Reinisch

Veröffentlicht am 2019-06-09 In Projekte

„Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten.“

DEUTSCHLAND, Pressestelle des Bistums Erfurt •

„Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten.“ Franz Reinisch blieb dieser Überzeugung treu, aber er bezahlte dafür mit seinem Leben. Die Gewissensentscheidung und der Werdegang dieses Priesters, der 1942 mit nur 39 Jahren unter dem Fallbeil starb, stehen im Mittelpunkt eines Musicals, das am Sonntag, 16. Juni, um 17 Uhr im Congress-Center Erfurt aufgeführt wird: „Gefährlich. Franz Reinisch. Musical über einen Aufrechten.“ Erfurt ist die siebte und letzte Station einer Tournee, die Band und Ensemble durch Österreich und Deutschland führt. Die Schirmherrschaft für die Erfurter Aufführung hat der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Staatssekretär Christian Hirte, übernommen.

Das Musical verdankt sich der Initiative der Schönstatt-Bewegung, einer geistlichen Gemeinschaft, die im 20. Jahrhundert aus dem Pallottiner-Orden hervorgegangen ist. Diesem Orden gehörte der aus dem österreichischen Feldkirch stammende Franz Reinisch an. Er kümmerte sich ab 1938 in Deutschland um die Männerseelsorge der Schönstatt-Bewegung. Der talentierte Prediger überzeugte besonders junge Menschen. Weil er aber in seinen Ansprachen auch keinen Hehl aus der Unvereinbarkeit von christlichem Glauben und nationalsozialistischer Ideologie machte, erregte er schnell die Aufmerksamkeit der Gestapo und erhielt 1940 ein Predigt- und Redeverbot.

Auch davon erzählt das Musical, dessen Rahmenhandlung an Ostern 1946 einsetzt: Vier Jahre zuvor war Franz Reinisch in Brandenburg wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet worden, weil er sich nach seiner Einberufung zur Wehrmacht dem Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert hatte. Nun versucht ein Mitbruder, die Urne mit der Asche von Reinisch über die Interzonengrenze in den Westen zu bringen. Die sterblichen Überreste des Hingerichteten sollen in Vallendar, dem Gründungsort der Schönstatt-Bewegung, beigesetzt werden. Die Darstellung des Musicals beruht auf historischen Fakten.

Während der tatsächlichen Zugfahrt kam der Pater 1946 mit einem jungen Mann ins Gespräch, im Musical wird daraus ein Paar, dem er Stück für Stück die spannende Lebensgeschichte Franz Reinischs erzählt: seine turbulente Jugendzeit, die Suche nach seiner Berufung, der Protest gegen die Naziherrschaft und das Mitläufertum und schließlich der sich zuspitzende Konflikt mit der Obrigkeit, der zur Ermordung von Franz Reinisch führte, einem Mann, der seinem Gewissen und seinem Gottesglauben bis zuletzt verpflichtet blieb.

Auch eine Botschaft angesichts des wachsenden Populismus und Nationalismus

Komponist und Texter des Musicals „Gefährlich“ ist Wilfried Röhrig, der bereits zahlreiche christliche Popsongs, Singspiele und Musicals veröffentlicht hat. Ihn fasziniert an der Person Franz Reinischs, dass dieser kein „frommer Überflieger“ oder „gar ein Superheiliger“ gewesen sei, sondern „ein Mensch wie Sie und ich, mit Ecken und Kanten, mit Zielen und Erwartungen, aber auch mit Schwächen und Grenzen“. Röhrig geht es nicht um eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. „Je tiefer ich mich auf seine Lebensgeschichte eingelassen habe, umso mehr ist mir aufgegangen, dass vieles mit mir, mit uns zu tun hat, mit unserem Leben und unserer Welt heute.“

Röhrig denkt dabei an Fragen wie die nach dem „aufrechten Gang“, nach dem Umgang mit Überzeugungen und daraus zu ziehenden Konsequenzen oder was der Glaube mit Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun hat. Durchaus ernste Themen also, die in die farbenfrohe Welt eines Musicals mit Chor, Solos und Tanzeinlagen passen sollen? Für Wilfried Röhrig ist das kein Problem: Auch beim Musical „sollte das ganze Leben auf die Bühne kommen können“, meint der Komponist.

Selbst dunkle Zeiten der Geschichte wie das Dritte Reich hätten da ihren Platz. „Diese werden ja nicht einfach wissenschaftlich sachlich referiert, sondern sie werden in Liedern, Musik und Tanz in Beziehung gesetzt zu unserer Welt, zu unserer Zeit und ihren Herausforderungen“, sagt Röhrig. Er denkt aktuell dabei an den um sich greifenden Populismus und Nationalismus.

Für die Veranstalter verbinden sich darum in diesem Musical Anspruch und Unterhaltung.

 

Karten für das Rückgrat stärkende Musical gibt es an der Abendkasse für 21 Euro, 16 Euro (ermäßigt) und 11 Euro (Schülerinnen und Schüler), im Vorverkauf (Bildungshaus St. Ursula, Trommsdorffstr. 29) für 19, 14 und 9 Euro sowie unter www.ticketshop-thueringen.de oder tel. 0361 – 22 75 22 7.

Weitere Vorverkaufsstellen in Thüringen:
•    Edith-Stein-Schule Erfurt, Tel. 0361-57689-11, schulleitung@ess-erfurt.de
•    Kath. Pfarramt St. Laurentius, Erfurt, Tel. 0361-5624921, pfarramt@stadtpfarrei.de
•    Kath. Pfarramt Gotha, Tel. 03621-3643-0, info@katholisch-kirche-gotha.de
•    Kath. Pfarramt Weimar, Tel. 03643-202138, pfarramt@herzjesu-weimar.de
•    Buchhandlung Strecker, Dingelstädt, Tel. 036075-62285, buchhandlung.strecker@web.de
•    Schönstattzentrum Kleines Paradies, Heiligenstadt, Tel. 03606-619790, info@kleines-paradies-hig.de

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