Veröffentlicht am 2017-08-21 In S18 Beiträge, Synode 18

Jugend, Franziskus will dir zuhören – Maxine Farr, Südafrika

Der Jugendsynode entgegen: „Jugend, Franziskus will dir zuhören!“ •

Meine Geschichte

Ich bin eine junge Frau, komme ursprünglich von Durban, studiere Physiotherapie in der wunderschönen Stadt Kapstadt, Südafrika. Ich komme aus einer sehr kleinen Familie, die aus meiner Mutter, Großmutter und Großvater besteht, und wir sind eine sehr eng verbundene Familie. Deshalb war es schwer für mich,  mein Zuhause zu verlassen, um zu studieren. Zum Glück bin ich in ein Wohnheim für Studentinnen gezogen, das von Schönstätter Marienschwestern geleitet wird, und nachdem ich hier die letzten drei Jahre gelebt habe, ist es mein Zuhause geworden. Mein Leben ist weitgehend von meiner Mutter beeinflusst worden, die mich allein großgezogen hat. Sie hat so viel geopfert, um mir alles zu geben und mich mit so viel Liebe umgeben, dass sie es mir leicht gemacht hat, andere zu lieben.

Meine Anliegen, was mir Sorge macht und was mich ärgert

Es ist schwer, heute ein junger Mensch zu sein; wir leben in einer schnelllebigen Welt, wo alles sofort passieren muss. Wir werden dauernd mit Informationen bombardiert – durch Facebook, Instagram, Twitter, Fernsehen, Radio usw., usw., und ich genieße das, aber dadurch wird es uns schwer gemacht, Stille zu finden.

Es ist auch sehr schwierig, meinen Glauben zu leben. Wir leben in einer so stark säkularisierten Welt, dass unsere katholischen Ansichten oft unbeliebt sind. Ich finde das noch schwieriger, weil ich auf einen medizinischen Abschluss hin studiere, wo Abtreibung, Sterbehilfe und viele andere moralische Problemfragen uns dauernd in einem positiven Licht dargestellt werden. Es ist eine Herausforderung, sich diesen Ansichten zu stellen, wenn man mit der eigenen Meinung in der Minderheit ist und man sich damit gegen hochgebildete, ältere Menschen stellt.

Was mich ärgert, ist, dass viele Leute auf die jungen Menschen von heute schauen und klagen. Sie vergleichen uns mit der Jugend der „guten alten Zeit“ und beklagen, dass wir nicht den gleichen Respekt haben, dass wir unhöflicher seien, als sie es waren, dass wir unmittelbar Vergnügen suchen und keine Selbstdisziplin haben. Aber sie vergessen, wir leben in einer ganz anderen Welt als in der „guten alten Zeit“. Ich bin von jungen Leuten umgeben in meinem Wohnheim, an der Universität und in der Kirche, und ich bin immer wieder erstaunt über ihre Liebe. Wir sind alle bemüht, entsprechend unserem Gewissen gute Menschen zu sein; unabhängig von Überzeugungen möchten die jungen Leute, die ich kenne, die Welt ein bisschen besser machen. Sie möchten Menschen helfen, sie sind voller Mitgefühl und  Empathie und versuchen dauernd diejenigen zu verstehen, deren Situation so verschieden von der eigenen ist.

Meine Sorge als junger Mensch ist, dass uns die ältere Generation aufgibt, dass sie nur sieht, was an der Oberfläche ist und nicht tiefer gräbt. Ja, vielleicht sind manche Möglichkeiten, unser Leben zu leben, anders, aber wie können wir uns verbessern, wenn niemand da ist, der uns leitet?

Meine Glaubenserfahrung

Ich bin in der methodistischen Kirche getauft und kann wahrscheinlich an den Fingern einer Hand  zählen, wie oft ich zur Kirche gegangen bin, oder sollte ich sagen, mich durch den Gottesdienst geschlafen habe. Ich bin nie wirklich im Glauben aufgewachsen; meine Mama würde sich selbst eher als spirituell denn religiös beschreiben. Ich würde ihr das im Blick auf meine Erziehung nie vorwerfen. Sie hat mich auf die beste Art großgezogen, die sie kannte, und ich glaube, es ist wegen der Art, in der sie mich erzogen hat, dass ich tiefer in mich hineinsehen wollte und auf die Suche nach der Wahrheit ging. Meine persönliche Erfahrung mit dem Glauben begann, als ich in das Studenten-Wohnheim in Schönstatt einzog. Ich litt sehr unter Heimweh,  und da geschah etwas, das mich dazu brachte, mich dem Gebet zuzuwenden, und das hätte ich ohne das Heimweh, aber auch ohne dieses Klima von Schönstatt wohl nie gemacht.

