Veröffentlicht am 2017-04-28 In Schönstatt im Herausgehen

Solidarisches Bündnis über die Grenzen von Schönstatt und Kirche hinaus

SÜDAFRIKA, Sarah-Leah Pimentel und Schönstatt-Mädchenjugend/Berufstätige Frauen •

Wenn wir unsere Geschichten vom solidarischen Bündnis erzählen, reden wir meist vor allem von unseren Bemühungen, unser Liebesbündnis zu leben, indem wir uns anderen zuwenden und bis an die Peripherien unserer Gesellschaft gehen, um die Bündnisgnaden zu teilen.

Es ist gut, diese Geschichten zu erzählen, denn jeder Akt von solidarischem Bündnis hilft unserer Mutter und Königin „Stein auf Stein dem Schönstattwerke ein“ -zufügen, wie wir in der Abendweihe aus Himmelwärts beten. Diese Geschichten ermutigen auch andere, ihre Komfortzonen zu verlassen und ihren Stein zur Schaffung einer besseren Welt hinzuzufügen.

Aber manchmal erinnert die Gottesmutter uns daran, dass wir Demut brauchen. Sie erinnert uns daran, dass wir, auch wenn wir viel zu geben haben, auch arm sind und unsere Grenzen haben. Wie der Bettler, der an der Ecke steht und um einen Bissen Brot bettelt, finden wir uns manchmal selbst, wie wir an der Straßenecke stehen und beten, dass wir in der Kraft des Bundes, den wir mit dem ganzen Volk Gottes teilen, auch Empfänger dieses solidarischen Bündnisses werden, das über die Grenzen Schönstatts und der Kirche hinausgeht.

Das haben die Schönstatt-Mädchenjugend und die Berufstätigen Frauen aus Kapstadt während der Karwoche erlebt. Angeregt durch die Misiones der Schönstattjugend in Südamerika, brach eine Gruppe von 23 Jugendlichen, Studenten und jungen Berufstätigen Frauen mit Sr. Ann Marie Nicholas auf zum „Urheiligtum Afrikas“ in Cathcart. Sie fuhren 1.000 km um ihre Fastenpflichten zu erfüllen – Gebet, Fasten, Almosengeben – und  Bande der Freundschaft und Solidarität zu vertiefen.

Solidarität der Begrüßung

Das erste Zeichen von solidarischem Bündnis war der herzliche Empfang durch die kleine katholische Gemeinde in Cathcart. Am Sonntagmorgen schlossen sich die Pilger der Palmprozession vom Fuß des Hügels an, der die einfachen Häuser der ländlichen Xhosa-sprachigen Gemeinde schützt, und gingen hinauf zur Kirche. Am Ende der schönen, frohen dreistündigen Messe fühlte es sich an, als wären sie Teil der Familie. Einige der Mütter übergaben den Pilgern ihre Babys, um mit ihnen zu spielen und sie zu halten, und alle wollten Fotos von der Gruppe machen. Jamie-Lee beschrieb das als die „absolute Großzügigkeit“ der Leute.

Nach diesem ersten Willkommen nahmen die Dorfbewohner sich Zeit zum Grüßen und zum Plaudern  mit den jungen Frauen, die in kleinen Gruppen durch das kleine Ortszentrum gingen und erkundigten sich, wie es mit der Wallfahrt ging… Andere Gemeindemitglieder, darunter auch Jenny, eine hochengagierte Schönstätterin, sorgten dafür, dass wir uns nicht darum zu kümmern brauchten, etwas zum Kochen und für unsere Mahlzeiten zu kaufen. Jeden Abend erwartete uns ein köstliches Abendessen und Sandwiches zum Mittagessen am nächsten Tag.

