Veröffentlicht am 2022-10-29 In Kirche - Franziskus - Bewegungen, Synodale Kirche

Eine hörende Kirche

SYNODE 2021 – 2024 •

Das Generalsekretariat der Synode hat am Donnerstag, den 27. Oktober, das Dokument für die neue kontinentale Etappe (Januar bis März 2023) des vom Papst im Jahr 2021 eingeleiteten synodalen Prozesses der Weltkirche veröffentlicht. Update 10.11.: Das Dokument liegt jetzt auch in deutscher Übersetzung vor.—

SynoeDer Text ist das Ergebnis der Zusammenfassungen der Konsultation des Volkes Gottes in der ersten Phase des synodalen Prozesses und wird die Grundlage der Arbeit und „Referenzrahmen“ für „die Zeit des Zuhörens, des Dialogs und der Unterscheidung der kontinentalen Synodenversammlungen (Januar-März 2023)“ sein.

Ein Blick auf die Kapitel oder Schritte des Dokuments ist ermutigend, oder, wie ein Mitarbeiter von schoenstatt.org sagte, „bringt Freude an der Kirche zurück“:

  1. Die Erfahrungen des synodalen Prozesses

1.1 „Die Früchte, die Samen und das Unkraut der Synodalität“
1.2 Die gemeinsame Taufwürde

  1. Auf die Heilige Schrift hören
  2. Auf dem Weg zu einer missionarischen synodalen Kirche

3.1 Zuhören, das einladend wird
3.2 Schwestern und Brüder für die Mission
3.3 Gemeinschaft, Beteiligung und Mitverantwortung
3.4 Die Synodalität nimmt Gestalt an
3.5 Synodales Leben und Liturgie

  1. Nächste Schritte

4.1 Ein Weg der Umkehr und Reform
4.2 Methodik der kontinentalen Phase

Eine einzigartige Erfahrung

In der Einleitung des Dokuments wird betont, dass im ersten Teil der Beratungsphase „Millionen von Menschen aus der ganzen Welt an den Aktivitäten der Synode beteiligt waren: einige durch die Teilnahme an den Treffen auf lokaler Ebene, andere durch die Mitarbeit an der Motivation und Koordination der Aktivitäten auf den verschiedenen Ebenen, andere durch die Unterstützung im Gebet. Die wirklichen Protagonisten der Synode sind all die Menschen, die daran teilgenommen haben […] Die Synodalität war kein abstraktes Konzept mehr, sondern wurde zu einer konkreten Erfahrung; sie haben Geschmack daran gefunden und wollen das auch weiterhin tun.“

Was die Teilnehmerzahlen angeht, so übertraf die Beteiligung „alle Erwartungen“. Es gingen Stellungnahmen von 112 der 114 Bischofskonferenzen und von allen 15 katholischen Ostkirchen ein sowie Überlegungen von 17 der 23 Dikasterien der Römischen Kurie und von Generaloberen, Instituten des geweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens, Vereinigungen und Bewegungen von Laiengläubigen. Darüber hinaus gingen mehr als 1.000 Beiträge von Einzelpersonen und Gruppen ein sowie Meinungen, die dank der Initiativen der „Digitalen Synode“ über soziale Netzwerke gesammelt wurden.

In dem Dokument heißt es außerdem, dass kein Text „die Tiefe des Glaubens, die Vitalität der Hoffnung und die Energie der Nächstenliebe, die aus den eingegangenen Beiträgen strömen, zusammenfassen könnte. Dahinter verbirgt sich die Kraft und der Reichtum der Erfahrungen, die in den verschiedenen Kirchen gemacht wurden, als sie sich auf die Reise machten und sich für die Vielfalt der Stimmen öffneten, die gesprochen haben. Der Sinn des synodalen Prozesses ist es, diese Begegnung und diesen Dialog zu ermöglichen, dessen Ziel es nicht ist, Dokumente zu produzieren, sondern Horizonte der Hoffnung zu öffnen“.

SynodeEin offenes Dokument für eine offene Kirche

Auf der Pressekonferenz wurde betont, dass dieses Dokument „nicht abschließend ist, weil der Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist; es ist weder ein Dokument des kirchlichen Lehramtes noch der Bericht einer soziologischen Untersuchung; es bietet weder die Formulierung von operativen Hinweisen, Zielen und Vorgaben noch die vollständige Ausarbeitung einer theologischen Vision, obwohl es den wertvollen theologischen Schatz enthält, der im Bericht einer Erfahrung enthalten ist: nämlich auf die Stimme des Geistes seitens des Volkes Gottes gehört zu haben, die ihren sensus fidei hervortreten ließ. Aber es ist auch ein theologisches Dokument in dem Sinne, dass es auf den Dienst an der Mission der Kirche ausgerichtet ist: den für die Rettung der Welt gestorbenen und auferstandenen Christus zu verkünden, um die Welt zu retten“.

