Veröffentlicht am 2017-12-03 In Haus Madre de Tuparenda, Schönstatt im Herausgehen, Werke der Barmherzigkeit

Die Erstkommunion im Jugendgefängnis, ein Zeugnis – und ein langer Weg nach Hause

PARAGUAY, P. Pedro Kühlcke und María Fischer •

Sie hat es uns versprochen, an jenem 18. Oktober 1914: Dann werde ich von hier aus die jugendlichen Herzen an mich ziehen. Wenn wir ihr – mit Taten – beweisen, dass wir sie wirklich lieben. Wenn wir herausgehen und das Liebesbündnis als solidarisches Bündnis von den Heiligtümern an die Peripherien bringen. Wenn wir unser Herz öffnen und in unseren Umarmungen, unseren Worte, unseren Taten, und ja, in unserer materiellen Spenden, sie, die Mutter aller Menschen und vor allem der Verwundeten, Verlassenen, Vergessen, die Körper und Seelen der Brüder und Schwestern Jesu berühren kann…

Es ist ein Sprung des Glaubens. Es ist dieser Glaube, dass die Investition Zinsen bringt, das ausgestreute Saatkorn Früchte trägt, der Beweis der Liebe die Herzen anzieht. Wieviel kostet es uns, wenn dieser jugendliche Täter, den wir im Gefängnis herzlich umarmt, kaum entlassen wieder stiehlt, wenn das Kind, das wir von der Straße in die Schule gebracht haben, doch wieder an der Straßenecke steht, wenn Droge, Alkohol, Straße, Geld stärker sind als all unsere Solidarität und Liebe. Wieviel kostet es manchmal zu glauben, dass keine geschenkte Liebe ohne Spuren bleibt. In der Gefängnispastoral, in der Casa del Niño, in den Häusern von Maria Ayuda, in den 100 Häusern, in Haus Madre de Tuparenda, in der Pastoral in den Elendsvierteln, in den Misiones in den ärmsten Gegenden…

Und wir glauben es. Und hin und wieder dürfen wir es erleben. So wie vor gut einer Woche bei der heiligen Messe der Jugendlichen von Haus Madre de Tuparenda in Paraguay, Jugendlichen, die dort nach der Entlassung aus dem Jugendgefängnis dankder finanziellen Unterstützung des Justizministeriums, der professionellen und solidarischen Arbeit von Schönstättern und einigen weiteren Spenden aus dem Kreis der Leser von schoenstatt.org – eine zweite Chance und in vielen Fällen eine erste Chance auf ein würdiges Leben erhalten.

Willkommen zurück

Pater Pedro Kühlcke berichtet:

„Ich möchte Ihnen ein kleines Zeugnis weitergeben von dem, was am Dienstag letzter Woche passiert ist. Wir waren in der Messe im Heiligtum, mit den Jungen von Haus Madre de Tuparenda. Plötzlich öffnet sich mitten in der Messe die Tür, es erscheint die Wache vom Eingang und bringt einen Jungen, schmutzig, mit zerrissenen Klamotten, und ich sehe ein irgendwie bekanntes Gesicht, das ich aber nicht einordnen kann.

Er blieb während der ganzen Messe, und nachher erzählte mir jemand, dass er vor der Kommunion zu weinen begann, und nach der Messe habe ich ihn angesprochen. Und es war Pepito, der 2015 im Jugendgefängnis in Itauguá gewesen, auch die Erstkommunion mit uns gemacht hatte, er erinnerte sich genau; dann war er 18 geworden und musste ins Männergefängnis von Tacumbú; da war er mehrfach raus und wieder rein, immer wegen Drogen; und jetzt war er gerade wieder einmal aus Tacumbú entlassen worden und in Tuparenda erschienen.

Und ich fragte ihn, woher wusstest du denn davon? Denn im Jaher 2015 hatten wir gerade erst angefangen, von dem zu träumen, was heute Haus Madre de Tuparenda ist.“

Das Zeugnis von Pablito

Es war die Erfahrung in der Gefängnispastoral in Itauguá, die den Traum entstehen ließ, den Jugendlichen, die aus dem Gefängnis entlassen wurden, irgendeine Chance zu geben, denn sie waren geradezu dazu verurteilt, bald wieder dort zu landen, weil es nichts und niemanden gab, der ihnen helfen würde, ein anderes als das des durch Stehlen finanzierten und durch Drogen betäubten Lebens auf der Straße zu führen.

