Veröffentlicht am 2018-03-13 In Kirche - Franziskus - Bewegungen

Die Armen sind euer Schatz!

ITALIEN/WELTKIRCHE, Redaktion schoenstatt.org mit Pressestelle Sant’Egidio •

„Liebe Freunde, herzlichen Dank für die Freundschaft und Verbundenheit. Wir senden die eigene deutsche Übersetzung der Rede von Papst Franziskus und von Prof. Andrea Riccardi für die 50 Jahre von Sant´Egidio“, so Cesare Zucconi, Generalsekretär der Gemeinschaft Sant’Egidio, am Morgen des 13. März – genau am 5. Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus! – an die Redaktion von schoenstatt.org. „Die Armen sind euer Schatz“, so ein Kernsatz aus der Botschaft von Papst Franziskus. Stimmt – und die Botschaft des Papstes an diese 50 Jahre junge Bewegung, an die „Achtundsechziger der Kirche“, ist auch ein Schatz, auch für Schönstatt. Danke fürs Teilen! —

Es war ein Volksfest, ein Fest des Volkes, trotz des römischen Regens, das Papst Franziskus am Sonntag, dem 11. März, auf der Piazza von Santa Maria in Trastevere empfing. Sein Besuch aus Anlass von 50 Jahren Sant’Egidio war ein von allen Generationen, die heute die Gemeinschaft Sant’Egidio bilden, lange ersehnter Moment. Während Tausende von Menschen den Platz und die Kirche füllten, waren es noch viel mehr, die aus Dutzenden von Ländern die Liveübertragung über die Webseite von Sant’Egido verfolgten.

Ein Moment, nicht um „zurückblicken, um zu feiern oder manchen Erfolg zu genießen“, so Andrea Riccardi, der als junger Student vor 50 Jahren diese Gemeinschaft gegründet hat, sondern „um nach vorn zu schauen“. Und der Papst spricht von Kühnheit und Mut und von einer Mission, die diese Gemeinschaft hat und die sie erfüllen muss, heute mehr denn je.  „Seit Eure Gemeinschaft entstanden ist, ist die Welt „global“ geworden: Wirtschaft und Kommunikation haben sich sozusagen „vereinigt“. Doch für viele Menschen, vor allem für die Armen wurden neue Mauern errichtet. Die Unterschiedlichkeit wird zum Anlass für Feindseligkeit und Konflikte; es muss noch eine Globalisierung der Solidarität und des Geistes geschaffen werden. Die Zukunft der globalen Welt ist das Zusammenleben: dieses Ideal erfordert den Einsatz zum Aufbau von Brücken, der Dialog muss gepflegt und gegenseitige Begegnung fortgesetzt werden. (…) Es ist die Mission, in Geduld das menschliche Umfeld der Peripherien wieder zusammenzufügen, das durch Gewalt und Verarmung zerrissen wurde. Es ist die Mission, das Evangelium durch persönliche Freundschaft weiterzugeben und zu zeigen, dass ein Leben wirklich menschlich wird, wenn es mit den Ärmsten gelebt wird. Es ist die Mission, eine Gesellschaft zu schaffen, in der niemand mehr fremd ist. Es ist die Mission, die Grenzen und Mauern zu überwinden, um Einheit zu schaffen. Setzt heute diesen Weg mit noch mehr Kühnheit fort.“

 

Grußwort von Andrea Riccardi beim Besuch von Papst Franziskus bei der Gemeinschaft Sant’Egidio am 11. März 2018

 

Heiliger Vater,

„Das Zusammenleben der Völker in Peripherien und Städten macht eine Revolution möglich, wenn wir vom Herzen und vom Evangelium ausgehen”
vielen Dank, dass Sie bei uns sind. Zum fünfzigsten Jahrestag der Gemeinschaft wollen wir – wie Sie wissen – nicht zurückblicken, um zu feiern oder manchen Erfolg zu genießen, stattdessen möchten wir nach vorn schauen. Es geht nicht darum, Projekte zu beschließen, die von der Geschichte regelmäßig über den Haufen geworfen werden. Stattdessen möchten wir den anschauen, der uns entgegenkommt, der heute unsere Hilfe benötigt, es geht um die offenen Fragen. Im Grunde genommen darum, woher das Leben und die Geschichte kommen.

