Veröffentlicht am 2017-02-21 In Projekte

„Du findest eine Lösung. Hier drin.“

DEUTSCHLAND/SCHWEIZ, Melanie und Ulrich Grauert •

Eine Führungskraft wird von einer Mitarbeiterin angerufen, die sich bitter darüber beschwert, dass die Arbeits-Übergabe von ihrer Kollegin an sie bei einem Projekt nicht wie vereinbart stattgefunden hätte. Weder von der Kollegin, noch von der Führungskraft selber, und dass sie sehr enttäuscht wäre.

Daraufhin reagiert die Führungskraft mit einem klaren: „So nicht!“ und erinnert die Mitarbeiterin an die Eigenverantwortung, sich die Information einzuholen, beziehungsweise die Übergabe mit der anderen Mitarbeiterin im Voraus abzusprechen. Schließlich sei sie seit Jahren im Team und sie, wie auch ihre Kollegin, wüssten genau, was bei der Übergabe zu tun sei.

„Da war ich einmal nicht nett“, , so die Vorgesetzte. Verantwortung einfach noch oben delegieren, das geht nicht.

Die Mitarbeiterin ist zuerst erstaunt und erschrocken über diese deutliche Ansage – aber einen Tag später meldet sie sich nochmals bei der Vorgesetzten mit einer beiläufigen Frage.

Nach erfahrener Herbheit versucht sie wieder „freundlichen Kontakt“ aufnehmen.

Eigentlich ist das „nur“ das Erzählen einer geglückten Erfahrung der letzten Woche, wie es am Beginn jeder IKAF-Tagung, jeder Tagung der Mitglieder der Internationalen Kentenich-Akademie für Führungskräfte, üblich und liebe Gewohnheit ist. Doch an diesem ersten Samstag im Februar läuft es anders, denn aus dieser Beobachtung wurde ein intensiver Austausch über den gesamten Vormittag an, ein Kreisen um das Thema Mitarbeiterverantwortung. Gegen Ende des Vormittags entsteht ein Mindmap auf dem Flipchart,  in dem Zusammenhänge von Herbheit und Harmoniesuche, von Freiheit und Bequemlichkeit, Komfort- und Risikozone, Eigenverantwortung und Delegation nach oben und zur Seite, Eigenständigkeit und Massenmenschentum und viele weitere Zusammenhänge erschienen, an denen manche gerne noch stundenlang gearbeitet hätten. Auch die weiteren Themen des Austauschs kommen immer wieder auf die Geschichte vom Anfang zurück: Das sensible Beziehungsgeflecht in einem Unternehmen und das durchaus unterschiedlich starke Bedürfnis nach Harmonie und wie man damit umgeht, dass manche Mitarbeiter einfach keine Freude an Eigenverantwortung haben…

Ein spannender Auftakt eines zahlenmäßig eher kleinen, aber vielleicht deshalb um so intensiveren Treffens im Schönstattzentrum Memhölz.

Themen aus dem realen Unternehmensalltag

So geht das immer bei den Tagungen der IKAF. Gespräch, Austausch, gegenseitige Anregung und gemeinsames Forschen nach den zugrundeliegenden Prinzipien sowie die Suche nach Anwendungen aus der Kentenich-Pädagogik ergeben sich aus den Beobachtungen, Anliegen und Fragen, die die Teilnehmer mitbringen. Das geht dann von den Fähigkeiten und Stärken eines neu einzustellen HR-Managers bis zu  Erfahrungen mit größeren Whatsapp-Gruppen in der internen Kommunikation und Spielregeln, die sich in einer Gruppe von 70 Teilnehmern – im Team von schoenstatt.org –  dazu bewährt haben:

  1. keine stumme Weiterleitung und keine Broadcasts
  2. keine gruppen-/zielfremden Themen
  3. Wie in der direkten Kommunikation: Man unterbricht keine laufenden Gespräche (oder ganz einfach: erst lesen, dann selber reden).

Klappt auch nicht immer, aber immer besser!

Zuwendung ist Addition von Kraft

Auch der Vortrag „Zuwendung ist Addition von Kraft“, mit dem Pfr. Leonhard Erhard am Nachmittag die Teilnehmer beschenkt, ist aus einem Anliegen entstanden, das jemand mitgebracht hatte. Und nach vielen Beobachtungen und Hinweisen auf die Bedeutung von Zuwendung im menschlichen Miteinander kommt der Griff nach oben.  Die Aufgabe, die ich als Führungskraft habe, ist eine unendlich große Zuwendung Gottes an mich.

Am Abend stellen sich alle in einer Betrachtung in der Hauskapelle vor den Herrn und fragen sich:

  • Welche Zuwendungen Gottes an uns durften wir in letzter Zeit erfahren?
  • Woher nehmen wir die Kraft für unsere Führungsaufgaben?
  • Wie erhole ich mich am besten? Wo bekomme ich Kraft?

Und weil Führungskräfte auch ihre Mitarbeiter kennen sollten, eine weitere Frage im Hinblick auf einen konkreten Mitarbeiter:

  • Wo holt sich mein Mitarbeiter seine Kraft? Woraus zieht er seine Energie?

Am Schluss führt der Weg zur Pater-Kentenich-Statue und ins Heiligtum. Woher hat Pater Kentenich seine Kraft genommen? Und Maria?

Auf einer der Mini-Rittersporttafeln, die im Tagungsraum auf den Stehtischen lagen, steht: „Du findest eine Lösung. Hier drin.“

Vielleicht sagt der barmherzige Vatergott das jetzt auch. Hier drin. Mittendrin in seiner unendlichen Zuwendung.

Internationale Kentenich-Akademie für Führungskräfte

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