Veröffentlicht am 2018-03-10 In Schönstätter

Salz der Erde und Licht der Welt auf der Polizeiwache

BRASILIEN, Joelma Melo •

Salz der Erde und Licht der Welt zu sein ist eine schwierige und manchmal unruhig machende Mission, die noch herausfordernder wird in einem Szenario von Gewalt und Schmerz, wie  es auf einer Polizeistation erlebt wird. Inmitten dieser Atmosphäre täglicher Herausforderungen findet Joelma Melo Nischen, um die Liebe Gottes zu vermitteln. Sie gehört zum Apostolischen Schönstatt-Frauenbund. —

Salz der Erde und Licht der Welt sein! Ich bin Kriminalbeamtin in Rio de Janeiro, wo ich auf einer Polizeiwache als Polizeiinspektorin arbeite. Ich arbeite auf der Wache und kümmere ich um die Personen, die ins Kommissariat kommen, um ein Verbrechen anzuzeigen, Informationen zu erbitten, den Verlust von Dokumenten zu melden und was sonst alles ansteht.

Als ich meinen Arbeitsplatz auf der Wache angetreten habe, habe ich ein kleines Arbeitsplatz-Heiligtum eingerichtet – eine Bibel, das MTA-Bild, ein Kreuz der Einheit, das „Kentenich-Telefon“ und ein Rosenkranz. Dabei habe ich mich der Gottesmutter zur Verfügung gestellt und gesagt: „Maria, da bin ich, schick mir alle, die ich aufnehmen soll und lass mich dein Werkzeug sein.“

Jede Wache ist eine Überraschung, eine Herausforderung. Oft weiß ich nicht, was ich sagen soll. Was sagt man den Mädchen, die berichten, dass sie von einem Angehörigen sexuell missbraucht werden, vom eigenen Vater oder Großvater, der sie eigentlich beschützen soll? Welche Worte des Trostes gibt es für Menschen, die ihr Kind als Opfer eines Mordes oder bei einem Verkehrsunfall verloren haben? Wie erklärt man dem Opfer eines Raubüberfalles, wie schwer es sein wird, die Ersparnisse eines ganzen Lebens zurückzubekommen, die mit einem Schlag verloren sind? Wie gebe ich einem jungen Mann, der wegen Drogendelikten im Knast war, eine Orientierung, wenn seine Familie völlig unstrukturiert ist und mit ihm nichts zu tun haben will?

Hier bin ich, rechne mit mir, ich helfe

Manchmal können ganz kleine Gesten mit Liebe und Aufrichtigkeit ausreichen, um zu beruhigen oder trösten: man nimmt die Hand, schaut in die Augen und sagt: „Hier bin ich, rechne mit mir, ich helfe.“ Das mache ich dann.

Ich habe immer Bonbons, Buntstifte und kleine Spielsachen im Schreibtisch. Es war nicht die Einrichtung oder die Dienststellenleitung, die mir das beigebracht hat, ich bin die einzige, die diese Sachen im Schreibtisch hat. Ich mache das, weil es meine Pflicht als Christ ist, als Laie, als Gottgeweihte: den anderen so zu behandeln, wie wir behandelt werden möchten, ist doch das Minimum, das jeder Christ tun kann. Auch weil ich im öffentlichen Dienst stehe, das heißt, weil ich hier bin, um zu dienen! Ich bin glücklich, wenn ich denke, dass Gott, mein Vater, und Maria mir im Herzen sagen: „Das ist mein geliebtes Kind“, dann spüre ich, dass ich ihnen Freude mache.

Ich versuche immer, Lösungen zu suchen, die über die reine Polizeiarbeit, die Untersuchung eines Falles, hinausgehen – etwa, einige Fälle einer Freundin, die Sozialarbeiterin ist, weiterzugeben oder einen Psychologen oder auch einen Arzt zu besorgen. Den jungen Leuten raten, wieder zur Schule zu gehen oder im Beruf weiterzumachen. Einfach aus jeder Untersuchung eine Möglichkeit machen, anders zu sein, ein Lichtstrahl in einem Augenblick großer Dunkelheit. Salz der Erde, Licht der Welt sein.

Wann immer ich eine Offenheit wahrnehme, rede ich auch vom Glauben, davon, dass man Gottes Hand hinter den Ereignissen sehen kann. Manchmal gebe ich jemandem eine Visitenkarte mit der Adresse des Schönstatt-Heiligtums hier in Rio de Janeiro und bete dann im Herzen: „Maria, sorge dafür, dass diese Person dir begegnet, zeig dich ihr.“

In diesen 15 Jahren als Polizistin habe ich viele traurige Momente erlebt. Wie oft bin ich nach Hause gekommen mit dem Gefühl, nicht genug getan zu haben. Dass ich etwas hätte sagen können und den Mund nicht aufgekriegt habe. Wie viele Male war ich gezwungen, zu schweigen, aus Angst. Oder habe darunter gelitten, als „Gutmensch“, als „Heilige“ abgestempelt zu werden, wenn ich nicht mit aller Gewalt gehandelt habe. Weil ich mit den Weinenden mitgeweint habe. Aber Maria hat mit großer Liebe auf mich aufgepasst. Sie ist einfach da, immer. Wenn etwas mir richtig Angst macht, bete ich das Vertrauensgebet (Ich bau auf deine Macht und deine Güte …). Wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll, bete ich innerlich ein Gebet zum Heiligen Geist.

 

Innere Freiheit

Ich versuche, nicht die Verbindung mit dem Übernatürlichen zu verlieren. Wenn es auf der Wache ruhig ist, schalte ich um 18.00 Uhr den Fernseher ein, suche den Kanal von Cançao Novo und bete mit dem Kollegen auf der Wache den Rosenkranz. Sonntags gehe ich, wenn es eben möglich ist, in meiner Frühstückspause zur Messe. Wenn es nicht geht, weil es Notfälle gibt oder Häftlinge auf der Polizeistation sind, dann versuche ich, am Fernsehen die Messe mitzufeiern.  All das, um die innige Verbindung mit Gott nicht zu verlieren. Das habe ich geschafft wegen des Einflusses von P. Kentenich in meinem Leben. Er lehrte mich, innere Freiheit zu haben. Er trägt mich bei der Arbeit und in meinem Leben. In der Kraft des Liebesbündnisses bin ich dahin gekommen.

 

Quelle: www.schoenstatt.org.br, mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber.

Original: Portugiesisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

 

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1 Responses

  1. Mechthild Witzer sagt:

    Querida Joelma! Voce d`a um vom Modell atraves de sua maneira de traalhar .Eu sou Voce parabens e quero Voce acompanhar ao rezar.Bom sucesso!
    Mechthild

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