihn wie ein Wendepunkt in seinem Leben. Er will neu anfangen, findet über Umwege zu einem Priester, der ihm die Beichte und die Umkehr empfiehlt. Er nimmt das Angebot an und fühlt sich nach der Beichte erleichtert und erneuert. Durch den täglichen Gottesdienstbesuch und das Rosenkranzgebet, das ihm der Priester aufträgt, findet er einen Zugang zu Jesus und zum Glauben, der für ihn immer mehr zum wichtigsten Element seines Lebens wird. Dieser Wendepunkt war das Jahr 2018.

Fernfahrer

Im Jahr 2020, zur Zeit der Corona-Krise, begibt er sich auf den uralten spanischen Pilgerweg „Camino primitivo“, der 350 km quer durch Spanien nach Santiago de Compostela führt. Auf diesem Weg fragte er Gott, wie sein Leben beruflich weitergehen sollte. Er traf einen LKW-Fahrer, der ihn so beeindruckte, dass er sich sagte: „Das ist mein Weg“ und die Ausbildung bzw. den Führerschein machte. In seinen bisherigen Berufen als Mechaniker und Sozialarbeiter wollte er nicht mehr weitermachen.

Heute fühlt er sich auf seinem Lkw wie ein Einsiedler in seiner Klause, kann ein intensives Gebetsleben führen und sich mit religiösen Themen beschäftigen, die ihn auch sehr interessieren.

Unendlich dankbar für den Glauben

In der anschließenden Diskussionsrunde erzählt Milan auf Nachfrage der knapp 20 Teilnehmer, welchen Anteil er bei seiner Mutter sieht, die ihn immer im Gebet begleitet und viel mit ihm gelitten hat. Sie war es auch, die ihm den Ort Schönstatt empfohlen hat, den er dann annehmen konnte und wo er viele spannende und weiterführende Begegnungen hatte.

Milan möchte nicht ewig Fernfahrer in der LKW-Kartause bleiben, aber er lässt es auf sich zukommen und vertraut darauf, dass Gott ihm zur rechten Zeit die nächsten Wege zeigt.

Die Gesprächsteilnehmer waren tief beeindruckt von Milans Weg, der ihn aus der Sucht zu einem beeindruckenden Glauben geführt hat, der ihn im Alltag begleitet, ihm Kraft und Mut gibt und für den er unendlich dankbar ist.

Camino de Compostela

Camino de Compostela

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