Veröffentlicht am 2016-04-09 In Misiones

„Wir bleiben in Mission – eine missionarische Jugend im Herausgehen“

PARAGUAY, von José Aníbal Argüello •

Während der Heiligen Woche haben 950 Jugendliche – die meisten aus Paraguay, aber auch einige ausländische Teilnehmer aus Brasilien, Chile und Argentinien – an den Katholischen Studenten-Misiones teilgenommen.

Aus dem Glauben haben wir auf den Ruf geantwortet, der auf vielfältige Weisen und durch verschiedene Personen an uns ergangen ist, den Ruf, die Botschaft der Freude, der Erlösung, der Hoffnung und Liebe zu den Völkern zu bringen, so wie Christus es uns aufgetragen hat: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu beobachten, was ich euch geboten habe (Mt 28,19-20).

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Während der Vorbereitung für die Misiones sind wir uns bewusst geworden, dass wir nicht auf Mission gehen, „weil uns die Erfahrung gut tut“, sondern weil wir von jemandem gesandt sind. Schon der emeritierte Papst Benedikt XVI. sagte: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluß oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“ (Deus Caritas est, 1), und Papst Franziskus  ergänzt dazu: „Allein dank dieser Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der Liebe Gottes, die zu einer glücklichen Freundschaft wird, werden wir von unserer abgeschotteten Geisteshaltung und aus unserer Selbstbezogenheit erlöst. Unser volles Menschsein erreichen wir, wenn wir mehr als nur menschlich sind, wenn wir Gott erlauben, uns über uns selbst hinaus zu führen, damit wir zu unserem eigentlicheren Sein gelangen.  Dort liegt die Quelle der Evangelisierung. Wenn nämlich jemand diese Liebe angenommen hat, die ihm den Sinn des Lebens zurückgibt, wie kann er dann den Wunsch zurückhalten, sie den anderen mitzuteilen?„(Evangelii Gaudium, 8).

Einige Jugendliche hatten schon etliche Jahre Misiones mitgemacht… aber für viele, die meisten, war es die erste Erfahrung. Jedoch erlebten wir uns alle von dem gleichen Feuer entzündet, dem Feuer, das aus dem Geist Gottes kommt, das uns erfüllt, unser Sein in Besitz nimmt und uns zur Mission sendet und darin begleitet.

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Jugendliche im Herausgehen zur Begegnung

Im Laufe dieser heiligen Tage ließen wir die Worte von Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ lebendig werden. Wir sind die neue missionarische Generation, die Generation im Herausgehen an die Peripherien – Jugendliche in der Begegnung mit dem Ungeschützten, dem Vergessenen, dem Ausgegrenzten, dem spirituell Armen.

  1. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen.
  2. Die Freude aus dem Evangelium, die das Leben der Gemeinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missionarische Freude. Die zweiundsiebzig Jünger, die voll Freude von ihrer Sendung zurückkehren, erfahren sie (vgl. Lk 10,17). Jesus erlebt sie, als er im Heiligen Geist vor Freude jubelt und den Vater preist, weil seine Offenbarung die Armen und die Kleinsten erreicht (vgl. Lk 10,21). Voll Verwunderung spüren sie die Ersten, die sich bekehren, als am Pfingsttag, in der Predigt der Apostel, » jeder sie in seiner Sprache reden « hört (Apg 2,6). Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium verkündet wurde und bereits Frucht bringt. Aber sie hat immer die Dynamik des Aufbruchs und der Gabe, des Herausgehens aus sich selbst, des Unterwegsseins und des immer neuen und immer weiteren Aussäens.  Der Herr sagt: »Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen! « (Mk 1,38). Wenn der Same an einem Ort ausgesät ist, hält Jesus sich dort nicht mehr auf, um etwas besser zu erklären oder um weitere Zeichen zu wirken, sondern der Geist führt ihn, zu anderen Dörfern aufzubrechen.

