Veröffentlicht am 2017-06-28 In Leben im Bündnis

Leinen los, Leinen los – jetzt ist Zeit zu segeln

DEUTSCHLAND, Adilia Schweizer •

18 Mädels + 1 Schwester + 1 Skipper + 1 Matrose + 1 Matrosin + 1 Matrosenhund + 1 Segelschiff + 4 Tage Sonne + ganz viel Essen ergibt: einen wunderbaren Segeltörn der SchönstattMJF (Mädchen und Junge Frauen) Schwaben.

Eine der Teilnehmerinnen erzählt von den Erlebnissen dieser Freizeitveranstaltung der Schönstattjugend, bei der es auch einige spirituelle und pädagogische Impulse gab.

Am Sonntag, den 11. Juni verließen 18 Mädels und Schwester M. Brigitt Rosam ihr geliebtes Schwabenland, um sich auf den Weg ans Ijsselmeer zu begeben. Was auf dem Weg dorthin natürlich nicht fehlen durfte, war der Besuch in Schönstatt. Da es ideal in die Route passte, wurde noch eine Aussendungsmesse mit Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland, gefeiert. Für den äußersten Notfall erstellte er mit uns eine Liste mit den fünf wichtigsten Dingen, die nicht fehlen dürfen, falls wir auf einer einsamen Insel stranden. Diese fünf Gegenstände waren Proviant, Taschenmesser, eine Bibel, Streichhölzer und eine Wasserflasche. Mit der Hoffnung, dass wir nicht auf einer einsamen Insel stranden würden, ging es voller Vorfreude gen Muiden. Hätten wir irgendeinen Einheimischen nach dem Weg gefragt, hätte er uns sicherlich nicht verstanden, da wir diese Stadt so Deutsch ausgesprochen haben, dass es keiner verstanden hätte. Man spricht sie nämlich so: Möuden.

„Herzenskompass“

Am Hafen angekommen, lag die Phönix, unser Segelschiff für die nächsten fünf Tage, schon im Hafen und freute sich auf die aufgeregte SchwabenMJF-Crew. Steffen, unser Skipper und Joey, unser Matrose warteten schon voller Vorfreude auf uns. Nachdem wir das Schiff für uns erobert und bezogen haben, beendeten wir den Abend gebührend mit der Schwabenhymne, denn der erste Tag auf See wartete auf uns.

Neugierig und gespannt zog es uns am Montag früh aus dem Bett. Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden wir in die Seglerei eingewiesen. Der Matrose Joey erklärte alle Aufgaben, die beim Segeln ausgeführt werden müssen. So gab es unterschiedliche Gruppen, die unterschiedliche Segel setzen mussten. Dann konnte es losgehen. Wir waren sehr stolz, als alle Segel zum ersten Mal gesetzt waren und wir richtig auf dem Ijsselmeer den Wind in den Segeln spüren konnten.

Während wir so durch das Meer segelten, genossen wir die Landschaft, lagen in der Sonne, quatschten mit dem Skipper und dem Matrosen und genossen die Zeit in vollen Zügen. Mit einer Windstärke von einer dicken fünf waren wir gut in Fahrt und steuerten nach drei Stunden Fahrt den Hafen von Enkhuizen an. Jedoch hatten wir noch nicht genug vom Segeln, und unser Skipper war ganz zufrieden mit uns, also ging es weiter aufs Meer hinaus. Der Skipper warnte uns zwar vor den Wellen, aber trotzdem war die Mehrheit für Weitersegeln. Dass das Wetter im Ijsselmeer sich schnell ändert, da hat uns Pater Güthlein schon vorgewarnt. Als wir die Schleuse von Enkuizen verlassen haben, wurde es auch schon frischer, und die Wolken zogen zu. Jedoch auch Windstärke sieben meisterten wir gut, außer ein paar Spritzwasserunfällen gab es an diesem Tag nicht zu beanstanden. Glücklich, entspannt und zufrieden legten wir in Stavoren an. Unser erster ganzer Tag stand unter dem Motto „Herzenskompass“. So begaben wir uns, nach einem Tagesimpuls von Sr. M. Brigitt noch auf eine Schatzsuche. Die Gruppe musste sich in Sachen Teamwork beweisen und fand schlussendlich den Schatz.

