Veröffentlicht am 2017-09-27 In Kampagne

Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns

Maria Fischer im Interview mit Rektor Egon M. Zillekens •

„Was macht meine Gottesmutter in deinem Haus?“ – Der ebenso überraschte wie freudige und doch etwas empörte Ausruf eines schönstättischen Verliebten beim ersten Besuch im Elternhaus seiner nicht-schönstättischen Freundin kommt einem spontan in den Sinn beim Betrachten der Miene von Rektor Egon M. Zillekens im Gespräch mit Liz und Juan Álvarez aus Buenos Aires, frisch ernannte Landeskoordinatoren der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Argentinien, bei ihrem Besuch in Schönstatt Mitte September im Rahmen ihrer Europareise.

„Was macht meine Gottesmutter in deinem Haus?“

Es war in der Zeit des Exils von Pater Kentenich und gerade einmal zehn Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in einer Kleinstadt im ländlichen Norden Deutschlands. Jener junge Mann, schwer verliebt, wenn auch noch am tastenden Anfang seiner Beziehung, ein hochengagierter Schönstätter, hatte im Blick auf seine Freundin vor allem eine Sorge: Wie sollte er ihr etwas von Schönstatt erzählen, einer damals sehr kritisch hinterfragten Bewegung, doch für ihn seine Lebenssendung mit dem größten Wunsch, sich dem entstehenden Familienwerk anzuschließen? Bis zum ersten Besuch bei ihren Eltern hatte er sich noch nicht das Herz fassen können, mit ihr über dieses Thema zu reden… während für sie dieser Besuch in der schlichten Wohnung der Eltern, Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands, die nur  mitgenommen hatten, was sie tragen konnten, auch mit einiger Nervosität verbunden war.

Sie öffnen die Wohnungstür, und was der junge Mann sieht, ist ein großes Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt – die Ursache des bereits erwähnten Ausrufs. Die Familie hatte dieses Bild in ihrem Haus gehabt, und sie hatten es mitgenommen auf der langen und harten Flucht, nachdem sie von den russischen Besatzern vertrieben worden waren. Ein Jahr danach waren jener junge Mann und seine Braut verheiratet, die Eltern der Verfasserin dieses Artikels.

Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

Markus 9, 38-40

Die neue Pastoral

In der Marienau hatten Liz und Juan Álvarez zuvor, geführt vom Rektor des Hauses, Rektor Egon M. Zillekens, mit großer Freude die Wohnung Pater Kentenichs besucht und den kleinen Saal, in dem er seine Gäste zum Mittagessen oder Gesprächen empfing. Unverkennbar: das Radio, von so vielen Fotos vertraut. „So oft haben wir davon gehört, was hier in diesem Raum geschehen ist“, erzählt Liz, die bereits im Jahr 2005 einmal in Schönstatt war, diesen Raum aber nicht kennengelernt hatte;  „So oft hat man uns erzählt von der Übergabe der Pilgernden Gottesmutter von Joao Pozzobon an Pater Kentenich, und jetzt sind wir hier.“

Und noch mehr! Sie konnten nicht glauben, dass Rektor  Egon M. Zillekens, auch wenn er damals nicht dabei war, als Pater Kentenich mit jenen jungen Priestern über die „neue Pastoral“ sprach und sie dabei – zu deren blankem Entsetzen – auf das verwies, was Joao Pozzobon  mit der Kampagne tat; mit allen Einzelheiten konnte er ihnen erzählen, wie diese Unterhaltung vonstattengegangen war, wusste er doch sogar, welcher der jungen Priester damals Pater Kentenich die Frage nach neuen Methoden der Pastoral gestellt hatte und wie sehr er schockiert war von der Antwort Pater Kentenichs, der nicht auf einen berühmten modernen Theologen verwies sondern auf diesen unbekannten einfachen Laien aus Brasilien mit seinem Marienbild … Und wie er Pater Kentenich nochmals fragte, weil er dachte, der alte Mann habe sich wohl verhört, und wie Pater Kentenich offensichtlich überzeugt und vergnügt noch mehr von Pozzobon und der Kampagne als Modell der neuen Pastoral für die Kirche der Zukunft sprach … und wie jener Priester von der Antwort des Gründers tief enttäuscht und fassungslos war.

