Veröffentlicht am 2018-11-01 In Haus Madre de Tuparenda, Schönstatt im Herausgehen, Werke der Barmherzigkeit

Geben Sie mir eine Arbeit! Ich will nicht wieder stehlen…

PARAGUAY, Ana Maria Mendoza de Acha, Vorsitzende von Fundaprova •

„Geben Sie mir eine Arbeit. Ich will nicht mehr stehlen… “ Diesen Satz hörte man oft am Beginn des Projektes Casa Madre de Tupãrenda. Da kommen sie an, verdreckt, mit traurigen Gesichtern, fast depressiv. Es kostet etwas, zu begreifen, dass Gesellschaft und Staat sie in diese Situation geschoben haben. Wenn man sie dann einen Monat später sauber, ordentlich, gewaschen und sogar mit geputzten Zähnen sieht, dann weiß man, das ist Weg und Mission. —

Ana Maria Acha mit den letzten Absolventen

Ein breites Segment von Jugendlichen, die keinen Zugriff auf anständige Arbeit haben, offensichtlich wegen Mangels an Bildung – ihre größte Sünde – muss irgendetwas tun, um in diesem Zustand vollkommener Marginalität zu überleben.

Die in diesen „Häusern“ geboren werden, werden – je nachdem in Zeit und Form – von der Justiz verurteilt, aber zuvor schon und für ihr ganzes Leben von der Gesellschaft.

Ich sage je nachdem in Zeit und Form, weil unsere Gefängnisse bevölkert sind von Jugendlichen und Erwachsenen, die dort of jahrelang ihrem Schicksal überlassen sind, die allermeisten bitterarm und darum ohne Verteidiger.

Doch noch davor sind sie von der Gesellschaft verurteilt.

Wir wollen sie nicht sehen

Ja, wir wollen sie nicht sehen. Sie sind arm, zerlumpt, sie riechen schlecht, sie stören; uns es fällt uns schwer, wahrzunehmen, dass Gesellschaft und Staat sie in dieses Elend getrieben haben. Um emotional diese Vielzahl an Mängeln zu überstehen, betäuben sie sich mit Drogen jeder Art. Nur zugedröhnt und seelisch betäubt überstehen sie Arbeit, sexuellen Missbrauch, Schläge und Gewalt von seiten der Eltern und Vergewaltigungen angefangen von den eigenen Eltern bis zum Polizisten des Viertels. Daher werden sie im Jugendalter oder manchmal sogar in der Kindheit selbst mit Kriminalität vertraut und diese ist Teil ihres eigenen Lebensunterhalts.

So kommen sie in die Casa Madre de Tupãrenda, schmutzig, mit traurigen Gesichtern, einige fast depressiv. Und hier bekommen sie etwas, das ihnen ganz unbekannt ist:  Beheimatung, die zur Wandlung wird. Und dann, weniger als einen Monat nach ihrer Ankunft, sehen wir sie sauber, ordentlich, sogar mit geputzten Zähnen,  und ihre Gesichter sehen anders aus. Das äußere Erscheinungsbild ist nicht nebensächlich, es hebt das Selbstbewusstsein und ist Spiegel des Innern.

Jóvenes en la cárcel de menores

Im Jugendgefängnis.

Es ist ihre erste Eingliederung in die Gesellschaft

Für einige von ihnen ist der Prozess keine Wiedereingliederung, sondern eine erste Einfügung in die Gesellschaft.

Sie hatten einfach nie ein Haus, wohin sie zum Essen gehen konnten, einen sauberen Tisch mit einer warmen Mahlzeit und ein Klima der Kameradschaft, wo man gerne ist.

So durchlaufen sie verschiedene Stadien, unterschieden durch die verschiedenen Farben ihrer Armbänder, die anzeigen, wie lange sie schon in der jeweiligen Phase sind und welche Fähigkeiten sie erworben haben.

