Veröffentlicht am 2016-08-14 In WJT2016

“Gott lädt dich ein zu träumen, er will dich sehen lassen, dass die Welt mit dir anders sein kann”

WJT2016, von Maria Fischer •

“Ich möchte, dass ihr Säer von Hoffnung seid”, sagte Papst Franziskus den Jugendlichen schon ganz am Anfang des Weltjugendtags in Krakau. Am Ende des WJT2016 nannte man ihn „Säer der Hoffnung“. Der Jesuit Guillermo Ortiz, Koordinator des spanischen Programmes von Radio Vatikan, fasst es so zusammen:

„Welches Bild lässt in Zeiten von grausamen Kriegen und Gewalt Hoffnung neu erstehen? In der Schlusspredigt des WJT hat der Papst das Fundament der christlichen Hoffnung genannt. Er sagte: ‚ Gott ist in seiner Liebe zu uns treu, sogar hartnäckig. Er wird uns helfen, daran zu denken, dass er uns mehr liebt als wir uns selbst, dass er „immer für uns schwärmt“ wie der Unverbesserlichste der Fans. Immer erwartet er uns voller Hoffnung, auch wenn wir uns in unseren Traurigkeiten verschließen und ständig über empfangenes Unrecht und über die Vergangenheit brüten. Doch die Traurigkeit liebzugewinnen, ist unserer spirituellen Statur nicht würdig! Es ist vielmehr ein Virus, der alles verseucht und blockiert, der jede Tür verschließt, der verhindert, das Leben neu zu entfachen und von vorn zu beginnen. Gott ist dagegen hartnäckig hoffnungsvoll: Er glaubt immer, dass wir wieder aufstehen können, und findet sich nicht damit ab, uns erloschen und freudlos zu sehen. Es ist traurig, einen freudlosen jungen Menschen zu sehen. Denn wir sind immer seine geliebten Kinder. Erinnern wir uns daran zu Anfang jedes Tages! Es wird uns gut tun, es an jedem Morgen im Gebet zu sagen: „Herr, ich danke dir, dass du mich liebst; ich bin sicher, dass du mich liebst; mach, dass ich mich in mein Leben verliebe!“ Nicht in meine schlechten Angewohnheiten – die müssen korrigiert werden –, sondern in mein Leben, das ein großes Geschenk ist: Es ist die Zeit, zu lieben und geliebt zu werden.'“

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Von der Lähmung des Sofas zum Christen im Herausgehen

Die Vigilfeier am Samstagabend war beeindruckend wegen der künstlerischen Darstellungen, die sehr treffend die Herausforderungen in der heutigen Welt zeigten, ebenso die Zeugnisse von Jugendlichen aus verschiedenen Ländern und Lebenssituationen. Für die Jugendlichen war die Ansprache des Papstes ein Höhepunkt – die „Sofalähmung“ ging ein, und auch sein Aufruf: „Wir müssen unsere Freiheit verteidigen.“ Vor 1,6 Millionen jungen Menschen rief Franziskus, mit einem jugendlicheren Herzen als viele Jüngere, aus: „Unsere Antwort auf eine Welt im Krieg hat einen Namen: sie heißt Brüderlichkeit!“ Und er sagte jedem Jugendlichen: „“Gott lädt dich ein zu träumen, er will dich sehen lassen, dass die Welt mit dir anders sein kann.”

Mit anderem Ton und der gleichen Botschaft hatte sich Franziskus kurz zuvor an die Jesuiten gewandt, die er überraschend – oder nicht so überraschend – am selben Tag besuchte. Sie stellten ihm interessante Fragen kreuz und quer durch die aktuellen Themen von Kirche, Welt und eigener Gemeinschaft. So etwa nach der Bedeutung der Universitätspastoral der Jesuiten und damit der Arbeit in der Kultur der Gegenwart. Der Papst sagte ihnen, dass das Engagement ausgesprochen hoch sein müsse, ein „Engagement im Herausgehen“, um einen Lieblingsausdruck zu gebrauchen, der im Deutschen mit „Aufbruch“ viel zu harmlos übersetzt wird. Dies sei ein Engagement, das mit der Realität und nicht nur mit der Abstraktion und Ideen zu tun habe.

