Veröffentlicht am 2019-11-11 In Miteinander für Europa

„Ein Mauerfall für Christen“

MITEINANDER FÜR EUROPA, Redaktion •

„Ein Mauerfall für Christen“  – so titelt der Newsletter von Vatican News (deutsch) am 11. November ein Interview mit der Pressereferenien des Netzwerkes „Miteinander für Europa“, das in Ottmaring und Augsburg mit einem Begegnungswochenende und Fest seinen 20. Geburtstag gefeiert hat.—

„An dem Ort, an dem vor 20 Jahren Vertreter des Lutherischen Weltbundes und der Katholischen Kirche die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet haben, kamen rund 300 Vertreter aus 55 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen aus 25 Ländern Europas zusammen“, heißt es bei Vatican News, und: „Am Nachmittag desselben Tages im Jahr 1999 kam in Ottmaring bei Augsburg die erste Gruppe von Verantwortlichen verschiedener katholischer, evangelischer und freikirchlicher Gruppierungen zusammen – die Geburtsstunde des Netzwerkes „Miteinander für Europa“. Und keinesfalls aus Zufall fand das Treffen auch am 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer statt.“

Bischof i.R. Christian Krause

Einheit in Verschiedenheit ist auch innerkirchlich eine Herausforderung

„Ihr seid Botschafter der Versöhnung“, ermutigte der evangelische Bischof i.R. Christian Krause die Anwesenden. Er hatte 1999 als damaliger Präsident des Lutherischen Weltbundes die „Gemeinsame Erklärung“ mitunterzeichnet und erinnerte als einer der Zeitzeugen an die vielen ermutigenden Schritte, die in der Ökumene dadurch und seitdem getan wurden. Im aktuellen Klima zunehmender Europa-Skepsis und politischer Polarisierung brauche es gerade die Erfahrung der Bewegungen und geistlichen Gemeinschaften von versöhnter Verschiedenheit.

Bertram Meier, derzeitiger Diözesanadministrator in Augsburg, unterstrich im Dialog mit seinem evangelischen Kollegen Regionalbischof Axel Piper die Bedeutung dieser Fähigkeit zur Versöhnung. „Einheit in Verschiedenheit ist auch innerkirchlich eine Herausforderung. Es geht darum, einander verstehen zu lernen und das nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herzen her“. Piper bestätigte, dass genau dieses Bemühen auch die ökumenischen Beziehungen in Augsburg präge: „Aber wir müssen neugierig füreinander bleiben, uns füreinander interessieren, denn wir können viel voneinander lernen!“

Der Versuchung organisatorischer Strukturen entgehen

In den Zeugnissen aus verschiedenen europäischen Ländern leuchteten die konkreten Ansätze für die Umsetzung dieses Beziehungsnetzwerks auf: In Ungarn etwa  bewegt sie Christen verschiedener Konfessionen dazu, sich miteinander Menschen in Not und Isolation zuzuwenden, auch in den Transitlagern für Geflüchtete.

Gerhard Proß, Moderator des Ökumene-Netzwerkes, skizzierte Perspektiven für die Zukunft: Es gelte, der Versuchung, neue organisatorische Strukturen zu entwickeln, zu widerstehen und stattdessen das Thema Versöhnung zu vertiefen. Im derzeitigen Klima der Enttäuschung, des Verlusts an Glaubwürdigkeit der Kirchen und der ausbleibenden Aufbruchstimmung liege eine große Chance darin, die positiven Erfahrungen zwischen Amt und Charisma, zwischen Kirchenleitung und charismatisch geprägten Ausdrucksformen von Glaubensleben in den Bewegungen zu bezeugen. „In Zeiten des Auseinanderdriftens und der Tendenzen zur Abgrenzung wollen wir ein prophetisches Zeichen für ein glaubwürdiges Miteinander in Europa sein“.

Pavel Fischer

Wir müssen zu aktiven Bürgern werden

Einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Dimension von „Miteinander für Europa“ gab  der tschechische Senator Pavel Fischer. Er beschrieb ein aktuelles Bild des Engagements für Freiheit und die Würde des Menschen im Kontext einer stark medial beeinflussten Gesellschaft in Europa. „Wir müssen zu aktiven Bürgerinnen und Bürgern werden, den Mut haben, uns für andere, für die Schwachen einzusetzen, die Stimme für Gerechtigkeit zu erheben“, forderte er die Zuhörer auf. „Christen in Europa können helfen, die Vielfalt an Stimmen hörbar und die vielen unterschiedlichen Facetten eines Themas sichtbar zu machen.“

Das internationale ökumenische Netzwerk „Miteinander für Europa“ feierte drei Tage lang seinen 20. Geburtstag. Zum Abschluss des samstäglichen Festtages gab es in der Augsburger St.-Anna-Kirche ein ökumenisches Gebet für Europa. Zum Netzwerk gehören Vertreter aus mehr als 300 christlichen Gemeinschaften, darunter zahlreiche CVJMs, die Gemeinschaft Sant’Egidio, die Fokolar-Bewegung und die Schönstatt-Bewegung. Eingebunden war das Fest in ein Begegnungswochenende in Ottmaring bei Augsburg mit 180 Vertretern aus verschiedenen europäischen Ländern.

 

Titelfoto: Leitungskommitee

Mit Material von Miteinander für Europa, Vatican News und epd.
Fotos: Pressestelle Miteinander für Europa

 

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