Veröffentlicht am 2016-06-03 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Werke der Barmherzigkeit

Ein Traum wird Mauern, Dach und Garten: Casa Madre de Tupãrenda

PARAGUAY, von María Fischer •

PARAGUAY, von María Fischer •

“Heiliger Vater, erinnern Sie sich an Orlando?“, fragte Pater Tommy Nin Mitchell, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Paraguay, Papst Franziskus während der Audienz der Teilnehmer des Generalkapitels der Schönstatt-Patres im September 2015. „Ja, natürlich erinnere mich an Orlando“, antwortete der Heilige Vater. Orlando: der Junge aus dem Jugendgefängnis von Itauguá, der den Papst bei der Begegnung mit der Jugend an der Uferpromenade von Asunción begrüßte und ihn dazu brachte, die vorbereitete Ansprache beiseite zu legen und frei zu sprechen: „nachdem Orlando das Evangelium gelesen hat, ist er zu mir gekommen, um mich zu begrüßen, und hat mir gesagt: „Ich bitte dich, für die Freiheit eines jeden von uns zu beten, für unser aller Freiheit.“ Das ist der Segen, den Orlando für jeden von uns erbeten hat. Es ist der Segen, den wir jetzt alle gemeinsam erbitten: die Freiheit. Denn die Freiheit ist ein Geschenk, das Gott uns macht.“

„Gut, Heiliger Vater“, antworte Pater Tommy und hielt ihm ein Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt entgegen, „jetzt bitte ich Sie um den Segen für dieses Bild der Gottesmutter von Schönstatt für die Casa Madre de Tupãrenda, die wir bauen wollen, um Jugendlichen wie Orlanda die Chance zu geben, dass ihr Traum von Freiheit und einem neuen Leben wahr wird …“

 

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Beim Richtfest – in Paraguay bei der Vollendung des Daches gefeiert –  am 7. Mai erzählte Pater Pedro Kühlcke den Arbeitern und Verantwortlichen der Casa Madre de Tupãrenda diese Geschichte. Dieses Haus, das Mitte Juni bereits seinen Betrieb aufnehmen wird, besitzt dann ein von Papst Franziskus gesegnetes Bild der Gottesmutter von Schönstatt, den Segen von Papst Franziskus für die jeweils 20 Jugendlichen, die nach der Entlassung aus dem Gefängnis hier einen Ort finden, an dem sie ihr neues Leben in Freiheit beginnen können, seinen Segen auch für alle, die in Zukunft an diesem Ort arbeiten werden.

„Das ist der Segen, den Orlando für jeden von uns erbeten hat. Es ist der Segen, den wir jetzt alle gemeinsam erbitten: die Freiheit. Denn die Freiheit ist ein Geschenk, das Gott uns macht. Doch man muss es anzunehmen wissen, man muss verstehen, ein freies Herz zu haben; wir wissen ja alle, dass es in der Welt viele Schlingen gibt, die unser Herz fesseln und nicht zulassen, dass es frei ist. Die Ausbeutung, der Mangel an Überlebensmitteln, die Abhängigkeit von Drogen, die Traurigkeit – alles Dinge, die uns die Freiheit nehmen. So wollen wir alle gemeinsam Orlando danken, dass er diesen Segen erbeten hat: das freie Herz – ein Herz, das sagen kann, was es denkt, das sagen kann, was es empfindet, und das tun kann, was es denkt und was es empfindet. Das ist ein freies Herz! Und das ist es, was wir jetzt alle gemeinsam erbitten, diesen Segen, den Orlando für alle erbeten hat“ (Papst Franziskus, 1.7.2015).

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An dem Bildstock, an dem die Vereinbarung unterschrieben wurde

“Beten wir hier an diesem Bildstock, wo vor fast einem Jahr die Vereinbarung unterschrieben wurde“, sagt Ana Maria Acha, Vorsitzende von Fundaprova (Verein für Werteförderung und Gewaltprävention, Rechtsträger des Hauses).

Am 4. Juni nahmen die Justizministerin von Paraguay, Sheila Abed, P. Pedro Kuehlcke,
Seelsorger im Jugendgefängnis von Itaugua, und die Vorsitzende des Vereins für Werteförderung und Gewaltprävention (Fundaprova), Ana María Mendoza de Acha, andere Vertreter von Politik und Gesellschaft, Mitglieder der Schönstatt-Bewegung und einige Jugendlichen aus dem Trakt „Esperanza“, Hoffnung, dem teiloffenen Vollzug des Jugendgefängnisses, an der Einweihung eines Bildstocks der Gottesmutter von Schönstatt teil. Dieser ist wie der Grundstein für ein Gebäude, das Heim und Schule sein soll und 20 Jugendliche nach Verbüßen ihrer Strafe aufnehmen kann. Zuvor kamen alle am Heiligtum zusammen, wo der Sinn der Begegnung erklärt wurde. Auf dem Altar lag der Vertrag zwischen den beteiligten Parteien zum Wohl der Jungen, die nach der Haft in Freiheit kommen, und den die Verantwortlichen dort unterschrieben.

