Navidad en el campamento de migrantes

Veröffentlicht am 2022-01-01 In Werke der Barmherzigkeit

Maria auf dem Weg im Migrantenlager San Felipe

CHILE, Maria Fischer •

„Auf Einladung der Fundación Maria en el Camino (Maria auf dem Weg e.V.) in der chilenischen Stadt San Felipe verbrachten wir am Samstag, den 18. Dezember, einen Nachmittag mit Spielen und einem Weihnachtsgottesdienst im dortigen Migrantenlager, in dem 550 extrem arme Familien leben, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Chile gekommen sind…“. Ein kurzes Zeugnis von Francisco Contardo Morandé, Journalist und Präsident des CIEES Chile, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich spüre, dass da mehr dahintersteckt… und das stimmt. Es handelt sich um ein soziales Werk im Dienste der Migranten, wortwörtlich Maria auf dem Weg. —

Navidad en el campamento de migrantes

Weihnachten im Migrantenlager

„Es war eine sehr schöne Erfahrung, von ihnen und von Schwester Verónica Morandé zu lernen, die ihnen mit ihren 80 Jahren hilft, geistig und in der Fortbildung weiterzukommen. Im Namen des CIEES Chile waren wir dort als Familie mit Matías Fernández, unserem ehemaligen Präsidenten des CIEES Chile, der heute mit großer Bescheidenheit dient, auch mit seinen Kindern“, so Francisco Contardo weiter. „Wir kehren mit vollem Herzen in unsere Häuser zurück und sind dankbar für die Gottesmutter, die an einem so schwierigen Ort wirkt.“ Francisco Contardo stellte bereitwillig den Kontakt zu seiner Tante Verónica Morandé auf, Mitglied des Instituts „Maria auf dem Weg“.

„Wir können nicht auf Berufungen warten, bis wir sterben, wir müssen jetzt herausgehen und dienen“

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Bau des Bildstocks im Migrantenlager

Hinter dieser schönen Weihnachtsfeier im Migrantenlager am 18. Dezember – Bündnistag und Vorabend der Stichwahl bei den Präsidentschaftswahlen in Chile – steht die Fundacion „Maria en el Camino“, die 2015 von den damals fünf Frauen gegründet wurde, die das Institut „Maria en el Camino“ in Chile bildeten, ein föderativer Teil („sehr föderativ“, betont Verónica Morandé) des gleichnamigen internationalen Instituts „Maria auf dem Weg“, das 1998 in Deutschland und 2000 in Chile gegründet wurde. Das Institut „Maria auf dem Weg“, Gemeinschaft im Geiste von Schönstatt, ist eine internationale Gemeinschaft von katholischen Frauen, eine Gemeinschaft des geweihten Lebens. Sie ist aus dem Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern hervorgegangen. Sie sieht in P. Josef Kentenich (1885-1968) ihren Gründer. Der Name „Maria auf dem Weg“ ist Ideal und Auftrag der Gemeinschaft.

Die chilenischen Mitglieder wollten den Namen, das Ideal und den Auftrag mit Leben füllen. „Die Gottesmutter will nicht im Heiligtum bleiben, sie will hinausgehen, sie will auf die Straße gehen, sie will sich auf die Menschen einlassen, und wir müssen ihr dabei helfen“, sagt Veronika. „Wir können nicht auf Berufungen warten, bis wir sterben, wir müssen jetzt herausgehen und dienen. Wir haben festgestellt, dass es aufgrund der Realität unserer Zeit sehr schwierig ist, über Berufungen nachzudenken, und auch, weil es in Chile ein echtes Erdbeben gab, als einige sexuelle und Machtmissbräuche durch bekannte und einflussreiche Priester bekannt wurden. Die Priesterseminare werden immer leerer, einige Priester haben aufgegeben, und auch in den Frauengemeinschaften gibt es keine Berufungen. Wir hielten es für den besten Weg, Laien einzubeziehen, die sich für uns und unsere Spiritualität einsetzen. Wir mussten die Statuten der Fundación (etwa vergleichbar einem eingetragenen Verein) festlegen, einen neuen Vorstand gründen, der sich aus drei Laien zusammensetzte: einem jungen chilenischen Anwalt, der in Venezuela gelebt hatte, einem lokalen Geschäftsmann, der uns immer zur Seite stand und uns in allem unterstützte, und einem Ingenieur…“. Die Fundación will die Mission der Gruppe der geweihten Laien „Maria auf dem Weg“ ergänzen, indem sie sich direkt für die Familien einsetzt, vor allem für die Schwächsten, im Dienst des Charismas Schönstatts. 

Workshops für ein menschenwürdiges Leben

Eine erste Aktivität im Dienste der Schwächsten ist das Angebot von kulturellen, künstlerischen, technologischen und spirituellen Workshops, um die Menschen zu stärken und ihnen Werkzeuge für ihre Suche nach Arbeit und einem würdigen Leben an die Hand zu geben. Von den bereits abgehaltenen Workshops befasste sich der erste mit gesunder Ernährung und Lebensmittelkonservierung, ein weiterer mit dem Thema Selbstwertgefühl für Frauen. Jede Teilnehmerin erhielt ihre Urkunde von dem sie begleitenden Familienmitglied oder einem Vertreter der Fundación. Digitale Kompetenz war das Thema eines weiteren Workshops. „Heutzutage muss jeder wissen, wie man sich in der digitalen Welt bewegt“, sagt Veronica, „sei es bei Bewerbungen oder der Überweisung des Gehaltes. Es nahmen Menschen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren teil, darunter mehrere Migranten aus Bolivien, Ecuador, Peru…“. Patricio Severino, ein Madrugador aus San Felipe, ist für den Workshop verantwortlich.

