Veröffentlicht am 2015-04-13 In Kirche - Franziskus - Bewegungen

Maria des Bundes, Gestalterin von Begegnung

P. Alexandre Awi Mello • Hört man die Worte von Papst Franziskus, ist es unmöglich, nicht an die Bündniskultur zu denken, die Schönstatt der heutigen Welt als Ausdruck seines Charismas anbieten möchte. Im Jahr 2009 traf sich die internationale Schönstattfamilie zu Beginn der Vorbereitungen auf das 100jährige Jubiläum. Aus diesem Anlass formulierten die Vertreter aus 32 Ländern die “Botschaft 2014”, in der es heißt: “ Wir nehmen wahr, wie das Liebesbündnis fähig ist, eine Kultur zu gestalten, die auf die Nöte der Zeit in allen Lebensbereichen Antwort geben kann.

‘In allen Lebensbereichen’ bedeutet: im Bereich der Familie, auf dem Gebiet der Arbeit, in der Kirche, in der Bewegung, in der Gemeinde. Mit anderen Worten: Das Liebesbündnis mit Maria hilft uns, eine Kultur zu schaffen für das Bündnis mit Gott, mit den Menschen und mit der Welt. Der Beitrag Schönstatts für Kirche und Welt ist ein Liebesbündnis, das sich auf dem Gebiet der Kultur ausdrückt. Es handelt sich um die kulturelle Sendung Schönstatts für die kommenden Jahrhunderte, für die neueste Zeit, wie es P. Kentenich uns auftrug.

Die Ebene „Bund“ hat eine stark biblische und heilsgeschichtliche Dimension. Nichts weniger als die ausgewählten Worte Gottes, um seine Liebesbindung an die Menschen zu benennen. Um Seinen Liebes- und Erlösungsplan mit den Menschen zu offenbaren, schafft Gott einen Bund. Zuerst schließt er einen Bund mit Noah (vgl. Gen 9,9), danach mit Abraham und den Patriarchen Israels (vgl. Gen17, 7; Ex 2,24). Trotz der Untreue des Menschen erneuert Jahwe immer wieder den Bund, wie es unter Mose geschah (vgl. Ex 6,5) und mit allen Propheten.

Der Bundesgott ist der Gott der Nähe, der Gott der Liebe und Treue, der seinem Volk entgegen geht, der Emanuel, der “Gott-mit-uns”. Er bat das Volk, dass es diesem Bund folgen möge, damit es einen Lebensstil habe, damit es eine vom Bündnis geprägte Kultur schaffe. Als dies nicht geschah, wurde Gott Mensch, und schließlich erschafft er den “neuen und ewigen Bund” durch das Blut Christi (vgl. 1 Kor 11,25) und Er trug den Menschen auf, einander so zu lieben, wie Er sie geliebt hat (vgl. Jo 15,12). Dem Brief an die Hebräer zufolge, schrieb Gott seine Gesetze in den Geist und die Herzen der Christen ein (vgl. Hebr. 8,10), damit das Volk einen Lebensstil findet.

Gott fördert eine Bündniskultur und Liebesbindungen, die das konkrete tägliche Leben des Menschen und der Gemeinschaften gestalten. Es soll auch das öffentliche und soziale Leben in Wirtschaft, Politik, in der Medienwelt und Erziehung prägen. All diese Gebiete können bereichert werden durch die Beziehungen im Bündnis, im Dialog, in Solidarität und Liebe; denn sie beeinflussen die Kultur, drücken sich in ihr aus und formen sie.

Als Gott am 18. Oktober 1914 mit dem Charisma P. Kentenichs erneut die Initiative ergriff, durch das Liebesbündnis mit Maria seinen Bund mit den Menschen zu erneuern, handelte Er nach denselben Gesetzen, die er immer betont: die Kultur der Liebe, gekennzeichnet durch die Liebesbindungen an Ihn und mit den Menschen untereinander.

Wichtig ist ebenfalls, den anthropologischen Wert der Bundesebene hervorzuheben. Im erweiterten Blickfeld hat er ebenfalls fundamentale kulturelle Kräfte, da er wesentliche anthropologische Elemente einschließt. Ein Element ist gerade das, was auf der “Pastoral-Ebene” durch Papst Franziskus so betont wird: die Begegnung. Ein Bündnis schließt eine Begegnung zwischen zwei oder mehreren Personen ein, die sich in einer doppelten Dimension – der Identität und der Beziehung – gegenseitig ausliefern. Es handelt sich jeweils um eine Person, einmalig und originell, die in Beziehung tritt zu einer anderen. Schon daraus ergibt sich, dass ein Bündnis in Freiheit geschlossen wird und gleichzeitig Verpflichtung und Verantwortungsbewusstsein erfordert. Aus menschlicher Sicht schließt das auch die Umkehrung ein, mit gegenseitigen Rechten und Verpflichtungen. Wenn dieser Bund, ein Bund “der Liebe” ist, übersteigt das die rechtliche Ebene, das heißt, es entwickelt sich eine Gegenseitigkeit und tiefere Verbindung, eine Solidarität, die Weg- und Herzensgemeinschaft ist. Die Kultur des Liebesbundes ist deshalb eine Kultur der Bindungen.

