Veröffentlicht am 2013-07-28 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Der Glaube ist revolutionär, und heute frage ich dich: Bist du bereit, in diese revolutionäre Welle des Glaubens hineinzugehen?

WJT-BRASILIEN, mda. Eine neue Sonne steigt auf über der neuen Kultur, die heute entsteht. Eine Kette, stärker als Hass und Tod. Wir wissen: der Weg ist die Liebe!“ Das Lied, das Franziskus bei diesem so spontanen, herzlichen und persönlichen Treffen mit seiner argentinischen Jugend begrüßt, das schier nicht enden will: Der Weg ist die Liebe. Ein Lied wie ein Programm für diese Woche in Rio, gefühlt ein Jahr oder mehr, weil so viele und so tiefe Veränderungen in so vielen Herzen geschehen sind …

Rio versinkt in strömendem Regen und ist in festlichem Ausnahmezustand. Die Medien der Welt verbreiten Bilder voller Hoffnung und unerhörte Worte: „Der Glaube ist revolutionär, und heute frage ich dich: Bist du bereit, in diese revolutionäre Welle des Glaubens hineinzugehen?“ – „Ich möchte euch sagen, welche Wirkung ich vom Weltjugendtag erhoffe: Ich hoffe, dass es einen Wirbel gibt. Hier wird es einen Wirbel geben, ja, den wird es geben. – “In Rio wirst du was erleben, da wird es einen Wirbel geben” Aber ich will, dass ihr auch in den Diözesen Wirbel macht, ich will, dass man hinausgeht, ich will, dass die Kirche auf die Straßen hinausgeht, ich will, dass wir standhalten gegen alle Weltlichkeit, Unbeweglichkeit, Bequemlichkeit, gegen den Klerikalismus und alles In-sich-verschlossen-sein. Die Pfarreien, die Schulen, die verschiedenen Einrichtungen sind da, um hinauszugehen …, wenn sie es nicht tun, werden sie eine NRO, und die Kirche darf nie eine NRO sein. Die Bischöfe und Priester mögen mir verzeihen, wenn einige nachher Durcheinander bringen. Es ist ein Rat. Danke für das, was ihr tun könnt.“ Worte von Franziskus an eine Million Jugendlicher bei der Begrüßung am Strand von Copacabana bzw. an Zehntausende von Argentiniern in der Kathedrale von Rio. Worte des „Papstes der Umarmungen“, wie eine Zeitung in Spanien titelte, dieses Papstes, der die Bischöfe und Priester auf die Straßen schickt und die Jugendlichen auffordert, sich einzumischen und die Veränderung der Welt nicht anderen zu überlassen: „Bitte, überlasst den Wandel nicht den anderen! Stellt euch nicht in die Schlange der Geschichte, sondern geht voran! Ihr seid es, die die Zukunft in Händen haltet! Seid Träger der Veränderung! Überwindet die Apathie und bietet eine christliche Antwort auf die sozialen und politischen Anliegen an, die sich in verschiedenen Teilen der Welt manifestieren! Seid Bauleute der Zukunft, mischt euch ein in die Arbeit für eine bessere Welt! Liebe Jugendliche, bitte, stellt euch nicht wie Zuschauer auf den Balkon und guckt zu, mischt euch ein ins Leben, Jesus ist auch nicht auf dem Balkon stehen geblieben, er hat sich eingemischt, nochmal, bleibt nicht Zuschauer auf dem Balkon des Lebens, mischt euch ein wie Jesus …“

Wir werden unsere Kirche erweitern müssen!

„Hier fiebert wirklich ganz Brasilien“, berichtet jemand aus Florianopolis. „Überall wohin du gehst, läuft das TV-Programm mit dem Papst. Gestern waren wir kurz einkaufen, haben unterwegs in einem einfachen Restaurant an der Straße etwas gegessen, da kamen Leute herein, die sofort wünschten, dass das Papst-Programm eingeschaltet würde …“ Der Rhythmus der Liveübertragungen prägt den Lebensrhythmus dieser Tage (und der Arbeit des Teams von schoenstatt.org). Es begegnen sich per Skype oder Mail Leute in Echtzeit, die das wegen des Zeitunterschiedes noch nie geschafft hatten. Um drei Uhr nachts chatten Sarah-Leah Pimentel in Südafrika und eine Mitarbeiterin in Europa, nachdem sie beide gerade ihre „Papstübersetzungen“ fertig haben; darüber muss noch etwas geredet werden, es war einfach zu stark … zu bewegend … und beide müssen in ein paar Stunden wieder fit auf der Arbeit sein, nur um danach wieder an den PC zu rennen …

