Veröffentlicht am 2016-08-21 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Werke der Barmherzigkeit

Haus Madre de Tuparenda: eine Realität, die Leben verändert!

PARAGUAY, von P. Pedro Kühlcke, Ani Souberlich  und María Fischer •

Die letzten Einladungen werden verteilt. Am Montag, 22. August, dem Fest Maria Königin, wird Bischof Claudio Giménez von Caácupé, Schönstatt-Pater, die Einweihung der „Casa Madre de Tupãrenda“, des Hauses Mutter von Tupãrenda, im Schatten des Heiligtums von Tupãrenda erbaut als Zentrum für Berufsausbildung und Persönlichkeitsförderung zur Wiedereingliederung von Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, vornehmen. Schlicht und einfach die logische, wirksame und barmherzige Konsequenz aus der Gefängnispastoral „Visitación de Maria“, Heimsuchung Mariens. Anders gesagt: Wir können die jugendlichen Sträflinge nicht im Gefängnis besuchen, gern haben und evangelisieren und sie dann ins Nichts fallen lassen, wenn sie entlassen werden. Und während die Leiterin von Haus Mutter von Tupãrenda, Ani Souberlich (ja, Ani von den 100 Häusern) das sagt, sitzt sie in ihrem weißen Auto, verteilt Einladungen und sucht zugleich einen Platz für einen der Jugendlichen, der schon im Haus ist, damit er nachts nicht auf der Straße schlafen muss, und denkt laut: Es wird auch nicht hier aufhören, wir können sie doch nicht tagsüber …

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„Ich weiß, dass Gott mit uns sein wird“

160820-casa-amdre-de-tuparenda-01„Heute war ich zum ersten Mal beim Mittagessen in unserem neuen Haus Mutter von Tupãrenda, zusammen mit den ersten drei jugendlichen Nutzern. Es hat mich sehr berührt, dass das alles vor kurzem nur ein utopischer Traum war und sonst nichts … und jetzt ist es eine Wirklichkeit, die angefangen hat, Leben zu verändern!
Dank allen für die Hilfe mit Gebet und auch mit finanziellen Beiträgen. Wir brauchen viel davon von Ihnen allen!
Wer möchte Pate eines dieser Jungen werden?“, schreibt Pater Pedro Kühlcke wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung von Haus Mutter von Tupãrenda.

Was Schönstatt mit diesem Haus anbietet, ist eine Chance für die Jugendlichen, aber auch für das ganze Land, erklärt Pater Pedro: „Mehr Arbeit ist weniger Kriminalität, mehr Sicherheit für Sie, für ein besseres Land für unsere Kinder. Jeder, der an diesem Programm teilnimmt und sein Leben ändert, bedeutet zwei Straßenüberfälle weniger, bedeutet 70 Überfälle pro Monat weniger. Helfen Sie uns zu helfen.“

Doch an erster Stelle ist es einfach christliche Nächstenliebe, ist es einfach ein Werk der Barmherzigkeit und steht darum ganz sicherlich ganz weit oben auf der Liste der Beiträge Schönstatts zum Jahr der Barmherzigkeit. „Ich möchte mit Ihnen einen Brief teilen von einem unserer Nutzer, die schon ins Haus Mutter von Tupãrenda gekommen sind und heute Teil dieses wunderbaren Wirklichkeit gewordenen Traumes ist. Allein für einen Brief wie diesen hat sich alles gelohnt und lohnt sich dieses ganze Projekt. Möge Gott weiterhin großzügige Herzen berühren, damit sie uns mit ihrem Beitrag helfen, die allerdringendsten Bedürfnisse dieser Jugendlichen zu erfüllen, die nichts anderes brauchen aus eine zweite Chance“, so Pater  Pedro Kühlcke. In dem Brief schreibt der Junge mit Kinderhandschrift und von Rechtschreibfehlern wimmelnd: „Vor allem möchte ich für die Chance danken, die ihr mir gebt… Danke für alles. Ihr seid meine zweite Familie und ich habe euch sehr gern. Ich hoffe, dass alles gut geht und allen Menschen in Not hilft. Ich weiß, dass Gott mit uns sein wird, dass er uns segnet, um ganz Paraguay zu helfen. Und so kommen wir gemeinsam voran.“