Während sie miteinander redeten,  bot Rektor Zillekens ihnen eine ganz besondere Pilgermutter an – nicht die „Peregrina del Padre“, die ist gerade bei Pfr. Erhard in Memhölz -, sondern die „Pilgernde Gottesmutter des Urheiligtums“, die viele Jahre (etwa von 2003 bis Dezember 2014, damals als Peregrina von schoenstatt.org) im Urheiligtum gestanden hatte, bis der Rektor des Urheiligtums (ohne nachzufragen, wem sie eigentlich gehörte) sie kurz vor Weihnachten 2014 Rektor Zillekens für seine Mission und vor allem seine Reisen zu den Bundespriestern in aller Welt überreichte. Seitdem war diese Pilgernde Gottesmutter des Urheiligtums in Ecuador, in Kuba, in der Dominikanischen Republik, in  Burundi, Chile und  zuletzt in Argentinien, wo sie dank Schw. M. Rosario auch wieder einen Rosenkranz umgehängt bekam.  Der vom Urheiligtum war auf dem Weg der Sendung abhanden gekommen.

Leben kann auch außerhalb der institutionellen Bahnen entstehen

Mit Begeisterung berichteten Liz und Juan Rektor Zillekens von ihrer neuen Aufgabe, davon, wie sie die Diözesen, in denen die Kampagne stark ist, stärken möchten und wie die dort begleiten wollen, wo sie etwas eingeschlafen ist.

Dann berichten sie ihm von ihrem großen Anliegen. Sie möchten all den Wildwuchs und alles Ungeordnete eindämmen, dafür sorgen, dass  alle Bilder der Pilgernden Gottesmutter landesweit registriert werden und den Schreinern im ganzen Land verbieten, ohne Erlaubnis und Registrierung Bilder der Pilgernden Gottesmutter anzufertigen und die Unregistrierten stoppen… Das Gesicht von Rektor Zillekens ist filmreif.

Erst kommt das Leben, danach die Normen, sagt er, und das wüssten wir doch nicht erst seit Kentenich, sondern schon von unserem Herrn Jesus: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.“

Und er fügt an – aus der Tiefe der Berufung zur Freiheit, dem Wesensmerkmal des Bundes –  dass wir theologisch doch mindestens seit dem Konzil und aus Erfahrung schon immer wissen, dass Leben und Gnade und Heil auch außerhalb des Institutionellen, des Registrierten, des Geordneten sein können. Dass man nun doch sicher nicht ausschließen könne, dass die Gottesmutter auch in einer nicht-registrierten, verlorenen, „illegalen“ Peregrina  viele Herzen berühren, Wunder wirken, neue Modalitäten schaffen, Quelle neuen Lebens werden könne …

So habe Pater Kentenich gearbeitet, von Anfang an – das Leben beobachtet, offen, interessiert, erstaunt,   mit dieser väterlichen Autorität, die Leben ermöglicht, und später, sehr viel später, habe er das Überschäumende behutsam, sehr behutsam kanalisiert … ein wenig, ganz wenig. Immer im Wissen um das, was er so oft in der Kirche beobachtet hat und was er einmal so formulierte: Der Geist schafft sich Formen und hinterher fressen die Formen den Geist auf.

Ein paar Stunden später fragt Liz Álvarez mich: „Maria, woher kommt eigentlich diese Pilgernde Gottesmutter vom Urheiligtum? „Aus Argentinien“, sage ich. „Unregistriert. Illegale Migrantin.“ Und Rektor Zillekens wird sie sicherlich nicht wieder hergeben, weil sie keine Nummer hat.

So wie jenes MTA-Bild aus dem Haus meiner Großeltern, das kein Hausheiligtum und auch nicht direkt mit Schönstatt verbunden war, aber ihnen so lieb und wichtig, dass sie es bei der Vertreibung in jene zwei Koffer packten, die sie tragen konnten …

Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

Markus 9, 38-40

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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