Veröffentlicht am 2017-02-27 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Werke der Barmherzigkeit

„Für uns sind es keine Ex-Kriminellen, sondern Jugendliche wie alle andern auch“: Neues Leben für 19 Jugendliche im Haus Madre de Tupãrendá“

PARAGUAY, Ani Souberlich und Maria Fischer •

Am 12. Februar war es ein Jahr seit der Grundsteinlegung zum Baubeginn von Haus Madre de Tupãrendá (CMT) in Paraguay. Im Schatten des Heiligtums von Tupãrendá ein Rehabilitations- und Berufsförderungszentrum für junge Männer (14 – 18 Jahre) nach der Entlassung aus dem Jugendgefängnis. In nur sechs Monaten wurde das Haus hochgezogen, und unmittelbar danach öffneten sich seine Türen, um die ersten Benutzer zu empfangen – heute sind es 19, das Haus ist ausgelegt für maximal 20 Jugendliche. Die ersten Benutzer sind mit ihrem Zeugnis in der Tasche bereits in weiterführender Ausbildung oder haben eine Arbeitsstelle. Sechs Monate sind vergangen, in denen wir Tag für Tag Zeugen „kleiner großer Wunder“ im Leben von jedem einzelnen von ihnen sein dürfen, sechs Monate von riesigen Fortschritten und großem Einsatz, um weiterzukommen.

Es sind Wunder und sie sind real

Davon erzählen die Nachrichten, die Mütter per Whatsapp schicken, um für die Chance zu danken, die ihre Kinder jetzt erhalten und die sie selbst ihnen nicht geben konnten. Sie sprechen von Wundern, die im Haus Madre de Tupãrendá geschehen, nicht nur im Leben der Jugendlichen, sondern auch in deren Familien:

„Gerade kommt mein Junge nach Hause und redet die ganze Zeit über das, was er heute gemacht hat. Wir sind alle so glücklich, weil er so gerne dorthin geht, er hat sich so verändert und das macht mich so glücklich. Tausend Dank für alles, was ihr für meinen Jungen macht.“

„Danke für dieses Lächeln auf dem Gesicht meines Jungen“ (und schickt dazu das Foto ihres lächelnden Sohnes).

So viel Hoffnung auf ein paar Quadratmetern, so viele Leben, die hier für immer verändert werden …

Wir lassen uns anregen von den Worten von Papst Franziskus an Mitarbeiter im Jugendgefängnis: „Eure Aufgabe ist es, sie aufzurichten und nicht zu erniedrigen; sie würdig zu behandeln und nicht zu demütigen; sie zu ermutigen und nicht sie traurig zu machen“, und das ist die einzige Art und Weise, wie man ihr Vertrauen gewinnen kann.

Es ist ein Geschenk, jeden Tag mit ihnen zu verbringen und die Veränderung zu sehen, die vom äußeren Erscheinungsbild bis zu ihrer Art zu sprechen und sich zu benehmen geht. Es ist wunderbar zu erleben, wie sie wieder anfangen von etwas Besserem zu träumen, davon, dass sie im Leben jemand sein können, und das bringt sie dazu, mit riesigem Eifer zu lernen. Und so ist es eine riesige Freude, wenn XY ankommt und den Nachweis bringt, dass er seine Studiengebühren bezahlt und schon die Gebühr für die Berufsschule und die erste Rate für die Ausbildungsgebühr als KFZ-Elektriker bezahlt hat, oder wenn NN wieder mit dem Fußballtraining anfängt und da richtig gut ist. Andere haben sich in Intensivkurse eingeschrieben, wo sie in einem Jahr die Ausbildungsinhalte von zwei Jahren machen können. Es sind Zeugnisse, die uns bestätigen, dass ihnen allen im Grund nur die Chancen gefehlt haben: sie hatten keinen Vater und keine Mutter, die sie angeleitet hat, die meisten von ihnen haben keine Familien, sind immer nur im Überlebensmodus durchs Leben gegangen, und die Straße hat sie gelehrt, Drogen zu nehmen, um den Schmerz und die Einsamkeit zu vergessen.

Es geht nicht zuerst darum, sie zu korrigieren oder zu erziehen; was sie zuerst brauchen, ist Angenommenwerden, dass man sie mit Liebe behandelt; sie müssen beweiskräftig erleben, dass sie akzeptiert sind wie sie sind und für uns nicht Ex-Kriminelle sind, sondern Jugendliche wie alle anderen auch … Erst da bekommen sie Flügel.

Und dann zeigen sie, dass man ihnen eine Aufgabe anvertrauen kann, dass man sie allein lassen kann in der Gewissheit, dass sie das, was man ihnen aufgetragen hat, gut machen werden. Wenn ihre Aggressivität sich in Solidarität verwandelt und das Rumschreien in normales Sprechen, dann kannst du das Wirken Gottes in ihren Seelen mit Händen greifen.

Ich möchte einfach diese tiefe Freude mit allen unseren Lesern teilen, diese Freude, die man jedes Mal spürt, wenn so eine Veränderung glückt. Es ist eine Freude, die sehr tief ins Herz greift, weil man das Wunder der Liebe Gottes in jedem von ihnen berühren kann. Nur das Wunder der unendlich barmherzigen Liebe des Vaters und die mütterliche Liebe der Gottesmutter können heilend über die Wunden streichen und so viel Schmerz heilen. Sie sind es, die den Töpferton ihres Lebens neu formen.