Im Laufe des Programms lernen sie verschiedene Berufe wie Bäckerei, Gartenbau, Textilbearbeitung und werden von einem ausgezeichneten Team mit Pater Pedro Kühlcke an der Spitze, den sie alle schon vom Jugendgefängnis her kennen und wegen dem sie eigentlich zur Casa kommen, ganzheitlich gefördert Die Leiterin,  Ana Souberlich hat das pädagogische Konzept von Festigkeit und Zärtlichkeit glänzend eingeführt und bis heute mit sehr guten Ergebnissen. Das Team wird vervollständigt durch die Psychologin, bei der jeder einmal die Woche eine Besprechung hat; die Sozialarbeiterin, die mit ihren Familien arbeitet; der Jugendanwalt mit dem besonderen Charisma der Lebensberatung sowie die Lehrer in Bäckerei, Gartenbau und Textilarbeit.

Zusätzlich zu den Fähigkeiten, die erworben wurden, ist der Kampf um die Kontrolle von Süchten entscheidend. In diesem Zusammenhang sind wir Dr. Manuel Fresco, Direktor des Suchtzentrums, für all die Zusammenarbeit, die er selbstlos anbietet, ausgesprochen dankbar.

 

Treibhaus der Casa Madre de Tupãrenda. Ein stolzer Gärtner erklärt die verschiedenen Kohlsorten

Fehlende Bildung ist der Schlüssel

Wenn die Verfassung (Paraguays) und die Gesetze die Gefängnisstrage als eine Form der Bestrafung des Individuum, das eine Norm verletzt hat, betrachten, so besteht ihre erstes Ziel doch darin, seine Irrtümer zu korrigieren , um sie in die Gesellschaft wiedereinzugliedern. Niemals darf sie Rache sein.

Wenn wir allerdings die Strafvollzugsproblematik genauer anschauen, können wir wiederum schlussfolgern, dass fehlende Bildung am Anfang steht. Der Unwissende hat nicht die Voraussetzungen für eine gute Anstellung – und darum ist er arm. Und wenn es hart auf hart geht, bleibt ihm oft keine andere Möglichkeit, als zu stehlen, und bei irgendeiner solcher tragischen Momente kann er töten… und was dann kommt, wissen wir alle.

 

Darum wird der Abschluss so gefeiert

Darum sind die Abschlussfeiern für alle so bewegend. Junge Burschen mit einer wegweisenden Entscheidung: einen anderen Weg zu wählen als den, den sie bisher gekannt haben, und das kostet sie wahnsinnig viel. Daher verdienen sie unsere Unterstützung, Bewertung und Respekt.

Sie sind bereit  für die Arbeitswelt. Allerdings begleiten wir Arbeitgeber und Arbeitnehmer über mehrere Monate. Heute betteln sie nicht mehr um einen Job, weil sie wissen, dass sie am Ende des Ausbildungsprogramms eine Beschäftigungsmöglichkeit erwartet; aber sie wissen auch, dass sie ihre Pflichten gut erfüllen müssen, um das zu erreichen. Nicht zu stehlen bedeutet, der Hölle der Gefängnisse zu entkommen.

Und auf jeden Fall wissen sie, dass die Casa Madre de Tupãrenda ihr Haus ist, das Haus ihrer Mutter … und dass sie immer wieder zu Besuch kommen können.

 


Offizielle Webseite (demnächst auch in Deutsch): www.fundaprovapy.org

 

Spenden ( mit Paypal, Visa, Mastercard, aus Europa auch per Lastschrifteinzug und Direktüberweisung):

Bankverbindungen:

Paraguay

Kontoinhaber: Fundaprova
Bank: Sudameris Bank SAECA
Kontonummer: 102792992
RUC: 80079669-1
IC/SWIFT BSUDPYPXXXX

Europa

Kontoinhaber:  Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN: DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT: GENODEM1DKM,
VWZ:  P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tupãrenda

Hinweis für mögliche Spender aus Deutschland:

Spendenbescheinigungen können aus bürokratischen Gründen derzeit nur bei einer Überweisung auf das untere Konto ausgestellt werden.

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