Ich erinnere mich, Gott gebeten zu haben, wenn ER wirklich da wäre, solle er mir helfen. Ich habe mit ihm verhandelt (verhandele niemals mit Gott!), sagte ihm, wenn ER meine Gebete beantworte, würde ich anfangen, jeden Sonntag zur Kirche zu gehen. Er hat meine Gebete nicht so beantwortet, wie ich es gewünscht hatte, aber hier bin ich, eine Konvertitin zum katholischen Glauben, auf dem Weg, das Liebesbündnis mit der Gottesmutter zu schließen, überzeugt, dass ER wirklich „da“ war, als ich mein erstes kleines Gebet gesprochen habe. Vor einer Weile stieß ich auf ein Sprichwort, das sagt, es gebe keine Zufälle, nur Gottes-Einfälle. Meine erste Messe war einer dieser Gottes-Einfälle. Eine der Schönstatt-Schwestern bot an, mit mir zu gehen, weil ich nicht allein gehen wollte. Ich erinnere mich, ich war überwältigt  von der Schönheit der Messe und der Ehrfurcht der Menschen, und ich wusste, da würde ich gerne wieder hingehen, auch wenn diese Leute ein bisschen seltsam waren und etwa niederknieten, bevor sie in die Bänke gingen und merkwürdige Handbewegungen und Sachen machten. Ganz schwach war mir bewusst, dass der Tag, an dem ich zum ersten Mal eine katholische Kirche betrat, das erste Mal, an dem ich je bei einer heiligen Messe  anwesend war, der Pfingsttag war. Nur ein paar Monate später erkannte ich, was das bedeutet. Der Tag, der mein Leben veränderte, war der Geburtstag der Kirche, die Feier der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel und ihre Anhänger, der Tag, an dem ich mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Meine Glaubenserfahrung war eine Wirbelsturm-Erfahrung, eine die nicht einfach oder schmerzfrei war. Es war ein Kampf, aber ein Kampf voller Freude, und ich würde es mir nicht anders wünschen.

Mein Engagement für die Kirche und die Welt

Die Kirche hat mir so viel gegeben, ich möchte der Kirche dienen in allem, was mir möglich ist. Was die Welt braucht, sind Menschen, die ihren christlichen Glauben sichtbar leben, denn wir sind die Hand, der Mund und das Herz Christi; ER wirkt durch uns, um andere zu IHM zu bringen. Das fand ich so deutlich bei den Schönstatt-Schwestern; ich habe in ihnen solch ein sichtbares Zeichen Gottes gesehen. Mein Leben lang hatte ich Christen gekannt, die sagten, dass sie an Jesus glauben, aber ihren Glauben überhaupt nicht lebten. Sie waren nicht perfekt, keiner von uns ist das, aber ich habe in ihnen nie etwas gesehen, das mich nach der Wahrheit fragen ließ, bis ich den Schwestern begegnete. Sie hatten so viel aufgegeben von dem, was ich brauchte, um glücklich zu sein, wie mir die Gesellschaft eingeredet hatte. Die Art, wie sie lebten, ließ mich alles in Frage stellen, was ich je gewusst hatte. Ich wollte wissen, was sie wussten, was ich nicht kannte. Ihr sichtbares Engagement für Gott veränderte mein Leben; das ist es, was die Welt braucht, und nicht nur im religiösen Leben, sondern in jedem Beruf, Menschen, die sich Gott verpflichtet fühlen, egal wie schwierig das ist. Ich hoffe, dass mein Leben Menschen auf Jesus hinweist, so wie es andere für mich getan haben.

Meine Zweifel und Fragen

Als ich in die Kirche eintrat, tat ich mich sehr schwer mit der Einheit, den festgelegten Überzeugungen und Lehren in moralischen Themen. Ich musste viele meiner eigenen Überzeugungen zu Schlüsselthemen hinterfragen und konnte die kirchlichen Lehren schließlich annehmen, weil ich glaube, dass die Kirche letztlich für uns und unser Heil sorgt.

Unsere Gesellschaft ist vielen Dingen gegenüber sehr tolerant geworden, und während diese Toleranz vielen möglich gemacht hat, sich angenommen und zugehörig zu fühlen, hat sie auch moralischen Verfall erlaubt und Menschen die Freiheit gegeben, nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zu schaden. Die Würde des menschlichen Lebens ist für viele Menschen nicht mehr eindeutig bestimmt, und soweit ich sehe, hat das auch viele Menschen in unserer Kirche beeinflusst. Gerade vor ein paar Monaten habe ich auf dem Campus unserer Universität ein Poster gesehen „Katholiken für Wahl“. Ich stehe fest mit der katholischen Kirche zu ihren traditionellen Lehren, aber ich beginne zu fragen und zu zweifeln, ob die Kirche selbst dazu steht oder ob sie gegenüber unserer säkularisierten Gesellschaft klein beigeben will.

Das sind meine Zweifel, doch wir müssen auf Gott vertrauen und beten, dass unsere Kirche, die wahre Kirche, die von Jesus gegründet ist, immer vom Heiligen Geist geleitet wird und offen bleibt für die Zeichen der Zeit. Ein schönes Zitat von Christopher West, Referent der Theologie des Leibes, ist mir in Erinnerung geblieben, seitdem ich es gehört habe; es heißt: „Der Heilige Geist gewährt der Kirche, was sie braucht, wenn sie es braucht.“

Meine Träume

Mein Traum für mich ist der gleiche, den fast jeder hat, sich zu unterscheiden, etwas Einfluss zu haben auf diejenigen, die um mich sind. Ein glückliches, erfülltes Leben zu haben. Ich hoffe darauf, indem ich Gott liebe und seinem Volk diene.

Sei, wie Gott dich gedacht hat, und du wirst die Welt entzünden.”

Katharina von Siena

Original: Englisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland/mf

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