Veröffentlicht am 2017-05-26 In Dilexit ecclesiam

Im Monat der Hundertjahrfeier Fatimas: Was nach Pater Kentenich Schönstatt und Fatima verbindet

Redaktion schoenstatt.org / Ventura Torres, Maria Fischer •

Zahlreiche Schönstätter aus Portugal waren an jenem 12. und 13. Mai in Fatima, bei der großen Hundertjahrfeier der Erscheinungen der Gottesmutter Maria vor den Hirtenkindern, von denen zwei an diesem Tag und an diesem Ort von Papst Franziskus heiliggesprochen wurden.

„Nach sechs Tagen Fußwallfahrt nähere ich mich dem Heiligtum von Fatima. Tausende von Pilgern gehen hier, als wären wir ein Fluss, der immer breiter wird, um sich dann auf dem Platz der Basilika bei der Erscheinungskapelle zu ergießen. Franziskus wird in gut drei Stunden erwartet. Geheimnis, Sehnsucht, Vorfreude und die Gewissheit, dass etwas Großes geschehen wird… Ich danke der Gottesmutter dafür, dass ich Teil dieses historischen Augenblicks werde“, so Lena Castro aus Lissabon im Chat des Teams von schoenstatt.org.

Nicht nur Schönstätter aus Portugal eilten nach Fatima, sondern auch größere Gruppen und einzelne Pilger aus Argentinien, Deutschland, Brasilien, Spanien… Und Hunderte andere hatten sich dieses Wochenende reserviert, um den Liveübertragungen zu folgen. „Von Belmonte aus beten wir und feiern die heilige Messe mit dem Papst in Fatima verbunden“, schrieb P. Rolando, ein kubanischer Bundespriester, der in Rom studiert. In vielen Heiligtümern gab es ebenso Momente der Verbundenheit mit Fatima, etwa im Santuario Joven in Asunción.

Was hat die Schönstätter, die physisch oder virtuell in Fatima waren, am meisten beeindruckt?

„Mich hat das Gesicht von Franziskus beim Gebet zu Maria beeindruckt“, sagt Silvia Losada aus Argentinien. Für viele war es wie für Tita Andras aus Chile „dieser internationale solidarische Rosenkranz“ in der Vigil, mit den eindrücklichen Worten von Papst Franziskus: „So nimmt das Evangelium, jedes Mal wenn wir den Rosenkranz an dieser segensreichen Stätte oder an jedem anderen Ort beten, seinen Weg im Leben eines jeden Einzelnen, der Familien, der Völker und der ganzen Welt auf.“

„Das Schweigen des Papstes beim Gebet zu Maria“, meinten andere, oder „die ganze Predigt bei der Weihe der Kerzen, in der er so deutlich Marias Rolle, ihre Mission in Verbundenheit mit Jesus“ gezeigt habe, und diese Worte: „Diese Dynamik der Gerechtigkeit und der Zärtlichkeit, des Betrachtens und des Hingehens zu den anderen macht Maria zu einem kirchlichen Vorbild für die Evangelisierung« (Evan­gelii gaudium, 288). Möge jeder von uns mit Maria zu einem Zeichen und Sakrament der Barmherzigkeit Gottes werden, des Gottes, der immer vergibt und alles vergibt.“

Pfr. Esteban Casquero (links), Argentinien, in Fatima

 

In Schönstatt sprach Pater Alejandro Martínez einige Tage später bei der Bündnismesse über die Parallele Fatima – Schönstatt, ausgehend von einer Studie Pater Kentenichs.

Hier der vollständige Text seiner Ansprache:

Die Parallele Schönstatt – Fatima

Liebe Schönstattfamilie, liebe Pilger!

Im heutigen Evangelium betrachten wir die Gottesmutter in ihrer mütterlichen Sorge angesichts der Not der Brautleute als der Wein ausging. „Sie haben keinen Wein mehr“. Sie macht sich ihre Not zu Eigen. Die Gottesmutter steht vor uns als die Mittlerin an der Seite des Mittlers: Mittlerin zwischen Gott und den Menschen, ganz bei Gott und ganz bei den Menschen; Mittlerin der Liebe, damit die menschliche Liebe ihre Vollendung in Gott findet und die Liebe Gottes in menschlicher Gestalt zu uns kommt. Die Gottesmutter verbindet ihre Liebe mit unserer Not, jedoch nicht um seinen Sohn zu bewegen, um etwas zu tun, was er nicht vor hätte, sondern damit die Liebe Jesu deutlicher und greifbarer wird („tut was er euch sagt“).