 

Heilige Messe im Jugengefängnis von Itaguá

Wandlung

Pater Pdero Kühlcke berichtet weiter: „Dann erzählte er mir, dass er bei seiner letzten Haft in Tacumbú einen Jungen namens Pablito getroffen habe, der ihm Wunderbaren von Tuparenda erzählt habe.

Pablito. Das ist ein Junge, der ganze zwei Wochen in Haus Madre de Tuparenda war, nach einem Wochenende abgestürzt war, Dummheiten gemacht hatte und wieder im Gefängnis gelandet war.“ Zwei Wochen Einsatz in Haus Madre de Tuparenda, zwei Wochen Liebe, Mühe, Arbeit für die Katz. So schien es zumindest.

Von wegen.

„Und jetzt schauen Sie mal, diese zwei Wochen, die er in Haus Madre de Tuparenda war, haben Spuren hinterlassen in der Seele dieses Jungen, so sehr, dass er einem anderen Jungen, Pepito, davon erzählt hat, und der kommt dann voller Hoffnung nach Tuparenda, nach mehreren Nächten auf der Straße.  erzählte mir, dass er keinen Kontakt mit seiner Familie hatte, weil er nach all dem Mist, den er gebaut habe, sich nicht traue, nach Hause zu gehen und lieber auf der Straße schliefe.

Und ich fragte ihn, wie bist du denn überhaupt hierhergekommen, wie hast du Tuparenda gefunden?

Er erzählte, er sei die Ruta 2 entlang gelaufen und von Kilometer 25 an habe er nach Tuparenda gefragt, und er war die ganze Strecke bis dorthin gelaufen…

Schauen Sie, was wir machen. Auch wenn es Jungen sind, die bloß zwei Wochen hier sind, bleibt doch etwas in der Seele, und in der Seele dieses Jungen war die Erstkommunion in Itagua geblieben, dank unserem Team von der Gefängnispastoral, und es war das Zeugnis eines Jungen geblieben, der nur zwei Wochen lang in Haus Madre de Tuparenda war.“

Können wir uns vorstellen, was in der Seele eines Jungen vor sich geht, der Samstag für Samstag im Jugendgefängnis einen leckeren Imbiss, Tausende Umarmungen, Zeit zum Reden, eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen und die Zärtlichkeit Jesu in den Sakramenten empfängt?

Können wir uns vorstellen, was in der Seele eines Jungen vor sich geht, der neuen Monate in Haus  Madre de Tuparenda lebt?

Können wir uns vorstellen, was sie, die Mutter aller Menschen, mit der Zeit, der Liebe, der Müdigkeit, dem Geld macht, das als Gnadenkapital für diese Jungen in ihre Hände gelegt wird?

„Ich möchte Ihnen allen danken, weil Sie sich nicht vorstellen können, wie viele Samen sie pflanzen, wie viele positive Spuren Sie in so vielen Seelen hinterlassen“, sagt P. Pedro den Mitarbeitern und Wohltätern der Gefängnispastoral und von Haus Madre de Tuparenda.

 

Zwei, die es geschafft haben und jetzt Militärdienst leisten

Machen Sie Ihre Spende, jetzt im Advent.

Für die Gefängnispastoral

 

Für Haus Madre de Tuparenda

 

Bankverbindung:

Schönstatt-Patres International e. V., IBAN: DE91 4006 0265 0003 1616 26, BIC/SWIFT GENODEM1DKM, Verwendungszweck: P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tupãrenda oder: Gefängnispastoral.

Spenden sind in Deutschland steuerabzugsfähig.

 

Das Gleichnis vom Gericht fährt fort und zeigt dann den König, der jene abweist, die sich in ihrem Leben nicht um die Bedürfnisse der Brüder und Schwestern gekümmert haben. Auch in diesem Fall sind diese überrascht und fragen: »Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?« (V. 44). Mit dem Hintergedanken: »Wenn wir dich gesehen hätten, hätten wir dir bestimmt geholfen!« Doch der König wird antworten: »Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan« (V. 45). Am Ende unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet werden, das heißt nach unserem konkreten Bemühen, Jesus in unseren geringsten und bedürftigsten Brüdern und Schwestern zu lieben und zu dienen. Jener Bettler, jener Bedürftige, der die Hand ausstreckt, ist Jesus; jener Kranke, den ich besuchen muss, ist Jesus; jener Gefangene ist Jesus; jener Hungrige ist Jesus. Denken wir daran.

Papst Franziskus,  Angelus vom 26. 11.2017

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