Veröffentlicht am 2015-06-21 In Dilexit ecclesiam, Kirche - Franziskus - Bewegungen

Ein Riesenschritt für die Laien

Chile, von Bárbara Brain •

Vom Titel bis zur täglichen Praxis haben sich im vergangenen April mit der Ernennung eines Ehepaares in eine Position, die in der Regel von einem Priester besetzt ist, die Dinge in der Kirche von Santiago geändert. Das „Vikariat für die Familienpastoral“ wurde zu „Bischöflichen Delegierten – ja, Plural – für die Familienpastoral“, und es ist nicht mehr das Vikariat, sondern die „Bischöfliche Delegation“ für dieses Thema zuständig, auch wenn Funktion und Bereich erhalten bleiben. José Manuel Borgoño und Mónica Undurraga sind das Ehepaar, das für diese Aufgabe verantwortlich ist. Sie sind seit 41 Jahren verheiratet, Eltern von sechs Kindern, fünf Enkelkindern, und auch aktive Mitglieder in der Schönstatt-Familienbewegung in Santiago – Cordillera.

Dass zum ersten Mal bei der Konferenz der Vikariate der Kirche von Santiago eine Frauenstimme erklang, ist nur ein Symbol dessen, was Mónica als „eine enorme Öffnung und Möglichkeit für die Laien“ definiert. Der hervorragende Empfang, der den beiden von den übrigen Bischofsvikaren (17 insgesamt, zuständig für Gebiete wie für besondere Aufgaben) bereitet wurde, zeigt, dass die Kirche konkrete Schritte in dieser Richtung unternimmt.

Die Anwesenheit von Ehepaar Borgoño Undurraga stößt auch bei den Pfarrern und Seelsorgern auf große Akzeptanz. Nähe ist zu spüren durch ihre Anwesenheit, ihre Erfahrungen, durch die Ergänzung als Mann und Frau und ihre warme, offene Art zu reden.

Unser Ziel ist es, alle zu erreichen, die als Familie leben foto 1 jornada

Die Aufgabe, der sie gegenüberstehen, ist enorm. Die Realität der katholischen Familien in Chile würde den Heiligen Alberto Hurtado erblassen lassen, wenn er heute eine Antwort erhielte auf seine Frage „Ist Chile ein katholisches Land?“

Von allen Ehen, die standesamtlich geschlossen wurden, annähernd 60.000 pro Jahr, werden nur 20 % bis 30 % der Paare auch kirchlich getraut. Und man muss bedenken, dass etwa genauso viele oder noch mehr als standesamtliche getraute Paare in Lebensgemeinschaften ohne Trauschein leben.

Aber das Ehepaar Borgoño Undurraga hat keine Sorge. „Es geht nicht um eine Krise der Kirche oder ähnliches“, bekräftigt José Manuel. „Diese Generation hat verstanden, dass das Eheleben nicht einfach ist, und dass die Möglichkeit des Scheiterns groß ist. So ziehen einige vor ‚es zu versuchen‘, zuerst ohne Papiere, oder vielleicht mit Papieren, die gelöst werden können, wenn es das ist, was sie in der Zukunft entscheiden. Weil das Ehesakrament für immer ist, verpflichten sie sich nicht … Die Zahlen müssen als Prozess gesehen werden, denn viele von denen, die zusammenleben, sind diejenigen, die später standesamtlich heiraten und manchmal auch kirchlich heiraten wollen.“

Sie scheuen nicht nur nicht zurück, sondern sie streben auch nach dem höchsten Ziel: „Unser Ziel ist es, alle zu erreichen, die ohne irgendeine Legitimation als Familie leben, damit sie Familie voll und ganz leben können und damit sie die Person Christi kennen lernen, und dass sie verstehen, diesen Weg zu einem erfüllteren Leben zu gehen. Unser Ziel ist es, diese Familien zu begleiten und sie zu motivieren, eine Hauskirche zu erfahren, die sich auf andere ausweitet“, erklärt Mónica.

Eine Arbeit auf Tuchfühlung

Und an erster Stelle etablieren sie einen Weg, der mit Ehevorbereitung beginnt. Der ist natürlich nicht nur ein Konzept für verlobte Paare, sondern unterstützt Menschen von Kindheit und Jugend an und macht es ihnen möglich, ein Modell von erfülltem Leben anzustreben, das im Fall von Familien erreicht wird durch das Ehesakrament. Während der Zeit der Vorbereitung auf die Ehe kann man ihnen das notwendige Werkzeug geben, diese Zukunft in Gemeinschaft mit der Gnade zu bauen, aber die Arbeit muss lange vorher beginnen“, stellte Mónica klar.

Dann, so hoffen sie, wird die Arbeit der Begleitung von Familien, die schon gebildet sind, folgen und an die Pfarrei gegeben. Dort sind pastorale Mitarbeiter geschult, Familien, die zur gleichen Zeit andere Familien beeinflussen und so eine Welle erzeugen, die die Herzen Vieler füllen, den Herzenswunsch nach einem besseren Leben wecken kann.

Angesichts der Realität wissen sie, dass die Aufgabe langsam geht, wie Papst Franziskus sagen würde, eine Arbeit auf Tuchfühlung, und dass die Familie das als Hauskirche durchführen sollte. José Manuel fasste die vier Aufgabenbereiche dieser kleinen evangelisierenden Kirche zusammen: die Familie teilt (übermittelt den Glauben); sie feiert (Gottes Spuren in der eigenen Geschichte); sie dient (innen wie auch in ihrer Umgebung); und sie ist gemeinschaftsbezogen (sie lehrt in Gemeinschaft zu leben).

Von Pater Kentenichs „Dilexit Ecclesiam“

So ist die Einladung, eine Familie zu sein und zu bilden, unser eigenes Charisma zu sichern. Es ist eine Einladung die alle christlichen Bewegungen umfasst und für Schönstatt im Besonderen, mit dem zu arbeiten, was wir kennen wissen und was uns eigen ist. Mit dem Versuch, als Hauskirche im missionarischen Sinn zu leben, rudern wir auf der richtigen Seite. Unter dem gleichen Schirm der Kirche und der Gemeinde fordern uns die Pastoralen Delegierten auf, alle Glieder unserer Bewegungen anzuregen, in vorhandenen pastoralen Einheiten (Schulen, Gemeinden, Stiftungen etc.) teilzunehmen, um uns zu mehr Bewusstsein als Christen einzuüben, und so als pastorale Mittler, unsere Arbeitsmodelle und unsere pädagogischen Methoden mitzuteilen an den Orten, wo wir unser Apostolat ausführen, und uns zur Verfügung zu stellen zu einer koordinierten Arbeit mit anderen pastoralen Vertretern.

Für Schönstatt ist die Einladung auch direkt, „das Werk fortzuführen als Dienst für die Kirche mit so viel Liebe, wie wir haben, um jetzt das Herz der Kirche zu sein, wie Pater Kentenich es wünschte. Die Pfarrgemeinden brauchen uns besonders“, sagte José Manuel. „Die Kirche hat uns die Tür geöffnet.“

Quelle: Vínculo, Zeitschrift der Schönstatt-Bewegung in Chile, Mai 2015
Original: Spanisch. Übersetzung: Ursula Sundarp, Dinslaken, Deutschland

 

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