Im Marienmonat schauen wir gerne auf das Herz der lieben Gottesmutter, denn es ist ein Zeichen Gottes, das in uns Liebe hervorruft; ein wirksames Zeichen im Dienste seines Sohnes. Und Gott bedient sich immer wieder Marias, um uns an sich zu ziehen, vor allem in Zeiten der Not, des Leidens. Sie hilft uns, dass unser Wasser zu Wein wird.

Die Gottesmutter kommt uns zu Hilfe, gerade wenn die Zeichen der Zeit uns große Sorgen bereiten und uns manchmal in Angst versetzen; wenn die Gefahren übermächtig werden. So war es in Fatima und in Schönstatt vor hundert Jahren. (➚Papst in Fatima am 13.) Zwei göttliche Initiativen – fast zeitgleich. Unterschiedlich in ihrer Art und doch an vielen Stellen übereinstimmend. Beide sind Teil eines einzigen Planes Gottes und Antwort auf dieselbe Zeit. Indem wir beide zusammen betrachten, entdecken wir noch deutlicher die Tiefe der Absichten Gottes und die originelle Konvergenz, die dahinter steckt. Beide müssen zusammen gelesen werden, denn das Ziel kann nur eines sein: den Weg der Erlösung neu zu zeigen – „was er euch sagt, das tut“.

Pater Kentenich versuchte im KZ-Dachau (1944) in einer kleinen Abhandlung auf die Parallele zwischen Fatima und Schönstatt hinzuweisen. Unterschiede sind vor allem in der „Erkenntnisquelle“ festzustellen: in Fatima außerordentliche Visionen, in Schönstatt „ein hellsichtiger praktischer Vorsehungsglaube“, und hinsichtlich der Wunder: In Fatima das eindrucksvolle Sonnenwunder. In Schönstatt erwarten wir zuerst (aber nicht ausschließlich) moralische Wunder.

Die Gemeinsamkeiten sind eindeutig, wie P. Kentenich erklärt. Zuerst im Glauben an die Sendung der Gottesmutter für unsere Zeit: sowohl in Schönstatt wie in Fatima zeigt sie sich als die Siegerin gegen die Häresien der heutigen Zeit, sie ist das große Siegeszeichen am Himmel. Ähnlichkeit bei der Geringfügigkeit der Werkzeuge (die einfachen Hirtenkinder in Fatima und in Schönstatt „die jungen Studenten aus einer Winkelgesellschaft an einem unbekannten Ort; kleines, unansehnliches Heiligtum im Tal und ein Gnadenbild, an dem sich die Weisen dieser Welt stoßen.“) Auch hinsichtlich des „apostolischen Charakters“ sieht Pater Kentenich „im Ringen um die Gnade der Bekehrung“ (Fatima) Parallelen zur Gnade der im Schönstatt-Heiligtum geschenkten seelischen Wandlung als Werktagsheiligkeitsgnade.

Was P. Kentenich an Fatima besonders imponiert ist, dass die Person der Gottesmutter in den Vordergrund gestellt wird: „Wenn ich die Botschaft in ihrer Originalität mit einem Satz charakterisieren wollte, dann müsste ich wohl sagen: In eigenartiger Weise weist die Gottesmutter in alleweg sehr nachdrücklich auf sich selber hin.“ Gleichsam als würde sie uns aufmerksam machen: die Antwort, die Lösung auf die Fragen und Probleme der heutigen Zeit steht in mir, mein unbeflecktes Herz ist das wirksame Zeichen. Die Botschaft von Fatima ist Widerhall der Worte Jesu selbst: „Siehe da deine Mutter“.

Die Hirtenkinder sehen die Sorge und die Trauer im Gesicht der Gottesmutter und wenig später werden sie den Grund verstehen. Sie sollen einen Augenblick die Hölle beobachten und sind zutiefst erschrocken. Aber die Hölle ist keine unausweichliche tragische Schicksalsfügung. P. Kentenich deutet die Worte der Gottesmutter: „‚Der Heiland will die Welt bewahren vor diesem Hinabsturz in die Hölle durch die Liebe (und) Verehrung meines heiligsten und unbefleckten Herzens. Wer das tut, was ich sage, der wird gerettet.

