Veröffentlicht am 2017-04-02 In Leben im Bündnis

Maria kommt zu ihrem Heiligtum… sie kann nicht länger warten

COSTA RICA, Maria Fischer •

Sie kommt. Die Gottesmutter kommt zu ihrem Heiligtum. Hunderte Hände mit weißen Fähnchen, in die das Logo der Einweihung gestanzt ist, erheben sich, während auf einer überschwänglich mit weißen Blüten geschmückten Trage Maria, die Mutter des Herrn und unsere Mutter, in ihrem Gnadenbild sich nähert, Schritt für Schritt, auf diesem leicht geschwungenen und so liebevoll geschmückten Weg, der zum Heiligtum führt … Der Chor „San José“ singt aus voller Seele. Viele umarmen sich, viele können die Tränen nicht zurückhalten. Alles Sehnen, Opfern, Kämpfen, alle Erwartungen, aller Einsatz, alles Warten und alle Liebe von 20 Jahren verdichten sich in diesen Minuten, in denen die Gottesmutter durch die Reihen ihrer Tica-Familie pilgert, ihrer Familie der Hoffnung, und der weit über 100 Gäste aus Mittelamerika und vielen anderen Ländern. Sie kommt. Endlich. Ihre Familie konnte nicht länger warten und sie auch nicht. Die Glocke des Heiligtums läutet. Liebesbündnis zum Anschauen, Hören, Anfassen. Ein einziges Fest unter blauem Himmel und tropischer Sonne, in  einem Meer von Weiß, der Farbe von Fest und Freude.

Es ist real. Sie kommt. Sie ist da. Angekommen vor dem Heiligtum. Dort wird das Bild Erzbischof José Rafael Quirós Quiros von San José überreicht; er hebt es hoch und zeigt die Gottesmutter allen, allen, die sie so lange erwartet haben. Jetzt endlich dürfen die Marienapostel, die in ihren weißen Kleidern und mit Körben voller Rosenblätter schon an den Stufen des Heiligtums warten, anfangen – und sie werfen Hunderte und Hunderte Rosenblätter, um Maria zu zeigen, wie sehr sie hier geliebt wird …

Es ist ein Moment, den man festhalten möchte, der eigentlich nicht aufhören sollte, weil er etwas hat von nicht satt sehen können …

Zum Glück gibt es Hunderte von Fotos und Videos von diesem Moment, denn live haben die meisten vor lauter Tränen in den Augen gar nicht mehr richtig sehen können, wie der Erzbischof, begleitet von den Priestern und einigen Fotografen, das Bild ins Heiligtum trägt, wo Jesus im Tabernakel schon auf seine Mutter wartet. P. José Luis Correa nimmt das Bild entgegen und bringt es an seinem Platz im Heiligtum an.

Wie um das Bild, wie um die Gottesmutter in ihrem neuen Heiligtum jetzt zu berühren, strecken alle die rechte Hand aus dorthin gerichtet aus und erneuern zum ersten Mal im und um das  Heiligtum von Costa Rica, das erste Heiligtum Mittelamerikas, ihr Liebesbündnis: O meine Gebieterin, o meine Mutter, dir bringe ich mich ganz dar … Bewahre mich, beschütze mich, gebrauche mich als dein Gut und dein Eigentum …

Ergriffenheit, Freude, Dank, Verpflichtung. Von jetzt an wollen wir alles tun, damit von diesen Wegen zum Heiligtum hin jetzt Gnadenströme nach draußen fließen, in die Stadt San José, nach ganz Costa Rica, ganz Mittelamerika und vielleicht… sicher… darüber hinaus. Familie der Hoffnung – das ist deine Stunde. Denn Costa Rica hat sein Heiligtum, und  „eine größere apostolische Tat“ (Gründungsurkunde 18.10.1914) gibt es nicht.

Ein Fest bis in alle Einzelheiten

Um 8.00 Uhr am Morgen dieses Bündnistages hatten sich die Tore des Geländes geöffnet. Eine große Schönstattfahne weht dort in einer starken, kühlen Brise. Selbst das Wetter machte mit beim Fest, denn diese Brise und ein paar für diese Jahreszeit unübliche Wolken sorgen für Augenblicke der Abkühlung unter der brennenden Sonne Costa Ricas.

Den logistischen Teil der Einweihungsfeier – von Stühlen über Beschallung bis Sicherheit – hat man einer Firma übertragen, was den Schönstättern freie Hände und Herzen gibt, um die Pilger und Gäste zu begrüßen und sie von dem Moment an, in dem sie das Gelände betreten, diese besondere Liebe einer hochherzigen und liebevollen Mutter spüren zu lassen.