„Ich konnte einfach nicht raus aus dem Haus oder vom Monitor weg“, so Claudia Echenique, die Hunderte von Fotos der Übertragungen vom Bildschirm abgenommen hat für die Illustration der Artikel auf schoenstatt.org. „Ich war beim Nationalen Jugendtreffen 1985 in Córdoba dabei. Ich war beim Weltjugendtag 1987 mit Johannes Paul II in Buenos Aires. Aber das hier übertrifft alles. Franziskus erneuert die Hoffnung, den Glauben, das Leben!“

“Ich weiß ja nicht, was Ihr denkt, aber mein Eindruck ist, dass wir mit Papst Franziskus … unsere Kirchen erweitern müssen! Das Zeugnis, das er mit seinem Beispiel und der Botschaft von Jesus Christus gibt, die er mit solcher Klarheit und Transparenz kündet, hat bewirkt, dass viele Leute, die ich kenne und die weit weg waren von der Kirche, sich langsam wieder annähern. Hoch lebe der Heilige Geist!“, so Juan Barbosa aus Córdoba, Argentinien, und Pater José María antwortet ihm aus Madrid: „Ganz richtig, Juan, und angefangen mit der Erweiterung unserer eigenen Herzen, damit alle darin Platz haben! Ich verbinde mich mit deiner Anrufung – ja, hoch lebe der Heilige Geist, denn wie unser Vater Franziskus sagt,  rechnet er mit uns, mit unserem Gebet, mit unserer Arbeit, mit unserem Zeugnis, um die ihm aufgetragene Aufgabe zu erfüllen …“

Es ist Werk des Heiligen Geistes! Er ist gekommen, um für Wirbel zu sorgen, und was für einen Wirbel macht er!

“Danke für all die herrlichen Zeugnisse, die wir über dieses Medium miteinander teilen“, schreibt Rosita Ciola aus El Palomar, Argentinien. „Ich bin wirklich sehr berührt und mehr als entzündet, wenn ich „unseren Heiligen Vater“ als wirklichen Vater der ganzen Welt sehe! Es ist unglaublich, wie er die eingeschlafenen Herzen weckt, er steckt unsere Jugend in Brand! Wunderbar! In einem Kommentar stand, mit diesem Papst müssten wir wohl bald unsere Kirchen erweitern. So ist es, seine Botschaft ist so klar, er vermittelt so viel Kraft – und vermittelt eben das, was er lebt -, und es stimmt, Leute erscheinen, die wir ewige Zeiten lang nicht mehr in der Messe gesehen haben … das ist das Werk Gottes, des Heiligen Geistes! Er ist gekommen, um Wirbel zu machen, und was für einen Wirbel macht er!

Indem er sie mit seiner Liebe und seiner Begeisterung für Christus angesteckt hat, wollte er den Jugendlichen und vielen im Glauben eingeschlafenen Brüdern und Schwestern die Gelegenheit geben, Jesus in ihrem Herzen zu spüren; ein Herz, in dem Jesus wohnt, schlägt anders, fühlt anders, liebt anders! Das ist eine Liebe, die drinnen brennt, die wir teilen müssen, das ist der „Wirbel“, den Jesus von den Jugendlichen erbittet, und das gilt für alle, raus auf die Straßen, Leute! Lasst uns diese Freude und diese Wahrheit allen bringen, raus und steckt die Welt in Brand!

Jetzt gehe ich zu den Tausend Avemaria, der Heilige Vater braucht uns und wir antworten ihm: Da sind wir! Und ich werde jeden Tag wieder vor dem Bildschirm kleben, so lange er in Rio ist. Jeder Tag ist ein gesegneter Tag …“

Dieser Papst überzeugt mich und ich bete für ihn!

“So ein Pech, dass der Heilige Geist vor uns gemerkt hat, wer Jorge Bergoglio ist und ihn uns weg und der Welt gebracht hat. Gott segne Franziskus“, so ein Kommentar in einer Zeitung in Argentinien. Er ist Antwort auf einen Beitrag von Alfredo Leuca, einer der führenden politischen Journalisten Argentiniens, Jude, und täglich um 15.00 Uhr auf Radio Continental im Großraum Buenos Aires zu hören; er hat in seinem Beitrag vom Freitag vorgeschlagen, Franziskus zum Präsidenten Argentiniens zu wählen, denn „er hat die Tugenden, die Werte und Ideen der wichtigsten politischen Persönlichkeiten aus der Geschichte unseres Landes, und weil er wegen seiner revolutionären Fähigkeit und Spur an den Schulen gelernt werden müsste als einer der größten Persönlichkeiten Argentiniens und der Welt … Oft frage ich mich, warum in mir eine solche Bewunderung für diesen Papst ist, wo ich doch gar nicht katholisch bin“, und er gibt selbst die Antwort: „Er fühlt sich wohl in den Favelas der Welt, weil er unsere Elendsviertel hier in- und auswendig kennt. Er bleibt sich treu und ist darum weltweit. Er lügt nicht, predigt mit seinem Beispiel. Er hat saubere Hände, sagt, dass man den Sündern vergeben kann, aber nicht den Korrupten.“ – „Ich bin nicht katholisch“, so ein weiterer Kommentar. „Aber dieser Papst hat es geschafft, mich im Innern zu berühren und ich bete für ihn.“

