Veröffentlicht am 2013-07-26 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Drei schlichte Haltungen: Hoffnung aufrechterhalten, sich von Gott überraschen lassen und mit Freude leben

JMJ-BRASIL, mda. Papst Franziskus hat am Mittwoch “das Leben des lateinamerikanischen Volkes” und den Erfolg des Weltjugendtags, der bis zum Sonntag in Rio de Janeiro mit einer Teilnahme von über zwei Millionen Jugendlichen stattfindet, unter den Schutz Unserer Lieben Frau von Aparecida gestellt. Und er ermahnte Priester, Eltern und Lehrer, den Jugendlichen zu helfen, eine „gerechtere, solidarischere und geschwisterlichere Welt“ zu bauen. In der heiligen Messe in dem etwa 250 km von Rio entfernt liegenden Marienheiligtum, sagte der Papst, dazu brauche es „drei schlichte Haltungen: die Hoffnung aufrechterhalten, sich von Gott überraschen lassen und mit Freude leben.“ Die Jugendlichen brauchten die Vermittlung immaterieller Werte, die das spirituelle Herz eines Volkes ausmachten, und die man in diesem Heiligtum sehen könne: „Spiritualität, Hochherzigkeit, Solidarität, Beharrlichkeit, Freude, das sind Werte, die ihre tiefsten Wurzeln im christlichen Glauben haben.“

Aufgrund des schlechten Wetters fuhr Franziskus von Rio aus mit einem Flugzeug des Brasilianischen Militärs nach Aparecida; vom Flughafen San José dos Campos aus brachte ihn ein Hubschrauber zum Heiligtum, wo er das Papamobil bestieg. Singen und klatschend grüßte ihn eine riesige Menschenmenge unter strömendem Regen – und Franziskus grüßte mit spürbarer Freude sein Volk.

Mutter von Aparecida, ich lege deine und unsere Jugend in deine Hände und bringe sie zum Vater

Vor der Eucharistiefeier ging Papst Franziskus zur Kapelle der Zwölf Apostel, wo das Originalbild Unserer Lieben Frau von Aparecida, das im Jahr 1717 von Fischern refunden wurde, bewahrt wird, und betete dort einige Minuten lang in Stille vor ihr.

Nachdem er grüßend und segnend in die Kirche gekommen war, begrüßte ihn der Ortsbischof, der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, und schenkte ihm eine Kopie des Gnadenbildes der Gottesmutter von Aparecida.

„Welch eine Freude ist es für mich“, so begann er später seine Predigt,  „zum Haus der Mutter eines jeden Brasilianers, dem Heiligtum Unserer Lieben Frau von Aparecida, zu kommen! Am Tag nach meiner Wahl zum Bischof von Rom habe ich die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom besucht, um meinen Dienst der Gottesmutter anzuvertrauen. Heute bin ich hierher gekommen, um Maria, unsere Mutter, um ein gutes Gelingen des Weltjugendtags zu bitten und ihr das Leben der lateinamerikanischen Bevölkerung zu Füßen zu legen.

Das  Dokument von Aparecida ist aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen, unter dem mütterlichen Schutz Marias

Nachdem er daran erinnert hatte, dass er im Jahr 2007 im Rahmen der V. Generalversammlung des Episkopats Lateinamerikas und der Karibik hier gewesen sein, nannte er diese Versammlung einen „historischen Moment der Kirche“.

„Ich habe erlebt“, hob er hervor, „wie die Bischöfe, die über das Thema der Begegnung mit Christus, der Jüngerschaft und der Mission gearbeitet haben, sich ermutigt, begleitet und in gewissem Sinn inspiriert fühlten durch Tausende von Pilgern, die Tag für Tag kamen, um ihr Leben der Muttergottes anzuvertrauen. Und tatsächlich kann man sagen, dass das Dokument von Aparecida gerade aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen ist, unter dem mütterlichen Schutz Marias.“

Die Bischöfe, die bei dieser Versammlung in Aparecida dabei waren, erzählen, wie sie während der Besprechungen die Gebete und Lieder der Pilger im Heiligtum hören konnten … Täglich feierten sie die heilige Messe im Heiligtum – nicht unter sich, sondern mit den Pilgern. Eine Kirche des Volkes … eine Kirche der Pilger, pilgernde Kirche …. Bündniskultur zwischen Bischöfen und Pilgern.

Im Blick auf diese Erfahrung von Aparecida, sagte Pater Alexandre Awi – der an diesem Tag den Heiligen Vater an den Ort begleitete, an dem er mit ihm zusammen am Dokument von Aparecida gearbeitet hat – bei seiner Predigt während der Konferenz 2014: „Jesus macht seine Jünger zu Missionaren. Das war es auch, worum der Papst (Benedikt) und unsre Bischöfe uns in Aparecida gebeten haben: eine Kirche von missionarischen Jüngern des Herrn zu werden. Die Hundertjahrfeier soll für Schönstatt so ein Moment werden. Es reicht nicht, Jünger zu sein, wir müssen Missionare des Herrn und der Herrin sein!“
„Wunderbar, die ganze Zeit über sieht man Pater Alexandre! Er hat sogar den Kelch gebracht, den Bergoglio dem Heiligtum von Aparecida geschenkt hat!“, so eine Missionarin aus Argentinien. „Weißt du, was ich gedacht habe? Das ist der Rückstrom, von dem Pater Kentenich gesprochen hat, den er prophezeit hat … Jetzt wird es wahr.“

Träger der Gestaltung einer neuen Welt

Der Papst machte Mut, “nie die Hoffnung zu verlieren” trotz aller Schwierigkeiten: “Verlieren wir niemals die Hoffnung! Löschen wir sie niemals in unserem Herzen aus! Es gibt den „Drachen“ – das Böse – in unserer Geschichte, aber nicht er ist der Stärkste. Der Stärkste ist Gott, und Gott ist unsere Hoffnung!”

„Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns Lichter der Hoffnung sein! Lasst uns eine positive Sicht der Wirklichkeit haben! Fördern wir die Großherzigkeit, welche die jungen Menschen kennzeichnet, begleiten wir sie auf ihrem Weg, Protagonisten des Aufbaus einer besseren Welt zu werden: Sie sind ein mächtiger Antrieb für die Kirche und für die Gesellschaft.“

Jetzt rede ich in Spanisch, entschuldigt …

Dieser Papst ermutigt, sich von Gott überraschen zu lassen, und hört selbst nicht auf, uns zu überraschen. Trotz des strömenden Regens und obwohl es im Programm nicht vorgesehen war, wollte Franziskus zu den gut 300.000 Menschen hin, die ihn auf dem riesigen Vorplatz des Heiligtums von Aparecida erwarteten. Er erbat ein Mikrofon, und ohne die kleine Statue der Gottesmutter von Aparecida, die ihm geschenkt worden war, aus der Hand zu geben und frei und ohne Konzept auf spanisch sprechend kündigte er seinen erneuten Besuch in Aparecida im Jahr 2017 an. Das ist das erste Mal, dass eine Papstreise so früh bekannt gegeben wird – und vom Papst selbst!

„Brüder und Schwestern, ich kann kein Brasilianisch, entschuldigt, ich spreche jetzt in Spanisch. Entschuldigt.“ Und bewusst langsam und deutlich sprechend, um von all den anwesenden Jugendlichen und Erwachsenen verstanden zu werden, sagte er: „Herzlichen Dank, obrigada, dass ihr alle hier seid, herzlichen Dank aus ganzem Herzen, ich bitte die Gottesmutter, unsere Liebe Frau von Aparecida, euch zu segnen, eure Familien zu segnen, eure Kinder zu segnen, eure Eltern zu segnen und euer ganzes Land zu segnen.“

Danach, als ob er nicht ganz sicher sei, verstanden zu werden, sagte er: “Lasst uns mal sehen, jetzt werde ich erfahren, ob ihr mich versteht. Ich stelle euch eine Frage: Wird eine Mutter jemals ihre Kinder vergessen?“

Nach einem lauten, langen NEIN als Antwort der Menschen, ergänzte Franziskus: “Sie vergisst uns nicht, sie liebt uns und sorgt für uns. Und jetzt bitten wir sie um ihren Segen.“ Und indem er die kleine Statue der schwarzen Jungfrau von Aparecida in beide Hände nahm, segnete er die Menge: „Der Segen des Allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf euch herab und bleibe immer.“

Dann ging er schon fast und blieb noch einmal stehen. „Ich bitte euch um einen Gefallen. Betet für mich, betet für mich. Möge Gott euch segnen, möge Unsere Liebe Frau von Aparecida euch aufnehmen, und – bis 2017, wenn ich wiederkomme! Auf Wiedersehen!“ Und ging, inmitten frenetischen Jubels, der nicht enden wollte. Alles schloss mit einem donnernden: „Francisco, Francisco!”

Gott hält immer das Beste für uns bereit.
Aber er verlangt, dass wir uns von seiner Liebe überraschen lassen,
dass wir seine Überraschungen annehmen.
Vertrauen wir auf Gott!

 

Weihe von Papst Franziskus an die Muttergottes von Aparecida

Mutter von Aparecida, wie damals du vor Gott gestanden hast, so stehe ich heute vor dir und Gott, der uns für unser Leben eine Mission gibt, deren Konturen und Grenzen wir nicht kennen und deren Anforderungen wir kaum durchschauen. Aber in deinem Glauben, in dem „nichts für Gott unmöglich ist“ hast du, Mutter, nicht gezögert und so kann auch ich nicht zögern.

Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.

So wie du, o Mutter, nehme auch ich meine Sendung an. In deine Hände lege ich mein Leben, und wir, du die Mutter und ich der Sohn, gehen gemeinsam, glauben gemeinsam, kämpfen gemeinsam, siegen gemeinsam, wir du immer gemeinsam mit deinem Sohn gegangen bist.

Frau, siehe dein Sohn! Sohn, siehe deine Mutter!

Mutter von Aparecida, eines Tages brachtest du deinen Sohn zum Tempel, um ihn dem Herrn zu weihen, dass er ganz und gar für den Auftrag Gottes bereit sei. Bringe heute mich zum selben Vater, weihe mich ihm mit allem, was ich bin und allem, was ich habe.

Hier bin ich, sende mich!

Mutter von Aparecida, nimm unsere und deine Jugendlichen bei der Hand und geleite sie zum Vater, gib dem gesamten Weltjugendtag: lass so viel Kraft, so viel Leben, so viel Dynamik, wachsen und Frucht bringen, um im Dienst am Leben, an der Menschheit zu stehen.

Vater, nimm deine Jugend an und heilige sie!

Wir bitten dich schließlich, Mutter, bleibe bei uns, unterstütze immer deine pilgernden Söhne und Töchter, aber sei du auch bei uns, steh uns immer zur Seite und begleite uns, diese große Familie der Glaubenden, bei unserer Sendung, und erhalte unsere Hoffnung und unseren Glauben vor allem dann, wenn das Kreuz schwer wiegt.

Sei treu bis in den Tod und ich werde dir die Krone des Lebens geben! Amen.

 

Mit Material von AICA, Religión Digital, Radio Vaticana, Agenturen

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