Casa Madre de Tuparenda graduación

Veröffentlicht am 2020-12-04 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Schönstatt im Herausgehen, Werke der Barmherzigkeit

Die Lehre, die uns Juan Miguel mitgibt: Glauben ist Können

PARAGUAY, Casa Madre de Tuparenda, Ricardo Acosta •

Am vergangenen 24. November hat der letzte Jugendliche, der den Schock der Pandemie erlebt hat, als alles unsicher war und stillstand, seinen Abschluss gemacht. Sein Name ist Juan Miguel, ein junger Mann mit starker und schmerzhafter Familien- und Lebenserfahrung, der von klein auf gelernt hat, aus eigener Kraft zu überleben, als er am meisten eine Umarmung von Mutter und Vater und das warme Klima eines Zuhauses gebraucht hätte. Er ist ein junger Mann, der vor unzähligen Herausforderungen stand und es trotz der Tatsache, dass er bei vielen von ihnen in den Dreck gefallen ist, geschafft hat, wieder aufzustehen und weiterzugehen.—

Das Geheimnis des Lebens sind die kleinen Momente, jene guten und schlechten Momente, die uns helfen, auf dem Weg des Lebens zu wachsen. Manchmal erfordern die Zeit und die Umstände riesige Schritte, die man vielleicht nicht bedacht hat, aber Gott schreibt auf krummen Linien gerade, sagt das Sprichwort.

Dieses denkwürdige Jahr 2020 war voll von sehr bedeutsamen Momenten, unvorstellbaren Ereignissen wie der Covid-19-Pandemie und dahinter einer Reihe von unsicheren Situationen, die man sich niemals hätte vorstellen können. Das Resozialisierungsprogramm „Casa Madre de Tupãrenda“ musste eine ganze Reihe von Problemen stemmen, um offen zu bleiben und vielen bedürftigen Jugendlichen Chancen zu geben.

Casa Madre de Tuparenda graduación

Mit P. Pedro Kühlcke

Und stellt euch vor, welches Bild mir bleibt

„Einige Bilder, die ich von Juan Miguel habe, seit ich ihn kenne: ein langes und intensives Gespräch auf der Treppe des Jugendgefängnisses von Itauguá; dann sehe ich eines Tages auf dem Flur vom Tacumbu (Erwachsenengefängnis) ein vertrautes Gesicht“, so Pater Pedro Kühlcke über seine Begegnungen mit Juan Miguel: „Aber wo ich ihn [Juan Miguel] jetzt zum ersten Mal so gekleidet sehe, so elegant, dann stellt euch vor, welches Bild in mir bleibt!“

Jeder der Ausbilder führte dieselbe Dynamik aus und erinnerte an wichtige Momente im Leben des Absolventen, an die kleinen Schritte, die unternommen wurden, um das Ziel zu erreichen oder eine Etappe zu beenden und eine andere zu beginnen. Es ist wie der Ton des Töpfers, der nach dem Formen eines Gegenstandes erst trocknen und dann bemalt werden muss. Ich denke, es ist ein anschauliches Bild dieses Wunders, dass man an diesem Ort Zeuge wird, wie der Ton Gestalt annimmt und man es schafft, ihm seine Form zu geben, einzigartig und einmalig, und ihm zu helfen, seinen genauen Sinn zu finden.

Casa Madre de Tuparenda

Der Abschluss ist immer ein Fest in Casa Madre de Tuparenda

Gefäße mit Sprüngen

Wir haben viele Male Gefäße mit vielen Rissen erhalten, Risse, von denen einige reparierbar sind und andere irreversible Schäden durch übermäßigen Drogenkonsum bedeuten. Wir betrachten die Vergangenheit eines jeden Menschen als einen wichtigen Faktor bei der Bildung der Person, doch die Gegenwart prädisponiert in gewisser Weise die Zukunft, und was für den Wandel wesentlich ist, hat mit der Willensmacht desjenigen zu tun, der ihn will. Natürlich kann das, was getan wurde, nicht geändert werden, aber man muss Protagonist der eigenen Veränderung sein, und diese Veranlagung des Heranwachsenden wird durch das Programm gelenkt, durch die Direktorin, die Ausbilder und Pädagogen und Pater Pedro selbst, der sich täglich für die Begleitung und den persönlichen Dialog mit jedem Teilnehmer bereit hält.

Con la novia embarazada

Mit seiner schwangeren Freundin

In einigen Monaten Vater

Der neue Absolvent arbeitet bereits in einem Supermarkt im Bäckereibereich, nachdem er sein Praktikum dort erfolgreich abgeschlossen hat. Zusätzlich zu diesen persönlichen Erfolgen wird er in einigen Monaten Vater werden und seine lang ersehnte Familie gründen.

Seine Worte waren von Dankbarkeit und Anerkennung für seine Partnerin, ihre Familie und die Chance, die er durch das Programm erhalten hat. Er erwähnte auch die Schwierigkeiten, die er durchgemacht hatte, und die unzähligen Male, die er darüber nachdachte, aufzugeben, doch er habe sich immer gehalten und aufgefangen erlebt. Darum sei er ans Ziel gekommen.

