Veröffentlicht am 2015-12-15 In Urheiligtum

Urheiligtum: Die geöffnete Heilige Pforte, Bitte um ein neues Wunder der Heiligen Nacht im Sinne eines barmherzigen Herzens

Von Maria Fischer •

IMGP9390„Die Tür ist ein Symbol des Advents: der Herr kommt zu uns, ihm wollen wir die Tür aufmachen und ihn aufnehmen“, sagt Pater Juan Pablo Catoggio, Vorsitzender des Generalpräsidiums Schönstatts, in der Predigt am dritten Adventssonntag. „Dieses Jahr jedoch passt die Tür besonders gut: der Heilige Vater Franziskus hat ein außerordentliches Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Am vergangenen Dienstag, dem 8. Dezember, Fest der Immakulata, hat der Papst die Heilige Pforte im Petersdom, in Rom, eröffnet. Heute werden aber auch – zum ersten Mal – viele „Pforten der Barmherzigkeit“ an vielen Orten der Welt geöffnet. Und unser Bischof hat das Urheiligtum in Schönstatt zu einer solchen heiligen Pforte erklärt und mit dem besonderen Ablass ausgezeichnet. Darum dürfen wir heute nach der Eucharistiefeier die heilige Pforte der Barmherzigkeit am Urheiligtum eröffnen!“

Von Gottes Barmherzigkeit umarmt

Gut 800 Menschen sind es, so heißt es in einem Artikel der Koblenzer Rhein-Zeitung, die bei trübem, feucht-mildem Dezemberwetter zur Eröffnung der Heiligen Pforte des Urheiligtums gekommen sind. Weil das ein solcher Moment der Gnade und Freude ist, brennen in der Pilgerkirche schon die Weihnachtsbäume. An diesem Tag, dem 13. Dezember, dem zweiten Adventssonntag, werden von einem Ende der Erde bis zum anderen Tausende von „Heiligen Pforten“ geöffnet – in allen Kathedralen der Welt und in zahlreichen Wallfahrtskirchen und Heiligtümern. Auf der Internetseite des Jubiläums der Barmherzigkeit zeigt eine (sehr technische) Karte viele und längst nicht alle dieser Gnadenorte der Barmherzigkeit. Die Bedeutung lässt sich ahnen, wenn Pater Juan Pablo Catoggio den Heiligen Vater zitiert: „‚Wenn wir die Heilige Pforte durchschreiten, lassen wir uns umarmen von der Barmherzigkeit Gottes und verpflichten uns, barmherzig zu unseren Mitmenschen zu sein, so wie der Vater es zu uns ist‘. (VM 14) So das Motto des Heiligen Jahres.“

Zusammen mit dem Urheiligtum werden an diesem Sonntag auch die „Heiligen Pforten“ vieler Schönstatt-Heiligtümer geöffnet. Paraguay ist vermutlich das einzige Land, in dem alle Schönstattheiligtümer „Heilige Pforte“ sind.

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Die beiden Dimensionen der Barmherzigkeit

Pater Juan Pablo Catoggio entfaltet die beiden Dimensionen der Barmherzigkeit, um die es Papst Franziskus mit diesem außerordentlichen Heiligen Jahr geht:

„Die erste und grundlegende, ist die Barmherzigkeit Gottes des Vaters, des „barmherzigen und gnädigen Gottes, langmütig, reich an Huld und Treue“ (Ex 34,6), die uns immer wieder geschenkt wird und wir immer wieder erfahren. Die zweite Dimension ist unsere Haltung der Barmherzigkeit allen Menschen, besonders den Notleidenden gegenüber. Zwei Parabeln des Lukas-Evangeliums – das Evangelium der Barmherzigkeit – verdeutlichen beide Aspekte. Die erste, sozusagen die vertikale Dimension, kommt im Gleichnis des „verlorenen Sohnes“ und des barmherzigen Vaters (Lk 15) zum Ausdruck. Gott umarmt uns in seiner Barmherzigkeit und Vergebung“, so erklärt er. „Die zweite, horizontale Dimension, wird im Gleichnis des guten, des barmherzigen Samariters (Lk 10) anschaulich: er übt Barmherzigkeit mit dem Fremden, den er als seinen Nächsten ansieht und behandelt. Die Barmherzigkeit Gottes, die wir in der Vergebung, in der zärtlichen Liebe Gottes und in seinem Trost erfahren, wirkt sich dann in konkreten Werken der Liebe zu unseren Mitmenschen aus. Barmherzigkeit hat mit Tun, mit Wirken zu tun, wie wir im Evangelium gehört haben.“

Hereingehen und herausgehen. Ganz praktisch. Leben im Bündnis mit diesem Gott der Barmherzigkeit und Schönstatt im Herausgehen, um diese Barmherzigkeit denen zu erweisen, die obdachlos, gefangen, hungrig, allein, trostlos oder auf der Flucht sind… Den konkreten Menschen in unserer realen Wirklichkeit 2015/2016.

