Veröffentlicht am 2020-05-06 In Schönstatt im Herausgehen, Solidarisches Liebesbündnis in Zeiten von Coronavirus

Und die Königin setzt auf uns

SPANIEN, Pilar de Beas •

Für mich begann die Ausgangssperre am 10. März aufgrund einer Lungenentzündung, von der ich bis heute nicht weiß, ob es COVID-19 war. Nachdem ich behandelt und das Antibiotikum verabreicht worden war, spürte ich immer stärker den dringenden Bedarf, „etwas zu tun“. Ich wandte mich sogar an ein Krankenhaus, um (in meiner Unschuld) bei Anrufen bei den Angehörigen von Kranken zu helfen, denn was mich von Anfang an am meisten beunruhigte, war die Einsamkeit von Menschen, die ohne Begleitung ihrer Angehörigen im Sterben lagen. —

Hier habe ich gelernt, dass man aufgrund der Datenschutzgesetze nicht sehr weit kommt. In meinem Hausheiligtum bat ich jeden Abend die Gottesmutter, mir zu helfen, einen Weg zu finden, um denen zu dienen, die es am meisten brauchten.

Präsentation des Projektes „Shema“*

Valladolid, noch einmal

Eines Nachmittags sah ich in einem Chatroom von Eduvida, wo mehrere Betreuer von Ehevorbereitungskursen sind, die den Pfarrer einer Kleinstadt in Valladolid mit 1000 Einwohnern unterstützt hatten, dass dieser Pfarrer allein in der Leichenhalle gewesen war und einen Mann begleitete, der die Einsamkeit nicht ertragen und sein Leben beendet hatte. Ich setzte mich mit dem Pfarrer in Verbindung, und wir beschlossen, ihm dabei zu helfen, Telefongespräche mit älteren Menschen zu führen, die in ihren Häusern eingesperrt waren. Dieser Priester gab uns viele Telefonnummern, mit vorheriger Ankündigung und Zustimmung der Leute, um solche Anrufe an sie zu tätigen.

Die Reaktion war schnell, und die Freiwilligen kamen von überall her, viel mehr als ältere Menschen. Wir haben die Caritas und die Altenheime kontaktiert, aber wegen des bekannten Datenschutzgesetzes haben sie uns keine Telefonnummern geben dürfen.

Was uns die verängstigten alten Leute erzählt haben

Das war die Krönung der Gottesmutter von Schönstatt, so sollte diese Krönung sein. Die Aussagen der älteren Menschen sind erschreckend: „Dass die spanische Regierung sie töten wollte, weil sie alt waren und es keine Geräte für sie gab…“, „Dass sie nicht krank werden dürften, weil sie nicht in die Krankenhäuser kämen…“, „Dass sie, wenn sie ersticken würden, niemanden hätten, an den sie sich wenden könnten…“. All dies geschah, weil ihr einziges Unterhaltungs- und Informationsmittel das Fernsehen war, dessen Nachrichten bei so vielen älteren Menschen nur Verzweiflung und Angst auslösen. Das fanden wir in jedem unserer Anrufe.

Also setzten wir uns ein klares Ziel: Bei so vielen Freiwilligen würde jeder einmal pro Woche eine Person anrufen, so dass, wenn ich „Lola“ hätte, sie schon wusste, dass ich sie mittwochs anrufen würde, dass ich sie montags wieder anrufen würde und so weiter.

Shema

Sie erwarten unsere Aufrufe mit einer Erwartung, die ich in diesen Zeilen nicht beschreiben kann: Wir beten mit ihnen, wir singen, denen, die wegen ihrer Sehschwäche nicht lesen können, werden Geschichten vorgelesen, und, was am wichtigsten ist, man hört ihnen zu und ermutigt sie, weiterhin jeden Tag gespannt zu sein.

Dies ist eine Zeit des enormen Wachstums für uns alle, Freiwillige und Senioren. Unter den Freiwilligen sind Menschen aller Altersgruppen: junge Menschen, Eltern und sogar ältere Menschen, die ebenfalls helfen wollen. Jeder hat sein ganzes Wissen eingesetzt, um dies zu ermöglichen, und einige junge Leute haben gleicvh zu Beginn haben ein Logo mit dem Wort Shema gemacht, was auf Hebräisch „Anruf“ bedeutet.

