Veröffentlicht am 2016-07-29 In Franziskus - Botschaft, WJT2016

Und plötzlich stehen wir vor dem Heiligen Vater

WJT2016, von Sebastián Denis und Maria Fischer •

Am Mittwochnachmittag versammelten sich die Jugendlichen der Schönstatt-Bewegung aus Paraguay und mehreren Ländern Lateinamerikas, die zum Weltjugendtag nach Krakau gekommen waren, in einer Pfarrkirche der Stadt, um von dort aus gemeinsam zum „Heiligtum der Barmherzigkeit“ zu pilgern. Auf dem Weg wurden einige Texte verlesen, die schon in der Vorbereitung auf das Treffen der polnischen Schönstattjugend „Stay connected“ erarbeitet und verbreitet worden waren.

So gingen sie hörend, betend und die Erfahrungen bis zur Ankunft beim Weltjugendtag betrachtend durch den Nieselregen, als es plötzlich an einer Straßenecke kein Weiterkommen mehr gab. Straßenblockade, Polizei… Keine Möglichkeit, weiterzugehen.

Was für eine Überraschung und Freude aber war es, als sie merkten, dass genau vor ihnen der Heilige Vater vorbeifuhr! So groß war die Ergriffenheit, dass keiner Fotos oder Videos machen konnte… Wie gut. Die unerwartete Begegnung mit Franziskus fand nicht in den Handys und Tablets statt, sondern in der Realität, und statt auf ihre Handys und Tablets zu starren, wie es fast immer in solchen Augenblicken geschieht, schauten sie auf den Heiligen Vater  – und der konnte sie anschauen.

Erst vor wenigen Tagen erzählte mir ein enger Mitarbeiter von Papst Franziskus etwas, das mir in diesem Moment wieder einfällt, als Sebastian sich fast entschuldigt, dass es keine Fotos gibt. Es war bei einer der Morgenmessen in Santa Marta. Eine Ordensschwester, die das unglaubliche Glück hatte, bei dieser Messe des Papstes dabei zu sein, war schon früh in die Kapelle gekommen – und wer ebenfalls sehr früh da war, war Papst Franziskus! Mit einem herzlichen Lächeln ging er auf die Ordensschwester zu, streckte ihr seine Hand entgegen – und diese begann, hektisch mit beiden Händen nach ihrem Handy zu wühlen und es auf den Papst zu richten, um diesen Moment festzuhalten. Der Papst schaute einen Moment, während sein Gesichtsausdruck sich veränderte, zog die Hand zurück und ging weiter, um die nächste Person herzlich zu begrüßen.

11Pilgermomente

Viele der lateinamerikanischen Jugendlichen der Schönstatt-Bewegung sind zusammen in einer Schule mitten in Krakau untergebracht. Und sie genießen sehr, hier den Jugendlichen aus den anderen Ländern zu begegnen und diesen Weltjugendtag gemeinsam zu erleben.

Das Heiligtum der Barmherzigkeit beeindruckte sie sehr. Sie besuchten an diesem Tag auch das Johannes Paul II. geweihte Heiligtum.

Bevor sie nach Krakau kamen, besuchten die Jugendlichen aus Paraguay noch das Bethlehem-Heiligtum in Rokole, das einzige Schönstatt-Heiligtum Tschechiens.

„Der Glaube dieses jungen Mannes, unseres Gefährten, der so viel für den Weltjugendtag gearbeitet hat“

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Am Abend sprach der Papst vom Balkon des Bischofspalastes in Krakau zu den Jugendlichen, die sich dort eingefunden hatten – es ist zwar nicht Teil des offiziellen Weltjugendtagsprogramms, aber schon traditionelle „allererste Begegnung“ des Papstes mit den Jugendlichen.

In seinen improvisierten Worten in Italienisch erinnerte der Heilige Vater an Maciej Szymon, den jungen Voluntär, der am 2. Juli an Krebs verstorben ist und der einen großen Teil der Materialien des Weltjugendtags gestaltet hat, wie etwa die Bilder der Patrone und den Pilger-Kit.

 

Ich grüße Euch, ich grüße Euch ganz herzlich!

Ich sehe Euch hier mit Begeisterung und viel Freude. Aber jetzt muss ich euch etwas sagen, was das Herz traurig macht. Bleiben wir still. Es geht um jemanden von Euch. Maciej […]war etwas älter als 22 Jahre. Er hatte Graphik-Design studiert und seine Arbeit aufgegeben, um als Voluntär beim WJT mitzuarbeiten. In der Tat, alle Zeichnungen auf den Fahnen hier sind seine Entwürfe, die Bilder der Schutzheiligen, das Pilger-Kit und so weiter, alles was die Stadt hier schmückt. In dieser Arbeit hat er seinen Glauben entdeckt.

Im November wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Die Ärzte konnten nichts machen, nicht einmal durch die Amputation eines Beines. Er wollte noch den Besuch des Papstes erleben! Er hatte schon einen Platz in der Straßenbahn, in der der Papst fahren würde. Aber am 2. Juli ist er gestorben. Die Leute sind sehr betroffen – er hat für alle viel getan.

Denken wir jetzt alle in der Stille an diesen Weggefährten, der so viel für diesen Weltjugendtag gearbeitet hat, und beten wir alle in der Stille in unserem Herzen. Er ist unter uns.

Einige von euch mögen jetzt denken, ‚der Papst verdirbt uns den Abend‘. Aber es ist die Wahrheit, und wir müssen uns daran gewöhnen, an die guten und an die schlechten Dinge. So ist das Leben, liebe jungen Menschen. Aber es gibt eine Sache, an der wir nicht zweifeln brauchen: Der Glaube dieses Jungen, unseres Freundes, der für den Weltjugendtag so hart gearbeitet hat, hat ihn in den Himmel geführt und er ist nun bei Jesus, und in diesem Moment, schaut er auf uns alle. Und das ist eine Gnade. Eine Runde Applaus für unseren Gefährten!

Auch wir treffen ihn eines Tages: „Ach, du bist das! Schön, dich kennen zu lernen.“ So ist das. Denn das Leben ist so: heute sind wir hier, morgen dort. Das Problem ist, den richtigen Weg zu wählen, wie er ihn gewählt hat.

Danken wir dem Herrn, weil er uns diese Beispiele von Mut gibt, von tapferen Jugendlichen, die uns helfen, im Leben voranzukommen. Und habt keine Angst, habt keine Angst! Gott ist groß,  Gott ist gut, und wir alle haben etwas Gutes in uns.

Jetzt gehe ich schlafen. Morgen sehen wir uns, sehen wir uns wieder. Und Ihr erfüllt jetzt eure Pflicht, und die ist, die ganze Nacht hindurch Wirbel zu machen…. Und eure christliche Freude zu zeigen, die Freude, die der Herr euch gibt, um eine Gemeinschaft zu sein, die Jesus folgt.

Jetzt gebe ich euch den Segen. Und wie wir es als Kinder gelernt haben, grüßen wir vor dem Schlafengehen die Mutter. Beten wir also alle zu Maria, jeder in seiner Sprache.  Ave, o María…

Gute Nacht! Gute Nacht! Und betet für mich!

Übersetzung der Worte von Papst Franziskus teils nach Radio Vatikan, teils eigene Übersetzung.

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