Veröffentlicht am 2016-01-24 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Werke der Barmherzigkeit

Wir sind im Jahr der Barmherzigkeit – und Tupãrenda füllt sich mit strafentlassenen Jugendlichen!

PARAGUAY, Gefängnispastoral „Visitación de María“, P. Pedro Kühlcke •

Er ist noch so lebendig in Erinnerung, einer dieser bewegendsten Momente beim Besuch von Papst Franziskus in Paraguay: seine Begegnung mit Orlando, einem Jugendlichen aus dem halboffenen Vollzug im Jugendgefängnis von Itauguá, wenige Kilometer vom Heiligtum von Tupãrenda entfernt. Eine bewegende Begegnung, die den Text der Ansprache von Papst Franziskus und das Leben von Orlando verändert hat. Ein bewegender Moment auch für die Gefängnispastoral „Visitación de María“ und für alle, die von einer zweiten Chance für diese Jugendlichen träumen, einer zweiten Chance, die für die meisten von ihnen die erste ist.

Seit letzten März hat der Traum von dieser zweiten Chance einen Namen: „Casa Madre de Tupãrenda“ (Haus Mutter von Tupãrenda), Haus und Schule im Schatten des Heiligtums für gut 20 Jugendliche, die ihre Strafe abgesessen haben. Die entlassenen Jugendlichen sollen hier eine Berufsausbildung erhalten und in einem Organismus von Werten gefestigt werden mit dem Ziel der Wiedereingliederung in die Gesellschaft durch einen erlernten Beruf, der ihnen Möglichkeiten gibt, die sie anders nie haben würden. Anders gesagt: die Gottesmutter möchte den Schutzlosesten hier Schutz bieten. Während der Zeit der Haft werden die Familienbindungen normalerweise geschwächt. Bei vielen der Jungen verdient die Mutter irgendwo im Ausland ihr Geld und ist der Vater schon seit langem verschwunden. Gerade darum ist es so wichtig, sie zu unterstützen, damit die Rückfallquote, die heute bei über 60% liegt, gesenkt wird. Ähnliche Projekte in Chile und der Dominikanischen Republik zeigen eine Senkung der Rückfallquote auf 3%.

Am 4. Juni 2015 nahmen die Justizministerin, Sheila Abed, der Gefängnisseelsorger des Jugendgefängnisses von Itauguá, Pater Pedro Kühlcke, die Vorsitzende von Fundaprova (Institution zur Förderung von Werten und Gewaltprävention),  Ana María Mendoza de Acha, andere Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie eine Gruppe Jugendlicher aus dem halboffenen Vollzug des Jugendgefängnisses (Abteilung „Esperanza“) an der Weihe eines Bildstockes der Gottesmutter von Schönstatt auf dem Gelände der künftigen Casa Madre de Tupãrenda teil. Und dann begann das Warten…

Nach Monaten des Wartens…

Nach einer schier endlos langen Zeit ohne irgendwelche Neuigkeiten zur  „Casa Madre de Tupãrenda“ passierte dann letzte Woche alles auf einmal… Beim letzten Treffen mit den Leuten von Fundaprova Ende Dezember wurde uns klargemacht, dass wir die seit einem halben Jahr vom Justizministerium zugesagten Gelder nicht bekommen würden. Vom Finanzministerium hatten wir immer gehört, dass der Betrag zwar im Haushalt vorgesehen und genehmigt sei, dass aber „momentan“ real kein Geld vorhanden sei. So hatten wir uns entschlossen, andere Wege zu erschließen (Adveniat, USA, usw.), denn das Jahr ging schon zu Ende. Wir hatten sogar schon unser Konto aufgelöst, weil sich darauf nichts tat und es nur Gebühren kostete.

Dann plötzlich am 14. Januar kam ein Anruf nach dem anderen – Finanzministerium, Justizministerium, Bank: Sie wollten uns den erbetenen Betrag für den Bau und die Ausstattung der  „Casa Madre de Tupãrenda“ überweisen. Doch das Bankkonto existierte nicht mehr! Wir schafften es, dass die Bank es unter der gleichen Nummer wieder eröffnete, und nun ist das Geld bereits auf dem Konto.