 

Kirche im Herausgehen

Was mich auch sehr berührt hat, ist, dass dies von Anfang an ein Projekt der Kirche im Herausgehen war. Die Freiwilligen kommen aus verschiedenen Bewegungen und Gemeinden. Wir haben sie nicht gesucht, sie kamen durch Mundpropaganda. Neben dem gemeinsamen Apostolat verbindet uns der gemeinsame Glaube.

Wie gerne würde ich die Zeugnisse jedes einzelnen von ihnen weitergeben können. Die Älteren denken bereits darüber nach, wie wir den Tag unseres physischen Treffens organisieren können, an dem wir „Gesichter dazutun“, denn im Herzen kennen wir uns alle sehr gut, weil wir jede Woche so viele Dinge miteinander teilen, die wir erleben und nach denen wir uns sehnen, aber wir haben uns noch nie physisch gesehen.

Natürlich wird es ein großes Fest geben, aber nicht zu vergessen die vielen Menschen, die durch diese n“Plage des 21. Jahrhunderts“ gestorben sind, einem Coronavirus, der Tausende von Menschen dahingerafft hat. Wir können die vielen nicht vergessen, die wir gekannt und geliebt haben, aber auch andere,  die wir nicht kennengelernt haben, und die die großen Helden dieser Pandemie waren.

Lasst uns hoffen, dass wir vor dieser Feier der Begegnung eine große Messe feiern können, um unsere Herzen mit denen zu vereinen, die im Himmel sind und sich am Herrn und in den Armen unserer Königin erfreuen. Sie hat sicherlich diejenigen begleitet, die allein gestorben sind.

Das ist das Schönstatt, das unser Vater und Gründer wollte

Shema

Pilar de Beas

Für mich ist dies das Schönstatt, das unser Gründer wollte und für das er sein ganzes Leben gab, für das er die Jahre des Exils und das Konzentrationslager Dachau riskierte. Als seine Kinder müssen wir in die Welt hinausgehen, und wenn man auf dem richtigen Weg ist, öffnet die Gottesmutter die Türen sperrangelweit.

Ich habe das Gefühl, dass wir nur durch diese Tür eingetreten sind, die geöffnet wurde, und die daraus folgende schöpfersiche Resultante waren 300 Freiwillige und 50 Senioren in einem Monat. Im Moment kümmert sich Soledad Menéndez um die Anfragen aus Argentinien und Chile für die Gründung von Shema-Gruppen dort.

Die eigentliche Krone ist kein Stück Metall

Shema

Soledad Menéndez

Wir haben die Gottesmutter gekrönt, aber ich habe verstanden, dass die wahre Krone kein Stück Metall ist, das auf das Haupt unserer geliebten Mutter gesetzt wird, sondern es ist das ganze Gnadenkapital, das Leiden und jedes einzelne Leben unserer Ältesten, die die authentischen Helden und Heldinnen dieser Geschichte gewesen sind.

Jeder von ihnen hat, ohne es zu wissen, unsere Königin mit einer Krone des Leidens, des Schmerzes, der Einsamkeit und, in vielen Fällen, der Verzweiflung „gekrönt“.

Ich glaube fest daran, dass dies die große Krone ist, die die Gottesmutter als unsere Mutter am meisten bewegt hat.

Nichts ohne dich, nichts ohne uns, denn wir sind nur Werkzeuge in ihren Händen.

Wir beten: Königin der Gesundheit, setze auf uns. Und die Königin setzt auf uns.

 

Kontakt mit der Gruppe Shema: shema@schoenstattianos.org

Video: Pilar de Beas, Initiatorin von Shema

* Anmerkung: Die Videos sind in der Originalversion in Spanisch und nicht deutsch untertitelt. Wir haben uns dennoch entschlossen, sie im Artikel zu belassen, da auch ohne die Worte etwas vom Klima dieser Initiative vermittelt wird.

Original: Spanisch, 05.05.2020. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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