Ukrainische Flüchtlinge

Veröffentlicht am 2022-03-19 In Schönstatt im Herausgehen, Werke der Barmherzigkeit

Ukrainische Flüchtlinge im Haus der Schönstatt-Patres in Polen

POLEN/UKRAINE, P. Arkadiusz Sona/mf. •

„Ab heute nehmen wir Leute aus der Ukraine in unserem Haus auf. Ich reise gerade im Zug. Eine Menge von Leuten. Vor allem Frauen mit Kindern. Bei uns ist im Moment ruhig. Bis gestern kamen mehr als 700 000 Flüchtlinge. Richtung Ukraine fahren Männer zu kämpfen. Es sind ca. 70 000“, schreibt P. Arkadiusz Sosna aus Polen am 5. März, verbunden mit der Bitte um Gebet für den Frieden. —

Manche blieben nur kurz, auf der „Durchreise“ zur Verwandten im Ausland, oder zu eigens gefundenen Unterkunftsmöglichkeiten. Die kein anderes Ziel haben, bleiben auf unbestimmte Zeit bei uns.

So lebt bei uns eine Lehrerin für ukrainische Sprache und Literatur mit ihren Verwandten. Sie kommen aus Zaporiżżia. Ihr Ehemann und der ältere 29-jährige Sohn sind in der Ukraine geblieben und verteidigen ihr Land gegen die Aggression von Putin. Der jüngere Sohn, 16 Jahre alt, kam mit seiner Mutter nach Polen.

Zug mit Flüchtlingen

Zug mit Flüchtlingen

Eine Geschichte wie tausend andere und doch einmalig

Am 24. Februar, als die aufgeschreckte westliche Welt den Karnevalsauftakt feierte, wurden eine Familie, die jetzt im Haus der Patres untergekommen ist, durch die Explosionen von Bomben und Raketen geweckt. Vom 25. Februar bis zum 1. März waren sie dem Bomben- und Granatenbeschuss ausgesetzt. Jeden Tag das Heulen der Flugabwehrsirenen. Mehrmals am Tag und in der Nacht. Die Wände des Hauses zitterten, und der Schutzraum war die einzige Sicherheit. Das beschädigte Haus ist menschenleer geblieben, denn die Großeltern beschlossen, ihre Kinder und Enkelkinder zu retten. Am 4. März gelang es ihnen, mit dem Zug in Richtung polnische Grenze zu fliehen. In zwölf Stunden erreichten sie Lwiw (Lemberg), mit bescheidenen Taschen und Rucksäcken, die die wichtigsten Dokumente und Habseligkeiten enthielten. Die nächste Station war Chelm in Polen.

Dann nahmen sie den Zug nach Warschau. Hier wurden sie von Freiwilligen in Empfang genommen, registriert, und nach Józefów geschickt. Sie kamen zusammen mit anderen Flüchtlingen in der Turnhalle einer Schule unter. Eine der Frauen in dieser Familiengruppe ist schwanger. Sie kam mit ihrem 10-jährigen Sohn. Dank der Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung blieben sie nicht in der Turnhalle, sondern wurden zu uns ins Haus gebracht. Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen den städtischen Behörden und unserer Gemeinschaft können wir nun den Erwartungen und Bedürfnissen der am stärksten Betroffenen gerecht werden. Obwohl dies ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Bevor diese Menschen zu uns kamen, führten sie ein friedliches Leben in der Ukraine als Lehrerin, Fabrikarbeiter, Schüler oder Studenten…

Am ergreifendsten war für mich die Begrüßung der Mutter und ihrer Schwiegertochter, die erst drei Tage nach der Mutter bei uns angekommen ist. Nach der herzlichen Umarmung gab es einen Anruf bei ihrem Sohn, der in der Nähe von Kiew im Krieg ist. Er fragte: „Seid ihr gut angekommen, ist alles in Ordnung?“ Und dann nur konstante Beschwörung: „Es wird alles gut, es wird alles gut…“ Werden sie sich wiedersehen? Die Freude, sich hören zu können, und dass alle erstmal wohlauf sind, war sehr groß.

Flüchtlinge aus der Ukraine

Die Bäckersfamilie aus Kiew

Das sind eine Großmutter und eine Mutter mit zwei Kindern. Sie kamen aus Kiew. Sie führten ein ruhiges Leben mit einer Konditorei und einer Bäckerei. Es herrschte Frieden, Sicherheit, finanzielle Stabilität und Familienglück.

Am Morgen des 25. Februar schlug eine Rakete vor dem Geschäft ein, explodierte aber nicht. Es wurde sehr gefährlich. Die ständigen Bombardierungen zwangen sie, in ein Dorf in der Nähe von Kiew zu fliehen. Sie flohen mit dem Auto. Großeltern, Eltern und zwei Kinder. Sie erlebten ein paar relativ friedliche Tage. Das Gefühl von Sicherheit war jedoch nur von kurzer Dauer. Eine Kolonne russischer Panzer näherte sich dem Dorf. Die Kolonne hielt fünf km vor dem Dorf. Es brach die Hölle los. Es begann die Flucht. In der Panik verirrten sich die Großeltern. Nach zwei Tagen gelang es ihnen jedoch, den Weg zurückzufinden. Die ständigen Luftangriffe und Bombardierungen, der Mangel an Strom, Wasser und Heizung zwangen sie, ganz aus der Ukraine zu fliehen. Das heißt, nicht alle: Die Männer blieben, die Frauen und Kinder fuhren mit dem Auto in Richtung polnische Grenze. Die Reise, die durch Luftangriffe und Raketenbeschuss unterbrochen wurde, endete glücklich in Polen. Diese Flüchtlinge werden für ein paar Tage bei uns bleiben und dann zu ihren Freunden weiterreisen können.

Der Freiwillige

Und dann gibt es noch einen Mann, der immer wieder kommt, da er aus Kiew Frauen mit Kindern in seinem Auto nach Polen fährt – einer wie Benjamin und Juan Arizú aus Madrid. Nach einer Übernachtung und einer schnellen Mahlzeit bei uns, fährt er zurück, um weitere Frauen und Kinder zu holen. Er sagt: „So lange wie es geht, werde ich es tun.“

Wie lange das alles noch dauern wird? Wir wissen es nicht. Für uns hat das Leben auf unserem Sion einen neuen Rhythmus angenommen. Wir verbinden das Gemeinschaftsleben mit der Situation unserer Gäste. Wir sind bemüht, den Flüchtenden so gut es geht zu helfen; und diese bringen sich im Haus aktiv mit ein, die Frauen meist in der Küche und die Männer im Haus und auf dem Grundstück. Sie wünschen sich etwas Normalität in einer Situation, für die kaum Worte gefunden werden können.

Am Sonntag habe ich die Messe in unserem Heiligtum gefeiert. Tränen, Ergriffenheit, der Friedensgruß, die empfangene Kommunion… Durch die Übertragung auf YouTube schlossen sich viele Familien aus Polen an. Wir haben gemeinsam für den Frieden gebetet. Das Heiligtum ist nun ein Ort des gemeinsamen und individuellen Gebets für den Frieden.


Unter Verwendung des Materials aus dem Spendenaufruf der Schönstatt-Patres / Izabela Jahn

Spendenkonten
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Verwendungszweck: Ukraine
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