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  1. Das Wort Gottes trägt in sich Anlagen, die wir nicht voraussehen können. Das Evangelium spricht von einem Samen, der, wenn er einmal ausgesät ist, von sich aus wächst, auch wenn der Bauer schläft (vgl. Mk 4, 26-29). Die Kirche muss diese unfassbare Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise und in sehr verschiedenen Formen wirksam ist, die gewöhnlich unsere Prognosen übertreffen und unsere Schablonen sprengen.
  2. Die innige Verbundenheit der Kirche mit Jesus ist eine Verbundenheit auf dem Weg, und die Gemeinschaft » stellt sich wesentlich als missionarische Communio dar«. In der Treue zum Vorbild des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern, ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden. Die Freude aus dem Evangelium ist für das ganze Volk, sie darf niemanden ausschließen. So verkündet es der Engel den Hirten von Bethlehem: » Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll « (Lk 2,10). Die Offenbarung des Johannes spricht davon, dass » den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden [ist], allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern « (Offb 14,6).

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  1. Die Kirche „im Aufbruch“ ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern. „Primerear – die Initiative ergreifen“: Entschuldigt diesen Neologismus! Die evangelisierende Gemeinde spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiß sie voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um die Ausgeschlossenen einzuladen.  Sie empfindet einen unerschöpflichen Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite.  Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge weiß die Kirche sich „einzubringen“. Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein, indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. Aber dann sagt er zu den Jüngern: » Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt « (Joh 13,17). Die evangelisierende Gemeinde stellt sich durch Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt. So haben die Evangelisierenden den „Geruch der Schafe“, und diese hören auf ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinde stellt sich also darauf ein, zu „begleiten“. Sie begleitet die Menschheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen. Sie kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer (Evangelii Gaudium, 20 – 24).

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Alle Worte von Papst Franziskus haben wir mit Leben erfüllt gesehen, haben den missionarisch-evangelisierenden Multiplikationseffekt erlebt, der unsere fünf Brote und zwei Fische gebraucht, um unsere Gaben im Dienst am Plan Gottes wunderbar zu vermehren.

Es gibt keine Rechenmaschine, die in Zahlen oder Statistiken die Tausende von Häusern wiedergeben könnte, die in unserer Kultur der Begegnung besucht worden sind. Die Tausende und Abertausende von Lächeln; die verstehenden Blicke; die Umarmungen voller Erbarmen und festem Halt; die Kinder, die in tausenden von Fällen ihre erste Begegnung mit Christus hatten; die „Zuhör-Therapie„, die wir in die Praxis umgesetzt haben, oft über die Sprachbarriere hinweg; die Jugendlichen, die an der Freude, der Botschaft und dem Zeugnis der Missionare ihre geistlichen Batterien aufgeladen und neuen Mut gefasst haben, nach christlichen Werten zu leben: die Sakramente, die denen gespendet wurden, die sie nicht empfangen konnten, weil sie an der Peripherie leben, und das alles, was nichts anderes macht als uns mit der Freude zu erfüllen, diese junge Kirche im Herausgehen zu sein, Träger der Kirche und Träger Christi zur Begegnung mit den anderen zu sein.

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Dieser Sendung, dieses Privilegs bewusst sind wir gerufen, in Mission zu bleiben. Wir können nicht zulassen, dass diese Erfahrung von Begegnung aufhört oder sich abschwächt, als handele sich um irgendein Kapitel unseres Lebens. Diese missionarische Generation, die Generation von Benedikt XVI. und Franziskus, ist die Generation der Jugend im Herausgehen zur Begegnung mit dem Bruder, der Schwester. Zur Begegnung mit dem Bruder als Träger der Freude, dieser österlichen Freude, die fähig ist, alles umzugestalten, was ihr begegnet.

Jetzt liegt es an uns, in Mission zu bleiben. In der Mission bleiben im Alltag, in unseren Familien, in der Universität, auf der Arbeit, in der Freundschaft, in der Ehe, in allen Lebensbereichen, bis die Freude am Evangelium zum charakteristischen Grundton unseres Lebens geworden ist… ein Empfehlungsbrief für alle, die uns auf der Straße sehen, und die uns deutlich als Jünger und Missionare identifiziert. Sein und Tun… Missionar sein und als Missionar handeln… mit der Osterfreude geht es!

Vater, Sohn und Heiliger Geist,
unser Leben für deine Mission!

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Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer/schoenstatt.org

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