Solidarität christlicher Einheit

Zu den Aktivitäten im Einsatz für die Menschen gehörte das Überbringen von Büchern für die spärlich bestückte Bücherei und von Spielzeug für Kinder, die regelmäßig Essen aus der örtlichen Suppenküche bekommen. Der Busfahrer Craig, auch ein Christ, wurde auch vom Geist des Gebens angesteckt. Schon bald nannten ihn alle den „Rattenfänger von Hameln“, denn die Kinder rannten jedes Mal hinter ihm her, denn sie wussten, dass er immer eine Handvoll Süßigkeiten für sie hatte. Genau wie Pater Kentenich, als er Cathcart im Jahr 1948 besuchte.

Das wichtigste soziale Engagement war  Kinderfest für die Kinder der Gemeinde. Die Gruppe hatte Spiele geplant, die Zusammenarbeit fördern, viele Kinderlieder  und auch eine Einführung zum Heiligtum und zur Bedeutung von Karfreitag und Ostern. Die Veranstaltung sollte auf dem freien Feld neben dem Heiligtum stattfinden. Aber als alle am Morgen erwachten, triefte es von Regen! Was nun?

Jenny und Sr. Ann Marie fragten, ob sie an diesem Tag die Stadthalle benutzten könnten, aber die war schon belegt. Sie schlugen eine andere Halle vor, aber die örtliche Regierung benutzte auch diesen Ort. Jenny ging die Runde der anderen Kirchen in dem Bereich durch, um zu sehen, ob irgendjemand helfen konnte. Nach weniger als einer Stunde kam sie zurück. Die Evangelische Gemeindekirche hatte zugestimmt, Schönstatt ihre Räumlichkeiten nutzen zu lassen.

An einem warmen und trockenen Ort erfreute sich die Jugend von Kapstadt und Cathcart an der gegenseitigen Gesellschaft, brachten sich gegenseitig Spiele und Lieder bei. Gerade vorm Mittagessen hatten sie sich zu einer letzten Aktivität niedergelassen, als Jennys Sohn und Schwiegertochter, die ihre Eltern zu Ostern besuchen kamen, vorbeikamen um Hallo zu sagen. Spontan leiteten sie eine Runde, wie Gott uns auffordert, uns um unsere Umwelt zu kümmern, und jede Gruppe musste eine praktische Aktivität aufzeigen, wie man die Umwelt schützen kann.

Menschen aus allen Lebensbereichen waren zusammengekommen und haben geholfen, einen Tag vorzubereiten, den die Kinder von Cathcart niemals vergessen werden! Die Pilger werden diesen Tag auch nicht vergessen. Lizzy sagte, am meisten hätten sie „die Kinder, als wir ihnen das Spielzeug gaben“, berührt und Jaden fügte hinzu, sie habe so gern „die glücklichen Gesichter“ gesehen. Jamie-Lee äußerte, „eine Erinnerung ist, die ihr bleibe“, sei, wie „den Kinder ihre Spielsachen gegeben wurden und sie ihre Dankbarkeit sehen konnte“. Michaela sagte, Beziehungen herzustellen zwischen Menschen ihres Alters, die in völlig anderen Umständen leben, habe sie gelehrt, „dass man keine Dinge braucht, um andere glücklich zu machen“.

Solidarität des Kreuzes

Die Pilger hatten auch Gelegenheit, mit Jesus nach Golgotha zu gehen, indem sie die Stationen des Kreuzweges einen Hang hinauf gingen. Diese Gebetserfahrung berührte die Pilger sehr tief. Jessica sagte, die Kreuzweg-Stationen bewirkten, „dass ich mich fühlte, als ginge ich diesen Weg mit Jesus“. Janine sagte, der Aufstieg auf den Berg sei „absolut unbeschreiblich“ gewesen, denn sie fühlte, es war „so real“, als ob sie mit Jesus ginge.

Es gab andere kleine Kreuze, die die Pilger die Woche hindurch zu tragen hatten, wie einfache, gemeinschaftliche sanitäre Anlagen und Schlafräume, das Vermissen von Lieblingsessen, und für die Älteren die eine oder andere Anstrengung, um auch noch spätnachts mit den Jugendlichen mithalten zu können, wenn sie Gespräche suchten, spielen oder singen wollten.

