MITEINANDER FÜR EUROPA – Pressemeldung vom 1. Juli 2016 (2)•
In 17 Podien in der Münchner Innenstadt kamen die Gemeinschaften und Bewegungen am Nachmittag ihres zweiten Kongresstages zusammen mit Interessierten aus München mit Politikern, Kirchenvertretern und Impulsgebern aus Wirtschaft und Gesellschaft ins Gespräch.
„Das Christentum ist nicht dazu da, religiöse Bedürfnisse zu befriedigen, sondern um die Welt in ein neues Licht zu setzen“, betonte Kardinal Reinhard Marx in seinem Statement beim Podium „Europas Zukunft liegt in seinen Wurzeln“.
Dazu gehöre auch die politische Einflussnahme. Darauf, dass die Menschenrechte oder auch das Grundgesetz Deutschlands wesentliche Wurzeln in der Botschaft Jesu hätten, dürften sich Christen nichts einbilden. Vielmehr sollten sie sich in einer demütigen Haltung auf den Weg machen, diese Botschaft in der Welt konkret sichtbar zu machen. Das könne dazu beitragen, die neue Gefahr eines primitiven Nationalismus zu überwinden.
Panel 15
Das erfrischend jugendliche Podium zu christlichen Werten im Berufsalltag nahm eine inter – essante Wende hin zu europäischen Werten. Unternehmer und Führungskräfte erzählten aus ihren persönlichen Erfahrungen vom Einsatz für den Erhalt von Arbeitsplätzen in einer strukturschwachen Region über die Reha eines psychisch erkrankten Monteurs in der ver – trauten Umgebung seines Arbeitsplatzes bis zur Verbindung von Familien- und Berufsleben in der Form, dass die Ehepartner Familien- und Arbeitswelt miteinander teilen und dem An – liegen, in Beruf und unternehmerischer Verantwortung den Blick auf „europäische“ Formen der Armut – wie etwa Spielsucht oder Überschuldung – zu schärfen.
Panel 5, Professional life and Christian values
Vertreter der Denkwerkstatt der neuen Linken, Theologen und Philosophen christlicher Bewegungen kamen im Podium „Mystik der Begegnung“ ins Gespräch. Walter Beier, Mitglied der KPÖ und Koordinator des europäischen Netzwerks „transform! Europe“ ermutigte die Christen, keine Angst vor der Säkularisierung zu haben: „Was die letzten Sinnfragen betrifft, sind wir einander näher als wir denken, es geht um Menschsein in Fülle.“ Jesús Moran von der Fokolar-Bewegung plädierte für neue und inklusive Formen der Integration von Menschen unterschiedlicher Weltanschauung. „Der Zusammenklang heute unter uns ist Grund für grosse Hoffnung“, schloss er.
Panel 16, Encounter
Zur Solidarität zwischen den Generationen äusserte sich Emilia Müller, Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Europa müsse ein flexibles Miteinander der Generationen leben, sich nicht abschotten, sondern offen bleiben für Neues: „Wir müssen ein weites Dach und offene Türen haben“. „Wie weit ist der Weg zur Einheit der Christen?“ fragte das Podium in der vollen Erlöserkirche. Man könnte den Eindruck haben, dass sich nicht viel bewegt, erklärte Kardinal Kurt Koch. Doch seien die Reformierten der Schweiz auf dem Weg, sich der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre anzuschliessen. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July hofft, dass „das grosse Zeichen der Einheit, die Tischgemeinschaft, möglich wird, auch bevor der Weg am Ziel angekommen ist.“ Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf, Olaf Fykse Tveit, mahnte: „Es gibt keinen Weg zur Einheit, der nicht auch Reue enthält.“
Foto oben: Podium mit Kardinal Marx