Veröffentlicht am 2015-06-14 In Zweites Jahrhundert des Bündnisses

Drei Fragen… zu Schönstatt im zweiten Jahrhundert des Liebesbündnisses (19)

Heute antwortet: Alejandro Blanco Araujo, Ph.D., Mitglied des Schönstatt-Priesterbundes, Region Argentinien. Mitglied der Internationalen Bundesleitung. Geistlicher Assistent in der Schönstatt-Bewegung von Argentinien. Pädagogischer Berater im Institut Estrada in City Bell (Kentenich-Schule). Professor der Religionsphilosophie an der Universität Salvador in Buenos Aires •

Ein halbes Jahr sind wir unterwegs im zweiten Jahrhundert des Liebesbündnisses – Was ist Ihr Traum von diesem Schönstatt in seinem Sein, seiner Verortung in Kirche und Welt und seinem Tun?

Ich träume von einem Schönstatt, das das Charisma Pater Kentenichs für Kirche und Welt befreit. Ein Schönstatt, das Pater Kentenich ein für alle Mal aus dem Exil herausholt. Das Kentenich-Charisma trägt eine einzigartige Sicht des Menschen, der Welt und Gottes bei, die, verbunden mit anderen Strömungen der Zeit, der Kirche die Möglichkeit gibt, die Moderne zu integrieren und mit der zeitgenössischen Kultur in ihrer Komplexität in Dialog zu treten. Diese Sicht, die ich für die geschichtliche Mission Kentenichs und seines Werkes halte, könnte verloren gehen, wenn Schönstatt zu einer rein frommen Bewegung wird.

Was müssen wir hinter uns lassen oder vermeiden, damit dieser Traum Wirklichkeit wird? Welchen konkreten Schritt müssen wir jetzt tun, damit dieser Traum Wirklichkeit wird?

Selbstverständlich muss Schönstatt sich selbst treu bleiben, in seiner originellen Art und Weise das Liebesbündnis mit der MTA im Heiligtum zu leben. Aber damit es seinen Beitrag effizient leisten kann, muss Schönstatt „herausgehen“ (wie es das Memorandum des Pfingstkongresses 2015 sagt) aus sich selbst und sich „de-zentrieren“ (wie der Papst in der Audienz für die Schönstattfamilie im Oktober 2014 eindringlich bittet).

Damit dieses „Herausgehen“ Wirklichkeit wird, muss Schönstatt

 

  1. an erster Stelle die geschichtliche Mission Pater Kentenichs und seine Vision verstehen, und das verpflichtet Schönstatt, Formen hinter sich zu lassen, die zu sehr in der „Kirche am alten Ufer“ verankert sind, die „Sicherheit“ geben (in der Angst vor dem Neuen) um den Preis, dass es aufhört, Erneuerungsbewegung zu sein. Einige dieser verknöcherten Formen haben mit einem autoritären, wenig demokratischen Führungsstil zu tun, der die klassischen Formen des „klerikalen Vertikalismus“ (bei Laien, Klerikern, Männern oder Frauen) reproduziert, wie sie – so hoffen wir – in der Kirche von Papst Franziskus gerade überwunden werden. Die föderative Struktur Schönstatts muss in sich selbst für die Kirche eine Organisationsform verkörpern, in der Klerikalismus und Vertikalismus überwunden werden. Andere verknöcherte Formen offenbaren sich in den Schwierigkeiten, die Schönstatt erfährt, um neue Situationen zu bearbeiten, die im Familien- und Gesellschaftsleben auftauchen, was zum Ausschluss mancher, vieler Menschen von den Quellen der Spiritualität führt, im Gegensatz zu einer Praxis, in der die Barmherzigkeit Grundlage und Beweggrund ist, wie Evangelii Gaudium und Misericordiae Vultus aufzeigen. Mit Bezug auf Letzteres steht ein mutiges und tieferes Studium der Sexualethik im Licht der so ausführlichen Überlegungen und Hinweise Pater Kentenichs an.
  2. An zweiter Stelle muss Schönstatt eine zu hermetische Sprache in Wort und Gestik, die es dazu bringt, sich in sich selbst zu verschließen und die den Dialog mit der Kultur erschwert, ablegen.
  3. Und zuletzt muss es sich dazu entscheiden, das Kentenich-Charisma in die Foren der heutigen Kultur zu stellen. Das wird konkret, wenn es Schönstatt schafft, dass die Vision Kentenichs mit den Strömungen der Zeit in den akademischen Räumen, in der Kunst, im Denken, in der Erziehung, in der Politik disputiert – das heißt, beiträgt und hört. Unser wichtigster Beitrag im Blick auf die gesellschaftlichen Ansprüche der Ausgeschlossenen besteht darin, im politischen Leben ein neues Denken über den Menschen, die Welt, Gott und die Beziehung des Menschen zu ihm zu installieren, was den wesentlichen Beitrag der Kentenich-Mission ausmacht.

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