Veröffentlicht am 2018-03-19 In 100 Häuser, Werke der Barmherzigkeit

Eine kleine Stadt der Solidarität: 216 Häuser erzählen vom Solidarischen Bündnis

PARAGUAY, Maria Fischer •

„Vom Heiligtum zu den Armen“: Unter diesem Motto erbaute João Pozzobon, der Initiator der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, die Vila Nobre da Caridade, „Edle Siedlung der Nächstenliebe“ und verband das Heiligtum von Santa Maria durch einen Kreuzweg mit dieser Siedlung.

„Vom Heiligtum aus wollte er besonders den Familien helfen; bei seinen Besuchen in den Häusern sorgte er sich um die jeweilige Familiensituation und bemühte sich, anschließend für ihre Bedürfnisse zu sorgen. Ihn zeichnete eine besondere Zuwendung zu den Armen und Bedürftigsten aus, zu den Kindern, zu den am meisten Vernachlässigten in den ländlichen Gebieten, zu den Kranken. Unzählige Beispiele gibt es dafür. Es genügt, hier hinzuweisen auf die „Vila Nobre de Caridade“, „die edle Stadt der Nächstenliebe“ der Mutter und Königin, die er 1952 gründete und für die er bis zum Schluss sorgte. Hier errichtete er 1980 ein Bildstöckchen mit der Inschrift: „Leben und zu leben helfen. Bildstöckchen von Puebla im Kleinen“.

Es war sein ausgesprochener Wunsch, wiederholt noch kurz vor seinem Tod, dass der Kreuzweg, den er gestiftet hatte, das Heiligtum mit Vila Nobre verbinde, vom Heiligtum aus zu den Armen. Durch die Kampagne möchte Maria ihre Heimsuchung als Mutter, die dient, persönlich kennt und versteht, Familie schafft und sich um die Bedürftigsten kümmert, fortsetzen. Dieser sozialen Dimension muss in der Kampagne Rechnung getragen werden um treu zu sein zu Don João Pozzobon, zu einer Sendung der globalen Evangelisierung und um Antwort zu sein auf die Worte des Magnificat.“

Konsensdokument Santa Maria 1984

 

Joao Pozzobon mit P. Esteban Uriburu in derVila Nobre da Caridade

Die kleine Stadt der Solidarität, erbaut von fünf Kontinenten aus

Warum dieser Blick auf das Modell der Vila Nobre da Caridade, das „kleine Puebla“, schlichter Ausdruck der Verpflichtung der Kampagne auf die Option für die Armen, wenn wir hier doch einen Artikel schreiben wollen über eine andere Stadt der Solidarität, die an der Peripherie von Asunción erbaut wurde? Genau deshalb, weil beide aus dem gleichen Geist entstanden sind.

Das Projekt „100 Häuser der Solidarität“, das in den Jahren 2013 – 2017 durchgeführt wurde, hat 216 bedürftigen Familien, die in menschenunwürdigen Verhältnissen am Stadtrand von Asunicón, Paraguay, lebten, ein einfaches eigenes Haus gegeben. Auch wenn die Häuser anders als in der Vila Nobre von Joao Pozzobon nicht alle zusammen auf einem Gelände stehen, sondern verstreut jeweils dort, wo die ausgewählten Familien lebten oder wo man ein Stückchen Land erhalten kannte, ist hier doch auch eine kleine Stadt der Solidarität entstanden, der Beitrag von schoenstatt.org zum Jubiläum von 100 Jahren Liebesbündnis.

 

Kinder danken für ihr zukünftiges Haus – inzwischen wohnen sie schon seit zwei Jahren darin

Jedes Haus eine Geschichte, ein Gesicht, ein Besuch

Seit Mai 2013 ist dieses Solidaritätsprojekt namens „100 Häuser“ zu einer unerschöpflichen Quelle persönlicher Geschichten der Solidarität geworden. Mit jedem gespendeten und dann gebauten Haus erschienen Namen, die zu Gesichtern wurden, zu Besuchen und persönlichen Begegnungen.  Und mit jeder Geschichte hinter einem Haus kamen anderen Geschichten, neue Bitten und neue Spenden. So entstand ein ganzes Netzwerk von Bindungen auf fünf Kontinenten in Verbundenheit mit diesen 216 Häusern, gespendet und gebaut im solidarischen Bündnis mit den ärmsten Familien an einer ganz konkreten Peripherie, der von Asunción, und als Ausdruck des Solidarischen Bündnisses mit Papst Franziskus.