Sturmtänzerin

Der Dienstag, der unter dem Motto Sturmtänzerin stand, war von eher weniger Wind geprägt. Als Ziel hatten wir eine einsame Insel vor Augen. Wir segelten durch viele Schleusen, winkten den wartenden Leuten, genossen die herrliche Aussicht auf Windmühlen und schöne kleine Häuser und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Am Steuerrad drehen, für den richtigen Kurs sorgen und auch keine Bojen rammen, war die Aufgabe der Mädels an Board. Zum Glück kamen wir ohne Unglück auf unserer einsamen Insel an. Nach einer Inselerkundung erkundeten wir die Stürme, die unser Leben für uns bereithält. Politik, Gesellschaft, Religion, Zukunft und auch Freundschaft und Familie sind Themen die immer präsent sind, denen man sich im Leben stellen muss und woraus sich des Öfteren Stürme ergeben. Es wurde viel diskutiert, reflektiert und zum Nachdenken angeregt.

Die Idee, auf eine einsame Insel zu fahren, war bei allen Mädels auf viel Begeisterung gestoßen. Und was wäre eine einsame Insel ohne ein Lagerfeuer? Mit Axt und Säge gingen wir los um Feuerholz zu sammeln. Der erste Baumstamm wurde bald gefunden und die sieben Schwaben trugen den Stamm zur Feuerstelle. Der zweite Baumstamm war zu schwer und so mussten wir mit vereinten Kräften und einem Tau, den Stamm an den richtigen Ort bringen. Dort wurde dann gehackt und gesägt, bis wir dann verschwitzt, aber glücklich mit Stockbrot am Lagerfeuer saßen.

Der Wind in meinen Segeln

Am nächsten Morgen ging es wieder volle Kraft voraus. Da es wieder durch einige Kanäle ging, sind wir schon früh los, jedoch ohne die Segel zu setzen. Wir genossen unser Frühstück an Deck und machten uns Gedanken über den Wind in unseren Segeln. Was ist meine Motivation? Was ist mein Wind in den Segeln? Nach einem kurzen Stopp in einem kleinen Dörfchen Sloten, visierten wir den Hafen in Lemmer an. Auch auf dieser Fahrt sahen wir viele tolle Häuschen und Anleger, was in uns die Sehnsucht nach einem Platz am Meer weckte. Nach einer kurzen Zeit an Bord hatten wir viel Zeit uns Lemmer anzuschauen und Baden zu gehen. Anschließend beschäftigten wir uns mit verschiedenen Heiligen und besonderen Persönlichkeiten. Diese aktiven Lebenszeugnisse können für uns auch Motivationsgeber sein, eigene Ideen und Träume zu verwirklichen. Leider musste uns heute unser mutiger Matrose Joey verlassen und wir bekamen eine Matrosin und ihren Hund als Ersatz geschickt.

Mein Hafen, mein Anker

Zum Glück waren wir am Donnerstag wieder voll auf dem Ijsselmeer. Mit dem Tagesmotto „mein Hafen, mein Anker“ starten wir in den Tag. Alle Teams waren gefragt. Alle vier Segel wurden gesetzt und unser Schiff nahm gut Fahrt auf. Aufgrund einer ungünstigen Windrichtung mussten wir des Öfteren die Segel einholen oder drehen und einige Wenden machen. So kehrten wir nach zwölf Stunden Segeln in unseren Starthafen Muiden zurück. Wenn wir während der Fahrt nicht mit den Segeln beschäftigt waren, unterhielten wir uns sehr gerne mit dem Skipper und der Matrosin. Von der Matrosin lernten wir so einige niederländische Worte, jedoch lachten wir die meiste Zeit über die komische deutsche Aussprache. Unser Lieblingswort im Niederländischen ist „Zwiebel“ also „Oi“. Nachdem wir in den Hafen eingelaufen sind, erwartete uns noch ein bunter Abend mit einigen Beiträgen, die am selben Tag an Bord entstanden sind.

Sehr wehmütig haben wir das Schiff am Freitag dann verlassen. Gerne wären wir mit Skipper Stephen noch lekker, lekker* weitergesegelt. Es war eine solch entspannte, gemeinschaftliche und ereignisreiche Fahrt. Keine hat Schiffbruch erlitten, keine hatte mit der Seeübelkeit zu kämpfen und keine haben wir auf der einsamen Insel hinterlassen. Der Akku ist wieder aufgeladen und wir können aus dieser Fahrt sicherlich noch lange Kraft schöpfen.

*Lekker, lekker Segele war der Lieblingssatz von unserem Skipper und hat unsere gesamte Fahrt geprägt. Alles war einfach lekker, also toll.

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