Dachau

Veröffentlicht am 2020-04-28 In Kirche - Franziskus - Bewegungen

Kirchen gedenken aller KZ-Opfer im einstigen Häftlingslager Dachau

DEUTSCHLAND, Pressemeldung Gedenkstättenseelsorge Dachau•

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Römisch-Katholische Erzdiözese München und Freising haben den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau mit einer ökumenischen Andacht am 27. April 2020 begangen. Diese fand am authentischen Ort statt, in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem einstigen Gelände des Häftlingslagers, unweit des Krematoriums. Die Videoaufzeichnung dieses Gottesdienstes wird am Mittwoch, 29. April 2020, um 17 Uhr veröffentlicht, in etwa zu der Zeit, zu der vor 75 Jahren US-Army-Einheiten die Häftlinge befreiten: www.bayern-evangelisch.de/75J.BefreiungDachau. —

Im März wurden wegen der Corona-Krise alle öffentlichen Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau abgesagt. Nun erreichten die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Bitten, u.a. aus den USA von Nick Hope (95), der Dachau überlebt hat und heute mit seiner Familie in Kalifornien lebt, und aus England von Jeremy Stuehmeyer, dessen Vater Henry Stuehmeyer (1925-2018) als amerikanischer Soldat mit seiner Einheit der 42nd Rainbow Division am 29. April 1945 an der Befreiung Dachaus beteiligt war. Sie baten um die Aufzeichnung eines Gedenkgottesdienstes zum 75. Jahrestag der Befreiung, auch in englischer Sprache. Damit die heute auf der ganzen Welt lebenden Familien der KZ-Häftlinge und der Befreier, von denen mehrere zum Jahrestag nach Dachau anreisen wollten, wenigstens digital beim Gedenken am authentischen Ort dabei sein können.

 

29. April 1945, ein Sonntag. Befreiung des Konzentrationslagers Dachau

In der Stunde der Befreiung von 32.000 Menschen

Die Versöhnungskirche zeichnete am 27. April einen kurzen ökumenischen Gottesdienst auf. Diese Gedenkkirche wurde 1967 von überlebenden Häftlingen aus mehreren Ländern eingeweiht und befindet sich auf dem einstigen Gelände des Häftlingslagers, unweit des Krematoriums. Am Gedenken beteiligt sich die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte.

Das professionell gestaltete Video wird in einer englischen und einer deutschen Version am Mittwoch, 29. April 2020, um 17 Uhr, etwa zu der Zeit, zu der vor 75 Jahren 32.000 Männer, Frauen und Kinder in Dachau befreit wurden, bei

veröffentlicht. Zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr erreichten am 29. April 1945 die ersten US-Soldaten das Häftlingslager in Dachau. Das Video steht dann auch zur späteren Betrachtung zur Verfügung.

We shall overcome

Im Mittelpunkt der Andacht stehen Zeugnisse von Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau.

Sophie Aeckerle aus Dachau, die an der Hochschule für Musik in Karlsruhe studiert, trägt das „Dachaulied“ von Jura Soyfer und Herbert Zipper vor. Die beiden linksorientierten NS-Gegner stammten aus jüdischen Familien und wurden 1938 aus Wien nach Dachau verschleppt.

Zum Gedenken an Jura Soyfer, der die Befreiung nicht mehr erlebte, an die mehr als 41.500 im Dachauer KZ-System ermordeten Menschen und an alle Opfer des Nationalsozialismus werden Kerzen entzündet. Es wird auch der im Kampf gegen Hitler-Deutschland gefallenen alliierten Soldaten gedacht.

Erinnerungen der Widerstandskämpfer Joseph Rovan (Frankreich) und Karl Adolf Groß (Deutschland) an ihre Befreiung lesen Kirchenrat Dr. Björn Mensing und Pastoralreferent Ludwig Schmidinger, die Beauftragten der evangelischen und katholischen Kirche für Gedenkstättenarbeit, sowie Diakon Klaus Schultz.

Der Gesang von Sophie Aeckerle auf Deutsch, Englisch, Griechisch und Hebräisch verbindet das Gedenken und die dankbare Erinnerung an die Befreiung vor 75 Jahren mit der Hoffnung auf eine Überwindung von Unrecht, Krieg und Not heute: „We shall overcome“.

 

Special film project – Video der US-Army 1. Mai 1945.  Quelle: Wikipedia

 

Die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau

Das NS-Regime verschleppte ab dem 22. März 1933 mehr als 200.000 Menschen aus 34 Nationen in das KZ Dachau und in die später errichteten Außenlager. Dachau gehörte zu den ganz frühen Lagern und fungierte als Modell für das reichsweite KZ-System mit weiteren Stammlagern und hunderten dazugehörigen Außenlagern.

Die ersten Häftlinge in Dachau waren deutsche Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Gegner der Nationalsozialisten. Später verschleppte das Regime auch Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Zeugen Jehovas nach Dachau, sowie Menschen, die als angebliche „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgt wurden.

Ab 1938 deportierte das NS-Regime aus allen von Deutschland besetzten und eroberten Ländern Menschen ins Dachauer KZ-System. Die größte nationale Gruppe waren die mehr als 40.700 Häftlinge aus Polen, gefolgt von den Häftlingen aus Deutschland, der Sowjetunion, Ungarn und Frankreich. Es gab im KZ Dachau auch britische und US-amerikanische Staatsbürger sowie Häftlinge aus anderen außereuropäischen Ländern.

Jeder vierte Insasse wurde wegen seiner jüdischen Herkunft verfolgt. Die übrigen Häftlinge waren Atheisten, Zeugen Jehovas, Christen unterschiedlicher Konfession, Muslime oder Anhänger sonstiger Religionen und Weltanschauungen.

Pater Joseph Kentenich und zahlreiche Schönstattpriester waren Häftlinge im Konzentrationslager Dachau.

Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945

 

Weitere Informationen zum digitalen Gedenken in Dachau: 

Die KZ Gedenkstätte Dachau, die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und das Comité International de Dachau begehen den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau in Form eines virtuellen Gedenkens auf der Website

Der Link wird am 3. Mai 2020 auf der neuen und grundlegend überarbeiteten Website der Gedenkstätte freigeschaltet.

 

 

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