Mit dem Abschluss dieses Projektes Ende 2017 bleibt ein großes „Danke“ gegenüber jeder einzelnen dieser 216 Familien, die uns erlaubt hat, ihr ein Haus zu schenken. Wir erleben eine Freude, die nur aus einem Werk der Barmherzigkeit kommen kann, das in vollem Einklang mit Jesus selbst getan wird. Was bleibt, während wir die 100 Häuser in Gottes Hand zurücklegen, sind 216 Familien, die in einem Haus leben.

Es hat viel Zeit, Kreativität und Mühe gekostet, dieses Projekt der 100 Häuser voranzubringen. Es gab viel Gebet dafür und viel Begeisterung, doch schließlich und endlich waren die aktiven Protagonisten nur eine Handvoll: Ani Souberlich (mittlerweile Leiterin von Haus Madre de Tupãrenda) mit einem sehr überschaubaren Netz von Mitarbeitern in Paraguay und etwa 10 Mitglieder des „Dreamteams“ von schoenstatt.org, die sich das Projekt persönlich zum Herzensanliegen gemacht und fast 80% der Häuser in ihren persönlichen Netzwerken vor allem in Spanien, Deutschland, der Schweiz und Österreich gewonnen haben. Die restlichen Häuser kamen über Artikel auf schoenstatt.org, die Menschen unmittelbar bewegt haben, am Bau eines Hauses der Solidarität in Paraguay mitzuwirken. Hier denken wir vor allem an 18 Häuser aus Australien! Es war eine Arbeit mit Strömungen und ein unvergleichliches Erlebnis.

 

Hier entsteht das Haus, das den Namen des Urheiligtums trägt

„Wenn wir nicht in Fühlung bleiben, dann wird es Assistenzialismus und es gibt kein Wachstum“

Noch einmal zurück zur Vila Nobre da Caridade von Joao Pozzobon, „die er bereits 1952 gründete und für die er bis zum Schluss sorgte.“ Weil es nicht mehr möglich war, mit den Familien, die ein Haus erhalten hatten, in Fühlung zu bleiben durch regelmäßige Besuche und Sorge, haben wir Ende 2017 die Entscheidung getroffen, das Projekt der 100 Häuser zu beenden – mit großer Traurigkeit darüber, dass wir damit aufhören müssen und mit unendlicher Dankbarkeit für alles, was wir in diesen vier Jahren erlebt haben, in denen wir mit jedem der Häuser mitgefiebert haben, mit diesen 100 Häusern, aus denen dann 216 geworden sind.

„Es bricht mir das Herz, die Häuser aufzugeben,

…, aber im Licht der Göttlichen Vorsehung glaube ich fest, dass Gott mich jetzt bittet, mit all meinen Kräften und meinem ganzen Herzen für Haus Madre de Tupãrenda zu arbeiten“, sagte mir Ani Souberlich im vergangenen Dezember. „Aus meiner Sicht kann ich dir nur sagen, dass es nicht nur darum gibt, den Leuten ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern man muss in Fühlung bleiben; wenn nicht, dann wird es Assistenzialismus und es gibt kein Wachstum.“

Und eben diese Fühlung ist zeitlich nicht mehr möglich. Was bleibt, ist diese Dankbarkeit; was bleibt, sind diese Familien, die in einem Haus leben; was bleibt, ist das Wissen, dass das Solidarische Bündnis, das das „Dreamteam“ von schoenstatt.org am 31. Mai 2013 mit Papst Franziskus geschlossen hat, für immer einen konkreten Ausdruck gefunden hat: 216 Häuser der Solidarität für 216 Familien.

 

 

100 Häuser der Solidarität

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