Veröffentlicht am 2015-07-23 In Kirche - Franziskus - Bewegungen

Die Franziskus-Revolution

LATEINAMERIKA, Jorge Armas, Generación Francisco [Generation Franziskus] •

Bañado Norte in Asunción, wo mehr als 30.000 Menschen leben, ist eines der vielen Stadtviertel in Lateinamerika, wo man die „existentiellen Peripherien und den ‚sozialen Müll‘ deutlich sehen kann, den eine „Zivilisation, die zu weit gegangen ist“, produziert hat, wie auch das Gegenteil dessen, das aus dem Besten der Menschen kommt: radikal humanes, gutnachbarschaftliches Verhalten aus der Verpflichtung zu Solidarität und tiefem Glauben.

Papst Franziskus hatte versprochen, seine Brüder in Bañado zu besuchen, egal ob es donnern und blitzen würde. Und das tat er!

Beim Betreten einer der Blechhütten umarmte ihn ein 85jähriger alter Mann und sagte mit Tränen in den Augen: „Ich habe mein ganzes Leben lang auf dich gewartet.“

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Dieser Satz in diesem „Amerika mit indigenen Wurzeln, das zu Jesus Christus betet und spanisch spricht“, wie der Dichter Rubén Darío vor mehr als hundert Jahren gesagt hat.

Papst Franziskus kam, um eine alte Schuld an diese leidenden Regionen zurückzuzahlen.

Er kam, um in seiner Person die katholische Kirche in eine Wiederbegegnung mit dem Glauben, der Geschichte und das Gedächtnis dieser Völker zu führen, die von einem Abendland, das sie erobert, ausgebeutet und dann weggeworfen hat, absichtlich an den Rand geschoben wurden.

Denn Papst Bergoglio kam nicht nur als Lateinamerikaner, sondern auch, und zuerst, als Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi, um allen zu verkünden, dass sie nicht nur ein wichtiger Teil der Kirche sind, sondern dass „sie die Kirche sind“.

Mehr noch als das, sie sind die reale Zukunft der Kirche und ihre unbedingt notwendigen Teilnehmer. Er wird nicht müde zu sagen, dass „Jesus seine Kirche unter den Armen gegründet hat“.

Aus dieser Vision heraus geht es ihm darum, dass sich die politischen, sozialen, kulturellen, finanziellen und produktiven Strukturen verändern, die Beziehungen zur „Mutter Erde“, und, natürlich, die religiöse Strukturen, wo es solche gibt, die wegschauen oder sich „wegzappen“, wenn sie mit der harten Wirklichkeit ihrer Brüder und Schwestern konfrontiert werden.

Von der Planung der Reise an ging es Franziskus sowohl im realen wie symbolischen Sinn um eine tiefe „revolutionäre“ Intention.

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Er wollte nicht nur weiterhin die Jugend und die Ausgegrenzten ermutigen, „Durcheinander zu machen“, sondern er wollte persönlich deutlich zeigen, wie auf diesem Kontinent „Durcheinander zu machen“ ist. Er wollte dem von ihm propagierten „Durcheinander“ Leib und Seele geben.

Die drei ausgewählten Länder, Ecuador, Bolivien und Paraguay, haben einige gemeinsame Merkmale und einige Unterschiede, die jedem von ihnen ihre einmalige Charakteristik geben.

Die drei Länder sind zuerst einmal Peripherie im Vergleich zu dem Rest der Region, da sie nicht Teil der zentralen Dynamik der südamerikanischen Realität zu sein scheinen. Allerdings sind die drei Länder wichtige geo-politische und kulturelle Enklaven in dem Subkontinent.

Sie sind ohne Zweifel „Schlüsselländer“, die sehr wichtig sind in ihren unterschiedlichsten Realitäten, die Auswirkungen auf die umliegenden Länder haben.

Die Spanier, die eine große Kompetenz für imperiale Konzeptionen hatten, legten großen Wert auf zwei von ihnen, die zum Ausüben der Macht der Halbinsel dienten: die Schaffung der ‚Audiencias‘ [Gerichtsbarkeiten] – die Charcas-Audiencia in Hoch-Peru, dem heutigen Bolivien, und die Audiencia von Guayaquil, das ist heute Ecuador.

Unter Berücksichtigung der Besonderheiten von Asunción – Mutter aller Städte und Sitz der Volks-Mission der Jesuiten – organisierten sie diese als Gobernación, als Regierungsbereich.

Mit dem Beginn der Unabhängigkeit, der Schaffung moderner Staaten und der Integration des angelsächsischen kapitalistischen Modells, wurden Bolivien und Ecuador stark ausgebeutet und dann weggeworfen, als sie nicht länger benötig wurden.

Dem kultivierten und fortschrittlichen Paraguay hingegen wurde im 19. Jahrhundert – mit dem Krieg des Dreierbundes – jegliche Entwicklungsmöglichkeit im neuen Kapitalismusmodell verwehrt.

In diesen Tagen ging Papst Franziskus an die Peripherien, um die große Religiosität dieser Völker zu bestärken, ihre unbeugsamen Kämpfe zu begleiten und sie zu ermutigen, ihre Werte hochzuhalten und vor allem, weiter kraftvoll ein Volk zu sein.

Mit seinem Besuch bestätigte Franziskus das Christentum als revolutionäre Empfehlung, indem er zum Herzen der Völker sprach als dem zentralen Ort, wo Christus Fleisch annehmen kann in diesem „tiefgreifenden Wandel der Zeit“.

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Original: Spanisch, Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

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