Die Zeit hat sich seit 1968 und unseren Anfängen gewandelt. Ganze Bereiche der Welt sind verschwunden, wie die Regime des Ostens und die Macht der revolutionären Utopie; die neue Welt im Süden hat die Hoffnung verloren, neu zu sein, sie hat Krieg erlebt. Alles wurde global zu einem großen Markt. Scheinbar hat sich jedoch wenig gewandelt bei den Mächten, die die Geschichte beherrschen, wie das Geld, woran sie mehrere Male erinnert haben. Kann die Welt heute nicht verändert werden? Man sagt, dass die globale Zeit zu kompliziert ist. Man muss zunächst einmal überleben: sich verteidigen – vor den anderen, den Armen. Das ist die Logik des Denkens an sich selbst, die von der persönlichen Ichbezogenheit bis zum nationalen Egoismus reicht. Jedes Land muss sich verschließen und sich vor der Weltenflut retten.

Man fühlt sich als Opfer und hat Angst. Wir sind überall in einer Zeit der Wut: gegen die anderen, die Verschiedenen, die Armen, die angeblichen Feinde. Es ist eine leidvolle Zeit, in der es endlose Gewalt und Krieg gibt: in Syrien oder im Südsudan. Die Gewalt lauert an der Schwelle jeder Gesellschaft. Die Versuchung ist der Pessimismus, der Verschlossenheit oder Faulheit hervorruft. Sind Pessimisten in der Lage, Freunde des Auferstandenen zu sein?

Der Hl. Augustinus sagt: „Ihr sprecht von schwierigen Zeiten… Lebt gut und verändert die Zeiten durch ein gutes Leben: verändert die Zeiten, dann braucht ihr nicht zu klagen!“ (Rede 311,8). Aus den 68er Jahren bewahren wir die Überzeugung, dass sich alles ändern kann und es auch von uns abhängt. Das Konzil hat uns das Wort Gottes anvertraut, das die Herzen, das Denken, den Weg erleuchtet, während der Glaube wächst, auch wenn es dunkel ist. Man kann auch im Dunkeln vorwärts gehen!

Das befreit uns von der Unterwürfigkeit, die klein macht und einschüchtert, die geizig, klerikal, konservativ macht. Judit schwächte den arroganten Herrn durch ihre Schönheit und lehrt: „Wer den Herrn fürchtet, der ist groß für immer.“ Groß: dazu muss man die Herausforderung akzeptieren, die Welt besser zu machen. Mit bloßen Händen und dem Wort: Es sind die Werkzeuge des Evangeliums, und das sind die besten. Judit sagt: „Die einen stimmten den Schlachtruf an… Die Meinen waren schwach – sie aber packte Entsetzen“ (16,11). Es ist die Kraft der Demütigen und Armen.

Ich möchte sagen und dabei Ihnen kein Kompliment machen, sondern die Wahrheit sagen, dass sich ein großes Volk auf den Weg gemacht hat, seit Sie in Evangelii Gaudium den Vorschlag gemacht haben, auf die Straße hinauszugehen, aus den Institutionen, den Sakristeien, den Pastoralplänen, der Selbstbezogenheit, der Ichbezogenheit, aus unserer Reinheit. Man sieht viele Leute, die gern Gutes tun möchten, es gibt Ressourcen und Energien, nicht nur Wut, sondern viel Liebe. Das schenkt Hoffnung und Freude.

In dieser Perspektive fühlt sich Sant’Egidio nicht als eine Gemeinschaft der Vollkommenen (wie könnten wir auch?), sondern als Gemeinschaft des Volkes, vielleicht klein aber grenzenlos, weil sie sich vom Leid in der Nähe und in der Ferne ansprechen lässt. Die Wut und die Ichbezogenheit werden geheilt, wenn wir mit Sympathie unterwegs sind, Rechenschaft geben für die Hoffnung und helfen, den Armen zu begegnen, die wahre Lehrer der Lebenswahrheit sind. Das ist die Freude des Evangeliums, die wir empfinden.

