Veröffentlicht am 2016-09-03 In Themen - Meinungen

Um die Goldmedaille

P. Guillermo Carmona •

Die letzten Wochen waren intensiv in Bezug auf soziale, religiöse und sportliche Ereignisse. „Leben“, sagt der heilige Thomas, „ist eine ständige Bewegung mit dem Ziel, in Richtung größerer Fülle zu wachsen.“ Aus all diesen Ereignissen nehme ich zwei für unsere Meditation heraus: die Begegnung des Papstes mit der Jugend in Polen und die Olympiade in Brasilien.

„Mit der Hand am Pulsschlag der Zeit …“

Ich habe mich gefreut, von neuem die frische Luft zu atmen, die wie ein Hauch des Heiligen Geistes in die Kirche kommt. Die Botschaft des Papstes hat nicht nur für die Jugend einen Wert. Wir alle können uns neu entzünden mit dem Feuer von Pfingsten. Es ist die Voraussetzung, um „Schönstatt im Herausgehen“ zu leben.

Im Jordan de Blonia Park erinnerte Franziskus an seine Jahre als Bischof in Buenos Aires. Er würdigte die Hingabe und Leidenschaft, mit der viele Jugendliche ihr Leben leben. „Es ist anregend, wenn man hört, wie sie ihre Träume, ihre Fragen mitteilen und ihre Bereitschaft, sich allen entgegenzustellen, die behaupten, es könne sich nichts ändern. …  Zusammen mit euch von Barmherzigkeit sprechen, heißt von Chance sprechen, heißt von Zukunft sprechen, heißt von Engagement sprechen, heißt von Zuversicht sprechen, heißt von Offenheit sprechen, von Gastfreundschaft und Mitgefühl, es heißt von Träumen sprechen.

Was für eine Herausforderung für uns Schönstätter! Das Versprechen der Gottesmutter ist immer noch in Kraft: „Ich will die jugendlichen Herzen an mich ziehen und sie erziehen zu brauchbaren Werkzeugen in meiner Hand.“ Wie kann man sich nicht erinnern an das jugendliche Herz von Josef Engling, Don Joao, Barbara Kast, Sr. M. Emilie, Sr. Fiatis oder Mario Hiriart? Es hängt nicht vom Alter ab: es ist nicht wichtig, dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben. Und das wird jeden Morgen bestimmt, wenn wir uns erinnern, wer uns erwartet und eine helfende Hand von uns und unserem offenen Herzen braucht.

Es schmerzt den Papst, sich an Jugendliche zu erinnern, die vor ihrer Zeit im Ruhestand zu sein scheinen und die „das Handtuch werfen, bevor das Spiel beginnt“. Das Liebesbündnis mit der Gottesmutter ermutigt uns nicht zum Rücktritt; sie ist kein Beruhigungsmittel, keine beruhigende und süße Nachricht. Die Erfahrung des Bündnisses sollte unser angepasstes Leben und unseren Mangel an echter Wirkung ändern. Leben im Liebesbündnis sollte uns motivieren vorwärts zu gehen zu den höchsten Idealen.

Und weil viele wahrscheinlich die Olympischen Spiele in dieser Zeit gesehen haben,

wird es gut für uns sein, uns an einige Athleten zu erinnern, die über ihre Kräfte gekämpft haben. Um ein Spiel zu gewinnen, kann man sich nicht in Resignation aufgeben, sondern vom Triumph träumen. Wir hatten Überraschungen, Illusionen, Enttäuschungen und Lektionen, Goldmedaillen, Silber und Bronze. Pater Kentenich erläuterte beispielhaft die Form, unsere Berufung zu leben, mit dem Bild von Gold, Silber oder Bronze.

Wir verdienen die Goldmedaille, wenn wir aus jeder Prüfung eine Chance machen, aus dem Schmerz eine Gelegenheit zu wachsen. Wir wissen, dass wir ohne Gnade nichts tun können, aber dass die Gnade uns ermutigt zu einer Liebe, die immer triumphiert. Eine Liebe, die geduldig ist, freundlich, klug, aktiv, fähig zu vergeben und die immer neu beginnt, wie der hl. Paulus sagt (1 Kor 13).

Um die Silbermedaille zu verdienen, muss man das alles tun, aber ohne ganze Hingabe. Vielleicht fehlt etwas. Es ist nicht leicht, die Radikalität des Evangeliums zu leben: Jesus hat gesagt: „Niemand hat eine größere Liebe als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh. 15,13).

Es ist schon ein großer Preis, die Bronzemedaille zu gewinnen. Das erreichen begeisterte, kraftvolle Kämpfer, die aber an einem gewissen Punkt instabil werden. Wir wissen alle, dass Gott viel von uns erwartet, und manchmal steigt die Angst davor auf, uns ganz aufs Spiel zu setzen. Nietzsche hat einen Satz, der eine große Versuchung ist: „Lasst uns Deiche gegen Gott setzen, es geht nicht an, dass er uns überschwemmt.“

Allerdings gibt es etwas, das uns von den Olympia-Athleten unterscheidet – wir wissen, dass wir nur dann eine dieser Medaillen gewinnen können, wenn wir der Gottesmutter erlauben in uns zu triumphieren. Das gibt Mehrwert, den wir ausnutzen sollten.

Jemand sagte einmal, die Aufnahme Mariens in den Himmel und ihre Krönung seien die große Goldmedaille, mit der Gott sie für immer ausgezeichnet hat. Wir applaudieren ihr von dem Podium unseres Herzens aus und freuen uns, dass sie die ewige Siegespalme erreicht hat.

 

Original Spanisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland/mf

 

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