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Paten gesucht

Die letzten Wochen waren voller intensiver Arbeit, um den Bau fertigzustellen, die Werkstätten einzurichten, die Küche und die Beratungsräume. Auch wenn die Regierung Paraguays mit einer beträchtlichen Summe die Anschubfinanzierung gewährleistet, bleibt viel zu tun und müssen weitere Gelder für den laufenden Betrieb gesucht werden. Es gibt viel Solidarität: Möbel werden gestiftet, die hochherzige Freiwillige gereinigt und repariert haben, die Deutsche Botschaft in Paraguay stiftete die Einrichtung der Bäckerei, und Freiwillige putzten zusammen mit den ersten jugendlichen Nutzern das ganze Haus, pflanzten Bäume rund um den Bildstock,  das Kreuz und das von Papst Franziskus für dieses Haus persönlich gesegnete Bild der Gottesmutter von Schönstatt wurden aufgehängt, einer der Jungen als Notfall ins Krankenhaus gefahren, auf dem Autodach Bett und Habseligkeiten eines jungen Nutzers, der kein Zuhause mehr hat, transportiert, in der Bäckerei die ersten Chipas, Brötchen und Pizzas gebacken, die es mit jedem Sternerestaurant aufnehmen können, es wurden Geschichten angehört, bei denen einem das Herz weh tut, es wurde geweint, umarmt, getröstet…

Die zweite Chance – oder eigentlich die erste

Genauso wie in der Gefängnispastoral. Darum passt hierher auch das Zeugnis von Javi Vera, einem Fotografen, der vor einiger Zeit Pater Pedro zum Jugendgefängnis begleitet hatte, um Fotos aufzunehmen:

„Heute haben wir Fotos gemacht bei der Taufe, Firmung und Erstkommunion von jugendlichen Häftlingen im Jugendgefängnis in Itauguá.  Das war mit der Gefängnispastoral. Es war sehr ergreifend und stark: ich würde es den Ort der zweiten Chancen nennen, wo die Jungen nach und nach Christus begegnen und damit mit der Zeit in die Gesellschaft wiedereingegliedert werden möchten. Kürzlich hörte ich einen Ausdruck: „Die sind arm, weil sie nicht anders wollen.“ Das ist eine Folge der herrschenden Korruption, durch die nichts in Erziehung und Bildung investiert wird, nichts in die Eltern und nichts in diese Jungen, und darum enden sie so! Ich hoffe, dass unser Land endlich wach wird und aufhört, so viele Leben zu zerstören. Und gäbe es doch nur mehr Menschen, die nicht die Hoffnung auf die zweite Chance verlieren.“

Am Dienstag nahm P. Pedro die drei Jugendlichen, die schon im Haus sind, mit zur Heiligen Messe im Heiligtum. Ganz in Weiß und alle drei als Messdiener strahlen sie vor Freude, die wohl nur noch übertroffen wurde von der Freude der Gottesmutter, sie bei sich im Haus zu haben …

Die Mutter eines der Jungen, der seit einer Woche zur Casa kommt, sagte: „Ich merke die Veränderung bei meinem Sohn und jetzt ist mein Herz viel ruhiger.“

Diese Jugendlichen, die in der Casa “Madre de Tupãrenda” sind und alle, die noch kommen werden, bekommen ihre zweite Chance und ihre zweite Familie. Es werden Paten gebraucht, die helfen, die Kosten mitzutragen – etwa 650 € pro Monat für jeden von ihnen. Insgesamt sind jeweils 20 Jugendliche im Haus. Jeder Beitrag zählt! Und noch mehr werden Paten gebraucht, die sich verpflichten, für einen dieser Jungen zu beten, jetzt und vielleicht ein ganzes Leben lang. Der Verfasser des oben erwähnten Briefes allerdings hat schon seinen Paten! Die anderen warten. Auf Sie?

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Weihnachten und die erste Geburtstagstorte im Leben

„Heute habe ich etwas gehört, das mir das Herz gebrochen und mich gleichzeitig glücklich und dankbar gemacht hat“, erzählt  Pater Pedro Kühlcke und zitiert einen der Jungen:

„Meine Weihnachten waren immer traurig und allein, außer einem. Mein schönstes Weihnachten war das 2014, das ich mit euch im Gefängnis gefeiert habe. Danke euch allen! Manchmal haben wir keine Idee, wie viele Saatkörner des Reiches Gottes wir in diesen Herzen gesät haben…“

Am 18. August haben alle zusammen den Geburtstag eines der drei Jugendlichen im Haus Mutter von Tupãrenda gefeiert. Es war die erste Geburtstagsfeier und Torte in den 17 Jahren seines Lebens.

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Die erste Geburtstagstorte

Wenn sie Gebetspate werden möchten: Ani Souberlich anisouberlich@fundaprovapy.org oder P. Pedro Kühlcke vice@fundaprovapy.org

Wenn Sie mit einer Spende beitragen möchten (jeder Beitrag zählt):

Konto in Paraguay:

Banco GNB
Cta Nro. 001-065259-003
BIC BGNBPYPX
Congregación Padres de Schoenstatt
VWZ: Casa Madre de Tuparenda

Konto in der SEPAzone

Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT GENODEM1DKM
VWZ: P. Pedro Kuehlcke, Casa Madre de Tuparenda

In Deutschland steuerabzugsfähig, bitte Adresse angeben!

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Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer

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