San José, padre en la sombra

Veröffentlicht am 2020-12-14 In Franziskus - Initiativen und Gesten, Josefsjahr, Kirche - Franziskus - Bewegungen

“Vater und Arbeiter“, ”Vater im Schatten“. Ein Jahr des heiligen Josef

JAHR DES HEILIGEN JOSEF, Redaktion •

„In der Familie meines Mannes haben alle Männer José, Josef, als Erst- oder Zweitnamen“, sagt Elisa aus Costa Rica, kurz nachdem sie die Nachricht vom Jahr des heiligen Josef erhalten hat, das der Heilige Vater am 8. Dezember dieses Pandemiejahres ausgerufen hat. Auch die Hauptstadt von Costa Rica, San José, dürfte feiern wie so viele Josefs in der Schönstattfamilie. Aber – was ist die Botschaft, die der Heilige Geist durch Papst Franziskus in diesem Augenblick der Geschichte mit dem Brief „Patris Corde“, „Mit väterlichem Herzen“, an uns sendet? —

Mit väterlichem Herzen

“Die Welt braucht Väter, Despoten aber lehnt sie ab, also diejenigen, die besitzergreifend sind, um ihre eigene Leere zu füllen; sie lehnt die ab, die Autorität mit Autoritarismus verwechseln, Dienst mit Unterwürfigkeit, Auseinandersetzung mit Unterdrückung, Nächstenliebe mit übertriebener Fürsorge, Stärke mit Zerstörung.“

„Vater zu sein bedeutet“, so Franzikus,  „das Kind an die Erfahrung des Lebens, an die Wirklichkeit heranzuführen. Nicht, um es festzuhalten, nicht, um es einzusperren, nicht, um es zu besitzen, sondern um es zu Entscheidungen, zur Freiheit, zum Aufbruch zu befähigen. Vielleicht aus diesem Grund spricht die Tradition Josef nicht nur als Vater an, sondern fügt hier noch das Wort „keusch“ hinzu. Dies ist nicht eine rein affektive Angabe, sondern drückt eine Haltung aus, die man als das Gegenteil von „besitzergreifend“ bezeichnen könnte.“

Dieser Brief zum Jahr des heiligen Josef gibt uns eine neue oder erneuerte Sicht von Vaterschaft, Mutterschaft, Autorität und Macht, eine neue Sicht, die immer wichtig ist, und dies umso mehr in Zeiten einer wachsenden Sensibilität gegenüber Machtmissbrauch.

Berufung als Selbsthingabe, als selbstloser Dienst am Leben anderer

Jede wahre Berufung kommt aus der Selbsthingabe, die die reifere Form des bloßen Opfers ist. Auch im Priestertum und im geweihten Leben ist diese Art von Reife erforderlich. Dort, wo eine eheliche, zölibatäre oder jungfräuliche Berufung nicht die Reife der Selbsthingabe erreicht und allein bei der Logik des Opfers stehen bleibt, wird sie kaum zu einem Zeichen für die Schönheit und die Freude der Liebe werden, sondern womöglich den Eindruck von Unglück, Traurigkeit und Frustration erwecken.

Dieser Brief gibt uns eine neue oder erneuerte Vision der Berufung, nicht als Prämie, Privileg oder Grund zur Heldenverehrung, auch nicht als Opfer mit einem Hang zur Viktimisierung, sondern als Herausforderung zur persönlichen Reife.

San José

Maler: Luigi Crosio

Der Brief hat mehrere Kapitel, die verschiedenen Aspekten der Gestalt Josefs gewidmet sind: „Geliebter Vater“, „Vater im Erbarmen“, „Vater im Gehorsam“, „Vater im Annehmen“, „Vater mit kreativem Mut“, „Vater und Arbeiter“, „Vater im Schatten“.

Betrachten wir zwei davon, die erste im Hinblick auf unsere Spiritualität der Arbeit, die andere im Hinblick auf unser Verständnis von Autorität als Urheberschaft des Lebens. Eine kleine Herausforderung, ja.

Arbeit, Zusammenarbeit mit Gott bei der Gestaltung einer neuen Gesellschaftsordnung

Der heilige Josef war ein Zimmermann, der ehrlich arbeitete, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Von ihm lernte Jesus, welch ein Wert, welch eine Würde und welch eine Freude es bedeutet, das Brot zu essen, das die Frucht eigener Arbeit ist.

Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen und wird ein wenig zu einem Schöpfer der Welt, die uns umgibt. Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag allen ein Aufruf sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken, um eine neue „Normalität“ zu begründen, in der niemand ausgeschlossen ist. Die Arbeit des heiligen Josef erinnert uns daran, dass der menschgewordene Gott selbst die Arbeit nicht verschmähte. Die Arbeitslosigkeit, von der viele Brüder und Schwestern betroffen sind und die in jüngster Zeit aufgrund der Covid-19-Pandemie zugenommen hat, muss zum Anlass werden, unsere Prioritäten zu überprüfen. Bitten wir den heiligen Josef, den Arbeiter, dass wir einmal verbindlich sagen können: Kein junger Mensch, keine Person, keine Familie ohne Arbeit!“

Wir sind gespannt, wie Projekte wie CIEES oder IKAF in diesem Jahr des Heiligen Josef eine Spiritualität der Arbeit und des Gebens prägen und gestalten werden.

Die Berufung zum „Vater im Schatten“

„Eine Vaterschaft, die der Versuchung widersteht, das Leben der Kinder zu leben, eröffnet immer neue Räume. Jedes Kind trägt ein Geheimnis in sich, etwas noch nie Dagewesenes, das nur mit Hilfe eines Vaters zur Entfaltung gebracht werden kann, der seine Freiheit respektiert; eines Vaters, der sich bewusst ist, dass sein erzieherisches Handeln erst dann zum Ziel kommt und dass er erst dann sein Vatersein ganz lebt, wenn er sich „nutzlos“ gemacht hat, wenn er sieht, dass das Kind selbständig wird und allein auf den Pfaden des Lebens geht, wenn er sich in die Situation Josefs versetzt, der immer gewusst hat, dass das Kind nicht seines war, sondern einfach seiner Obhut anvertraut worden war. Im Grunde ist es das, was Jesus zu verstehen gibt, wenn er sagt: »Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel« (Mt 23,9).

Unter allen Umständen müssen wir bei der Ausübung von Vaterschaft immer darauf achten, dass sie nie besitzergreifend ist, sondern zeichenhaft auf eine höhere Vaterschaft verweist. In gewisser Weise sind wir alle immer in Josefs Lage: Wir sind „Schatten“ des einen Vaters im Himmel, der seine Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (vgl. Mt 5,45); und wir sind „Schatten“ in der Nachfolge des Sohnes.“

Hoffen wir, in diesem Jahr des heiligen Josef die zuletzt so stark in Frage gestellte Vaterschaft Pater Kentenichs besser zu  verstehen (und dann auch besser zu übertragen und anzuwenden) als „Schatten des Vaters, als Schatten in der Nachfolge des Sohnes.“

„Niemand soll sagen können, er habe dich vergeblich angerufen“

Franziskus beendet den Brief mit einem kurzen Gebet zum heiligen Josef:

Sei gegrüßt, du Beschützer des Erlösers
und Bräutigam der Jungfrau Maria.
Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut,
auf dich setzte Maria ihr Vertrauen,
bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen.

O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater,
und führe uns auf unserem Lebensweg.
Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut,
und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.

Doch es steckt noch ein weiteres Gebet in diesem Brief, etwas versteckt in einer Fußnote, und das hat einen persönlichen Touch. Und es ist eine kleine Herausforderung drin.

 

Seit mehr als vierzig Jahren, so der Papst,  bete ich jeden Tag nach den Laudes ein Gebet zum heiligen Josef, das einem französischen Andachtsbuch der Kongregation der Barmherzigen Schwestern von Jesus und Maria aus dem 19. Jahrhundert entnommen ist. Dieses Gebet bringt dem heiligen Josef Verehrung und Vertrauen entgegen, fordert ihn aber auch ein wenig heraus:

»Heiliger Josef, glorreicher Patriarch,
der du das Unmögliche möglich machen kannst,
komm mir in meiner Not und Bedrängnis zu Hilfe.
Gewähre in den ernsten und schwierigen Anliegen,
die ich dir anvertraue, deinen Schutz, sodass alles ein glückliches Ende nimmt.
Mein geliebter Vater, ich setze mein ganzes Vertrauen in dich.
Niemand soll sagen können, er habe dich vergeblich angerufen,
und da du bei Jesus und Maria alles erwirken kannst,
lass mich erfahren, dass deine Güte ebenso groß ist wie deine Macht. Amen.«

 

San José

Heiliger Josef, Maler: Luigi Crosio

 

Vollständiger Text des Briefes zum Jahr des heiligen Josef

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