Kinder verteilen weiße Fähnchen, jeder bekommt sein Namensschild, einen Sonnenschutz und das Buch zur Liturgie, alles mit dem farbenfrohen Logo der Einweihung. Der Andenkenshop ist schon geöffnet, in jeder Ecke sind wie schon am Tag zuvor Priester bereit zur Beichte, das ganze Gelände erstrahlt in Weiß mit großen weißen Stoffbahnen, die fast auf dem ganzen Gelände Schatten spenden, weißen Stühlen, und mit großer Kreativität gestaltetem Schmuck, der von den Zweigen der hohen Bäume baumelt: die typischen Schmetterlinge, Heiligtümer, Luftballons, Blüten…

Wie hier bei den Feiern des Liebesbündnisses üblich, sind alle Gäste in Weiß und Beige gekleidet. „Alle sind so Teil des Festes und Schmuck des Geländes der Gottesmutter“, erklärt Michelle Ramirez vom Presseteam. Und schnell füllt sich das große Gelände mit einem feiernden Gottesvolk aus vielen Nationen, geeint in der gleichen Sprache, dem gleichen Liebesbündnis, der gleichen Liebe, einer einzigen Freude. Pura vida, Leben pur.

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Ein neuer Gruß: „Willkommen im Heiligtum“

P. Carlos Cox aus Chile, der erste Berater und Begleiter Schönstatts in Costa Rica, führt als Moderator zusammen mit einigen Mitgliedern der Schönstattfamilie von Costa Rica durch den Tag und führt zu Beginn gleich einen neuen Gruß ein: „Willkommen im Heiligtum“. Zum ersten Mal in der Geschichte Costa Ricas …

Die Delegationen der verschiedenen Länder, die Vertreter des CIEES (Internationale Gemeinschaft schönstättischer Unternehmer und Führungskräfte) aus Chile, Mexiko und Peru, haben ihre festen Plätze, ebenso die Ehrengäste, darunter Ehepaar Pilar und Luis Jensen aus Chile, vier Marienschwestern aus Chile und Ecuador, Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland (Leiter des internationalen Familienbundes), Maria Fischer von schoenstatt.org …

Vor Beginn der Feier gibt es viel Grüßen, viele Begegnungen und Wiedersehen. Missionarinnen der Kampagne aus Panama erinnern sich an ihren Besuch in Roma Belmonte im Jahr 2004 und im Urheiligtum im Mai 2011, zwei Mitarbeiter von Radio Schoenstatt aus Esquípulas, Guatemala, erzählen voller Begeisterung von ihrem Apostolat.

Einer jungen Mutter mit ihrer zweijährigen Tochter im Arm rollen beim Blick auf das mit der Landesfahne geschmückte Heiligtum mit dem wunderschönen Bogen aus weißen Blüten über der noch verschlossenen Tür die Tränen über die Wangen. „Ich habe zur ersten Gruppe der Mädchenjugend gehört“, sagt sie, und sucht auf ihrem Handy die Fotos jener ersten Treffen der Jugendlichen mit ihrem großen Traum, dem Traum von Schönstatt in Costa Rica. „Nach der Heirat waren wir in der ersten Familiengruppe. Wir haben immer davon gesprochen …“ Die Stimme versagt. „Und jetzt ist es da. Und wenn sie ein paar Jahre älter ist, dann hat sie schon das Heiligtum und das Schönstatt, das wir gründen mussten, um es zu haben, von dem wir nur träumen konnten.“ Ein strahlendes Lächeln unter verweinten Augen.

„Wir gehören zur Gründergeneration“, erklärt die heutige Mädchenjugend mit ihren T-Shirts. Hier in Costa Rica sind irgendwie alle Gründer. Man spürt es in jedem Wort, jeder Geste, in jedem Gesicht. Familie der Hoffnung, willkommen in deinem Heiligtum.

Es ist soweit. Delegationen aus verschiedenen Ländern, CIEES, Gliederungen, Gemeinschaften und Projekte der Schönstattfamilie von Costa Rica ziehen mit ihren Fahnen ein. Chalo und Ileana Vega, Koordinatoren der Schönstatt-Bewegung und echte Gründer, tragen die Schönstattfahne. Mit dem Einzug der Priester und zweier Bischöfe – Erzbischof  José Rafael Quirós Quirós von  San José in Begleitung von Bischof Ángel San Casimiro Fernández O.A.R von Alajuela, beginnt die Heilige Messe, die in der Einweihung des Heiligtums gipfelt.

