Veröffentlicht am 2022-07-31 In Projekte

Im Dialog mit Zeitenstimmen

DEUTSCHLAND, María Fischer •

Uraufführung angekündigt schon für den März 2020, mehrfach der Pandemie zum Opfer gefallen – auch das eine Zeitenstimme in Blick auf dieses Oratorium von Dr. Martin Flesch, das den Dialog mit Zeitenstimmen in Text und Musik auf die Bühne bringt. Und das unter dem Titel „Himmelwärts“. „Eingebunden in das geistige Erbe Josef Kentenichs (1885- 1968), welcher die Texte zu „Himmelwärts“ in den Jahren 1941- 1945 im Konzentrationslager in Dachau schuf, und unter Berücksichtigung der vielfältigen Charakteristika und Eigenheiten seiner Ausdruckskraft entsteht ein so- wohl in Parallelität als auch Widerspruch angelegter Dialog zwischen den aus der Aktualität kommenden „ZEITENSTIMMEN“ (Sprecher) und den Intentionen Josef KENTENICHS (Sprecher)“, so beschreibt Martin Flesch das Konzept des Oratoriums, das am Sonntag, 16. Oktober 2022, im Pater-Kentenich-Haus in Schönstatt aufgeführt wird. —

„Wo ist mein Himmelwärts?“ – „Das leg ich in mein Himmelwärts.“ Wenn Schönstätter so reden, dann meinen sie jenes handliche Gebetbuch, das fast jeder von ihnen hat und das viele von ihnen auch regelmäßig oder gelegentlich zur Hand nehmen, um mit den Worten Pater Kentenichs zu beten oder zu meditieren. Die Texte sind herausfordernd, wegen ihrer sprachlichen Komplexität und ihrer Form (im Deutschen Reimform). Der Titel, „Himmelwärts“, ist dagegen im Trend – da gibt es die Himmelwärts-Band und den Himmelwärts-Chor als Gestalter der Himmelwärts-Gottesdienste; dahinter steht die Creative Kirche, entstanden im evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten; da gibt es die Himmelwärts-Bergführerinnen und den niederländischen spirituellen Bestseller „Himmelwärts“ von Hans Peter Roel mit eben diesem Titel ebenso wie einige andere Romane, das Album „Himmelwärts“ von Eric Koevoets & Jenny Halsma, ein Meditationsbuch  von Andrea Schwarz heißt so, ebenso die die Ausstellung „himmelwärts“ im Haus der Wirtschaft in Stuttgart zum 450. Geburtstag des Astronomen und Naturphilosophen Johannes Kepler (1571–1630) und und und…

Und nun eben auch das Oratorium mit diesem guten Wort: Himmelwärts. Nicht die erste musikalische Umsetzung der Texte aus dem KZ Dachau, denn schon bald nach dem Erscheinen und später immer wieder gab es Vertonungen einzelner Texte im deutschen, spanischen und englischen Sprachraum; zuletzt erschienen die CD „Heavenwards Always“ von Kathy Kanewske  und eine von chilenischen Jugendlichen aufgenommene moderne Adaption („Hacia el Padre“, 2018). Und nun das Oratorium „Himmelwärts“, auf das man gespannt sein darf.

Dachau

KZ-Gedenkstätte Dachau

Wenn Zeit und Kentenich einander zuhören

Dialog also zwischen den aktuellen Zeitenstimmen und Josef Kentenich, letzterer im Kontext seiner Gebete und Meditationen aus dem Konzentrationslager Dachau, wo er über drei Jahre gefangen war.

Geht das?

„Beide Textbeiträge werden intermittierend im Wechsel vorgetragen, behandeln inhaltlich das gleiche Grundthema, unterscheiden sich jedoch eklatant in ihrer Ausrichtung und Zielführung“, heißt es im Programmheft. „Während die Zeitenstimmen unaufhörlich reden, anklagen, zweifeln, glauben, relativieren, verneinen und zeitweise dem Nihilismus verhaftet bleiben, stehen die Textbeiträge aus Himmelwärts für die existenzielle Grundsicherung des Menschen aus einem unerschütterlichen und der Vorsehung verhafteten Glauben, welche die alltägliche einbrechende göttliche Transzendenz als eine unverbrüchliche Realität wahrnimmt, die trägt, führt, schützt, birgt und letztlich erlöst.“

Ein Gespräch zwischen Kentenich und den Fragen dieses 21. Jahrhunderts, dieser Zeit zwischen Pandemie und Ukrainekrieg, Inflation und Flüchtlingsströmen, Neonazis und Pandemials?

Geht das?

Wer’s wissen will, sollte am 16. Oktober nach Schönstatt kommen. Oder selbst schon einmal in Dialog gehen…

Wer steht dahinter?

Dr. Martin Flesch

Dr. Martin Flesch

Zu den Mitwirkenden gehören Susanne Scherer, Goldbach (Sopranstimme und Klavierbegleitung); Klaus Glas, Fliedern, Sprecher I: Stimme Josef Kentenich; Frank Breitenstein, Würzburg, Sprecher II: ZEITENSTIMMEN; Ilona Kochanski, Fulda, Oboe; Birgit Nikolayczik, Dorsten, Cello; Markus Hauck, Würzburg, Percussion; Franz Josef Tremer, Fuchsstadt, Gitarre; Stefan Aull, Veitshöchheim,Tontechnik; Ines- Constanze Flesch, Veitshöchheim (Würzburg), Harfe und Monochord; Sebastian Volk, Würzburg, Percussion.

Verfasser ist Dr. Martin Flesch, 1966 in Saarbrücken geboren, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in eigener Gutachtenpraxis, der auch eine Sozialpsychiatrische Migrationsambulanz angegliedert ist. Er gründete seit 1991 berufsbegleitend ein sinfonisches Projektorchester, dem er heute noch vorsteht, mehrere Chöre und Ensembles in verschiedenen Bundesländern und schrieb in den zurückliegenden Jahren mehrere sinfonische Werke für Sprecher und Ensembles. Seine Ausbildung im Orgelspiel, Chorleitung und Orchesterdirigieren nahm er bei dem deutschlandweit bekannten Kirchenmusiker Thomas Gabriel und dem Kapellmeister Wolfgang Heinzel. HIMMELWÄRTS (2016-2019) ist nach WORTLICHTER (2011- 2012) und ENTWURZELUNGEN (2015) das dritte ähnlich aufgebaute Werk des Autors.

Dr. Martin Flesch ist außerdem Autor bei schoenstatt.org (Mit dem Paradoxon leben – Plädoyer für eine zeitnahe Abkehr vom Dualismus) sowie Verfasser von Büchern, in denen er aus seiner professionellen wie  christlich-schönstättischen Identität  in Dialog mit Zeitenstimmen und konkretes Engagement geht, zuletzt: Migration (Stumme Schreie. Seelische Leiden durch Migration, Echter 2021, ISBN 978-3-429-05663-6) und Macht- und Gewissensmissbrauch in der Katholischen Kirche (Die Betroffenen: Seelische Leidensräume in der Katholischen Kirche, Echter 2022, 978-3429057916, erscheint im September 2022).

Himmelwärts

Poster „Himmelwärts“

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