Veröffentlicht am 2018-04-02 In Franziskus - Initiativen und Gesten, Kirche - Franziskus - Bewegungen

Jesus stürzt sich für jeden von uns ins volle Risiko

HEILIGE WOCHE 2018 MIT PAPST FRANZISKUS, Maria Fischer •

Er machte es schon als Erzbischof von Buenos Aires an jedem Gründonnerstag (nicht immer zur Freude der Kathedralgemeinde), und als Papst hat er einfach weitergemacht: Zum vierten Mal in den fünf Jahren seines Pontifikates ging Papst Franziskus zur Feier des Abendmahlsgottesdienstes und der Fußwaschung ins Gefängnis. In diesem Jahr 2018 besuchte er das römische Gefängnis „Regina Coeli“ am Tiber; in der Predigt machte er den Häftlingen Mut, allen zu dienen – auch den Boshaften, Falschen und Hasserfüllten, die ihnen das Leben schwer machen.

Papst Franziskus kam um vier Uhr nachmittags beim Gefängnis an, und nach der Sicherheitskontrolle (ja, auch er) und dem Betreten des Gefängnisbereiches ging er zuerst zur Krankenabteilung, wo er die kranken Häftlinge besuchte.

Danach feierte er die Heilige Messe mit dem Ritus der Fußwaschung. In diesem Jahr kamen die für die Fußwaschung ausgewählten Männer aus sieben verschiedenen Ländern: vier Italiener, zwei Filipinos, zwei Marokkaner, ein Moldave, ein Nigerianer und einer aus Sierra Leone. Davon waren acht Katholiken, zwei Moslems, ein Orthodoxer und einer Buddhist.

Der Papst wurde mit von den Häftlingen am Beginn der Feier, die von einem Chor mitgestaltet wurde, mit Applaus empfangen.

Die Feier fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um Sicherheit und vor allem Privatsphäre der Beteiligten zu wahren; darum gab es auch keine Direktübertragung.

„Wer Befehle erteilt, muss, um ein guter Chef zu sein, egal wo, dienen. Ich denke oft … nicht an die jetzigen, weil jeder davon noch am Leben ist und noch die Gelegenheit hat, sein Leben zu ändern und wir darüber nicht urteilen können, aber ich denke an die Geschichte, wenn so manche Könige, Herrscher, Staatschefs die Lehre Jesus verstanden hätten und anstatt nur zu befehlen, grausam zu sein, die Leute umzubringen, wenn sie stattdessen gedient hätten – wie viele Kriege hätten nie stattgefunden.“

„Es gibt auch Menschen, die leiden, die von der Gesellschaft verworfen wurden, und da geht Jesus hin und sagt ihnen: ‚Du bist wichtig für mich‘, und Jesus kommt, um uns zu dienen. Das Zeichen dafür, dass Jesus hier in Gefängnis kommt, um zu dienen, ist dass er 12 von euch als 12 Apostel ausgesucht hat, um euch die Füße zu waschen.“

Der Papst betonte: „Jesus stürzt sich für jeden von uns ins volle Risiko. Jesus ist Jesus, er heißt nicht Pontius Pilatus. Er wäscht sich nicht die Hände, sondern stürzt sich ins Risiko.“

„Wenn ich mich heute vor jedem von euch hinknie, denkt: ‚Jesus hat sich in diesem Mann, einem Sünder, ins Risiko gestürzt, um zu mir zu kommen und mir zu sagen, dass er mich liebt.‘ Das ist Dienst, das ist Jesus. Er verlässt uns nie, und er wird nie müde, uns zu verzeihen. Er liebt uns einfach so sehr.“

Als Erinnerung an den Besuch schenkte Franziskus dem Gefängnis den Altar, auf dem er dort die heilige Messe gefeiert hatte. Es handelt sich um ein von dem Bildhauer Fiorenzo Bacci aus Porcia in Norditalien gestaltetes Werk in Bronze, das dieser zur Feier seiner Goldhochzeit angefertigt hatte. Der Künstler hatte es dem Papst bei der Generalaudienz am 12. November 2016 geschenkt. Der Altar zeigt Jesus als Guten Hirten, der sich „ins Risiko stürzt“, um das verlorene Schaf zu retten.

 

Papst Franziskus und seine Nähe zu den Inhaftierten

Die Zärtlichkeit und Nähe von Papst Franziskus gegenüber den Gefangenen zeigt sich in diesem wie in früheren Besuchen, ebenso bei den regelmäßigen Besuchen, die er bei seinen Apostolischen Reisen in Gefängnissen macht. Und wer würde sich nicht an diese herzliche, innige Umarmung eines Jugendlichen aus dem Jugendgefängnis in Itapuá während seines Besuches in Paraguay im Jahr 2015 erinnern!

Und damit sind wir bei „unseren“ Gefangenen, bei den Jugendlichen in eben diesem Jugendgefängnis in Itaugúa in der Nähe des Heiligtums von Tuparenda. Sie hat Papst Franziskus an diesem Gründonnerstag nicht besuchen können, doch Samstag für Samstag besucht sie das Team der Schönstatt-Gefängnispastoral „Visitación de María“ mit Pater Pedro Kühlcke und einer kleinen Gruppe von Laien, die sich bis zum Umfallen engagieren. Sie stürzen sich für diese Kinder zwischen 14 und 18 Jahren ins Risiko, in brütende Hitze, Schmutz, eiternde Wunden an Leib und Seele und reale Gefahr. Das ist das Ambiente des Guten Hirten. Da gehört er hin.