Noch ein paar bürokratische Hürden …

Das einzige Hindernis für den Baubeginn ist jetzt, dass wir noch immer auf die Genehmigung der Baupläne durch die Stadtverwaltung von Itauguá warten, die sich ebenfalls bitten lässt. Der vorherige Bürgermeister hatte mir gesagt, dass vor den Kommunalwahlen (im November) im Stadtrat nichts gemacht würde, und damit sollte er recht behalten. Ende Dezember dann haben sie die Pläne genehmigt, doch mittlerweile gab es einen Bürgermeister. Der nun erklärte, dass er nichts unterschreiben würde, was nicht der neue Stadtrat begutachtet hätte; der allerdings würde nicht vor Ende Januar erstmals zusammentreten. Die Justizministerin hat mir versprochen, ihre Beziehungen einzusetzen, damit die Pläne möglichst bald genehmigt werden.

So Gott will können wir im Februar mit dem so lange ersehnten Bau beginnen!

Vertragsunterzeichnung am 18. Januar

Ebenfalls in der letzten Woche erhielten wir die Information von Sinafocal (Nationales System der Berufsausbildung und  -förderung), dass sie uns sechs Berufsbildungskurse vergeben: Maurer, Installateur, Elektriker, Gärtner und zwei für Bauleiter. Ich hatte unser Projekt letzten März vorgestellt, und im Juni hatte man uns gebeten, Wünsche für Kurse einzureichen. Danach hatten wir nichts mehr gehört. Bis jetzt…

Am Montag, dem 18. Januar – was für ein Datum! – wurden die entsprechenden Verträge unterzeichnet. Das Interessante ist, dass Sinafocal alles bezahlt: Ausbilder, Aufwand, Werkzeuge, Imbiss und sogar einen Satz Werkzeuge, der jedem Auszubildenden überreicht wird, der den entsprechenden Kurs erfolgreich abgeschlossen hat. Die Einrichtungen, die die entsprechenden Kurse geben, haben schon Kontakt mit uns aufgenommen, um Termine, Stundenpläne und Orte festzumachen. Die Kurse müssen spätestens Ende Februar anfangen, jeder Kurs kann 25 Auszubildende aufnehmen. Unser Tupãrenda füllt sich mit Ausbildungskursen! Da das Haus bis dahin noch nicht gebaut ist, schauen wir im Moment, ob die Räume des Pilgerzentrums dafür genutzt werden können oder welche anderen Alternativen es gibt. Die Kurse werden für die gesamte Umgebung von Tupãrenda offen sein, doch wir möchten natürlich vor allem erreichen, dass Jugendliche, die aus der Haft entlassen wurden, daran teilnehmen können

Wenn die Gottesmutter etwas will, dann will sie!

Ich bin ehrlich gesagt noch ganz benommen … Wenn die Gottesmutter etwas will, dann will sie, und alles läuft wie am Schnürchen! Vor einer Woche hatten wir noch keinen Guarani, nicht einmal ein ungefähres Datum, wann es denn losgehen könnte, und jetzt haben wir das gesamte Geld für den Bau und die Ausbildungskurse, und im Februar geht es los!

Wir werden auch weiter hochherzige Spenden brauchen – für die Gefängnispastoral selbst und auch für die Casa Madre de Tupãrenda. Aber vor allem zählen wir jetzt auf Ihre Gebete, damit Tupãrenda immer mehr das wird, was die Gottesmutter davon ersehnt …

Die Filialgemeinschaft der Schönstatt-Patres ist stolz darauf, an einer Peripherie zu wirken, die so sehr der menschlichen und spirituellen Hilfe bedarf.


Spenden:

In Paraguay:

Banco GNB
Cta Nro. 001-065259-003
Congregación Padres de Schoenstatt

In Europa

Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT GENODEM1DKM
Verwendungszweck: P. Pedro Kuehlcke, Casa Madre de Tuparenda/Gefängnispastoral

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