Meine brüderliche Zuneigung und ergriffene Solidarität

Er ist echt und ehrlich in seiner Solidarität. Die Momente stillen Gebetes am Strand von Copacabana für die beim Brand der Diskothek in Santa Maria ums Leben gekommenen Jugendlichen bleiben haften. Leid, das durchs eigene Herz geht, solidarischer Schmerz.  Solidarischer Schmerz mit den Opfern des schweren Zugunglücks in Santiago de Compostela am 25. Juli:

“Als ich vom schweren Zugunglück bei Santiago de Compostela erfahren habe, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen und unzählige verletzt worden sind, habe ich mit tiefem Schmerz inbrünstig zum Herrn für alle Toten und alle Opfer dieses tragischen Ereignisses gebetet.

Mit tiefem Schmerz bitte ich Sie, Herr Erzbischof, so gut zu sein und all denen, die dieses Unglück erlitten haben und deren Familien meine geistliche Nähe, meine brüderliche  Zuneigung und meine ergriffene Solidarität zu vermitteln und ihnen zu versichern, dass ich für die Verstorbenen bete und für alle, die in diesen Momenten trauern und leiden, und Gott um baldige und vollständige Genesung für die Verletzten bitte. An diesem Tag, an dem die Kirche sich der Fürbitte des Apostels Jakobus empfiehlt, dem Patron Spaniens und Zeugen des Auferstandenen Christus, spende ich, verbunden mit meinen Trostworten für alle Einwohner des Landes, von Herzen einen besonderen Segen, Träger der Hoffnung aus dem Glauben und dem Trost, den echte Liebe bietet.

Franziskus.“

Es sind Gesten wie dieses Telegramm, die seinen immer neuen Aufruf zu einer Solidarität, die mit und um die Leidenden weint, begleiten.

„Das Kreuz Christi lädt auch ein, uns von dieser Liebe anstecken zu lassen; es lehrt uns also, den anderen immer mit Barmherzigkeit und Liebe zu betrachten – vor allem den, der leidet, der Hilfe braucht, der auf ein Wort, eine Geste wartet; das Kreuz lädt uns ein, aus uns selbst herauszugehen, um ihnen entgegenzukommen und ihnen die Hand zu reichen. Viele Gesichter haben wir auf dem Kreuzweg gesehen, viele Gesichter haben Jesus auf dem Weg zum Kalvarienberg begleitet: Pilatus, Simon von Zyrene, Maria, die Frauen … Ich frage dich heute: Wer von diesen möchtest du sein? Willst du wie Pilatus sein, der nicht den Mut hat, gegen den Strom zu schwimmen, um das Leben Jesu zu retten, und der seine Hände in Unschuld wäscht? Sag mir: Bist du einer von denen, die ihre Hände in Unschuld waschen, bist du einer, der sich dumm stellt und zu Seite schaut? Oder bist du wie Simon von Zyrene, der Jesus hilft, den schweren Balken zu tragen, wie Maria und die anderen Frauen, die keine Angst haben, Jesus bis zum Ende zu begleiten, mit Liebe und mit Zärtlichkeit. Und du, wie möchtest du sein? Wie Pilatus, wie Simon von Zyrene, wie Maria? Jesus blickt dich jetzt gerade an und sagt dir: Willst du mir das Kreuz tragen helfen? Lieber Bruder, liebe Schwester: Mit all deiner Kraft eines jungen Menschen, was antwortest du ihm?“

Eine kopernikanische Wende

“Schaut, liebe Freunde”, sagt Franziskus, “das Kreuz bringt eine Revolution in unser Leben, die wir gut und gern eine kopernikanische Wende nennen können, denn es nimmt uns selbst aus dem Zentrum und stellt Gott hinein; der Glaube überflutet uns mit seiner Liebe und gibt uns Sicherheit, Kraft, Hoffnung.“

Manche sprechen schon von der kopernikanischen Wende von Rio2013.

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