Veröffentlicht am 2015-05-04 In Urheiligtum

Diakonenweihe – „Frühlingsbote und Hoffnungszeichen in turbulenten Zeiten“

Von Heinrich Brehm, Pressestelle der Schönstatt-Bewegung in Deutschland, schoenstatt.de •

In Anwesenheit seiner Eltern, vieler Mitglieder seiner Herkunfts-Familie, die aus Ungarn angereist waren, einer großen Zahl seiner Mitbrüder aus der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres, von Freunden und Bekannten aus den Schönstatt-Bewegungen Österreichs und Deutschlands sowie vieler Wallfahrer, die an diesem ersten Mai-Samstag nach Schönstatt gekommen waren, wurde Péter Csermák am 2. Mai in der Pilgerkirche in Vallendar-Schönstatt vom ungarischen Bischof László Bíró zum Diakon geweiht. Die Entscheidung eines jungen Menschen auf Gottes Ruf zu antworten und zu sagen „Hier bin ich, sende mich!“ sei wie ein Frühlingsbote für die Kirche und ein Hoffnungszeichen in turbulenten Zeiten, machte Bischof Bíró in seiner Predigt beim Weihegottesdienst deutlich. Pater Theo Breitinger, Provinzial der Sion-Provinz der Schönstatt-Patres, hatte zu Beginn besonders auch die Mitglieder des Pastoralkurses des Bistums Mainz begrüßt, mit denen Csermák sich gemeinsam für seinen Dienst als Diakon und Priester vorbereitet.

Über zehn Jahre Weg bei den Schönstatt-Patres

Bei seiner Vorstellung vor Beginn des Gottesdienstes konnte man erfahren, dass Péter Csermák seit 2005 in der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres auf dem Weg zum Priestertum ist. Nach dem Noviziat von 2005 bis 2007 begann sein Theologiestudium an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Von 2009 bis 2010 absolvierte er in Chile ein apostolisch-pädagogisches Praktikum. Der Titel seiner Diplomarbeit zum Abschluss seines Studiums im Jahr 2013 lautet: „Ehe und Familie als Subjekt der Neuevangelisierung“. Ab November 2013 verbrachte er sechs Monate in Texas zur Jugendarbeit und Sprachschulung. 2014 begleitete er das internationale Volontäre-Team bei der Vorbereitung zum Hundertjahrjubiläum der Schönstatt-Bewegung. Seit Oktober 2014 ist er in der Pastoral-Ausbildung im Bistum Mainz. Während der ganzen Zeit habe Péter eine starke, intensive Verbindung zur Schönstattbewegung in Ungarn gehalten. Dort habe er schon vor Jahren ein „Pater Kentenich Quiz“ ins Leben gerufen, das bereits vielen Ehepaaren dazu gedient habe, die von Pater Josef Kentenich entwickelte Spiritualität als Hilfe für ihr Leben zu entdecken. Peters Herzensanliegen seien geistliche Berufungen für Schönstatt in Ungarn und ein Schönstatt-Heiligtum für junge Erwachsene in Budapest.

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In Freiheit ja sagen

In seiner Predigt während des von einer gemischten Musikgruppe junger Menschen aus Ungarn und Deutschland und aus der internationalen Gemeinschaft der Schönstatt-Patres mit Liedern in ungarischer und deutscher Sprache beeindruckend gestalteten Weihegottesdienstes, machte Bischof Bíró darauf aufmerksam, dass die Lesung der Feier besonders die Freiheit des Menschen betone, auf den Ruf Gottes zu antworten. Er kenne viele junge Menschen, die sich heute schwer damit täten, in Freiheit das „Hier bin ich, sende mich!“ zu sagen. Doch gerade durch ein solches freies „Ja“ würde Gottes Reichtum auch heute, im 21. Jahrhundert, neu lebendig werden. „Jeder hat seinen Platz in Familie, Schule oder Beruf und hat eine einzigartige Aufgabe, zu der er berufen ist, ja zu sagen“, sagte Bischof Bíró und betonte weiter: „Heute bei diesem Fest sagen wir Danke, dass Gott rief und Péter ja sagte!“

Den zweiten Abschnitt seiner Predigt widmete Bischof Bíró den Aufgaben des Diakons. Das Diakonat sei beim letzten Abendmahl zum Leben erweckt worden, als Jesus seinen Jüngern die Füße wusch und gesagt habe: „So wie ich tue, sollt auch ihr tun“. Bei der Eucharistiefeier sei der Diakon gerufen, das Evangelium zu verkünden, die Gaben zu bereiten, an das Geheimnis des Glaubens zu erinnern, die Gaben zu verteilen, den Frieden, wie Christus ihn gibt, zu verkünden und damit Einheit aufzubauen und am Ende des Gottesdienstes die Menschen als Missionare in den Alltag zu senden. Bíró beendete seine Predigt mit dem Satz: „Lieber Péter, ich erinnere mich an meine eigene Diakonenweihe vor 42 Jahren. Mein Bischof sagte zu mir und das sage ich jetzt zu dir: ‚Bleibe ein ganzes Leben lang ein Diakon. Auch wenn du römischer Papst werden solltest, sollst du Diakon bleiben.‘“ Pater Theo Breitinger betonte im Dank an den Bischof, dass er den Dienst des Diakons in der Predigt so eindrücklich vor Augen geführt habe, dass auch die anderen Priester und die anwesende Gemeinde diese Gedanken in den Alltag mitnehmen und umzusetzen versuchen könnten.