„Die Katholiken wollen eine „Kirche wie ein großes Zelt“, die niemanden ausschließt und dringend Maßnahmen ergreift, um die Rolle der Frauen anzuerkennen. Es wurde ein bahnbrechender Synodenbericht veröffentlicht, der einen bemerkenswerten Einblick in die Hoffnungen der Katholiken von heute bietet“, kommentiert Christopher Lamb.

Papst Franziskus betonte in seiner Predigt am 15. Februar 2015 während einer Eucharistiefeier mit neu ernannten Kardinälen: „Es sind zwei Arten von Logik des Denkens und des Glaubens: die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten. Auch heute geschieht es manchmal, dass wir uns am Kreuzungspunkt dieser beiden Arten der Logik befinden: der Logik der Gesetzeslehrer, d. h. die Gefahr zu bannen durch Entfernen der angesteckten Personen, und der Logik Gottes, der mit seiner Barmherzigkeit den Menschen umarmt und aufnimmt, ihn wieder eingliedert und so das Böse in Gutes, die Verurteilung in Rettung und die Ausgrenzung in Verkündigung verwandelt. Diese beiden Arten der Logik durchziehen die gesamte Kette der Geschichte der Kirche: ausgrenzen und wieder eingliedern.“

Das Volk Gottes hat sich für die Logik der für alle offenen Kirche entschieden. In Schönstatt nannten wir das vor Jahren: „Offenes Heiligtum“.

Das Dokument ignoriert oder verdrängt „brennende“ Themen nicht, es unterstreicht die Notwendigkeit, „stabile Dienste zu übernehmen, echte Mitverantwortung in der Leitung der Kirche zu leisten, den Dialog mit anderen Kirchen und mit der Gesellschaft zu führen, um geschwisterlich auf die Fernstehenden zuzugehen“, und nimmt die Diskussionen über Themen wie die Rolle der Frau, den Zugang zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene, Reformen in den Ämtern oder die Segnung homosexueller Paare zur Kenntnis, ohne eine endgültige Position zu beziehen.

„Das Arbeitsdokument für die kontinentale Phase der Bischofssynode zur Synodalität zeigt – wie wohl noch kein im Vatikan vorgestelltes Dokument zuvor –, wie divers und vielfältig Katholiken in aller Welt glauben, denken und leben. Priesterkinder, Frauenweihe und polygame Beziehungen sind nur einige Stichworte, die sich in dem 45-seitigen Vatikan-Papier wiederfinden“, schreibt Benedikt Heider auf katholisch.de. „Auf diese und weitere „heiße Eisen“ angesprochen, verwies Synoden-Chef Mario Grech auf den real existierenden Katholizismus: „Wir müssen auf alles hören und es wahrnehmen.“ Diese Haltung gehöre zu einer synodalen und damit hörenden Kirche unabdingbar dazu. „Inhaltlich folgen wir keiner Agenda. Wir geben mit dem Arbeitsdokument nur zurück, was bei uns in Rom aus aller Welt ankam“, betonte er diesem Abend mehrmals.“

„Das Volk Gottes bringt den Wunsch zum Ausdruck, weniger eine erhaltende und bewahrende Kirche und mehr eine missionarische Kirche zu sein“, heißt es in dem Dokument, und damit „die Freude am gemeinsamen Gehen und den Wunsch, dies auch weiterhin zu tun; wie dies als wahrhaft globale katholische Gemeinschaft erreicht werden kann, muss noch vollständig entdeckt werden.“

„Wir sind eine lernende Kirche, und dafür brauchen wir eine ständige Unterscheidung, die uns hilft, das Wort Gottes und die Zeichen der Zeit gemeinsam zu lesen, um in die Richtung zu gehen, in die der Geist uns weist“, schließt der Text, der die Notwendigkeit einer „ebenso ständigen Reform der Kirche, ihrer Strukturen und ihres Stils“ proklamiert, „in den Fußstapfen“ des Zweiten Vatikanischen Konzils.


Das Dokument für die kontinentale Etappe gab es bisher in ENGESPFRAITAPOR hier zum Herunterladen.

Hier die deutsche Übersetzung, herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz

 

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

Englische Fassung des Dokumentes

Englische Fassung des Dokumentes

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