Jetzt, fast ein Jahr später, stehen sie an diesem Bildstock mit Blick auf das Haus, das im Rohbau fast fertig ist: Ana Maria Acha,  P. Pedro Kühlcke, Mirta Contini de Etchegaray, Prüfingenieurin für Bautechnik, Gisela Fiorio, Fundraiserin, Jaime Ortiz, Bauunternehmer mit Pablo und Elena Ortiz, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten, Augusto Ramírez, Architekt, und Maria Fischer von schoenstatt.org. Alles Schönstätter.

Ein einfaches Gebet, der Segen für den Bau und die Bauarbeiter, eine Bitte für alle, die in Zukunft hier arbeiten (am Montag danach wurde die erste Mitarbeiterin eingestellt), für die Lehrkräfte in den verschiedenen Berufsbildungskursen, und vor allem für die Jugendlichen, die bald, sehr bald dieses Haus bevölkern und seine Umgebung bevölkern werden! Ein Traum wird konkret, wird Mauern, Dach, Garten… Es ist ein Traum von Pater Kentenich, der betont hat, dass zu jedem Heiligtum ein Bildungshaus gehört (das ist bekannt) und ein Haus des konkreten sozialen Engagements. Maria, Erzieherin des neuen Menschen, aber vor allem: Mutter…

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Ein Haus, ein Traum

Bevor das Richtfest mit den Arbeitern gefeiert wird – mit Chipas, Häppchen, Kaffee, Tee und Mate – zeigt Pater Pedro uns das Haus. Jedes Detail ist gut durchdacht. Von der großen Zahl der Duschen und Toiletten neben den Werkstätten bis zu den Sprechzimmern mit Glasfenstern rundum, damit jedes Gespräch mit einem Jugendlichen beobachtbar und transparent ist.

Eine Bäckerei wird es hier geben, eine Schlosserei, PC-Unterricht, ein Gewächshaus steht bereits, dort wachsen schon die ersten Pflanzen für die Gärtnerei. „Wir werden hier hergestellte Produkte verkaufen, damit tragen die Jugendlichen selbst auch zum Unterhalt bei“, so Pater Pedro. Sie werden abwechselnd in den verschiedenen Bereichen arbeiten, um so herauszufinden, was ihnen liegt und was sie lernen möchten. Wichtig: Sie bekommen ein Abschlusszeugnis!

„Die Idee ist, dass wir eine ganzheitliche Rehabilitation schaffen; die Jungen können von Montag bis Freitag kommen und sich hier im spirituellen, erzieherischen und berufsbildenden Bereich entfalten. Es werden alle Jungen angenommen, die einen wirklichen Wandel und gesellschaftliche Integration wollen“, erklärt Pater Pedro Kühlcke.

Es ist immer noch wie ein Traum, die Geschichte von dem Geld, das die Regierung „sofort“ zugesagt hatte und das monatelang auf sich warten ließ; oder von dem eigens eröffneten Bankkonto, auf dem eine erste Spende von 2000 Euro einsam und verlassen vor sich hinlebte, und das schließlich wieder aufgelöst wurde, weil es nur Kosten verursachte; und dann die Wiedereröffnung innerhalb von 10 Minuten und mitten in der Haupturlaubszeit, weil die Regierung plötzlich und unerwartet den Gesamtbetrag überwiesen hatte und die Bank nicht wusste, wohin damit; dann die Grundsteinlegung und die Zusage der Regierung, die Kosten der Kurse (zumindest am Anfang) zu übernehmen…

Das Fest schloss mit der Heiligen Messe im Heiligtum von Tupãrenda, zum Dank und mehr noch als Bitte um die Fruchtbarkeit dieses Werkes der Barmherzigkeit!

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Pater Pedro Kühlcke überlegt, mit dem Beginn der Kurse eine Patenschaftskampagne zu starten, damit Schönstätter und Freunde aus aller Welt Kurse, Verpflegung und Taschengeld der Jugendlichen, die hier eine zweite oder vielleicht die erste Chance ihres Lebens bekommen, unterstützen können. Doch so dringend notwendig die finanzielle Unterstützung auch ist, die Jugendlichen brauchen mehr. Sie brauchen Paten, Brüder und Schwestern, wirkliche Freunde, die ihnen Gebet schenken, Interesse an ihrem Leben. Sie brauchen „lebendige Häuser Mutter von Tupãrenda”.

Das Haus Madre de Tupãrenda soll nicht ohne mich entstehen, nicht das steinerne und nicht das lebendige Haus.

Am 9. Mai bin ich zum letzten Mal in diesem Jahr an Tupãrenda vorbeigekommen, im Auto auf dem Weg nach Ciudad del Este. Was ich sehe und was in meinem Gedächtnis und Herzen bleibt, ist das große Bild der Gottesmutter von Schönstatt an der Straße, das die Pilger von weitem grüßt – und direkt daneben die Casa Madre de Tupãrenda.

Wie gut, dass du dieses Haus hast, Mutter von Tupãrenda!

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Wie kann ich spenden – jetzt sofort?

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Cta Nro. 001-065259-003
Congregación Padres de Schoenstatt
para Casa Madre de Tuparenda

 

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Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT GENODEM1DKM
Verwendungszweck: P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tuparenda

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Spenden sind in Deutschland steuerabzugsfähig.

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Es geht! Jugendliche aus dem Jugendgefängnis in der Heiligen Messe in Tuparenda

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