Veröffentlicht am 2017-12-17 In Haus Madre de Tuparenda, Werke der Barmherzigkeit

Ein Tag in Haus Madre de Tupãrenda

PARAGUAY,  Adriana Cardozo •

Inmitten des dichten Verkehrs der Ruta II in der Nähe der Stadt Itauguá befindet sich Haus Madre de Tupãrenda.Mit der Liebe und Geduld, die jene auszeichnen, die ihre Arbeit lieben, arbeitet dort ein ausgezeichnetes Team. Ani Souberlich, die Direktorin, ist der beste Spiegel dieser Gruppe. Mit vollem Einsatz erfüllen sie ihre Aufgabe, das Leben von vielen Jugendlichen zu retten und zu heilen.

Haus Madre de Tupãrenda in sozio-pädagogisches Projekt zur sozialen Reintegration und persönlichen Entwicklung für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren, die wegen verschiedener Vergehen im Jugendgefängnis gelandet waren. Hauptziel ist die Stärkung der Persönlichkeit durch Räume persönlicher, gemeinschaftlicher, spiritueller und berufsbildender Trainings für die Arbeitswelt und ganz allgemein das Alltagsleben nach der Haftentlassung.  Das Projekt erhält ein Stipendium von  monatlich 1.100.000 Gs (180 €), so als wäre er in einem bezahlten Arbeitsverhältnis.

Die ersten Jugendlichen haben das Projekt bereits erfolgreich abgeschlossen und eine Berufsarbeit aufgenommen; momentan sind 23 Jugendliche im Programm, das aus den fünf Schritten Aufnahme – Eingewöhnung – Training – Berufspraktikum – Nachbetreuung besteht.

 

Wie verläuft ein Tag im Haus Madre de Tupãrenda?

Die Einlasszeit ist um 8 Uhr morgens. Viele kommen früher an, weil sie keinen festen Platz zum Schlafen haben oder nicht in ihren Häusern sein wollen. Sie setzen auf ein besseres Leben.

Wenn sie das Haus betreten haben, gibt es erst eine Runde, in der jeder erzählt, wie das Ende des vorherigen Tages war. In einem sauberen Speisesaalerwartet sie das Frühstück, das sie mit dem sichtbaren Appetit von jungen Männern, die seit Stunden nichts mehr gegessen zu haben, verschlingen. Wenn sie diese erste Mahlzeit beendet haben, geht es an die verschiedenen Arbeiten.

Derzeit umfasst das Programm drei Bereiche der Ausbildung: Sozialverhalten, Gärtnerei und Bäckerei. Vor ein paar Wochen kam nun noch der Bereich Industrielle Konfektion hinzu, konkret das Nähen und Besticken von T-Shirts, ein Bereich, der größere Möglichkeiten für den späteren Zugang zu Arbeitsplätzen bietet.

Im Bereich Sozialverhalten / Social Skills werden ihnen grundlegende Regeln des Zusammenlebens beigebracht. In Gartenbau werden sie in der Anlage und Pflege von Gemüsegärten geschult, und in der Bäckerei lernen sie die Zubereitung von Teilchen, Kuchen, Brötchen, Chipas und anderen Backwaren mit dem Ziel, sich auf den Beruf zu spezialisieren.

Um 10.00 Uhr gibt es ein zweites Frühstück und um 12.00 Uhr das Mittagessen. Um 13.00 Uhr geht es zurück an die Arbeit, die um 14.30 Uhr durch eine Zeit fürs Duschen unterbrochen wird – die allermeisten der Jungen kommen nur in diesem Haus in den Genuss von fließendem warmen Wasser.

