Veröffentlicht am 2017-06-19 In Haus Madre de Tuparenda, Werke der Barmherzigkeit

Das „Haus der Wunder“ in Tupãrenda …

PARAGUAY, Ricardo Acosta, Rechtsanwalt •

Das Brot der Kinder und die Krümel, die runterfallen …

Man hört viel von großen Wundern in den bekannten Wallfahrtsorten wie Lourdes, Fatima, Luján oder auch Caacupé in Paraguay. Doch ich hätte nie gedacht, dass ich im Schatten des Heiligtums von Tupãrenda Wunder erleben würde. Ich denke immer an die Bibelstelle aus dem Evangelium nach Matthäus 15, 25-27:die kanaanäische Frau, die ein Wunder für ihre besessene Tochter suchte und Jesus bedrängte, ihr zu helfen: „Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!“

Er erwiderte: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ „Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“

Bäckerei, Haus Madre de Tuparenda

Wo es an Menschlichkeit mangelt

So riesengroß empfinden wir die Not, dass wir um die Krümel vom Tisch des Herrn bitten. Doch uns ist überhaupt nicht klar, dass die Bedürftigen nicht wir selbst sind, sondern die am meisten Benachteiligten, die ohne jegliche Chance ihrem Schicksal überlassen sind und nicht einmal Krümel bekommen.

Nicht, dass ich in diesen Dingen skeptisch bin, aber es fällt schwer, es zu glauben… Seitdem ich als Anwalt im rechtlichen Bereich von Haus Madre de Tupãrenda (CMT) zu arbeiten begonnen hatte, habe ich mich sehr auf die juristischen Aspekte konzentriert und darüber fast die Personen vergessen. Genaugenommen war jeder der Teilnehmer an diesem Projekt im Jugendgefängnis gelandet, weil niemand sie als wertvolle und wichtige Personen gesehen hatte. Wortwörtlich sagte einer der Polizeibeamten mir bei einem meiner Besuche auf der Polizeistation: „Sie verlieren doch nur Ihre Zeit mit denen, für die gibt es keine Lösung, da wird nichts draus.“ Und ich bekam einen dicken Hals vor lauter Wut über diesen Kommentar. Und als ich an diesem Tag ins Haus Madre de Tuparenda zurückkehrte, fragte ich mich: Glaubst du denn an sie?

Besucher aus Portugal

Die Augen des Herzens öffnen

Von diesem Moment an änderte sich alles. Ich blickte über die Aufzeichnungen in ihren Akten hinaus und sah auf einmal den Menschen, der um eine Chance bat und begann zugleich, wahrzunehmen, was diese Jugendlichen in ihrem ganzen Leben entbehrt hatten und weiterhin entbehrten.

Seit diesem Tag an haben sich mein Blick und meine Worte ihnen gegenüber geändert. Ich betrachte sie jetzt als meine kleinen Brüder, die mich brauchen, nicht weil ich die magische Formel für die Veränderung ihrer Realität oder ihrer persönlichen Geschichte hätte, sondern weil sie mir vertrauen und ich ihnen Vertrauen geben kann. Auch im Wissen, dass viele von ihnen ihre Verpflichtung oder ihr Versprechen nicht halten werden, aber dass sie immer wissen werden, dass jemand an sie denkt, dass einmal jemand ihnen vertraut und sie deshalb nicht misshandelt oder angeklagt hat. Dass jemand an sie geglaubt hat, vielleicht zum ersten Mal im Leben.

Viel zu oft haben diese Jungen mit kaum mehr als Brotkrumen vom Tisch der Herren irgendwie überlebt; mehr Zeit auf der Straße als im Haus, weniger Umarmungen von Vater und Mutter, weil die nicht da waren; nie in der Schule, weil sie die Rolle des Ernährers von kleinen Geschwistern und alkohol- oder drogenabhängigen Eltern (und Onkeln und Tanten und Großeltern) übernehmen mussten … und Tausende anderer Situationen, die es ihnen verboten haben,   ihren Hunger zu stillen, und nicht nur den Hunger des Magens, sondern viel mehr noch den der Seele. Und all das, weil „die Herren“ ihnen nicht genug gegeben haben, und weil sie auch nicht so beharrlich und so klug gebettelt haben wie diese kananäische Frau. Der Glaube dieser Frau hat Jesus berührt, und ihre Tochter wurde geheilt.