Begegnung zwischen Schönstatt und Papst Franziskus

Das, was Papst Franziskus mit ‘Kultur der Begegnung’ ausdrückt, eine Kultur des Entgegengehens, – bedeutet im Wortspiel – was in Schönstatt “Bündniskultur” heißt. Aus meiner Sicht ist die Ebene ‘Bund’, ‘Bündnis’ theologisch betrachtet, tiefer, reicher und umfassender. Das Wort Begegnung jedoch könnte vom Volk allgemein leichter verstanden werden, könnte jedoch auch Gefahr laufen, nicht in seiner Tiefe so umfangreich verstanden zu werden, wie Papst Franziskus es sieht.

Für den Papst ist Begegnung eine Wirklichkeit von großer theologischer Bedeutung. Im Grunde hat es dieselbe Bedeutung wie Bündnis. Die Erschaffung des Menschen kennzeichnet eine Initiative Gottes, der mit dem Menschen in Freiheit eine Liebesbegegnung wünscht. Von seiner Seite sucht der Mensch in seinem Leben die volle Begegnung mit Gott, und nur diese Begegnung erfüllt ihn vollkommen, wie der hl. Augustinus sie am Anfang seines Buches ‘Bekenntnisse’ beschreibt. In der christlichen Spiritualität führt die Liebesbegegnung mit Gott zur Liebesbegegnung mit dem Nächsten, und umgekehrt. Die Liebe führt beiderseitig zu tiefen Bindungen, zu einer Solidarität, die Weg- und Herzensgemeinschaft wird.

Das Denken Papst Franziskus folgt den Hinweisen seines Vorgängers Papst Benedikt XVI, für den “am Beginn des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern ein Ereignis, die Begegnung mit einer Person, die dem Leben einen neuen Horizont schenkt, und damit eine Zielrichtung” (Gott ist die Liebe, Nr.1). Die Herausforderung von Papst Franziskus ist es, eine solidarische Kultur in der heutigen Welt zu schaffen, die heutige Kultur mit Erfahrungen der Begegnungen zu vertiefen. Das besagt, eine Lebensweise zu fördern mit Formen, Bräuchen, Sprachen, Traditionen und Symbolen, die diese Kultur für Jahrhunderte kennzeichnen.

Egal wie man es benennt, Kultur der Begegnung oder Bündniskultur, die Herausforderung ist dieselbe: die heutige Kultur zu befruchten mit Banden der Liebe, tiefen Bindungen, durch die sich die Herzen mit Gott und untereinander verbinden und sich erleben im gegenseitigen Liebesbündnis und im Bündnis mit Gott.

Maria vom Bündnis, Gestalterin der Begegnungen

Durch Erfahrungen und aufgrund des Charismas kennt Schönstatt den besten Weg, um diese Kultur lebendig werden zu lassen: Maria, der auserwählte Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Das Dokument von Puebla spricht über die kulturelle Bedeutung Marias: Eine “Kirche, die mit neuer Leuchtkraft und fester Entscheidungskraft die Kultur im Volk von Grund auf, von der Wurzel her, neu evangelisieren möchte, greift zurück auf Maria, damit das Evangelium stärker Fuß fassen, stärker Herz des lateinamerikanischen Volkes werden kann” (Nr. 303).

Die Gegenwart Marias in den Herzen der Menschen und in der Geschichte des Volkes hat die Erfahrung der Begegnung ermöglicht, und den Menschen die Gelegenheit gegeben, sich als Familie zu fühlen. Sie lässt ebenfalls eine Kultur der Begegnung, des Bündnisses, der Vereinigung wachsen, wie das Dokument von Aparecida bestätigt, das von Bergoglio unterzeichnet wurde: “Wie in der natürlichen Familie, so wächst die Kirchen-Familie um eine Mutter herum, die ‘Seele’ und Zärtlichkeit ist, und familienhaftes Zusammenleben erzeugt. Maria, Mutter der Kirche – ist außer Modell und Paradigma der Menschheit – die Gestalterin der Vereinigung” (Dok. Ap. 268).

Wie Schönstatt, so betont auch Aparecida Marias Erziehungsauftrag in diesem Prozess der kulturellen Übertragung – ganz die Aufgabe einer Mutter: “Sie gestaltet Gemeinschaft und erzieht zu einem Lebensstil des Teilens und solidarischen Verhaltens in Geschwisterlichkeit, in Aufmerksamkeit und Achtung des Anderen, besonders den Armen und Bedürftigen gegenüber. In unseren Gemeinschaften hat ihre starke Gegenwart die mütterliche Dimension der Kirche bereichert und wird sie weiter bereichern, und ihre beheimatende Haltung hat die Kirche ‘in Haus und Schule der Vereinigung (Comunio)’ umgewandelt, und den geistlichen Ort für die Sendung vorbereitet ” (ebd. 272) Darum “ist (Maria) die unverzichtbare und ausschlaggebende mütterliche Gegenwart bei der Gestaltung eines Volkes von Brüdern und Schwestern, von Schülern und Missionaren ihres Sohnes”(ebd. 524).

Möge Maria, die Gestalterin der Begegnung und des Bundes, der Kirche helfen, dem Aufruf und dem Zeugnis von Papst Franziskus zu folgen beim Aufbau einer Zivilisation der Liebe. Und mögen die Menschen, die sich in Schönstatt im nächsten Jahrhundert und für die nächsten Jahrhunderte binden, ihr Liebesbündnis mit Maria fortsetzen, um mit IHR Ihre Sendung zu erfüllen. audiencia-jubilar07

Quelle: Zeitschrift Tabor em Páginas (nº 89)

Original: Portugiesisch. Übersetzung: Mechthild Jahn und Renate Dekker, Florianópolis, Brasilien

 

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