Veröffentlicht am 2014-12-14 In Schönstatt im Herausgehen

Projekt “Encuentro”

SPANIEN, Fátima Alvarado. Im Dezember 2011 riefen in Madrid einige Leute aus der Schönstatt-Bewegung das Projekt „Encuentro“ (Begegnung) ins Leben; sie waren bewegt und betroffen von der Situation vieler Menschen mitten in ihrer Stadt, von Menschen, denen die grundlegenden Dinge des Lebens fehlen (Wohnung, Nahrung, Kleidung …). Daraus entstand die Initiative zu einem langfristig angelegten Projekt der „Kultur der Begegnung“ im Hinausgehen an die Peripherien, Antwort auf die Erkenntnis, dass es in Folge der brutalen Wirtschaftskrise in Spanien zahlreiche Menschen gibt, die keinen Zugang zu sozialen Ressourcen haben. Sie leben inzwischen in Armut ungesehen unter den Augen der Leute. „Encuentro“ will eine Verbindungsbrücke zu sozialen Ressourcen sein, der Freund, der die Hand reicht und den Einsamen zuhört, eine Umarmung, die willkommen heißt und die Situation wahrnimmt, in der sie leben.

Was ist „Projekt Encuentro“?

Es ist: Lernen, die Stadt, die Straßen, die Stadtviertel mit anderen Augen zu sehen.

Es ist: Die Realität aktiv wahrnehmen und nicht gleichgültig sein gegenüber dem, was geschieht; sich engagieren durch konkrete Taten (Zeit schenken, materielle Güter, Hilfe).

Es ist: die Solidarität wecken, die in Krisenzeiten so viel von jedem Einzelnen und seiner Umgebung fordert.

Es ist: Sich selbst verschenken an andere, den Nächsten lieben ohne Etikett oder Vorurteile, selbstloser Dienst …

Was ist der Unterschied zu anderen Initiativen?

Das Charisma von „Encuentro“ ist das Begleiten in Nähe, Vertrauen und ganz persönlich. Diese physische Präsenz und Nähe wird begleitet von konkreten Initiativen zur Linderung der Not. Man ist nie nur mit Kaffee und Keksen unterwegs zu dem Menschen ohne Obdach, sondern es wird ein regelrechtes Picknick mit heißem Sandwich, Obst, Saft, einem Croissant und Keksen gemacht, damit es zu einer Begegnung bei einer gemeinsamen Mahlzeit kommt. Im Rahmen der Möglichkeiten wird den Einzelnen darüber hinaus gebracht, um was er konkret vorher gebeten hat (Kleidung, Bücher, Lebensmittel, Hygieneartikel, Unterwäsche).

Das heißt, die Obdachlosen gehen nicht zu einer Institution; sondern es sind die Voluntäre, die zu ihrem „Heim“ kommen, um ihnen in ihrer Realität in ihren Nöten zu helfen und ihnen zu ermöglichen, aus ihrer Situation zu wachsen.

Vom Heiligtum aus an die Peripherie

Der Weg zu den Obdachlosen beginnt immer mit einer Motivation vom Heiligtum in Serrano aus, um für die Personen zu beten, denen man begegnet und um sich selbst als Werkzeuge in die Hände der Gottesmutter zu geben im Bewusstsein der eigenen Kleinheit und es IHR zu ermöglichen, jede Person zu grüßen, denen man unterwegs begegnet. Die Voluntäre verlassen ihre eigene  Situation, um die Kehrseite der Medaille zu berühren, wo es Armut, Hunger, Gleichgültigkeit und persönliche Verletzungen gibt.

Durch dieses Projekt versuchen sie zu lernen, diese Gesellschaft und alles, was in ihr geschieht, in der Tiefe zu sehen. Und sie müssen die drei Wallfahrtsgnaden empfangen, um zu schenken. Man kann die Menschen nicht begrüßen, wenn sie dir nicht erlauben, ihr „Heim“ zu betreten und dir ihre Geschichten anvertrauen. Die Voluntäre könnten sich nicht verändern oder den Menschen, die sie treffen, zum Wachstum verhelfen, wenn sie ihre Herzen nicht geöffnet halten, so dass die Erfahrung lebendig wird, wenn sie nicht das Einfühlungsvermögen haben für alles, was geschieht, und sie nicht berührt sind. Und sie könnten nicht gesandt werden, wenn sie nicht auf irgendeine Weise sich der sozialen Ungerechtigkeit bewusst werden wollten und sensibel dafür sein möchten, um mit diesem kleinen Beitrag die eigene nahe Welt konkret zu verändern.

Ein Projekt, das Leben verändert

Mittlerweile haben sich andere Leute angeschlossen, und das Projekt hat mehr Voluntäre, und so geht man alle fünfzehn Tage hinaus, um sie zu begleiten. Die persönlichen Erfahrungen zeigen, dass dies ein Projekt ist, das das Leben jedes einzelnen verändert hat; die Art, einfach zu leben, die Sensibilität gegenüber der Gesellschaft, die Fähigkeit, zuzuhören, die Hochherzigkeit. Jedesmal, wenn man Zeuge davon wurde, dass jemand wieder Hoffnung geschöpft hat, dass es jemand geschafft hat, von der Straße wegzukommen, dass jemand das Notwendigste für den Monat hat … ist das ein großes Geschenk, das ermutigt, weiterhin ihre Zeit zu schenken.

Es gibt Unterstützung durch andere NGOs, die bei komplizierteren Fällen Orientierung geben und die mehr Erfahrungen mit Rechtsfragen haben. Vereine wie Bocatas, Red Incola, Samur social haben in konkreten Fällen Rat gegeben. Ebenso arbeiten Fachleute mit: Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte, die in bestimmten Fällen persönlich eingreifen.

Für die nächsten hundert Jahre

„Wir träumen davon, eines Tages eine Zentrale zu haben, um Kleidung und Lebensmittel zu lagern und mehr Familien und Obdachlosen zu helfen. Wir haben einen Blog eingerichtet und hoffen mehr Besucher zu bekommen. Wir hätten gern mehr Mittel, um die Projekte auszuweiten“, erklären die Voluntäre voller Hoffnung.

Encuentro ist ein Projekt, in dem Menschen jeder Rasse, jeden Geschlechts, jeder Religion, auch Agnostiker, und ganze Familien mit ihren Kindern mitarbeiten. Es ist offen für jeden, der aktiv teilnehmen möchte, indem er auf die Straßen geht, indem er passiv handelt mit wirtschaftlichen Mitteln oder durch Lösung der entstehenden materiellen Bedürfnisse. Es geht von der Schönstattfamilie aus, um auch so ihr Charisma der Kirche und der ganzen Welt zu schenken.


Original: Spanisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert