Fratelli Tutti

Veröffentlicht am 2020-12-04 In Fratelli Tutti, Neue Gesellschaftsordnung, Projekte, Schönstatt im Herausgehen

Beste Politik in der Enzyklika Fratelli Tutti von Papst Franziskus

LATEINAMERIKA, Rat des lateinamerikanischen Kreises Schönstätter in Politik und Öffentlichem Dienst •

Lateinamerikanische Schönstätter aus Politik und öffentlichem Dienst laden für kommenden Montag, den 7. Dezember, zu einem virtuellen Treffen zum Thema: „Gute Politik in der Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus“ ein. —

Nach dem Forum lateinamerikanischer Schönstätter in der Politik am 21. September 2020 wird dies die zweite Begegnung sein. Eine Gemeinschaft von Schönstättern in Politik und öffentlichem Dienst hat sich bereits gebildet.

Am Montag, dem 7. Juni, wird Pater Carlos Cox D., seit fast 40 Jahren Mitglied der Schönstatt-Patres, der als Ingenieurstudent an der Katholischen Universität von Chile eine aktive politische Rolle in einer politischen Partei gespielt hat, sprechen. Er studierte Theologie an der Universität Münster, Deutschland, war Nationaler Berater der Schönstatt-Mannesjugend von Chile, Gründer Schönstatts in Kuba und Berater der Schönstatt-Bewegung in Mexiko (1987-1997). Fast 15 Jahre lang war er Rektor des Nationalheiligtums der Virgen del Carmen (Maipú, Chile).

Carolina Dell’Oro Crespo und Hugo Cáceres sind für die Feedbacks und Ergänzungen des Vortrages verantwortlich.

Carolina ist Philosophin, Absolventin der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile und Expertin für Ethik. Sie ist Absolventin des Senior Management Programms (PADE) und der ESE Business School. Sie berät nationale und multinationale Unternehmen bei ihrer strategischen Planung und lehrt an der Katholischen Universität und der Universität Los Andes. Sie hat Postgraduiertenkurse über Anthropologie, Familie und Gesellschaft sowie Ethik unterrichtet und ist eine von 100 ausgezeichneten weiblichen Führungskräften in Chile (fünfmal von der Zeitung El Mercurio ausgezeichnet).

Hugo Cáceres ist  Minister in der ggenwärtigen Regierung von Paraguay und gehört zur Familienbewegung Schönstatts.

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Fratelli Tutti: Die Politik ist eine »sehr hohe Berufung, eine der wertvollsten Formen der Nächstenliebe, weil sie das Gemeinwohl anstrebt«

„Verstehst du auf den Herrn zu hören, der anklopft? Der heute gekommen ist, um dich zu sehen, der an dein Herz klopft mit einer Unruhe, einer Idee, einer Inspiration?“, fragte Papst Franziskus beim Angelus am ersten Advent.

Wenn man Fratelli Tutti liest, wird deutlich, dass Franziskus hört, wie der Herr mit einer Unruhe, mit den Stimmen der Zeit und der Seelen an sein Herz klopft.  Es sind Stimmen, die sich in der Pandemie mit ihren Toten, ihren Kranken, ihren Ärzten und Krankenschwestern am Limit äußern, die sich in Fake News und Hate Speech äußern, die Rassen- und Fremdenhass und Hass auf alles, was anders ist, säen wollen.

Wie die vorangegangene Enzyklika Laudato si‘ ist auch diese Enzyklika der Soziallehre gewidmet und bezieht ihren Titel aus einem Ausdruck des heiligen Franz von Assisi, von dem sie sich inspirieren lässt. Sie stützt sich auf die Erklärung von Abu Dhabi („Dokument über menschliche Brüderlichkeit, Weltfrieden und gemeinsames Zusammenleben“), die der Papst im vergangenen Jahr zusammen mit dem Großen Imam Ahmad Al Tayyeb unterzeichnet hat, und greift auch die Pandemie Covid-19 zurück, die während der Abfassung des Textes durch Franziskus ausgebrochen ist.

Der Papst weist darauf hin, dass er in Fratelli tutti Ideen vorschlägt, die er bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht hat, die er nun aber in einen größeren Zusammenhang stellt. Er betrachtet den geschlossenen Nationalismus, die Ablehnung der Einwanderer, den Individualismus, die Polarisierung, die Kriege… Aber in der Pandemie hätten sich auch die Energien der Menschen für das Gute auf außergewöhnliche Weise gezeigt, in so vielen unterstützenden und heroischen Verhaltensweisen (Nr. 54). Es wäre also eine Täuschung, den Gedanken aufzugeben, dass es kein Heilmittel gebe (Nr. 75), da wir Grund zur Hoffnung haben (Nr. 77).

Kapitel III („Eine offene Welt denken und schaffen“) hebt hervor, was die Brüderlichkeit für Freiheit und Gleichheit bedeutet. Ohne Brüderlichkeit, die zu gegenseitiger Hilfe und Dialog führt, „wird die Freiheit schwach und führt eher zu einem Zustand der Einsamkeit, der reinen Autonomie“ (Nr. 103). „Gleichheit wird so nicht erreicht, wenn man abstrakt definiert, dass „alle Menschen gleich sind“. Sie ist vielmehr Ergebnis einer bewussten und pädagogischen Pflege der Brüderlichkeit. “ (Nr. 104).

Was tun angesichts des schlechten Rufs der Politik?

Franziskus ist sich des schlechten Rufs bewusst, den die Politik in vielen Ländern hat, und besteht auf einem Aufruf zu ihrer Rehabilitierung, denn „sie ist eine sehr hohe Berufung, sie ist eine der wertvollsten Formen der Nächstenliebe, weil sie das Gemeinwohl sucht“ (Nr. 180). „Die Politik (ist) edler als ihr Erscheinungsbild, des Marketings, der verschiedenen Formen der medialen Verzerrung.“ (Nr. 197). „Der Politiker ist tatkräftig, er ist ein Erbauer mit großen Zielen und mit realistischem und pragmatischem Weitblick auch über sein Land hinaus.“ (Nr. 188).

Für Franziskus ist die Politik wirksam: “Es ist Liebe, einer leidenden Person nahe zu sein; aber auch all das ist Liebe, was man ohne direkten Kontakt mit dieser Person zur Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen, die ihr Leiden verursachen, tut. Während jemand einem älteren Menschen hilft, einen Fluss zu überqueren – und das ist wahre Liebe –, so erbaut der Politiker ihm eine Brücke, und auch dies ist Liebe. Während jemand einem anderen hilft, indem er ihm zu essen gibt, so schafft der Politiker für ihn einen Arbeitsplatz und übt eine sehr hochstehende Form der Liebe, die sein politisches Handeln veredelt” (n. 186).

Politik ist eine großzügige und geduldige Arbeit, die eher auf hohe Ziele als auf unmittelbare Ergebnisse abzielt. „Die großen Ziele, von denen in den Strategien geträumt wird, werden teilweise erreicht“ (Nr. 195). Der Herrscher zeigt „großen Adel“, wenn er „fähig ist, Prozesse zu entfesseln, deren Früchte von anderen geerntet werden, mit der Hoffnung, die in die geheimen Kräfte des Guten gesetzt wird, das gesät wird“ (Nr. 196).

Herzliche Einladung zur Lektüre von Fratelli Tutti!

 

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