Foto: Brehm

Das Evangelium in Liturgie und Leben verkünden

Nach der Predigt und der Anrufung des Heiligen Geistes sowie den Versprechen des Weihekandidaten zur selbstlosen Hingabe zum Wohl des christlichen Volkes, zur Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat, zum ehelosen Leben als Zeichen der Hingabe an Christus, zur Bereitschaft, Armen und Kranken beizustehen und Heimatlosen und Notleidenden zu helfen sowie zur Bereitschaft, sein Leben nach dem Beispiel von Jesus Christus zu gestalten, erfolgte die eigentliche Weihehandlung. Nicht nur für den am Boden liegend verweilenden Weihekandidaten, sondern für die ganze Gemeinde ist dabei die Anrufung aller Heiligen ein besonderer Moment. Nach der Handauflegung durch den Bischof und der sich anschließenden Übergabe von Stola und Dalmatik, der „Amtskleidung“ des Diakons, überreichte der Bischof dem neuen Diakon das Evangelienbuch als Zeichen dafür, dass es seine Aufgabe sein wird, das Evangelium in Liturgie und Leben zu verkünden. Nach dem brüderlichen Zeichen der Umarmung durch den Bischof nimmt der neue Diakon seinen Dienst im neuen Amt auf.

„Gottesmutter, ich gehe auf dem Weg zum Priestertum und du sagst mir, wenn ich falsch liege“

Besonders berührt waren die vielen Mitfeiernden von den Worten des Dankes, die Péter Csermák am Ende der Feier zum Ausdruck brachte. Unter anderem richtete er sich an seine Eltern mit den Worten: „Meine lieben Eltern, ihr seid mein Ursprung, mein Vertrauen, meine Heimat, mein Schatz. Mein Mund folgt eurem Rachen, mein Herz lebt euren Takt. Ihr seid mein Beweis, dass es einen guten Gott gibt, denn von euch durfte ich erfahren, was bedingungslose Liebe ist. Als ich Kind war, wart ihr da, habt mich zugedeckt, als mir kalt war, die Nacht an meinem Bett verbracht, als ich krank war. Ihr habt Wurzeln in die eine Hand und Flügel in die andere Hand gegeben und sagtet: ich bin nicht allein, denn ihr tragt mich, und ein Band liegt zwischen uns. Es sind viele Jahre vergangen. Nun stehe ich hier als Diakon und ich muss bekennen: nichts wäre aus mir geworden ohne euch. Denn ihr seid mein Ursprung, mein Vertrauen, meine Heimat, mein Schatz. Mein Mund folgt eurem Rachen und mein Herz lebt euren Takt. Ich danke euch für eure Mühen.“

Seine Dankesworte an die Gottesmutter mögen für manchen ein Beispiel dafür sein, bei wichtigen Lebensentscheidungen auf ihre Führung und Begleitung zu vertrauen. Péter sagte: „Als 18jähriger junger Mann ging ich ins Heiligtum, um von der Gottesmutter Rat zu erbitten. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ob ich Priester werden oder eine Familie gründen soll. Dann kam mir eine Idee: ‚Gottesmutter, ich gehe auf dem Weg zum Priestertum und du sagst mir, wenn ich falsch liege.‘ So konnte ich ruhig und froh meinen Weg in die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres gehen. Liebe Gottesmutter ich danke Dir für meine Berufung, die ich dir dankbar anvertraut habe und ich danke dir für diese Jahre, die ich mit dir gehen durfte. Heute nach meinem Versprechen möchte ich mich dir neu weihen, mit einer neuen Bitte: Stehe mir immer bei, wenn ich mich alleine fühle und hilf mir, den Weg bis ans Ende treu zu gehen.“

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Auf den Heiligen Geist vertrauen, dass er entsprechend die Gnade schenkt

In einem Gespräch mit schoenstatt.de zeigte sich Pater Theo Breitinger nach dem Gottesdienst erfreut über den ersten Mitbruder aus Ungarn, der nun zum Diakon geweiht worden sei. Gleichzeitig hoffe er natürlich, „dass es gerade auch in Ungarn, in der dort lebendigen Schönstattbewegung, weitere Berufungen geben wird.“ Pater Tillmann Beller, der seinerzeit lange Jahre von Österreich aus in Ungarn tätig gewesen sei, habe dafür manche Grundlage gelegt. Er stimme Bischof Bíró in der Einschätzung zu, dass diese Diakonenweihe speziell für Ungarn ein Frühlingsbote sei. Aber auch für die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres. „Wir sehen zwar für Deutschland, dass da manches stagniert, aber an manchen Stellen entsteht das eine oder andere neue. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Pessimisten nicht Recht haben, dass alles abwärts geht und alles zu Ende geht, sondern dass es eher neue Ansätze gibt.“

Im Blick auf die Berufung zum Priestertum sei es allerdings ein ernstes Problem, „dass sich viele junge Menschen heute tatsächlich sehr schwer tun, sich zu entscheiden“, sagte Breitinger. „Ich sehe das Problem darin, dass sich die jungen Leute nicht sicher sind, ob sie so eine Entscheidung ein Leben lang durchtragen können. Deshalb zögern sie.“ Wenn schon in der Familie das Vertrauen grundgelegt sei, dass Gott führt und beruft und niemanden, der sich für ihn entscheide, im Stich lasse, dann falle eine Entscheidung leichter. Hier sei Péter Csermáks Entscheidungsweg, wie er ihn in seinen Dankesworten beschrieben habe, vielleicht ein Beispiel. „Da muss man auf den Heiligen Geist vertrauen, dass er entsprechend die Gnade schenkt.“

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Quelle: www.schoenstatt.de. Alle Fotos: Heinrich Brehm, schoenstatt.de

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