Die Zeit der Wut kann zur Zeit der Geschwisterlichkeit und des Geistes werden. Sie sagten zu uns in Assisi 2016: Wir „glauben an eine brüderliche Welt und erhoffen sie“. Ein einfacher, aber grundlegender Traum. Dann fügten Sie hinzu: „Unsere Zukunft ist das Zusammenleben. Daher sind wir aufgerufen, uns von den schweren Bürden des Misstrauens, der Fundamentalismen und des Hasses zu befreien.“ Das ist kein unmögliches Programm: Es ist vielmehr ein Aufruf des Seufzens der Armen, der Völker und der Länder. Unser Gebet vereint sich mit diesem Seufzen hier in dieser Basilika und an allen Orten, wo wir sind. Das Zusammenleben der Völker für eine geschwisterliche Welt in Peripherien und Städten macht eine Revolution möglich, wenn wir vom Herzen und vom Evangelium ausgehen. Unser Freund, der orthodoxe Theologe Olivier Clément sagte: „Die einzigen kreativen Revolutionen der Geschichte geschahen durch die Verwandlung der Herzen.“ Die Kirche unterstützt uns als Mutter der Hoffnung. Und Sie, Heiliger Vater, durch Ihr Wort seit fünf Jahren. Christus, der uns von oben her im Mosaik mit zärtlichen Augen anblickt und seine Mutter in einer Umarmung an sich drückt, macht dies möglich. Vielen Dank!

Übersetzung: Pressestelle Sant’Egidio

Papst Franziskus an die Gemeinschaft Sant’Egidio: Geht in Kühnheit weiter auf diesem Weg

Frei gesprochene Worte

Guten Abend … nicht unbedingt gut! Dr. Impagliazzo hat gesagt, dass Rom offene Türen hat, aber auch der Himmel hat offene Türen und alles Wasser heruntergegossen und macht uns nass! Aber immer offene Türen! Danke, danke, dass ihr gekommen seid. Danke, dass ihr hier seid, und danke für eure Großzügigkeit. Hier im Inneren ist Großzügigkeit. Auch das Herz ist offen, das offene Herz für alle, alle, alle! Ohne Unterschied: „Der gefällt mir, der gefällt mir nicht; das ist ein Freund, das ist ein Feind …“. Nein. Alle, alle! Das offene Herz für alle. So geht das Leben voran. Ich danke euch sehr und ich wünsche euch das Beste, jedem von euch, euren Familien und auch euren Träumen. Möge der Herr euch segnen. Betet für mich. Vielen Dank!

 

Rede des Heiligen Vaters in der Basilika Santa Maria in Trastevere

Liebe Freunde,

Die Ängste wenden sich oft gegen den Fremden, der anders ist als wir, gegen den Armen, als sei er ein Feind.“
vielen Dank für Eure Gastfreundschaft! Ich freue mich, hier bei Euch zu sein zum fünfzigsten Jahrestag der Gemeinschaft Sant’Egidio. Aus dieser Basilika Santa Maria in Trastevere, dem Herzen Eures täglichen Gebetes, möchte ich Eure Gemeinschaften überall auf der Welt umarmen. Ich grüße Euch alle, vor allem Prof. Andrea Riccardi, der die glückliche Intuition dieses Weges gehabt hat, und den Präsidenten Prof. Marco Impagliazzo für die Worte zur Begrüßung.

Ihr wolltet kein Fest veranstalten, um nur die Vergangenheit zu feiern, sondern vor allem um in Freude die Verantwortung für die Zukunft zu bekunden. Das verweist auf das Gleichnis von den Talenten im Evangelium, das über einen Mann spricht, der „auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an“ (Mt 25,14). Auch jedem von uns wird in jedem Lebensalter zumindest ein Talent anvertraut. Darauf steht das Charisma dieser Gemeinschaft geschrieben, ein Charisma, das ich bei meinem Besuch hier 2014 in diesen Worten zusammengefasst habe: Gebet, Arme und Frieden. Die drei „P“. Dann fügte ich hinzu: Und wenn ihr so vorangeht, dann tragt ihr dazu bei, im Herzen der Gesellschaft das Mitleid wachsen zu lassen – was die wahre Revolution ist, die des Mitleids und der Zärtlichkeit –, die Freundschaft wachsen zu lassen an Stelle der Spukgestalten von Feindschaft und Gleichgültigkeit“ (Begegnung mit den Armen der Gemeinschaft Sant’Egidio, 15. Juni 2014). Gebet, Arme und Friede: Das ist das in fünfzig Jahren gereifte Talent der Gemeinschaft. Das empfangt ihr heute erneut in Freude. Im Gleichnis vergräbt ein Diener das Talent jedoch in der Erde und rechtfertigt es folgendermaßen: „Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt“ (V. 25). Dieser Mann war nicht in der Lage, das Talent für die Zukunft einzusetzen, weil er Rat bei der Angst gesucht hat.