Das ist eine Erfahrung, die wir nur machen können, wenn wir herausgehen zur Begegnung mit dem anderen um diese Chance zu teilen, die uns nie gefehlt hat. Mit den Jungen die Liebe Gottes zu teilen, im menschlichen Du,  schenkt mir jeden Tag dieses Band, das Gott auf die Erde niederlässt, um uns an sich zu ziehen, und entzündet das Licht der Hoffnung nicht nur in den Herzen dieser Jungen, sondern auch in meinem. Wenn du Zeuge davon sein kannst, dass Liebe die stärkste Kraft der Veränderung ist, dann wirst du ganz still und ganz andächtig, denn du bist dabei, wenn Gott sein Werk meißelt.

Haus Madre de Tupãrendá ist für viele dieses Zuhause, das sie nie gehabt haben, diese Familie, die in ihrem Leben immer gefehlt hat.

 

„Viele sagen, es geht nicht. Aber wir zeigen jetzt, dass es wohl geht. #dieGeretteten“

Wir können Paraguay verändern

Einer der Jugendlichen, der schon mit seinem Abschlusszeugnis unser Haus Madre de Tupãrendá verlassen hat und weiterlernen kann, schrieb dieser Tage via Whatsapp an P. Pedro Kühlcke: „Ich kann noch viele Jungs für hier (CMT) finden, und so verändern wir Paraguay!“

Pater Kühlcke: „Das ist das erste Mal, dass einer der Nutzer mir das vorschlägt!“

Der Weg der Wiedereingliederung und Heilung geht für viele einher mit dem Weg des Glaubens. Und auch das bringt Früchte. Bischof Joaquín Robledo von San Lorenzo, der Diözese, zu der Tupãrendá gehört, ist für Dienstag, 21. März, eingeladen. Der Bischof wird mit den Jungen und den Mitarbeitern zu Mittag essen und dann der heiligen Messe vorstehen, in der sechs der Jugendlichen die Erste Heilige Kommunion empfangen und einer gefirmt wird. Die jungen Männer bereiten sich mit Ernst und Freude zusammen mit ihrer Katechetin Cristina darauf vor.

Vor einiger Zeit erhielt Maria Fischer von schoenstatt.org den Anruf einer Frau aus Deutschland mit einer Frage, die ihr noch niemand gestellt hatte: „Könnten Sie mir ein Projekt für eine größere Spende empfehlen?“ In die überraschte Stille hinein erklärte die Anruferin: „Ich bin fast jeden Tag auf schoenstatt.org und habe mich regelrecht verliebt in dieses Schönstatt im Dienst der Notleidenden, das ich dort entdecke. Ein paar ‚solidarische Häuser‚ habe ich schon. Aber jetzt muss ich mich entscheiden… Was ist denn Ihr Lieblingsprojekt?“ Maria Fischer antwortet etwas zögernd: „Die sind alle so wichtig und so stark… Aber ehrlich gesagt, ganz persönlich, ist es Haus Madre de Tupãrendá…“ Sie kann den Satz nicht beenden, denn die Anruferin unterbricht: „Das merkt man. Und das war auch meine Vorentscheidung. Da geht es doch um die Zukunft von Jugendlichen und eines ganzen Landes. Dafür gebe ich gern, was ich über Jahre gespart habe.“

 

Vorbereitung auf die Erstkommunion

Haus Madre de Tupãrendá braucht uns alle. Von schoenstatt.org aus geben wir uns nicht damit zufrieden, reale Geschichten von Wundern der Wandlung zu erzählen.

Nach der Geschichte  – was? Das: Die Einladung, in  Gebet und Gnadenkapital Paten eines dieser Jungen zu werden. Ein solidarisches Bündnis.

Nach der Geschichte  – was? Die Einladung, mit Taten zu beweisen, dass wir uns wirklich solidarisieren mit den Jugendlichen und den Menschen, die ihre Kraft und Zeit und Fähigkeiten ihnen zur Verfügung stellen,  Darum haben wir uns mit anderen Verbündeten sehr angestrengt, um unseren Lesern eine Möglichkeit zu bieten, das jetzt sofort tun zu können, mit einem einzigen Klick auf diesen Knopf. Danke im Namen der 19 Jugendlichen, die ihr Leben, Paraguay und die ganze Welt verändern  können und wollen.

Bald auch mit Kreditkarte möglich.

Auch offline:

Konto in Paraguay:

Fundaprova

Kontonummer: 102792992

Sudameris Bank SAECA, BIC  BSUDPYPXXXX

RUC80079669-1

Konto in Europa (Überweisungen aus dem SEPA-Raum kostenfrei)

Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT GENODEM1DKM
VWZ: P. Pedro Kuehlcke, Casa Madre de Tuparenda

Original: spanisch, 26.02.2017. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

Der Erste hat es geschafft: Ein gelernter Bäcker und Gärtner verlässt das Haus Madre de Tupãrendá

Haus Madre de Tupãrendá ist eröffnet!

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