Auch in einem weiteren Workshop zum Thema „Gartenbau in der Familie“ tauchten Migranten auf und es entstanden Beziehungen. Und mit der Hand am Puls der Zeit verstanden die Mitglieder der Fundación die Stimmen der Zeit, die zu ihnen über die Notlage der Migranten sprachen.

Im Migrantenlager San Felipe

In San Felipe hat es schon immer Migranten gegeben, sagt Verónica Morandé. Aber in den letzten drei Jahren sind sehr, sehr viele gekommen – aus Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Haiti und der Dominikanischen Republik. Viele von ihnen leben unter prekären Bedingungen im so genannten Campo Migrante (Migrantenlager), einem Gebiet aus Erde und Steinen, in dem es nichts Grünes gibt, mit etwa 45 oder 50 Häusern, die auf „drei Stöcken und etwas Plastik“ gebaut sind. Es gibt kein Wasser, und der Strom ist erst seit zwei Monaten eingeschaltet.

„Eine große Zahl von Migranten ist aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern auf der Suche nach besseren Lebensmöglichkeiten in unsere Stadt gekommen. Viele von ihnen sind sogar zu Fuß gekommen und haben ihr Leben und das ihrer Kinder riskiert.

Wir trafen einen chilenisch-venezolanischen Anwalt, Jorge Rubio, der sich seit mehreren Jahren für diese Familien einsetzt und Koordinator der Migrantenpastoral in unserer Diözese war. Wir fingen an, ihm etwas zu geben: Lebensmittel, Bettzeug, Putzmittel, Geschirr und alles, was wir von den Menschen, die zu unserem Heiligtum kommen oder uns nahestehen, sammeln konnten“. Jorge Rubio schloss sein Liebesbündnis am 18. Januar 2021 im Heiligtum, während der Messe mit dem neuen Bischof von San Felipe.

„Wir sind also ins Migrantenlager gegangen“, erzählt Veronica. „Die Leute, die aus der Stadt kommen, sehen nur den Schmutz, sie sehen den Fremden. Wir versuchen, die Person, den Bruder, die Schwester zu sehen“.

Getreu der Mission „Maria auf dem Weg“ brachten sie die Gottesmutter ins Migrantenlager. Auf dem Gelände ihres Hauses gibt es eine Kapelle, sagt Veronica, ein Gebäude, in dem früher die Werkzeuge aufbewahrt wurden. Das Innere hat nun fast alle Elemente eines Heiligtums. Das ist schön. Aber die Gottesmutter sollte hinausgehen und unter den Schwächsten sein, um mit ihnen die Armut des Ortes und den Reichtum ihres Lebens zu teilen.

Am 2. September 2020 wurde der Bildstock im Migrantenlager eingeweiht. Die Bewohner des Lagers arbeiteten beim Bau des Bildstocks mit. Und die Türen öffneten sich… Der Bischof von San Felipe kam, um im Lager eine Messe zu feiern, sie träumen von einer Kapelle, und Weihnachten 2020 wurde mit „lebendigen Krippe“ der Kinder, Süßigkeiten und Spielzeuggeschenken gefeiert.

Navidad en el campamento de migrantes

Um effizient helfen zu können, muss man wissen, wo man steht

In diesem Jahr 2021 wurde eine einfache Umfrage unter den Migranten zu ihrem rechtlichen Status, ihrer Ausbildung, ihrer Arbeit und ihrer Ankunft in Chile durchgeführt. Um effizient helfen zu können, muss man wissen, wo man steht. Eine große Herausforderung ist die Lage des Lagers, das als „besetztes Land“ gilt. Das bedeutet, dass es im Falle eines Brandes keine Feuerwehr gibt, keinen Krankenwagen, wenn es einen Unfall gibt… Der Soziologe, der die Volkszählung durchgeführt hat, ist ein Großneffe von Pater Humberto Anwandter. Eine Psychologin begleitete ihn, und alles fand samstags statt. Von Montag bis Freitag arbeiten die Migranten; nur wenige Frauen bleiben übrig, um sich um 10 bis 15 Kinder zu kümmern.

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Weihnachten im „Campamento Migrante“

Die große Weihnachtsfeier

Und jetzt steht Francisco Contardos Zeugnis über die Weihnachtsfeier im Migrantenlager am 18. Dezember in einem konkreten Kontext.

Für die Kinder, die normalerweise zwischen Steinen spielen, waren die großen aufblasbaren Hüpfburgen eine große Überraschung. Sie hörten nicht auf zu spielen … mit vor Glück strahlenden Gesichtern. Die mehr als 250 Kinder erhielten Eis, eine kleine Tüte mit Saft und Keksen… Auf einer von der Deutschen Schule geliehenen Bühne stellten die Kinder die Weihnachtsgeschichte dar, ein Priester hielt einen ökumenischen Gottesdienst, und es wurde ein Weihnachten der tausend Verbindungen gefeiert…

Es wurde Weihnachten, zwischen Steinen und Staub, in einem Migrantenlager, mit dem Geruch der Armut wie in der Höhle von Bethlehem und mit dem Licht der Liebe, die das Gotteskind durch Menschen guten Willens in diese Welt gebracht hat.

Denn Maria muss hinausgehen und sich auf den Weg machen.

 

 


Mitarbeit: Francisco Contardo, Verónica Morandé

Original: Spanisch, 31.12.2021. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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