Die heutige Welt ist oft von Angst beherrscht – auch von Wut, wie Professor Riccardi sagte, die eine Schwester der Angst ist. Es ist eine alte Krankheit: in der Bibel wird oft der Aufruf wiederholt, sich nicht zu fürchten. Unsere Zeit kennt viele Ängste angesichts der weiten Dimensionen der Globalisierung. Die Ängste wenden sich oft gegen den Fremden, der anders ist als wir, gegen den Armen, als sei er ein Feind. Man entwirft auch Entwicklungspläne der Nationen im Hinblick auf die Bekämpfung dieser Personen. Daher verteidigt man sich gegen diese Menschen in der Meinung, das zu bewahren, was wir haben oder was wir sind. Die Atmosphäre der Angst kann auch die Christen anstecken, wenn sie wie dieser Diener im Gleichnis das empfangene Geschenk verbergen: Man setzt es nicht für die Zukunft ein, man teilt es nicht mit den anderen, man bewahrt es für sich: „Ich gehöre zu dieser Vereinigung… ich gehöre zu dieser Gemeinde“; man „schminkt“ das Leben damit und setzt das Talent nicht ein, damit es Frucht bringt. Wenn wir allein sind, werden wir schnell von der Angst ergriffen. Doch euer Weg führt euch dazu, gemeinsam auf die Zukunft zu blicken: nicht allein, nicht für sich. Gemeinsam mit der Kirche. Ihr habt vom wichtigen Impuls für ein gemeinsames Leben und für ein Dasein als Volk Gottes Nutzen gezogen, wie es das Zweite Vatikanische Konzil lehrt: „Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen“ (Lumen gentium 9). Eure Ende der 60er Jahre entstandene Gemeinschaft ist eine Tochter des Konzils, seiner Botschaft und seines Geistes.

Eure Ende der 60er Jahre entstandene Gemeinschaft ist eine Tochter des Konzils, seiner Botschaft und seines Geistes.
Die Zukunft der Welt erscheint unsicher, das wissen wir, das spüren wir täglich in den Fernsehnachrichten. Denkt daran, wie viele Kriege im Gange sind! Ich weiß, dass ihr für den Frieden betet und arbeitet. Wir denken an die Leiden des syrischen Volkes, das geliebte und gepeinigte syrische Volk, von dem ihr durch die „humanitären Korridore“ Flüchtlinge in Europa aufgenommen habt. Wie ist es möglich, dass man nach den Tragödien des zwanzigsten Jahrhunderts erneut derselben absurden Logik verfallen kann? Doch das Wort des Herrn ist Licht in der Finsternis und schenkt Friedenshoffnung; es hilft uns, auch angesichts der Mächte des Bösen keine Angst zu haben.

Ihr habt die Worte des Psalms aufgeschrieben: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ (119,105). Wir haben das Wort Gottes mit freudigem Sinn in unserer Mitte aufgenommen. In diesem Geist habt ihr aufgegriffen, was ich allen Gemeinden am Ende des Jubiläums der Barmherzigkeit vorgeschlagen habe: ein Sonntag im Jahr möge dem Wort Gottes gewidmet werden (vgl. Apostolisches Schreiben Misericordia et misera, 7). Das Wort Gottes hat Euch in der Vergangenheit vor der Versuchung der Ideologie bewahrt und befreit Euch heute von der Einschüchterung durch die Angst. Daher ermutige ich Euch, immer mehr die Bibel zu lieben und zu suchen. Jeder wird in ihr die Quelle der Barmherzigkeit zu den Armen, zu den vom Leben und vom Krieg Verwundeten findet.

