Veröffentlicht am 2016-11-22 In Kentenich

Er war ein Rebell mit Grund – und er machte eine Mission daraus

P. Guillermo Carmona •

In diesem Monat, am 16. November,  feiern wir den Geburtstag unseres Vaters und Gründers. So wie er Licht und Vorbild für viele war, so gibt es sicherlich Menschen, die im Leben von jedem von Ihnen eine Anziehungskraft entwickelt haben, die zum Licht und Vorbild geworden sind. Zwei Fragen, die wir betrachten könnten: In wem spiegele ich mich? Und wer spiegelt sich in mir?

In meinem Fall gehört ohne Frage P. Josef Kentenich dazu. Ich erinnere mich an meine letzte Begegnung mit ihm am 20. August 1968. Ich wusste, dass die einzige Chance, ihn zu sehen, seine heilige Messe morgens um 6.30 Uhr auf Berg Schönstatt  sein würde. An jenem Morgen hatte ich die Ehre, sein Messdiener zu sein. Am Schluss der Messe gab es einen kurzen Gruß und einen Abschied, ohne zu ahnen, dass wenige Tage später der Rektor des Studentates uns seinen Tod mitteilen würde.

Viele haben sich gefragt und fragen sich heute, wie Pater Kentenich war. Auch ich habe mir während der Studienzeit in Chile und Brasilien diese Frage gestellt und wollte wissen, wie er wirklich war. Ich wusste von seinem Mut, mit dem er sich den Nazis und der Hierarchie der Kirche entgegenstellte, von seiner Intelligenz und vor allem seiner Vaterschaft, so wie es die erzählten, die mit ihm in Milwaukee, in Schönstatt oder auf seinen Weltreisen in Kontakt waren.

El Padre Kentenich con seminaristas de los Padres de Schoenstatt en MünsterDieser Traum wurde am 19. März 1966 Wirklichkeit. Pater Kentenich hielt den dreißig Studenten, die wir unsere Ausbildung in Deutschland begonnen hatten, einen Vortrag. Es schneite, und er war erkältet. Er begann seinen Vortrag mit viel Husten; doch je weiter er sein Denken entfaltete, desto mehr begeisterte er sich und schloss seinen Vortrag mit dem Elan eines jungen Mannes.

Es gab zahlreiche spätere Begegnungen: Er hielt uns Exerzitien, wir hatten die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch, konnten an Tagungen und Vorträgen teilnehmen und seinem Denken und seinen Anliegen näherkommen.

Mich beeindruckte seine Natürlichkeit, Pater Kentenich war ein normaler, direkter, menschlicher und ganz naher Mensch. Ein gewisses Geheimnis – schwierig zu erklären – umgab ihn. Viele bekannten: „Es war, als wäre es nur für mich gewesen“; er schaute jeden an, achtete auf jede Kleinigkeit, aber ohne Aufmerksamkeit zu erregen oder dieses scheußliche Gefühl hervorzurufen, analysiert zu werden.

Die Zeit ließ die Erinnerung reifen. Er war ein Rebell mit Grund, der diese Rebellion zur Mission zu gestalten wusste. Seine Schwierigkeiten wurden zu Aufgaben und er ging gestärkt aus jeder davon hervor. Ich stelle mir heute wie damals vor, dass an jenem Sonntag, dem 15. September, Maria – seine Mutter, Gefährtin und Verbündete – den Kelch hielt und ihn zum Tisch im Reich Gottes leitete. Er hatte gerade die heilige Messe gefeiert.

Ich erzähle das alles, weil wir Erben seiner Hingabe sind. Ohne sein Ja zum Plan Gottes hätten wir kein Liebesbündnis, kein Heiligtum… Ich denke, dass er vom Himmel aus weiterhin das Gespräch mit denen sucht, die wir heute uns ihm nähern, und dass er uns weiterhin Vertrauen und Anregung schenkt: Geht, entzündet die Welt. Für ihn gelten über alle Entfernung hinweg die Worte Jesu: Jetzt glaubst du, weil du mich gesehen hast. Selig sind, die glauben, aber nicht sehen. (vgl. Johannes 20,29).

Was bedeutet für Sie Pater Kentenich? Was zieht Sie an seiner Person an?

Hoffentlich schenkt uns das Leben die Möglichkeit, Menschen wie P. Kentenich zu begegnen. Sie tun der Welt und dem Herzen gut. Sie sind Spiegel der Ewigkeit.

Vielleicht kann jeder von uns sich anstrengen, in der Gnade des Heiligtums ein „Kentenich“ für andere zu sein …

 

 

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1 Responses

  1. Melle sagt:

    Zur diesjaehrigen Geburtstagsfeier unseres Vaters und Gruenders bin ich nach Gymnich gefahren. Es fand sich ein verhaeltnismaessig kleiner aber eng vertrauter Kreis der Gratulanten zusammen. Zunaechst sassen dieGeburtstagsgaeste recht schnell in vertrauter Atmosphaere zusammen, P. Noethen hielt dann in der Geburtskammer eine treffende religioese Einstimmung, wir schenkten uns in der Kleinen Weihe neu der Gottesmutter, was schon ein sehr bewegendes Erlebnis ist an dem Ort, an dem der Gottesmutter geweiht und geboren wurde.
    Zum lockeren, gemuetlichen Kaffeetrinken ging`s in Pfarrhaus. Wie schoen, dass Pastor Pikos (trotz verordnetem Rehaaufenthalt) dabei sein konnte! Ich musste dann leider heimfahren, obwohl das Programm mit einem Vortrag einer Familie des Familienwerks und der Feier der hl. Messe noch weiter lief.

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