Ab heute schreiben wir eine neue Seite der Geschichte der Kirche in Costa Rica

Ileana und Gonzalo Vega begrüßen sichtlich bewegt den Erzbischof, die Diözesanpriester und Schönstattpatres, die Marienschwestern, die Gäste aus 14 Ländern und alle Anwesenden. „Von heute an schreiben wir eine neue Seite der Geschichte der Kirche in Costa Rica“, sagen sie, „eine Geschichte, in der wir alle Handelnde sind, denn wir wollen Familie der Hoffnung sein, die dem Herzen und der Seele der Menschen gut tut… Zwanzig Jahre lang haben wir an der Verwirklichung des Traums gearbeitet, diese Familie zu bauen, die fähig ist, ein Heiligtum zu errichten, und diese Gründergeneration, und das sind wir alle – wir haben es geschafft!“

Zeichen aller Beiträge im „Nichts ohne uns“ ist eine Carreta, der typische Lastkarren Costa Ricas vor dem Heiligtum, hoch beladen mit Symbolen der Beiträge zum Gnadenkapital in Gebet, Arbeit, Opfer und klar, Geldspenden für Gelände und Haus, für den Bau des Heiligtums und das Fest… Die „Carreta“ als Bild des Triumphwagens der Gottesmutter, den die Verbündeten, die Pater Kentenich in Lateinamerika suchte, durch den ganzen Kontinent ziehen sollen, begleitet die Schönstattfamilie von Costa Rica seit fast 20 Jahren in ihrer Sehnsucht nach dem Heiligtum. Randvoll gefüllt ist er angekommen am Heiligtum.

Zum Schluss ihrer kurzen Ansprache lesen die beiden einen der Hunderten von Grüßen, die aus aller Welt zu diesem Tag gekommen sind – den Gruß von Kardinal Francisco Javier Errázuriz aus dem Kardinalsrat des Papstes: „Indem Sie mit der Gnade Gottes Familie der Hoffnung bauen, antworten Sie auf die Einladung unseres Gründers, der uns kurz vor seinem Heimgehen ins ewige Vaterhaus aufforderte, „hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit“ zu gehen. Sie übernehmen damit zugleich die Einladung, die unser lieber Papst Franziskus Tag für Tag ausspricht …“

Es folgt die Liturgie der heiligen Messe zur Weihe eines Gotteshauses, musikalisch begleitet vom Chor San José, der eigens für diese Feier gegründet wurde und mit seinem Repertoire der schönsten Lieder der lateinamerikanischen Kirche und Schönstatts alle und alles in gesungene Freude.

Erzbischof José Rafael Quirós Quirós bittet in der Predigt, ausgehend von den Lesungen, dass dieses Heiligtum und diese Familie immer im Dienst der Kirche, der Pfarreien stehen mögen und überall dort, wo die Nöte der Menschen anzeigen, wohin man mit seinem Einsatz und seiner Teilhabe an der evangelisierenden Mission der Kirche gehöre.

Jetzt ist es Heiligtum, jetzt steht es für alle und für immer weit offen

 

Länger warten geht fast nicht mehr. Nach der Kommunion trägt der Erzbischof zusammen mit den Priestern das Allerheiligste ins Heiligtum. Das Ewige Licht wird entzündet, Gott ist da. Gegenwärtig. Jesus erwartet seine Mutter und seine Brüder und Schwestern in diesem Heiligtum.

Und jetzt ist sie da.

Die Freude muss sich Bahn brechen in Klatschen, Umarmungen, Jubelrufen …

P. Carlos Cox verkündet die große Überraschung – ein Tanz voller „pura vida“, Leben pur, Freude pur auf den Stufen des Heiligtums und dem ganzen Gelände.

 

Und sofort danach formiert sich eine lange Schlange von Pilgern vor dem Heiligtum.

Es ist eine Gnade, als Fotograf eine ganze Weile im Heiligtum zu sein, die Pilger zu sehen, wie sie eintreten, sich vor dem Altar niederknien, lange still mit Jesus und Maria sprechen – und dann ein Foto wollen. Alleine, als Ehepaar, als ganze Familie, als Delegation aus El Salvador, Panama … „Aber mit der Gottesmutter sichtbar“, drängt ein Diözesanpriester aus Kuba, zum ersten Mal bei der Einweihung eines Heiligtums. Er gehört zum ersten Kurs des Priesterbundes in Kuba. „Jetzt weiß ich, wofür ich beten und wofür ich arbeiten muss: für das erste Schönstatt-Heiligtum in Kuba!“

„Mittelamerika ist keine Waise mehr“, sagt eine junge Frau aus El Salvador und bittet um Zeugnisse in Kurzvideos, die sie in ihrem Heimatland zeigen will. „Wir möchten die Schönstattjugend in El Salvador gründen“, sagt sie. „Wir möchten Gründer sein wie die Ticos.“

„Jetzt können wir wirklich sagen: Wir gehen zum Heiligtum“, sagt Derek Monturiol am Abend des 18. März, als es im Auto erneut zum Heiligtum geht für den Empfang der ausländischen Gäste. „Wir gehen zu unserem Heiligtum.“

Fotos:

Costa Rica Bendicion

Videos: Schoenstatt Costa Rica y Equipo schoenstatt.org

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

https://www.schoenstatt.org/es/vida/2017/03/%e2%80%8ecosta-rica-tiene-su-santuario/

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