Das Wort Gottes ist die Leuchte, mit der die Zukunft auch dieser Gemeinschaft betrachtet werden muss. In seinem Licht kann man die Zeichen der Zeit deuten. Der selige Paul VI. sagte: „Die Entdeckung der ‚Zeichen der Zeit‘ […] ergibt sich aus einer Beschäftigung des Glaubens mit dem Leben“, sodass „die Welt für uns zu einem Buch wird“ (Generalaudienz, 16. April 1969). Dieses Buch muss mit dem Blick und dem Herzen Gottes gelesen werden. Das ist die Spiritualität des Konzils, das ein großes und aufmerksames Mitgefühl mit der Welt lehrt. Seit Eure Gemeinschaft entstanden ist, ist die Welt „global“ geworden: Wirtschaft und Kommunikation haben sich sozusagen „vereinigt“. Doch für viele Menschen, vor allem für die Armen wurden neue Mauern errichtet. Die Unterschiedlichkeit wird zum Anlass für Feindseligkeit und Konflikte; es muss noch eine Globalisierung der Solidarität und des Geistes geschaffen werden. Die Zukunft der globalen Welt ist das Zusammenleben: dieses Ideal erfordert den Einsatz zum Aufbau von Brücken, der Dialog muss gepflegt und gegenseitige Begegnung fortgesetzt werden.

Das ist nicht nur eine politische oder organisatorische Angelegenheit. Jeder ist aufgerufen, das eigene Herz zu ändern und einen barmherzigen Blick gegenüber dem anderen einzunehmen, um Erbauer des Friedens und Prophet der Barmherzigkeit zu werden. Der Samariter im Gleichnis sorgte sich um den halbtoten Mann auf der Straße, weil er ihn sah und Mitleid hatte (vgl. Lk 10,33). Der Samariter hatte keine besondere Verantwortung für diesen verwundeten Mann, er war ein Fremder. Doch er verhielt sich wie ein Bruder, denn er hatte einen barmherzigen Blick. Der Christ ist aufgrund seiner Berufung ein Bruder für jeden Menschen, vor allem wenn er arm ist und auch wenn er ein Feind ist. Sagt niemals: „Was habe ich damit zu tun?“ Das ist doch eine Ausrede, um sich die Hände zu waschen! „Was habe ich damit zu tun?“ Ein barmherziger Blick nimmt uns in die Pflicht, um die kreative Kühnheit der Liebe zu leben, die so dringend benötigt wird! Wir sind Geschwister von allen und daher Propheten für eine neue Welt; und die Kirche ist ein Zeichen der Einheit der ganzen Menschheit unter den Völkern, Familien und Kulturen.

Die Kühnheit ist nicht der Mut eines Tages, sondern die Geduld einer täglichen Mission in der Stadt und weltweit.
Ich möchte, dass dieser Jahrestag ein christlicher Jahrestag sei, keine Zeit, um Ergebnisse oder Schwierigkeiten abzuwägen. Es ist nicht die Zeit für Bilanzen, vielmehr ist der Glaube aufgerufen, zu einer neuen Kühnheit für das Evangelium zu werden. Die Kühnheit ist nicht der Mut eines Tages, sondern die Geduld einer täglichen Mission in der Stadt und weltweit. Es ist die Mission, in Geduld das menschliche Umfeld der Peripherien wieder zusammenzufügen, das durch Gewalt und Verarmung zerrissen wurde. Es ist die Mission, das Evangelium durch persönliche Freundschaft weiterzugeben und zu zeigen, dass ein Leben wirklich menschlich wird, wenn es mit den Ärmsten gelebt wird. Es ist die Mission, eine Gesellschaft zu schaffen, in der niemand mehr fremd ist. Es ist die Mission, die Grenzen und Mauern zu überwinden, um Einheit zu schaffen.

Setzt heute diesen Weg mit noch mehr Kühnheit fort. Seid weiter den Kindern der Peripherien durch die Schulen des Friedens nahe, die ich besucht habe; seid den alten Menschen weiter nahe, die manchmal weggeworfen werden, die für Euch jedoch Freunde sind. Öffnet weitere humanitäre Korridore für diejenigen, die vor Krieg und Hunger fliehen. Die Armen sind Euer Schatz! Der Apostel Paulus schreibt: „Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch […] ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott“ (1 Kor 3,21.23). Ihr gehört Christus! Das ist die tiefe Bedeutung Eurer Geschichte bis heute, vor allem ist es der Schlüssel, mit dem die Zukunft angegangen werden kann. Gehört immer Christus im Gebet, in der Sorge um seine kleinsten Geschwister, in der Suche nach Frieden, denn Er ist unser Friede. Er wird mit Euch gehen, er wird Euch beschützen und führen! Ich bete für Euch, und ihr betet für mich. Vielen Dank.

 

Eigene Übersetzung von Sant’Egidio

 

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