Jeder Tag ist Training und mehr: Katechese, Gitarrenkurs, Sport …

Am Dienstag nachmittags gibt es immer eine Katechese, die mit der Messe endet, die Pater Pedro Kühlcke mit den Jungen im Heiligtum feiert. Manch einer der Jungen hat sich in diesen Katechesen entschieden, sich taufen zu lassen, zur Erstkommunion zu gehen oder die Firmung zu empfangen. Die Gitarrenstunden am Mittwoch sind ein voller Erfolg, dank des ehrenamtlichen Gitarrelehrers, der jeden Mittwoch kommt, um in ihnen die Freude an der Musik zu wecken. Am Donnerstag, wenn Sport auf dem Stundenplan steht, braucht man nicht viel zu motivieren, da sind alle begeistert dabei, zumal zuletzt dank Spenden Fußballtore und Fußballschuhe für alle angeschafft werden konnten. In den anderen Zeiten haben die Psychologin und die Sozialarbeiterin Sprechstunden oder ein Rechtsanwalt steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Das engagierte Team achtet auch darauf, dass die Jungen ihre Schulausbildung weitermachen und dass sie lernen, mit dem Geld gut umzugehen. Regelmäßig werden sie auch zu medizinischen und zahnärztlichen Untersuchungen gebracht – viele zum ersten Mal im Leben.

Das alles ist kein nettes Jungeninternat. Die meisten Jugendlichen, die ins Haus Madre de Tupãrenda kommen, nehmen irgendwelche Drogen, und so geht es für die meisten zweimal im Monat zur Suchtberatung.

Wo kommen sie her? Aus bitterster Armut, kaputten Familien, aus Verwahrlosung, Gewalt, Missbrauch und Leben auf der Straße

Ani Souberlich betont, dass es bei den Jugendlichen, die ins Haus kommen, viele Parallelen gibt: die große Mehrheit hat keine Familie, wurde nicht nur vom Vater, sondern auch von der Mutter verlassen, von den Eltern geschlagen und missbraucht, lebte bei einer Oma, die schließlich gestorben ist – und dann waren sie mit 10, 11 Jahren mutterseelenallein. Staatlich kümmert sich niemand um sie…

Ani erinnert sich an einen besonderen Fall: „Eines Tages redete ich mit Pepito (Name geändert) und fragte ihn, warum er angefangen hatte, Drogen zu nehmen. Das war als ich acht Jahre alt war, antwortete er. Da habe ich gesehen, wie meine Mutter meine kleine Schwester von drei Jahren totgeschlagen hat. Ich fragte ihn, ob ich mit ihm zusammen zum Grab seiner kleinen Schwester gehen dürfe, und während die Tränen nur so rollten, sagte er mir, er wisse nicht, wo sie verscharrt worden sei … Er sagte mir, seine Mutter wäre seitdem im Knast, und wenn er heute Abend aus dem Haus gehe, müsse er sich einen Platz zum Schlafen suchen. Und dann gibt es immer wieder auch diese Freude, wenn man sieht, wie diese Jungen wachsen, wie sie anfangen zu lachen und sich zu freuen – und dann weiß man, dass all die Arbeit, die wir machen, wirklich lohnt.“

 

Konkrete Beiträge für ein Leben in Würde

Haus Madre de Tupãrenda, das im August bereits ein Jahr bestanden hat, erhält eine monatliche finanzielle Unterstützung durch das Justizministerium für die Stipendien und die weiteren Ausgaben. Darüber hinaus lebt es von den Erlösen aus Bäckerei und Gewächshaus, es werden Flohmärkte veranstaltet und es kommen hin und wieder Spenden – mit einer großen und einigen kleinen Spenden haben die Leser von schoenstatt.org mit knapp 12.000 € beigetragen. Und es wird einfach das Unmögliche getan, damit dieses Projekt weiterbesteht und ein neues Leben, ein Leben in Würde für diese Jugendlichen bedeuten kann.

 

Wer mit einer kleinen Spende mitwirken möchte, braucht nur auf den Spendenbutton klicken – und kann sofort per Kreditkarte, Paypal, Sofortüberweisung oder Lastschrift spenden.

 


Kontodaten:

Fundaprova, Cuenta: 102792992, Sudameris Bank SAECA, BIC/SWIFT  BSUDPYPXXXX, RUC80079669-1
Schönstatt-Patres International e. V., IBAN: DE91 4006 0265 0003 1616 26, BIC/SWIFT GENODEM1DKM, VWZ: P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tupãrenda

In Deutschland steuerabzugsfähig.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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