Und wenn die Welt sich meinem Herzen weiht, dann wird sie bald Frieden bekommen.‘ Ich muss erst wieder hervorheben: Wie stark steht sie selber im Vordergrund!… sie weist immer auf sich hin. Liebesbündnis mit mir, das ist jetzt das Wichtigste. Liebe zu mir, Liebe zu meinem Herzen, das ist jetzt für euch das Wichtigste. Davon hat der liebe Gott den Frieden der heutigen Welt abhängig gemacht. … Um die Welt nun davor zu bewahren, deswegen bin ich ja hier! Ja was verlange ich darum von euch? Meinem Herzen sollt ihr euch weihen!“ (G.U: „…. von hier aus die jugendlichen Herzen an mich ziehen“)

Aber warum sollte gerade die Weihe an das unbefleckte Herz der Gottesmutter die Lösung der großen Probleme unserer Zeit sein? Was ist mit dieser Weihe gemeint?; ein Akt der Frömmigkeit, der geradezu automatisch der Welt Heil bringen soll? Im Sinne P. Kentenichs ist die Weihe an das unbefleckte Herz der Gottesmutter eher ein Lebensprogramm mit apostolischem Gepräge. Ein Programm zur Rettung einer echt organischen Liebe. Das Herz der Gottesmutter soll die Urtriebe unserer Natur berühren und zur Liebe anregen.

Für manche könnte die Weihe an das Herz der Gottesmutter eine pietistische individuelle Frömmigkeitsform sein, doch Pater Kentenich ist der Meinung: „Weihe an das unbefleckte Herz der lieben Gottesmutter bedeutet eine vollständige Umwandlung des Individuums und der ganzen menschlichen Gesellschaft…. ein Reformprogramm ersten Ranges„.

Im unbefleckten Herzen Mariens betrachten wir in vorzüglichster Weise die Vollendung und Erhöhung der von der Gnade getragenen personalen, menschlichen Liebe. Ihr Herz spiegelt die Würde des Menschen wider und fördert eine wahre Bündniskultur (Kultur der Bindungen und der Solidarität untereinander). PK: „Das Herz der lieben Gottesmutter ist ein geordnetes Herz,… ein Mikrokosmos einer endlos durchgegliederten lebendigen Ordnung… Wenn ich mich dem unbefleckten Herzen der Gottesmutter schenke, dann (kommt) mein Herz auch in Ordnung! Und die Wirkung muss sein: Von meinem geordneten Herzen aus kommt meine Umgebung (in Ordnung).

Im Jahre 1917 warnt die Gottesmutter vor den schrecklichen Folgen, die von den Irrlehren aus Russland über die Welt verbreiten werden (heute ist Russland die ganze Welt). Da werden die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen eines irrigen Menschen- und Gemeinschaftsbildes erwähnt. Das sieht PK genauso und er sieht im Liebesbündnis mit der Gottesmutter einen Weg zur Überwindung einer Denkweise, die sowohl das Bild des Menschen als das Bild Gottes verstellt. „Letzten Endes wird jedoch – so schließt die Fatimabotschaft – ihr jungfräuliches Herz den Sieg über die modernen anthropologischen Häresien davontragen, …“

Die Botschaft von Fatima bleibt aktuell als wirksames Zeichen und sie soll uns heute ermutigen und bestätigen, denn mit ihr ist auch eine Verheißung verbunden: „Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Siegesgewissheit finden wir bei der Gottesmutter.

Und vor allem versichert uns die Gottesmutter, dass unsere kleinen Beiträge im Sinne der Werktagsheiligkeit und des Apostolates eine ungeheure Wirkung im Weltgeschehen haben können. Die Heilsgeschichte entscheidet sich an kleinen Hirtenkindern, an verborgenen Orten, wo das Herz der Gottesmutter zum Programm wird.

P. Alejandro Martínez C.

18.05.2017


Alle Ansprachen von Papst Franziskus in Fatima

Fuente: twitter.com/antoniospadaro

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