„Hier in Seattle, USA, arbeite ich bei „Friends of the Needy“ (Freunde der Bedürftigen) mit. Jeden Tag von Montag bis Sonntag von 20.00 Uhr bis 23.00 Uhr sammeln wir auf Mercer Island, wo ich mit meiner Familie lebe, Lebensmittel (Donuts, Teilchen, Brot), die uns Ketten wie Starbucks und andere geben – insgesamt sind es drei. Die werden mit dem Kleinlaster zur Pfarrei St. Monika in der Stadt Seattle gebracht und koordiniert zu 3 oder 4 Aufnahmestellen gebracht, die für Bedürftige Unterkunft und Frühstück anbieten“, schreibt Pablo d’Amico, ein dort lebender Argentinier. „Ich nehme unsere Gottesmutter dabei nicht mit und rede weder von ihr noch von Schönstatt, doch ich verstehe, dass das `Herausgehen‘ etwas mit der Arbeit zu tun hat, die ich leiste.“ Und was.

In dem Rhythmus, in dem die Jugendlichen auch in Polen wieder geschrien haben: “Esta es la juventud del Papa”, „Das hier ist, die Jugend des Papstes“, können wir auch sagen: „Das hier ist das Schönstatt im Herausgehen.“

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Durch die Stadt gehen

Der Weltjugendtag ist vorbei und auch die letzten Pilger sind zu Hause angekommen. Auf dem riesigen Campus Misericordiae bei Krakau, dem Ort von Vigil und Schlussgottesdienst dieses Weltjugendtags 2016, hörten 1,6 Millionen vor Ort und so viele andere vor den Bildschirmen die kraftvollen Worte des Heiligen Vaters, der sie aufrief, herauszugehen zur Begegnung mit Jesus und den Menschen.

„Ihr seid nach Krakau gekommen, um Jesus zu begegnen. Und das Evangelium erzählt uns heute ausgerechnet von der Begegnung zwischen Jesus und einem Mann, dem Zachäus, in Jericho (vgl. Lk 19,1-10). Dort beschränkt Jesus sich nicht darauf, zu predigen oder jemanden zu besuchen, sondern er will – wie der Evangelist sagt – durch die Stadt gehen (vgl. V. 1). Mit anderen Worten, Jesus möchte sich dem Leben eines jeden nähern, unseren Weg ganz und gar gehen, damit sein Leben und unser Leben sich wirklich begegnen.“

In der Sprache der digitalen Ära sprach er vom Virus der Trauer, „der alles infiziert und lähmt“, erklärte ihnen, dass wir Jesus, der uns das Leben gegeben hat, nicht mit einem flüchtigen Gedanken oder einem billigen Tweet antworten können. Und dass Jesus erwarte, dass unter den zahlreichen Chats jeden Tages das Gebet einen vorderen Platz einnehme. “ Wie wünscht er sich, dass sein Wort zu jedem deiner Tage spreche, dass sein Evangelium das Deine werde und dein „Navigator“ auf den Straßen des Lebens sei!“

Die Jugendlichen aus Paraguay, die ihre Erlebnisse des Weltjugendtags mit uns geteilt haben, sind wie alle Jugendlichen, die dabei gewesen sind, schon zu Hause angekommen. Um mit Jesus durch die Stadt zu gehen.

Denn ihnen und uns allen hat Franziskus gesagt:

„Der Weltjugendtag, könnten wir sagen, beginnt heute und geht morgen zu Hause weiter, denn dort will Jesus dir von nun an begegnen. Der Herr will nicht nur in dieser schönen Stadt oder in den lieben Erinnerungen bleiben, sondern er möchte zu dir nach Hause kommen, in deinem Alltagsleben wohnen: im Studium und in den ersten Arbeitsjahren, in den Situationen von Freundschaft und liebevoller Zuneigung, in den Plänen und den Träumen.“

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Fotos: Sebastián Denis, Screenshots CTV (Claudia Echenique)

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