Anschluss an eine Bündnisfamilie

Diese Beiträge zum Gnadenkapital waren es wert, denn während dieser Karwoche entschieden sich zwei Mitglieder der Mädchenjugend, ihr Liebesbündnis in Afrikas erstem Heiligtum zu schließen. Vier Mädchen erhielten ihre RTA-Kronen (RTA = Regina ter admirabilis, Dreimal wunderbare Königin) und versprachen, „lebendige Kronen“ zu werden. Simone sagte, zur Wallfahrt zu kommen sei „die beste Entscheidung“, die sie gemacht hatte, denn das Liebesbündnis zu schließen „fühlte sich richtig an, und es fühlte sich richtig an, die Gottesmutter in mein Leben zu bringen.“

Evadne kommentierte das Engagement der jungen Frauen so: „Du musst einfach stolz sein auf die Fortschritte, die diese jungen Frauen gemacht haben, um bessere Christen zu werden im Feuer des Liebesbündnisses mit unserer MTA“. Das sei wie eine „frische Brise der Hoffnung für die Zukunft unseres Landes und die Internationale Schönstattfamilie“.

MPHC

Die ganze Woche hindurch spürten die Pilger die Fürsorge der Gottesmutter in jedem Detail ihrer Reise. Aber auf dem Heimweg konnten sie wirklich sagen, Mater Perfectum Habebit Curam – MPHC – die Mutter wird vollkommen sorgen.

Drei Stunden nach Beginn der Heimfahrt bemerkte der Fahrer, dass der Bus Treibstoff verlor. Als er am Straßenrand gerade vor dem Mittagessen vor einer Wildhütte anhielt, wussten die Pilger nicht, dass sie bei Einbruch der Dunkelheit noch immer am Rand einer vielbefahrenen Autobahn auf ein Ersatzfahrzeug warten würden, das ihre Versicherungsgesellschaft schicken sollte.

Die Erwachsenen begannen sich Sorgen zu machen, dass es in der Dunkelheit nicht sicher sei am Rand der Straße zu stehen, denn Südafrika ist für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt. Die Gruppe hatte gerade das Rosenkranzgebet beendet, als die Eigentümer der Wildhütte zurückkehrten und sie im Inneren der Räumlichkeiten warten ließen, bis Hilfe kam.

Hilfe kam und sein Name war Witness. Er fuhr uns mit seinem Bus zu der nächsten großen Stadt, wo der Bruder eines der Pilger, der gehört hatte, dass die Gruppe gestrandet war, ein reichhaltiges Abendessen für alle vorbereitete. Als er hörte, dass die Versicherungsgesellschaft nur zugestimmt hatte, die Gruppe auf halbem Weg nach Hause mitzunehmen, kündigte Witness an, dass er sie den ganzen Weg nach Kapstadt fahren würde, wenn seine eigene Gesellschaft ihn die ganze Fahrt machen ließ. Das bedeutete, dass er erst spät am Karfreitag zu Hause zurück sein und den Start in das Osterwochenende mit seiner eigenen Familie verpassen würde.

Es brauchte viele Stunden, mehr Rosenkränze und Gebete der beiden christlichen Fahrer, um die Genehmigung für die Rückfahrt nach Kapstadt zu bekommen. Die Pilger versäumten alle den Start in das österliche Triduum in ihren Gemeinden, aber sie schafften es, vor dem langen Wochenende nach Hause zu kommen.

Ja, die Gottesmutter hat wirklich für uns alle gesorgt. Maxine sagt dazu, dass alle Dinge, die „falsch liefen, uns zwangen, unser Vertrauen auf den Herrn zu setzen, und es war in diesen Zeiten, dass wir die Macht des Rosenkranzes erlebten … Dadurch wurde unser Glaube angeregt und gefestigt“.

Die einzige Frage, die zu beantworten blieb, ist: „ Wann fahren wir wieder?“

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