Lourdes Palacios, eine der Ausbilderinnen: „Dankbar für die erhaltene Chance sagte er seinen Klassenkameraden, dass es nicht leicht für ihn gewesen sei, am Programm teilzunehmen, dass es eine Zeit gegeben, in der er das Handtuch werfen und aufgeben wolle, aber sein Glaube an Gott und sein Wunsch, weiterzukommen, ließen ihn erkennen, dass „nichts unmöglich oder sehr schwierig ist“, dass man trotz der Herausforderungen, die das Leben einem stellt, niemals aufgeben dürfe. Heute bleibt alles, was er im CMT erlebt hat, eine schöne Geschichte, die er einmal seinen Kindern und Enkeln erzählen wird, und er versteht, dass all das, was vorher schwierig war oder ihm schwergefallen ist, einen Grund hatte.  Er ist auch der Familie dankbar, die ihn aufgenommen hat und ihn in diesen Momenten unterstützt, seinem Schwiegervater und seiner Schwiegermutter, die Gott auf den Weg gebracht hat, um ihm zu helfen, seiner zweiten Familie, wie er sie nennt, und zusammen mit Andrea, seiner Freundin, hoffen sie, bald Eltern zu werden, ein weiterer Grund, Tag für Tag zu kämpfen, um ihrem ersten Kind (und vielen weiteren!) ein besseres Leben geben zu können“.

 

Wörtlich sagte Juan Miguel beim Abschluss:

„Ich möchte der gesamten CMT-Gruppe danken, dass sie mir geholfen hat, Frau Lourdes, Pater Pedro, der Psychologin Minerva, Frau Alicia, Frau Rossy, und Victor, ich danke Ihnen auf jeden Fall, weil ich dank Ihnen viele Dinge verstanden habe und meinen Weg gerade rücken konnte. Der Kampf, den ich in all der Zeit geführt habe, hat sicher einiges gekostet, aber nichts ist ein schwieriger Begleiter, ja ich wollte unterwegs oft das Handtuch werfen, mit diesem berühmt-berüchtigten:

  • pe jajeja`o umia ndaigustoí ñandeve mba`eve (Lasst mich doch alle in Ruhe),
  • o jajapo vaí la cosa ha jajeja`o ha upea ñande culpande (Meckert ruhig wegen dem, was wir gemacht haben, das gefällt uns nicht, aber es ist nicht mehr unsere Schuld).

Leute, wir müssen wirklich auf Gott vertrauen und weitermachen, und sicherlich ist nichts zu schwierig, Leute, nichts ist zu schwierig“.

Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit des Programms

Wenn das, was im Herzen des Menschen ist, im Einklang mit Gottes Plan steht, verdient es, gehört und als Lebensauftrag betrachtet zu werden. Oder wie es bei schoenstatt.org immer heißt: Schönstatts Projekte entstehen nicht am grünen Tisch, sondern im Dialog der Zeitenstimmen mit der Stimme der persönlichen Berufung. Im Jahr 2013 begann Pater Pedro zusammen mit anderen Freiwilligen die Gefängnispastoral im Jugendgefängnis, und niemand konnte sich vorstellen, dass als Folge davon im Jahr 2016 ein Haus stehen würde, in dem die Jugendlichen nach Verlassen des Jugendgefängnisses Berufe erlernen, ihre Fähigkeiten entwickeln und ihre Lebensqualität verbessern könnten.

Dieses Jahr 2020 war nicht ganz negativ, denn trotz des harten Schlags der Pandemie wurde die Bäckerei im  „Unternehmen Madre de Tupãrenda“ ermöglicht, die sich auf dem Markt als eine Marke für Qualität und Herzwärme installieren soll, die aber vor allem auch eine wirtschaftliche Unterstützung des Programms sein soll, das so mit größerer Unabhängigkeit von staatlicher Unterstütztung viele Leben und Familien retten hilft. Im Moment erhalten wir viele Bestellungen für die hier gefertigten ausgezeichneten „Pan dulce“ (Art Panettone), die zu Weihnachten dazugehören.

Schließlich dürfen wir unsere großen Wohltäter nicht vergessen, die es uns in den meisten Fällen aus der Anonymität heraus ermöglichen, weiter zu rudern. Nur Gott und die Gottesmutter werden es verstehen, ihre Großzügigkeit hundertprozentig zu belohnen.

Casa Madre de Tuparenda

 

Bankverbindung:

Kontoinhaber: Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN: DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT: GENODEM1DKM
VWZ: P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tupãrenda

 

Alle Artikel zu Casa Madre de Tuparenda

Webseite von Casa Madre de Tuparenda (auch in Deutsch)

Original: Spanisch, 30.11.2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

 

Als Pädagogen und Ausbilder am CMT: die Geschichte eines Mutigen

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