Denn, so führt Pater Juan Pablo in die Tiefendimension der Heiligen Pforte hinein: “ Jesus, der Gute Hirt, nennt sich selbst: Ich bin die Tür (Joh 10.7). Seine durchbohrte Seite, aus dem seine barmherzige Liebe ausströmt und zufließt, ist zum Tor der Gnade, zum Tor hin zum Vater geworden, ist die Pforte der Barmherzigkeit im ureigentlichen Sinn.“

Vor genau 50 Jahren: Pater Kentenichs „Barmherzigkeitsbrief“

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Schönstatt erinnert sich in diesem Advent der Ereignisse vor 50 Jahren, die in der Heimkehr Pater Kentenichs aus dem Exil am Heiligen Abend 1965 gipfelten. In der Botschaft des Generalpräsidiums zu Weihnachten 1965 werden diese Jubiläen in den Zusammenhang des kirchlichen Geschehens gestellt. Und so verbindet Pater Juan Pablo Catoggio an diesem 13. Dezember die Eröffnung der Heiligen Pforte des Urheiligtums mit dem Brief an die Schönstattfamilie, den Pater Kentenich am 13. Dezember 1965 verfasst hat:

„Am 13.Dezember vor 50 Jahren hat er eine Botschaft an die Schönstatt-Familie gerichtet. Als Frucht der Führung Gottes und gleichsam als bleibendes Programm spricht er vom neuen Menschen-, Gottes- und Gemeinschaftsbild, die ganz und gar von der Barmherzigkeit durchtränkt sind. Man kann nur staunen, wie sehr die Botschaft des Heiligen Vaters zum Jubiläum mit jenem Weihnachtsbrief P. Kentenichs vor 50 Jahren im selben Kernanliegen übereinstimmen.

Kentenich fasst seine Botschaft in einem wunderschönen, tiefsinnigen Gebet: „Liebe Dreimal Wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt, sorge dafür, dass wir uns als erbärmliche und erbarmungswürdige Königskinder erleben und dadurch in besonderer Weise als Lieblinge der unendlich barmherzigen Vaterliebe Gottes durch das Leben schreiten.“

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Was bleibt

Nach der Heiligen Messe ziehen alle in Prozession zum Urheiligtum, wo Pater Juan Pablo Catoggio die Heilige Pforte, die letztes Jahr so wunderschön erneuerte Tür des Urheiligtums, öffnet. In mehreren Sprachen erklingen die Worte; die Gesten sind in diesem Augenblick stärker und alle können sie verstehen.

Was bedeutet es, nun fast ein Jahr lang durch die Tür des Urheiligtums zu gehen? Was bedeutet es, hineinzugehen und was bedeutet das Herausgehen?

Vielleicht das, was Pater Juan Pablo an diesem 13. Dezember den Schönstättern mit auf den Weg nach Weihnachten gibt:

„Vielleicht dürfen wir uns ein neues Wunder der Heiligen Nacht in diesem Sinn eines tief barmherzigen Herzens wünschen, eines Herzens, das von der Barmherzigkeit Gottes betroffen und ergriffen, diese Barmherzigkeit anderen schenkt und erweist. Das wäre eine schöne Gnade, die wir uns im Heiligtum im diesem Jahr erbitten könnten.“

Jemand fragt: „Und was wäre, wenn jeder, wirklich jeder Schönstätter dem Gotteskind die Bitte um diese Gnade als Weihnachtswunsch in die Krippe legte?“

predigtPredigt von P. Juan Pablo Catoggio – Eröffnung der Heiligen Pforte

 

 

 

 

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Fotos: Rektor Egon M. Zillekens, Marcelo Scocco

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3 Responses

  1. Anne Heller sagt:

    Danke für die aufbauende Predigt. Mögen wir viel Kraft und Geduld und Liebe aufbringen im Jahr der Barmherzigkeit!

    Aber die Fotos vom Urheiligtum haben mich entsetzt. Der Kommentar „Eisdiele Venezia“ ist sehr milde ausgedrückt, in den Bahnhofsvierteln der Großstädte gibt einige moralisch anrüchige Etablissements, die auch eine vergleichbar „geschmackvolle“ Außenwerbung betreiben. Trotz aller Barmherzigkeit, da muss man die Augen abwenden….aber es ist wohl besser, die bunte Lichterwerbung abzuschrauben. Wie vielen behinderten Kindern hätte man z.B. im Hogar de Maria in Mar del Plata, wie vielen Familien hätte man – für die Kosten des Lichteffektes – im Rahmen des Projektes „1000 Häuser“ in Paraguay ein Heim geben können? Weniger ist oft (viel) mehr!

    Anne Heller

  2. HMA - Argentina sagt:

    ¿Qué han puesto en torno a la puerta del Santuario Original? ¡Esto no es digno del lugar! Ofende la imagen que todos tenemos del lugar santo.
    Por favor, quiten pronto esto. Que en Navidad el Santuario vuelva a ser nuestro Belén…

  3. Franziska sagt:

    Eine wunderbare Ansprache, herzlichen Dank.

    Was weh tut, ist der Anblick des Urheiligtums. Wer hat es so verschandelt? Mit der Diskobeleuchtung an der Tür erinnert es an den Eingang zu einem billigen Sonnenstudio oder einer Spielhalle oder…
    Bitte sagt mir, dass das nur ein Provisorium ist und vor Weihnachten wieder verschwindet!!!!!

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