Vor ein paar Tagen erzählte mir Pater Pedro Kühlcke:

Neulich erzählte mir Lurdes Rojas, dass Vertreter der Folter-Prävention im Jugendgefängnis von Itauguá waren und die Häftlinge dort befragt hätten. Was sie sehr überrascht habe sei ihre Antwort bezüglich ihrer Lebensplanung gewesen, denn die allermeisten sagten, wenn sie entlassen würden, möchten sie direkt ins Haus „Madre de Tuparenda“ gehen.

Herzlichen Dank dem wunderbaren Team der Gefängnispastoral dafür, dass sie jeden Samstag zur Stelle sind, und herzlichen Dank den großartigen Leuten, die sich bei Fundaprova und Haus Madre de Tuparenda einsetzen. Danke dafür, dass Sie vielen Jugendlichen, die immer an den Rand gedrängt und verachtet wurden, ein Licht der Hoffnung schenken. Danke, dass durch Sie die Gottesmutter superkonkrete Wunder der Beheimatung und Wandlung wirken kann.“

Bankverbindung:

Schönstatt-Patres International e. V., IBAN: DE91 4006 0265 0003 1616 26, BIC/SWIFT GENODEM1DKM, Verwendungszweck: P. Pedro Kühlcke, Gefängnispastoral

Jesús

Die Umarmung am Ufer

Hier die eigene Übersetzung der Ansprache von Papst Franziskus:

Jesus beendet seine Rede, indem er sagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.“ Die Füße waschen. Die Füße wurden in jener Zeit von den Sklaven gewaschen. Das war eine Arbeit der Sklaven. Die Leute gingen über die Straßen, aber da gab es keinen Asphalt, keine “sampietrini”; damals lief man über staubige Feldwege, und die Leute machten sich dabei die Füße dreckig. Und beim Eintritt ins Haus standen da die Sklaven bereit, um die Füße zu waschen. Das war eine Arbeit der Sklaven, ein Dienst, ein Dienst, den die Sklaven verrichteten. Jesus wollte diesen Dienst tun, um uns ein Beispiel zu geben, wie wir einander dienen sollen.

Als sie einmal auf dem Weg waren, baten zwei der Jünger, die Karriere machen wollten, Jesus darum, wichtige Posten besetzen zu dürfen, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken (vgl. Mk 10,35-45). Jesus schaute sie mit Liebe an – Jesus schaut immer mit Liebe – und sagte: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.“ „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen“ (Mk 10, 48). Denken wir an die Könige, Herrscher dieser Zeit, viele davon sehr grausam, die sich von den Sklaven bedienen ließen. „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.“ Der Chef muss euer Diener sein. Jesus stellt den soliden, kulturell gefestigten Brauch jener Zeit und auch der heutigen auf den Kopf. Wer befiehlt, muss ein tapferer Chef sein, und egal wo er Chef ist, er muss dienen.

Ich denke oft … nicht an die jetzigen, weil jeder davon noch am Leben ist und noch die Gelegenheit hat, sein Leben zu ändern und wir darüber nicht urteilen können, aber ich denke an die Geschichte, wenn so manche Könige, Herrscher, Staatschefs die Lehre Jesus verstanden hätten und anstatt nur zu befehlen, grausam zu sein, die Leute umzubringen, wenn sie stattdessen gedient hätten – wie viele Kriege hätten nie stattgefunden! Dienst: es gibt wahrhaftig Leute, die einem diese Haltung nicht einfach machen, überhebliche Leute, hasserfüllte Leute, Leute, die uns vielleicht Böses wollen und wünschen; aber wir sind gerufen, ihnen noch mehr zu dienen. Und es gibt auch Leute, die leiden, die sind von der Gesellschaft verworfen, wenigstens für eine Zeit, und Jesus geht dahin, um ihnen zu sagen: „Du bist wichtig für mich. Das Zeichen dafür, dass Jesus hier ins Gefängnis Regina Coeli kommt, um uns zu dienen, ist dass er 12 von euch als 12 Apostel ausgesucht hat, um euch die Füße zu waschen. Jesus stürzt sich für jeden von uns ins Risiko. Jesus heißt nicht Pontius Pilatus. Er wäscht sich nicht die Hände, sondern stürzt sich ins Risiko. Schauen Sie dieses schöne Bild an: Jesus, der sich in die Dornen gekniet hat, der riskiert, sich zu verletzen, um das verlorene Schaf herauszuholen. Heute bin ich, der ich ein Sünder bin wie ihr, der ich aber Jesus repräsentiere, Jesu Botschafter. Wenn ich mich heute vor jedem von euch hinknie, denkt: ‚Jesus hat sich in diesem Mann, einem Sünder, ins Risiko gestürzt, um zu mir zu kommen und mir zu sagen, dass er mich liebt.‘  Das ist Dienst, das ist Jesus. Er verlässt uns nie, und er wird nie müde, uns zu verzeihen. Er liebt uns einfach so sehr.“ Schauen Sie, wie Jesus ins Risiko geht!

Und so, mit diesem Gefühl, machen wir jetzt diese symbolische Feier. Bevor er uns seinen Leib und sein Blut gibt, stürzt Jesus sich für jeden von uns ins Risiko, und er geht ins Risiko des Dienstes, weil er uns so liebt.

 

 

Material von ACIprensa und dem Bollettino des Pressesaales des Heiligen Stuhls

Original: Spanisch, 27.03.2018. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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