 

Lebendige Wunder

Wunder erleben

Warum verliert man so schnell die Kraft, um dieses Wunder zu kämpfen? Ein Wunder, in dem man selbst Protagonist ist, Kanal, Werkzeug. Man kann hier Zeuge werden davon, wie dieses phantastische übernatürliche Wunder entsteht und Gestalt annimmt, das das Mitwirken so vieler Menschen braucht, die trotz negativer Erlebnisse einfach nicht bereit sind, die Hoffnung zu verlieren. Sie heißen Ani und P. Pedro und Cristy und Ana Maria und Gisela und Maria und …

Die ersten drei

Die ersten drei Jugendlichen dieses Zentrums, das Tag für Tag Dutzende von Realitäten verändert, haben ihren Abschluss geschafft. Es sind die ersten drei, die die vollen neun Monate des Projektes „Haus Madre de Tuparenda“ absolviert haben, neun Monate, die sie aus eigener freier Entscheidung damit verbracht haben, sich selbst die Chance zu geben, zu wachsen; neun Monate voller Kämpfe und Durchhalten; neun Monate voller Stolpern, aber vor allem neun Monate des Aufstehens nach jedem Fallen. Sie dürften hundertmal gefallen sein und sind einhunderteinmal wieder aufgestanden. Sie sind die ersten drei von vielen, die wir noch sehen werden.

 

Ricardo Acosta durante su trabajo en la Casa Madre de Tuparenda

Bündnis und Engagement

Dank dem Justizministeriums und den zahlreichen Mitarbeitern und Wohltätern für das Vertrauen in das „Haus der Wunder“ Madre de Tupãrenda, denn ohne die materielle und spirituelle Unterstützung jedes einzelnen von Ihnen wäre es unmöglich, dieses Werk durchzuführen. Es geht nicht um Magie; wir schaffen nur denen eine Chance, die sie wirklich und wahrhaftig brauchen.

 

 

Aufatmen: das strategische Bündnis zwischen dem Justizministerium und Haus Madre de Tuparenda wurde am  18.05.2017 erneuert. Damit ist ein guter Teil der Finanzierung vorerst  gesichert.

Möchten Sie persönlich, möchten Sie als Gemeinschaft, als Gruppe, als Kurs, als Diözese, als Gliederung… Teil dieses Wunders sein?

Es ist so schrecklich einfach… Mit Ihrem täglichen Gebet für einen der Jungen im Haus, mit Ihrem Beitrag zum Gnadenkapital für einen von ihnen und ja, auch mit jenem anderen Kapital, ohne das es nicht geht, denn diese Jungen brauchen Essen und Kleidung, Werkzeuge und professionelle Betreuung. Jeder Euro, jeder Dollar, jeder Peso, Guarani, Franken … zählt. Herzlichen Dank!

 

GLEICH HIER ONLINE SPENDEN – EIN KLICK GENÜGT

Oder:

Konto in Paraguay:

Fundaprova

Konto: 102792992

Sudameris Bank SAECA, BIC  BSUDPYPXXXX

RUC80079669-1

 

Konto in Europa (Überweisungen aus dem SEPA-Raum sind kostenfrei)

Schönstatt-Patres International e. V.

IBAN: 4006 0265 0003 1616 26 DE91

BIC/SWIFT GENODEM1DKM

Verwendungszweck: P. Pedro Kühlcke, Casa Madre de Tupãrenda

In Deutschland steuerabzugsfähig, bitte Adresse nicht vergessen.

 

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